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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Cementstahlfabrikation.
Arbeit. Er braucht keine lange Brennzeit, ist aber nicht empfindlich
darin. Reaumur erklärt diese Vorzüge aus der Struktur, die eine
Durchdringung und Verteilung des wirksamen Agens erleichtern,
auch sei der feinkörnige Grundstoff schon als natürlicher Stahl an-
zusehen.

Das Eisen der 5. Gruppe, zu dem namentlich das Quadrateisen
(les quarrillons) von der Champagne und von Nivernois gehören, be-
darf einer langen Brennzeit zur Stahlverwandlung, woran das gröbere
Korn Schuld ist; dagegen kann die Mischung schwächer sein als bei
Gruppe 4. Der Stahl ist grau und gut schmiedbar. Bei dieser
Eisenart finden sich oft Stangen, die schon sehr hart sind und sich
nur schwer schmieden lassen. Diese muss man aushalten, da sie sich
nur sehr langsam brennen. "Allerdings habe ich aus derartigen
Stäben von Berry den härtesten und feinsten Stahl, der sich sehr
leicht verarbeiten liess, erhalten. Dagegen lässt sich das Harteisen
(fer fort) von Foix, das eigentlich schon ein grober Naturstahl ist,
durch Cementation nicht zu feinem Stahl umwandeln."

Das Eisen der 6. Gruppe, das weder blätterig noch körnig ist,
giebt ungleichen Stahl, der sich oft nur schwer bearbeiten lässt. Man
schmiedet es am besten zuvor um, wobei man meist sehniges Eisen
erhält.

Dieses Eisen der 7. Gruppe giebt, wenn es frei von Rotbruch ist,
ausgezeichneten Stahl, der viele "Körper" hat, d. h. der viele Hitzen
erträgt, ohne sich zu verändern. Dieser bedarf der längsten Brenn-
zeit, was zum Teil daher kommen mag, dass das Feuer doppelte
Arbeit zu verrichten hat, indem es die faserige Struktur in eine körnige
verwandeln und die Stahlbildung bewerkstelligen muss. Auch er-
fordert das sehnige Eisen stärkere Cemente. Die sehnigen Eisensorten
sind aber unter sich auch sehr verschiedener Art, einige sind gemengt
mit blätterigem, andere mit körnigem Eisen und zeigen auch die oben
beschriebenen Eigenschaften dieser, nur werden sie immer durch die
beigemengte Sehne verbessert. Ein grossblätteriges Eisen Gruppe 1,
das mit sehnigem Eisen vermischt ist, kann brauchbaren Stahl geben.
Ausser dem Unterschied im Gefüge ist auch noch ein Unterschied
in der Färbung zu beobachten, indem bei gleichem Gefüge diese
heller oder dunkler sein kann. Sehr weisse und sehr schwarze Fär-
bung sind keine günstigen Zeichen. Eine allgemeine Regel ist, das
Eisen ist um so besser, je feiner und je gleichförmiger seine Teil-
chen sind, dies gilt von den Blättchen, von dem Korn und von der
Sehne.


Die Cementstahlfabrikation.
Arbeit. Er braucht keine lange Brennzeit, ist aber nicht empfindlich
darin. Reaumur erklärt diese Vorzüge aus der Struktur, die eine
Durchdringung und Verteilung des wirksamen Agens erleichtern,
auch sei der feinkörnige Grundstoff schon als natürlicher Stahl an-
zusehen.

Das Eisen der 5. Gruppe, zu dem namentlich das Quadrateisen
(les quarrillons) von der Champagne und von Nivernois gehören, be-
darf einer langen Brennzeit zur Stahlverwandlung, woran das gröbere
Korn Schuld ist; dagegen kann die Mischung schwächer sein als bei
Gruppe 4. Der Stahl ist grau und gut schmiedbar. Bei dieser
Eisenart finden sich oft Stangen, die schon sehr hart sind und sich
nur schwer schmieden lassen. Diese muss man aushalten, da sie sich
nur sehr langsam brennen. „Allerdings habe ich aus derartigen
Stäben von Berry den härtesten und feinsten Stahl, der sich sehr
leicht verarbeiten lieſs, erhalten. Dagegen läſst sich das Harteisen
(fer fort) von Foix, das eigentlich schon ein grober Naturstahl ist,
durch Cementation nicht zu feinem Stahl umwandeln.“

Das Eisen der 6. Gruppe, das weder blätterig noch körnig ist,
giebt ungleichen Stahl, der sich oft nur schwer bearbeiten läſst. Man
schmiedet es am besten zuvor um, wobei man meist sehniges Eisen
erhält.

Dieses Eisen der 7. Gruppe giebt, wenn es frei von Rotbruch ist,
ausgezeichneten Stahl, der viele „Körper“ hat, d. h. der viele Hitzen
erträgt, ohne sich zu verändern. Dieser bedarf der längsten Brenn-
zeit, was zum Teil daher kommen mag, daſs das Feuer doppelte
Arbeit zu verrichten hat, indem es die faserige Struktur in eine körnige
verwandeln und die Stahlbildung bewerkstelligen muſs. Auch er-
fordert das sehnige Eisen stärkere Cemente. Die sehnigen Eisensorten
sind aber unter sich auch sehr verschiedener Art, einige sind gemengt
mit blätterigem, andere mit körnigem Eisen und zeigen auch die oben
beschriebenen Eigenschaften dieser, nur werden sie immer durch die
beigemengte Sehne verbessert. Ein groſsblätteriges Eisen Gruppe 1,
das mit sehnigem Eisen vermischt ist, kann brauchbaren Stahl geben.
Ausser dem Unterschied im Gefüge ist auch noch ein Unterschied
in der Färbung zu beobachten, indem bei gleichem Gefüge diese
heller oder dunkler sein kann. Sehr weiſse und sehr schwarze Fär-
bung sind keine günstigen Zeichen. Eine allgemeine Regel ist, das
Eisen ist um so besser, je feiner und je gleichförmiger seine Teil-
chen sind, dies gilt von den Blättchen, von dem Korn und von der
Sehne.


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[218/0232] Die Cementstahlfabrikation. Arbeit. Er braucht keine lange Brennzeit, ist aber nicht empfindlich darin. Reaumur erklärt diese Vorzüge aus der Struktur, die eine Durchdringung und Verteilung des wirksamen Agens erleichtern, auch sei der feinkörnige Grundstoff schon als natürlicher Stahl an- zusehen. Das Eisen der 5. Gruppe, zu dem namentlich das Quadrateisen (les quarrillons) von der Champagne und von Nivernois gehören, be- darf einer langen Brennzeit zur Stahlverwandlung, woran das gröbere Korn Schuld ist; dagegen kann die Mischung schwächer sein als bei Gruppe 4. Der Stahl ist grau und gut schmiedbar. Bei dieser Eisenart finden sich oft Stangen, die schon sehr hart sind und sich nur schwer schmieden lassen. Diese muss man aushalten, da sie sich nur sehr langsam brennen. „Allerdings habe ich aus derartigen Stäben von Berry den härtesten und feinsten Stahl, der sich sehr leicht verarbeiten lieſs, erhalten. Dagegen läſst sich das Harteisen (fer fort) von Foix, das eigentlich schon ein grober Naturstahl ist, durch Cementation nicht zu feinem Stahl umwandeln.“ Das Eisen der 6. Gruppe, das weder blätterig noch körnig ist, giebt ungleichen Stahl, der sich oft nur schwer bearbeiten läſst. Man schmiedet es am besten zuvor um, wobei man meist sehniges Eisen erhält. Dieses Eisen der 7. Gruppe giebt, wenn es frei von Rotbruch ist, ausgezeichneten Stahl, der viele „Körper“ hat, d. h. der viele Hitzen erträgt, ohne sich zu verändern. Dieser bedarf der längsten Brenn- zeit, was zum Teil daher kommen mag, daſs das Feuer doppelte Arbeit zu verrichten hat, indem es die faserige Struktur in eine körnige verwandeln und die Stahlbildung bewerkstelligen muſs. Auch er- fordert das sehnige Eisen stärkere Cemente. Die sehnigen Eisensorten sind aber unter sich auch sehr verschiedener Art, einige sind gemengt mit blätterigem, andere mit körnigem Eisen und zeigen auch die oben beschriebenen Eigenschaften dieser, nur werden sie immer durch die beigemengte Sehne verbessert. Ein groſsblätteriges Eisen Gruppe 1, das mit sehnigem Eisen vermischt ist, kann brauchbaren Stahl geben. Ausser dem Unterschied im Gefüge ist auch noch ein Unterschied in der Färbung zu beobachten, indem bei gleichem Gefüge diese heller oder dunkler sein kann. Sehr weiſse und sehr schwarze Fär- bung sind keine günstigen Zeichen. Eine allgemeine Regel ist, das Eisen ist um so besser, je feiner und je gleichförmiger seine Teil- chen sind, dies gilt von den Blättchen, von dem Korn und von der Sehne.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/232>, abgerufen am 11.05.2024.