grösserer Form von 8 bis 10 Zoll Durchmesser zu sagen hatte. Ge- schmiedete Walzen können bis doppelt so lang sein als ihr Durch- messer, gegossene Walzen darf man aber nicht dicker machen als 11/2, höchstens 13/4 ihres Durchmessers, wenn sie bei starkem Gebrauch nicht brechen sollen."
Die Bleche für die Dachplatten (Dachbleche) waren von beson- derer Konstruktion. "Da die Bleche breit und an 3/4 Elle (0,45 m) lang sind, so muss man den Walzen einen entsprechenden Durch- messer geben. Da aber die breiten Walzen im Drücken eine weniger starke Wirkung ausüben als die schmalen, so legt man, um so breite Platten zu walzen, noch ein Paar kleine geschmiedete Walzen zwischen ein Paar starke gegossene Walzen, welche jene gerade erhalten und verhüten, dass sie sich nicht werfen." Solche Walzen legte Polhem auf seinem Werk zu Stiernsund an. Ältere Walz- und Schneidwerke erwähnt Rinmann bei Wedwog und Avesta.
"Gegossene Walzen sind ziemlich viel in Anwendung und sie sind auch gut, wenn sie aus dem richtigen Eisen gegossen sind. Dazu ist am besten ein Eisen zwischen grau und weiss (halbiert). Hierauf sind allerdings unsere Hochöfen nicht eingeübt, die nur das eine oder das andere zu machen wissen. Seitdem man aber gefunden hat, dass gegossene Ambosse bisweilen besser sind als geschmiedete, sind dieselben doch dazu gekommen, gegen Ende der Kampagne auf solches Gusseisen hinzuarbeiten. Wenn graues Roheisen, wie gewöhn- lich, geblasen wurde, so giebt man gegen das Ende, wenn es dem Ofengang nicht mehr viel schaden kann, stärkere Erzsätze, wodurch das Eisen hart wird, öfter so hart wie gehärteter Stahl. Wenn dieses eintritt, so ist es Zeit, Walzen und Ambosse zu giessen.
Da dies aber nur selten eintrifft, so müssen allezeit fertige Formen, entweder von Thon oder von Eisen in Bereitschaft stehen, von welchen man die ersteren folgenderweise anfertigt: Man dreht Stroh mit einem einfachen Apparat zu Stricken zusammen und befestigt diese, oder bei kleinen Walzen Lunten am Ende einer Eisenstange, und wickelt sie um diese der Art herum, dass man sie, wenn die Walze fertig ist, leicht herausziehen kann. Hierüber schlägt man überall zarten Lehm bis zu der beliebigen Dicke der Walze, welche man gegen ein Form- brett abdreht und trocknet. Zeigen sich Risse, so verschmiert man diese und dreht sie von neuem rund; ist sie fertig getrocknet, so überpinselt man sie mit Milch und französischem Thon und dann mit Bolus und Leimwasser, trocknet wieder, poliert die Fläche und über- streicht sie mit einem Pinsel dünn mit Bockstalg und glättet durch
Die mechanische Bearbeitung des Eisens.
gröſserer Form von 8 bis 10 Zoll Durchmesser zu sagen hatte. Ge- schmiedete Walzen können bis doppelt so lang sein als ihr Durch- messer, gegossene Walzen darf man aber nicht dicker machen als 1½, höchstens 1¾ ihres Durchmessers, wenn sie bei starkem Gebrauch nicht brechen sollen.“
Die Bleche für die Dachplatten (Dachbleche) waren von beson- derer Konstruktion. „Da die Bleche breit und an ¾ Elle (0,45 m) lang sind, so muſs man den Walzen einen entsprechenden Durch- messer geben. Da aber die breiten Walzen im Drücken eine weniger starke Wirkung ausüben als die schmalen, so legt man, um so breite Platten zu walzen, noch ein Paar kleine geschmiedete Walzen zwischen ein Paar starke gegossene Walzen, welche jene gerade erhalten und verhüten, daſs sie sich nicht werfen.“ Solche Walzen legte Polhem auf seinem Werk zu Stiernsund an. Ältere Walz- und Schneidwerke erwähnt Rinmann bei Wedwog und Avesta.
„Gegossene Walzen sind ziemlich viel in Anwendung und sie sind auch gut, wenn sie aus dem richtigen Eisen gegossen sind. Dazu ist am besten ein Eisen zwischen grau und weiſs (halbiert). Hierauf sind allerdings unsere Hochöfen nicht eingeübt, die nur das eine oder das andere zu machen wissen. Seitdem man aber gefunden hat, daſs gegossene Ambosse bisweilen besser sind als geschmiedete, sind dieselben doch dazu gekommen, gegen Ende der Kampagne auf solches Guſseisen hinzuarbeiten. Wenn graues Roheisen, wie gewöhn- lich, geblasen wurde, so giebt man gegen das Ende, wenn es dem Ofengang nicht mehr viel schaden kann, stärkere Erzsätze, wodurch das Eisen hart wird, öfter so hart wie gehärteter Stahl. Wenn dieses eintritt, so ist es Zeit, Walzen und Ambosse zu gieſsen.
Da dies aber nur selten eintrifft, so müssen allezeit fertige Formen, entweder von Thon oder von Eisen in Bereitschaft stehen, von welchen man die ersteren folgenderweise anfertigt: Man dreht Stroh mit einem einfachen Apparat zu Stricken zusammen und befestigt diese, oder bei kleinen Walzen Lunten am Ende einer Eisenstange, und wickelt sie um diese der Art herum, daſs man sie, wenn die Walze fertig ist, leicht herausziehen kann. Hierüber schlägt man überall zarten Lehm bis zu der beliebigen Dicke der Walze, welche man gegen ein Form- brett abdreht und trocknet. Zeigen sich Risse, so verschmiert man diese und dreht sie von neuem rund; ist sie fertig getrocknet, so überpinselt man sie mit Milch und französischem Thon und dann mit Bolus und Leimwasser, trocknet wieder, poliert die Fläche und über- streicht sie mit einem Pinsel dünn mit Bockstalg und glättet durch
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Die mechanische Bearbeitung des Eisens.
gröſserer Form von 8 bis 10 Zoll Durchmesser zu sagen hatte. Ge-
schmiedete Walzen können bis doppelt so lang sein als ihr Durch-
messer, gegossene Walzen darf man aber nicht dicker machen als 1½,
höchstens 1¾ ihres Durchmessers, wenn sie bei starkem Gebrauch
nicht brechen sollen.“
Die Bleche für die Dachplatten (Dachbleche) waren von beson-
derer Konstruktion. „Da die Bleche breit und an ¾ Elle (0,45 m)
lang sind, so muſs man den Walzen einen entsprechenden Durch-
messer geben. Da aber die breiten Walzen im Drücken eine weniger
starke Wirkung ausüben als die schmalen, so legt man, um so breite
Platten zu walzen, noch ein Paar kleine geschmiedete Walzen zwischen
ein Paar starke gegossene Walzen, welche jene gerade erhalten und
verhüten, daſs sie sich nicht werfen.“ Solche Walzen legte Polhem
auf seinem Werk zu Stiernsund an. Ältere Walz- und Schneidwerke
erwähnt Rinmann bei Wedwog und Avesta.
„Gegossene Walzen sind ziemlich viel in Anwendung
und sie sind auch gut, wenn sie aus dem richtigen Eisen gegossen
sind. Dazu ist am besten ein Eisen zwischen grau und weiſs (halbiert).
Hierauf sind allerdings unsere Hochöfen nicht eingeübt, die nur das
eine oder das andere zu machen wissen. Seitdem man aber gefunden
hat, daſs gegossene Ambosse bisweilen besser sind als geschmiedete,
sind dieselben doch dazu gekommen, gegen Ende der Kampagne auf
solches Guſseisen hinzuarbeiten. Wenn graues Roheisen, wie gewöhn-
lich, geblasen wurde, so giebt man gegen das Ende, wenn es dem
Ofengang nicht mehr viel schaden kann, stärkere Erzsätze, wodurch
das Eisen hart wird, öfter so hart wie gehärteter Stahl. Wenn dieses
eintritt, so ist es Zeit, Walzen und Ambosse zu gieſsen.
Da dies aber nur selten eintrifft, so müssen allezeit fertige Formen,
entweder von Thon oder von Eisen in Bereitschaft stehen, von welchen
man die ersteren folgenderweise anfertigt: Man dreht Stroh mit einem
einfachen Apparat zu Stricken zusammen und befestigt diese, oder bei
kleinen Walzen Lunten am Ende einer Eisenstange, und wickelt sie
um diese der Art herum, daſs man sie, wenn die Walze fertig ist,
leicht herausziehen kann. Hierüber schlägt man überall zarten Lehm
bis zu der beliebigen Dicke der Walze, welche man gegen ein Form-
brett abdreht und trocknet. Zeigen sich Risse, so verschmiert man
diese und dreht sie von neuem rund; ist sie fertig getrocknet, so
überpinselt man sie mit Milch und französischem Thon und dann mit
Bolus und Leimwasser, trocknet wieder, poliert die Fläche und über-
streicht sie mit einem Pinsel dünn mit Bockstalg und glättet durch
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/262>, abgerufen am 22.11.2024.
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