Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
Ähnlichkeit mit Ziegelöfen und waren auch die Erzstücke in ent- sprechender Weise aufgesetzt. Es waren ebenfalls viereckige Röst- stadeln. Die erste Schicht Erz baute man wie ein Gewölbe auf und schichtete darauf das übrige Erz in Gestalt einer Pyramide auf. Das Gewölbe bildete den Feuerungsraum. Man unterhielt das Feuer mit Holz etwa 24 Stunden.
In England röstete man ebenfalls vielfach die Erze in Schacht- öfen, ähnlich Kalkbrennöfen, so zu Clifton Fournace, in Cumberland und im Forrest of Dean in Gloucestershire 1).
In Steiermark hatte man sehr grosse viereckige Röstöfen oder Röststadeln. Die zu Vorderberg hatten eine Seitenlänge von 24 Fuss und waren 14 Fuss hoch. Die Umfassungsmauern waren unten 2 Fuss, oben nur 1/2 Fuss dick. An der Vorderwand war die gewölbte, 6 Fuss hohe Thür zum Ausziehen. Beim Füllen wurde diese mit eisernen Stangen, die mit Haken befestigt wurden, geschlossen und gegen die- selbe feuerbeständige Steine gesetzt. Den Boden bedeckte man mit einer 21/2 Fuss dicken Kohlenschicht, auf welche man eine 4 Fuss dicke Erzschicht ausbreitete. Hierauf folgte die zweite Kohlenschicht, die aber nur 11/2 Fuss dick war, darauf die zweite Erzschicht von 21/2 Fuss Dicke; die dritte Kohlenschicht machte man nur einen, die dritte Erzschicht nur 2 Fuss dick. Die Röstung dauerte ungefähr 14 Tage. Schien sie beendet, so warf man noch eine Lage Kohle von 1/2 Fuss auf. Alsdann zog man die Erze nach Bedarf und pochte sie zu Nussgrösse. Man hatte immer zwei Öfen nebeneinander, von denen der eine im Brand war, während der andere gezogen wurde. Das gepochte Erz wurde auf einen grossen Haufen, der rings mit Brettern eingefasst war, aufgefahren und oben platt ausgebreitet. Auf diesen Haufen wurde durch verschiedene Rinnen Wasser geleitet, das man möglichst verteilt durch Öffnungen am Boden ablaufen liess. In diesem Zustande liess man den Haufen ein auch wohl zwei und drei Jahre und man behauptete, das Erz sei um so besser, je länger es in Haufen gestanden habe. -- Auch zu Alvar in Frankreich liess man die gerösteten Erze lange in grossen Haufen liegen, ohne jedoch Wasser darauf zu leiten.
Alle Erze werden nach dem Rösten rötlich oder rostfarben und weicher und zarter anzufühlen. Courtivron und Bouchu treten lebhaft für die Notwendigkeit des Röstens der Erze, das damals in Frankreich vernachlässigt war, ein. Die Ausrede der Hüttenleute, dass die Erhöhung
1) Siehe J. Harris, Lexicon Technicum. "Iron".
Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
Ähnlichkeit mit Ziegelöfen und waren auch die Erzstücke in ent- sprechender Weise aufgesetzt. Es waren ebenfalls viereckige Röst- stadeln. Die erste Schicht Erz baute man wie ein Gewölbe auf und schichtete darauf das übrige Erz in Gestalt einer Pyramide auf. Das Gewölbe bildete den Feuerungsraum. Man unterhielt das Feuer mit Holz etwa 24 Stunden.
In England röstete man ebenfalls vielfach die Erze in Schacht- öfen, ähnlich Kalkbrennöfen, so zu Clifton Fournace, in Cumberland und im Forrest of Dean in Gloucestershire 1).
In Steiermark hatte man sehr groſse viereckige Röstöfen oder Röststadeln. Die zu Vorderberg hatten eine Seitenlänge von 24 Fuſs und waren 14 Fuſs hoch. Die Umfassungsmauern waren unten 2 Fuſs, oben nur ½ Fuſs dick. An der Vorderwand war die gewölbte, 6 Fuſs hohe Thür zum Ausziehen. Beim Füllen wurde diese mit eisernen Stangen, die mit Haken befestigt wurden, geschlossen und gegen die- selbe feuerbeständige Steine gesetzt. Den Boden bedeckte man mit einer 2½ Fuſs dicken Kohlenschicht, auf welche man eine 4 Fuſs dicke Erzschicht ausbreitete. Hierauf folgte die zweite Kohlenschicht, die aber nur 1½ Fuſs dick war, darauf die zweite Erzschicht von 2½ Fuſs Dicke; die dritte Kohlenschicht machte man nur einen, die dritte Erzschicht nur 2 Fuſs dick. Die Röstung dauerte ungefähr 14 Tage. Schien sie beendet, so warf man noch eine Lage Kohle von ½ Fuſs auf. Alsdann zog man die Erze nach Bedarf und pochte sie zu Nuſsgröſse. Man hatte immer zwei Öfen nebeneinander, von denen der eine im Brand war, während der andere gezogen wurde. Das gepochte Erz wurde auf einen groſsen Haufen, der rings mit Brettern eingefaſst war, aufgefahren und oben platt ausgebreitet. Auf diesen Haufen wurde durch verschiedene Rinnen Wasser geleitet, das man möglichst verteilt durch Öffnungen am Boden ablaufen lieſs. In diesem Zustande lieſs man den Haufen ein auch wohl zwei und drei Jahre und man behauptete, das Erz sei um so besser, je länger es in Haufen gestanden habe. — Auch zu Alvar in Frankreich lieſs man die gerösteten Erze lange in groſsen Haufen liegen, ohne jedoch Wasser darauf zu leiten.
Alle Erze werden nach dem Rösten rötlich oder rostfarben und weicher und zarter anzufühlen. Courtivron und Bouchu treten lebhaft für die Notwendigkeit des Röstens der Erze, das damals in Frankreich vernachlässigt war, ein. Die Ausrede der Hüttenleute, daſs die Erhöhung
1) Siehe J. Harris, Lexicon Technicum. „Iron“.
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Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
Ähnlichkeit mit Ziegelöfen und waren auch die Erzstücke in ent-
sprechender Weise aufgesetzt. Es waren ebenfalls viereckige Röst-
stadeln. Die erste Schicht Erz baute man wie ein Gewölbe auf und
schichtete darauf das übrige Erz in Gestalt einer Pyramide auf. Das
Gewölbe bildete den Feuerungsraum. Man unterhielt das Feuer mit
Holz etwa 24 Stunden.
In England röstete man ebenfalls vielfach die Erze in Schacht-
öfen, ähnlich Kalkbrennöfen, so zu Clifton Fournace, in Cumberland
und im Forrest of Dean in Gloucestershire 1).
In Steiermark hatte man sehr groſse viereckige Röstöfen oder
Röststadeln. Die zu Vorderberg hatten eine Seitenlänge von 24 Fuſs
und waren 14 Fuſs hoch. Die Umfassungsmauern waren unten 2 Fuſs,
oben nur ½ Fuſs dick. An der Vorderwand war die gewölbte, 6 Fuſs
hohe Thür zum Ausziehen. Beim Füllen wurde diese mit eisernen
Stangen, die mit Haken befestigt wurden, geschlossen und gegen die-
selbe feuerbeständige Steine gesetzt. Den Boden bedeckte man mit
einer 2½ Fuſs dicken Kohlenschicht, auf welche man eine 4 Fuſs
dicke Erzschicht ausbreitete. Hierauf folgte die zweite Kohlenschicht,
die aber nur 1½ Fuſs dick war, darauf die zweite Erzschicht von
2½ Fuſs Dicke; die dritte Kohlenschicht machte man nur einen, die
dritte Erzschicht nur 2 Fuſs dick. Die Röstung dauerte ungefähr
14 Tage. Schien sie beendet, so warf man noch eine Lage Kohle
von ½ Fuſs auf. Alsdann zog man die Erze nach Bedarf und
pochte sie zu Nuſsgröſse. Man hatte immer zwei Öfen nebeneinander,
von denen der eine im Brand war, während der andere gezogen
wurde. Das gepochte Erz wurde auf einen groſsen Haufen, der rings
mit Brettern eingefaſst war, aufgefahren und oben platt ausgebreitet.
Auf diesen Haufen wurde durch verschiedene Rinnen Wasser geleitet,
das man möglichst verteilt durch Öffnungen am Boden ablaufen lieſs.
In diesem Zustande lieſs man den Haufen ein auch wohl zwei und
drei Jahre und man behauptete, das Erz sei um so besser, je länger
es in Haufen gestanden habe. — Auch zu Alvar in Frankreich lieſs
man die gerösteten Erze lange in groſsen Haufen liegen, ohne jedoch
Wasser darauf zu leiten.
Alle Erze werden nach dem Rösten rötlich oder rostfarben und
weicher und zarter anzufühlen. Courtivron und Bouchu treten lebhaft
für die Notwendigkeit des Röstens der Erze, das damals in Frankreich
vernachlässigt war, ein. Die Ausrede der Hüttenleute, daſs die Erhöhung
1) Siehe J. Harris, Lexicon Technicum. „Iron“.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/332>, abgerufen am 22.11.2024.
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