flores, oleum Martis -- dem spezifischen Gewicht des Eisens und dem Vorkommen von Eisen in den Stahlquellen.
Aus diesem Inhaltsverzeichnisse ist zu ersehen, dass das Buch wesentlich eine praktische Tendenz verfolgt. Es schildert besonders die damals gebräuchlichen Hüttenprozesse und gerade darin liegt der grosse historische Wert des Buches.
Swedenborgs Werk fand in Frankreich die verdiente An- erkennung; es wurde sogar ein Teil davon in französischer Über- setzung den Descriptions des arts et metiers der Akademie der Wissenschaften einverleibt 1), "weil es anerkannt das Beste wäre, was bis jetzt über diesen Gegenstand geschrieben worden sei".
In Deutschland fand dagegen das in lateinischer Sprache ab- gefasste Buch nur in Gelehrtenkreisen Beachtung. Es ist dies zu bedauern und ein Zeichen, dass die deutsche Eisenindustrie damals nicht auf der Höhe der Zeit und der Wissenschaft stand, dass dieses vortreffliche Buch, obgleich es in Leipzig gedruckt und einem deut- schen Fürsten, dem Landgrafen Wilhelm von Hessen-Kassel, Regenten von Schweden, gewidmet war, in technischen Kreisen fast unbekannt blieb und später erst durch die französische Bearbeitung bekannt wurde. Der Hauptgrund dafür lag darin, dass das Werk lateinisch geschrieben war, eine Sprache, die den humanistisch Gebildeten zwar geläufig, dem Techniker jener Zeit aber noch fremder war wie heutzutage.
Swedenborg war der Vorgänger und Anführer einer Reihe trefflicher schwedischer Metallurgen, welche besonders über das Eisen- hüttenwesen geschrieben haben. So sind über das schwedische Os- mundeisen folgende Specialschriften aus jener Zeit zu erwähnen: Petr. Saxholm, Dissert. de ferro Suecano Osmund 1725 und West- mann, De ferro Suecico Osmund 1725.
Swedenborgs vortrefflicher Zeitgenosse und Kollege im Amt war Christoph Polhem, der viele hervorragende Ingenieur- und Maschinenbauten ausführte und der Vater des schwedischen Maschinen- wesens genannt wird. Christoph Polhem (Polheim, Polhelm, eigentlich Polhammer) 2) wurde am 18. Dezember 1661, also 17 Jahre
1) In Justi's Übersetzung und dem Nachdruck von Bertrand wurde diese weggelassen und durch die Schilderung der Eisenbereitung zu Baruth von dem Grafen Solms ersetzt.
2) Er selbst schrieb sich vor seiner Nobilitierung 1716 Christopher Pal- hammer, danach Christopher Polhem.
Litteratur im 18. Jahrhundert.
flores, oleum Martis — dem spezifischen Gewicht des Eisens und dem Vorkommen von Eisen in den Stahlquellen.
Aus diesem Inhaltsverzeichnisse ist zu ersehen, daſs das Buch wesentlich eine praktische Tendenz verfolgt. Es schildert besonders die damals gebräuchlichen Hüttenprozesse und gerade darin liegt der groſse historische Wert des Buches.
Swedenborgs Werk fand in Frankreich die verdiente An- erkennung; es wurde sogar ein Teil davon in französischer Über- setzung den Descriptions des arts et métiers der Akademie der Wissenschaften einverleibt 1), „weil es anerkannt das Beste wäre, was bis jetzt über diesen Gegenstand geschrieben worden sei“.
In Deutschland fand dagegen das in lateinischer Sprache ab- gefaſste Buch nur in Gelehrtenkreisen Beachtung. Es ist dies zu bedauern und ein Zeichen, daſs die deutsche Eisenindustrie damals nicht auf der Höhe der Zeit und der Wissenschaft stand, daſs dieses vortreffliche Buch, obgleich es in Leipzig gedruckt und einem deut- schen Fürsten, dem Landgrafen Wilhelm von Hessen-Kassel, Regenten von Schweden, gewidmet war, in technischen Kreisen fast unbekannt blieb und später erst durch die französische Bearbeitung bekannt wurde. Der Hauptgrund dafür lag darin, daſs das Werk lateinisch geschrieben war, eine Sprache, die den humanistisch Gebildeten zwar geläufig, dem Techniker jener Zeit aber noch fremder war wie heutzutage.
Swedenborg war der Vorgänger und Anführer einer Reihe trefflicher schwedischer Metallurgen, welche besonders über das Eisen- hüttenwesen geschrieben haben. So sind über das schwedische Os- mundeisen folgende Specialschriften aus jener Zeit zu erwähnen: Petr. Saxholm, Dissert. de ferro Suecano Osmund 1725 und West- mann, De ferro Suecico Osmund 1725.
Swedenborgs vortrefflicher Zeitgenosse und Kollege im Amt war Christoph Polhem, der viele hervorragende Ingenieur- und Maschinenbauten ausführte und der Vater des schwedischen Maschinen- wesens genannt wird. Christoph Polhem (Polheim, Polhelm, eigentlich Polhammer) 2) wurde am 18. Dezember 1661, also 17 Jahre
1) In Justi’s Übersetzung und dem Nachdruck von Bertrand wurde diese weggelassen und durch die Schilderung der Eisenbereitung zu Baruth von dem Grafen Solms ersetzt.
2) Er selbst schrieb sich vor seiner Nobilitierung 1716 Christopher Pål- hammer, danach Christopher Polhem.
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Litteratur im 18. Jahrhundert.
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Aus diesem Inhaltsverzeichnisse ist zu ersehen, daſs das Buch
wesentlich eine praktische Tendenz verfolgt. Es schildert besonders
die damals gebräuchlichen Hüttenprozesse und gerade darin liegt
der groſse historische Wert des Buches.
Swedenborgs Werk fand in Frankreich die verdiente An-
erkennung; es wurde sogar ein Teil davon in französischer Über-
setzung den Descriptions des arts et métiers der Akademie der
Wissenschaften einverleibt 1), „weil es anerkannt das Beste wäre, was
bis jetzt über diesen Gegenstand geschrieben worden sei“.
In Deutschland fand dagegen das in lateinischer Sprache ab-
gefaſste Buch nur in Gelehrtenkreisen Beachtung. Es ist dies zu
bedauern und ein Zeichen, daſs die deutsche Eisenindustrie damals
nicht auf der Höhe der Zeit und der Wissenschaft stand, daſs dieses
vortreffliche Buch, obgleich es in Leipzig gedruckt und einem deut-
schen Fürsten, dem Landgrafen Wilhelm von Hessen-Kassel, Regenten
von Schweden, gewidmet war, in technischen Kreisen fast unbekannt
blieb und später erst durch die französische Bearbeitung bekannt
wurde. Der Hauptgrund dafür lag darin, daſs das Werk lateinisch
geschrieben war, eine Sprache, die den humanistisch Gebildeten zwar
geläufig, dem Techniker jener Zeit aber noch fremder war wie
heutzutage.
Swedenborg war der Vorgänger und Anführer einer Reihe
trefflicher schwedischer Metallurgen, welche besonders über das Eisen-
hüttenwesen geschrieben haben. So sind über das schwedische Os-
mundeisen folgende Specialschriften aus jener Zeit zu erwähnen:
Petr. Saxholm, Dissert. de ferro Suecano Osmund 1725 und West-
mann, De ferro Suecico Osmund 1725.
Swedenborgs vortrefflicher Zeitgenosse und Kollege im Amt
war Christoph Polhem, der viele hervorragende Ingenieur- und
Maschinenbauten ausführte und der Vater des schwedischen Maschinen-
wesens genannt wird. Christoph Polhem (Polheim, Polhelm,
eigentlich Polhammer) 2) wurde am 18. Dezember 1661, also 17 Jahre
1) In Justi’s Übersetzung und dem Nachdruck von Bertrand wurde diese
weggelassen und durch die Schilderung der Eisenbereitung zu Baruth von dem
Grafen Solms ersetzt.
2) Er selbst schrieb sich vor seiner Nobilitierung 1716 Christopher Pål-
hammer, danach Christopher Polhem.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/35>, abgerufen am 23.11.2024.
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