Adelstand erhoben, wobei er, wie erwähnt, seinen Namen Polhammer in Polhem umwandelte. Er war Mitglied der Akademie der Wissen- schaften seit deren Stiftung im Jahre 1739. 1744 wurde er zum Präsidenten derselben gewählt.
Polhem erfreute sich im hohen Alter wunderbarer geistiger Frische. Er war 83 Jahre, als er die Präsidentschaft übernahm und zwei Jahre später schrieb er seine unter dem Titel "patriotisches Testament" bekannten Beiträge zur Eisenhüttenkunde, welche erst längere Zeit nach seinem Tode herausgegeben wurden. Er starb am 31. August 1751. Polhem war vor Allem Praktiker "und als solcher nicht nur in Schweden, sondern in ganz Europa berühmt". Die Zahl der von ihm "erfundenen", d. h. nach eigenen Ideen selbständig entworfenen Maschinen und Apparate war eine sehr grosse. Er veröffentlichte eine Anzahl derselben durch Druck, eine weitere Liste veröffentlichte sein Sohn 1). Ein grosser Teil davon war im Modell in der Modellkammer des königlichen Berg- kollegiums aufgestellt. Es waren Maschinen für Bergbau, Schleusen- bau, Mühlenbau und Landwirtschaft, für die Landesverteidigung, für Metallindustrie, Wollenmanufaktur, Uhrmacherkunst u. s. w. Wir wollen davon nur einige, die auf das Eisengewerbe Bezug haben, erwähnen.
Für die Stiernsundschen Manufakturen erfand er Maschinen, um aus verzinntem Eisenblech Schüsseln und Teller zu hämmern und fertig zu machen, um Becher zu schlagen und um tiefe Becher zu walzen; eine Schneidemühle mit Hobel-, Spunt- und Reifelwerk; eine grosse Plattpresse zum Pressen des Dachblechs; eine Klippschere für Nägel und Kneipeisen; ein grosses Walzwerk für Platten und Bandeisen; eine Wassermaschine, Roheisenwalzen zu schleifen; eine Handmaschine, Teller rund zu schneiden, eine Klippschere, durch Wasserbetrieb Dachbleche vierkantig zu schneiden. Ferner für die Landesverteidigung erfand er eine Methode, durch Wasserbetrieb Bomben und Kugeln zu schleifen und ein Ziehwerk für Flinten- rohre für Gewehrfabriken. Wichtig war noch die Erfindung einer mechanischen Nagelschmiede und des Blasebalges dazu, sowie die von Glühöfen zum Heissmachen von Platten ohne Ge- bläse.
Als bemerkenswerte Erfindungen erwähnen wir noch ein Pump-
1) Sie findet sich auch in Schrebers Sammlung kameralwissenschaftlicher Schriften, Bd. XII, 1764, S. 414.
Litteratur im 18. Jahrhundert.
Adelstand erhoben, wobei er, wie erwähnt, seinen Namen Polhammer in Polhem umwandelte. Er war Mitglied der Akademie der Wissen- schaften seit deren Stiftung im Jahre 1739. 1744 wurde er zum Präsidenten derselben gewählt.
Polhem erfreute sich im hohen Alter wunderbarer geistiger Frische. Er war 83 Jahre, als er die Präsidentschaft übernahm und zwei Jahre später schrieb er seine unter dem Titel „patriotisches Testament“ bekannten Beiträge zur Eisenhüttenkunde, welche erst längere Zeit nach seinem Tode herausgegeben wurden. Er starb am 31. August 1751. Polhem war vor Allem Praktiker „und als solcher nicht nur in Schweden, sondern in ganz Europa berühmt“. Die Zahl der von ihm „erfundenen“, d. h. nach eigenen Ideen selbständig entworfenen Maschinen und Apparate war eine sehr groſse. Er veröffentlichte eine Anzahl derselben durch Druck, eine weitere Liste veröffentlichte sein Sohn 1). Ein groſser Teil davon war im Modell in der Modellkammer des königlichen Berg- kollegiums aufgestellt. Es waren Maschinen für Bergbau, Schleusen- bau, Mühlenbau und Landwirtschaft, für die Landesverteidigung, für Metallindustrie, Wollenmanufaktur, Uhrmacherkunst u. s. w. Wir wollen davon nur einige, die auf das Eisengewerbe Bezug haben, erwähnen.
Für die Stiernsundschen Manufakturen erfand er Maschinen, um aus verzinntem Eisenblech Schüsseln und Teller zu hämmern und fertig zu machen, um Becher zu schlagen und um tiefe Becher zu walzen; eine Schneidemühle mit Hobel-, Spunt- und Reifelwerk; eine groſse Plattpresse zum Pressen des Dachblechs; eine Klippschere für Nägel und Kneipeisen; ein groſses Walzwerk für Platten und Bandeisen; eine Wassermaschine, Roheisenwalzen zu schleifen; eine Handmaschine, Teller rund zu schneiden, eine Klippschere, durch Wasserbetrieb Dachbleche vierkantig zu schneiden. Ferner für die Landesverteidigung erfand er eine Methode, durch Wasserbetrieb Bomben und Kugeln zu schleifen und ein Ziehwerk für Flinten- rohre für Gewehrfabriken. Wichtig war noch die Erfindung einer mechanischen Nagelschmiede und des Blasebalges dazu, sowie die von Glühöfen zum Heiſsmachen von Platten ohne Ge- bläse.
Als bemerkenswerte Erfindungen erwähnen wir noch ein Pump-
1) Sie findet sich auch in Schrebers Sammlung kameralwissenschaftlicher Schriften, Bd. XII, 1764, S. 414.
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in Polhem umwandelte. Er war Mitglied der Akademie der Wissen-
schaften seit deren Stiftung im Jahre 1739. 1744 wurde er zum
Präsidenten derselben gewählt.
Polhem erfreute sich im hohen Alter wunderbarer geistiger
Frische. Er war 83 Jahre, als er die Präsidentschaft übernahm und
zwei Jahre später schrieb er seine unter dem Titel „patriotisches
Testament“ bekannten Beiträge zur Eisenhüttenkunde, welche
erst längere Zeit nach seinem Tode herausgegeben wurden. Er
starb am 31. August 1751. Polhem war vor Allem Praktiker
„und als solcher nicht nur in Schweden, sondern in ganz Europa
berühmt“. Die Zahl der von ihm „erfundenen“, d. h. nach eigenen
Ideen selbständig entworfenen Maschinen und Apparate war eine
sehr groſse. Er veröffentlichte eine Anzahl derselben durch Druck,
eine weitere Liste veröffentlichte sein Sohn 1). Ein groſser Teil
davon war im Modell in der Modellkammer des königlichen Berg-
kollegiums aufgestellt. Es waren Maschinen für Bergbau, Schleusen-
bau, Mühlenbau und Landwirtschaft, für die Landesverteidigung,
für Metallindustrie, Wollenmanufaktur, Uhrmacherkunst u. s. w.
Wir wollen davon nur einige, die auf das Eisengewerbe Bezug haben,
erwähnen.
Für die Stiernsundschen Manufakturen erfand er Maschinen, um
aus verzinntem Eisenblech Schüsseln und Teller zu hämmern und
fertig zu machen, um Becher zu schlagen und um tiefe Becher zu
walzen; eine Schneidemühle mit Hobel-, Spunt- und Reifelwerk; eine
groſse Plattpresse zum Pressen des Dachblechs; eine Klippschere für
Nägel und Kneipeisen; ein groſses Walzwerk für Platten und
Bandeisen; eine Wassermaschine, Roheisenwalzen zu schleifen;
eine Handmaschine, Teller rund zu schneiden, eine Klippschere, durch
Wasserbetrieb Dachbleche vierkantig zu schneiden. Ferner für die
Landesverteidigung erfand er eine Methode, durch Wasserbetrieb
Bomben und Kugeln zu schleifen und ein Ziehwerk für Flinten-
rohre für Gewehrfabriken. Wichtig war noch die Erfindung einer
mechanischen Nagelschmiede und des Blasebalges dazu, sowie die
von Glühöfen zum Heiſsmachen von Platten ohne Ge-
bläse.
Als bemerkenswerte Erfindungen erwähnen wir noch ein Pump-
1) Sie findet sich auch in Schrebers Sammlung kameralwissenschaftlicher
Schriften, Bd. XII, 1764, S. 414.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/37>, abgerufen am 23.11.2024.
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