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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.

Die Beschreibung, welche Jars von der steierischen Löschfrisch-
schmiede gemacht hat, stimmt mit dieser ausführlicheren Schilderung
nach Tunner im wesentlichen überein. Er erwähnt noch, dass man
die ausgebrochene Luppe auf dem Herdboden erst mit Holzhämmern
abklopfte, ehe sie auf den Amboss gehoben wurde. Das Gewicht des
Wasserhammers giebt er zu 9 Centner an. Gewöhnlich befanden sich
zwei oder drei Frischfeuer in einer Hütte und bei manchen Arbeiten
halfen sich die Arbeiter wechselweise. Man machte in denselben
Frischherden Eisen und Stahl. Jars ist erstaunt über den geringen
Abbrand von nur 12 Prozent.

Das Frischverfahren in Kärnten war ähnlich. Auch dort
wurden die Flossen, um Weicheisen zu machen, erst gebraten und
soll dieses Verfahren von Kärnten nach St. Gallen gekommen sein.
Der Herd hatte nach Dangenoust und Wendel1) 26 Zoll im
Quadrat. Man setzte nur etwa 100 Pfund gebratenes Roheisen ein.
Die Arbeit dauerte trotzdem vier Stunden. Man machte absichtlich
hartes oder weiches Eisen. Im ersteren Falle gab man der Form
mehr Neigung und blies schärfer.

Zu Kleinboden in Tirol verfuhr man beim Frischen von Stab-
eisen 1765 wie in St. Gallen, ohne aber die Flossen zu braten.

Bei der eigentlichen Tiroler Schmiede verarbeitete man dagegen
in Herden raffiniertes Roheisen (Hartzerennböden) mit Fichtenkohlen
in demselben Herd, entweder auf Rohstahl oder auf Grobeisen, wobei
man in der Regel abwechselte. Man machte, ähnlich wie bei der
Siegener Einmalschmelzerei, sehr grosse Luppen von 31/2 Centner.
Entsprechend war die Grösse des Herdes, 36 x 39 Zoll. Die Form
lag 18 Zoll über dem eisernen Boden und 8 bis 10 Zoll über dem
eingestauchten Löschboden. Zum Stahl- oder Eisenfrischen wählte
man unter den vorrätigen Hartzerennböden die mehr rohen oder die
weichen aus, ebenso gab man beim Stahlfrischen mehr und rohere
Zuschläge als beim Eisenfrischen. Sonst stimmte die Arbeit mit dem
steierischen Weichzerennen, das wir beschrieben haben, und der
steierischen Rohstahlarbeit, die wir später beschreiben werden, über-
ein. Die Arbeit dauerte vier bis fünf Stunden. Der Abbrand betrug
hier 23 bis 25 Prozent.

Jars hat die Eisenhütten von Johann-Georgenstadt und
von Heinrichsgrün in Böhmen beschrieben, dabei aber das
Frischverfahren nur sehr kurz berührt. Von dem Frischeisen von

1) Siehe Jars, a. a. O., Bd. I, S. 112.
Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.

Die Beschreibung, welche Jars von der steierischen Löschfrisch-
schmiede gemacht hat, stimmt mit dieser ausführlicheren Schilderung
nach Tunner im wesentlichen überein. Er erwähnt noch, daſs man
die ausgebrochene Luppe auf dem Herdboden erst mit Holzhämmern
abklopfte, ehe sie auf den Amboſs gehoben wurde. Das Gewicht des
Wasserhammers giebt er zu 9 Centner an. Gewöhnlich befanden sich
zwei oder drei Frischfeuer in einer Hütte und bei manchen Arbeiten
halfen sich die Arbeiter wechselweise. Man machte in denselben
Frischherden Eisen und Stahl. Jars ist erstaunt über den geringen
Abbrand von nur 12 Prozent.

Das Frischverfahren in Kärnten war ähnlich. Auch dort
wurden die Flossen, um Weicheisen zu machen, erst gebraten und
soll dieses Verfahren von Kärnten nach St. Gallen gekommen sein.
Der Herd hatte nach Dangenoust und Wendel1) 26 Zoll im
Quadrat. Man setzte nur etwa 100 Pfund gebratenes Roheisen ein.
Die Arbeit dauerte trotzdem vier Stunden. Man machte absichtlich
hartes oder weiches Eisen. Im ersteren Falle gab man der Form
mehr Neigung und blies schärfer.

Zu Kleinboden in Tirol verfuhr man beim Frischen von Stab-
eisen 1765 wie in St. Gallen, ohne aber die Flossen zu braten.

Bei der eigentlichen Tiroler Schmiede verarbeitete man dagegen
in Herden raffiniertes Roheisen (Hartzerennböden) mit Fichtenkohlen
in demselben Herd, entweder auf Rohstahl oder auf Grobeisen, wobei
man in der Regel abwechselte. Man machte, ähnlich wie bei der
Siegener Einmalschmelzerei, sehr groſse Luppen von 3½ Centner.
Entsprechend war die Gröſse des Herdes, 36 × 39 Zoll. Die Form
lag 18 Zoll über dem eisernen Boden und 8 bis 10 Zoll über dem
eingestauchten Löschboden. Zum Stahl- oder Eisenfrischen wählte
man unter den vorrätigen Hartzerennböden die mehr rohen oder die
weichen aus, ebenso gab man beim Stahlfrischen mehr und rohere
Zuschläge als beim Eisenfrischen. Sonst stimmte die Arbeit mit dem
steierischen Weichzerennen, das wir beschrieben haben, und der
steierischen Rohstahlarbeit, die wir später beschreiben werden, über-
ein. Die Arbeit dauerte vier bis fünf Stunden. Der Abbrand betrug
hier 23 bis 25 Prozent.

Jars hat die Eisenhütten von Johann-Georgenstadt und
von Heinrichsgrün in Böhmen beschrieben, dabei aber das
Frischverfahren nur sehr kurz berührt. Von dem Frischeisen von

1) Siehe Jars, a. a. O., Bd. I, S. 112.
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[393/0407] Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Beschreibung, welche Jars von der steierischen Löschfrisch- schmiede gemacht hat, stimmt mit dieser ausführlicheren Schilderung nach Tunner im wesentlichen überein. Er erwähnt noch, daſs man die ausgebrochene Luppe auf dem Herdboden erst mit Holzhämmern abklopfte, ehe sie auf den Amboſs gehoben wurde. Das Gewicht des Wasserhammers giebt er zu 9 Centner an. Gewöhnlich befanden sich zwei oder drei Frischfeuer in einer Hütte und bei manchen Arbeiten halfen sich die Arbeiter wechselweise. Man machte in denselben Frischherden Eisen und Stahl. Jars ist erstaunt über den geringen Abbrand von nur 12 Prozent. Das Frischverfahren in Kärnten war ähnlich. Auch dort wurden die Flossen, um Weicheisen zu machen, erst gebraten und soll dieses Verfahren von Kärnten nach St. Gallen gekommen sein. Der Herd hatte nach Dangenoust und Wendel 1) 26 Zoll im Quadrat. Man setzte nur etwa 100 Pfund gebratenes Roheisen ein. Die Arbeit dauerte trotzdem vier Stunden. Man machte absichtlich hartes oder weiches Eisen. Im ersteren Falle gab man der Form mehr Neigung und blies schärfer. Zu Kleinboden in Tirol verfuhr man beim Frischen von Stab- eisen 1765 wie in St. Gallen, ohne aber die Flossen zu braten. Bei der eigentlichen Tiroler Schmiede verarbeitete man dagegen in Herden raffiniertes Roheisen (Hartzerennböden) mit Fichtenkohlen in demselben Herd, entweder auf Rohstahl oder auf Grobeisen, wobei man in der Regel abwechselte. Man machte, ähnlich wie bei der Siegener Einmalschmelzerei, sehr groſse Luppen von 3½ Centner. Entsprechend war die Gröſse des Herdes, 36 × 39 Zoll. Die Form lag 18 Zoll über dem eisernen Boden und 8 bis 10 Zoll über dem eingestauchten Löschboden. Zum Stahl- oder Eisenfrischen wählte man unter den vorrätigen Hartzerennböden die mehr rohen oder die weichen aus, ebenso gab man beim Stahlfrischen mehr und rohere Zuschläge als beim Eisenfrischen. Sonst stimmte die Arbeit mit dem steierischen Weichzerennen, das wir beschrieben haben, und der steierischen Rohstahlarbeit, die wir später beschreiben werden, über- ein. Die Arbeit dauerte vier bis fünf Stunden. Der Abbrand betrug hier 23 bis 25 Prozent. Jars hat die Eisenhütten von Johann-Georgenstadt und von Heinrichsgrün in Böhmen beschrieben, dabei aber das Frischverfahren nur sehr kurz berührt. Von dem Frischeisen von 1) Siehe Jars, a. a. O., Bd. I, S. 112.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/407>, abgerufen am 22.11.2024.