Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
kohlenstoffreichere Eisen weniger starken Wind, indem es besser war, das Einschmelzen der Luppe etwas langsam zu betreiben, damit jeder Eisentropfen, der von dem Frischklumpen absaigerte, ganz von dem Winde getroffen wurde. Es kam öfter vor, dass der Frisch- klumpen namentlich gegen Ende des Einschmelzens zu rasch nieder- schmolz. In diesem Falle hob man ihn aus dem Feuer, begoss ihn mit Wasser und setzte ihn dann wieder ein. Von Zeit zu Zeit lüftete man den Frischklumpen in die Höhe, hielt ihn aber immer mit Kohlen bedeckt. Es war besonders wichtig, dass der Wind gehörig unter dem Klumpen durchstrich, um ein gleichmässig gares Eisen zu erzielen und dass sich nicht das Eisen zu früh vor der Form aufsetzte und dem Wind den Durchgang versperrte. Geschah dies, so musste der Frischer stärker blasen. Umgekehrt musste er das Hohlblasen des Windes vermeiden, dadurch, dass er das Feuer immer gut geschlossen hielt. War dies dennoch geschehen, so dass die Mitte weggeschmolzen und ungeschmolzene Teile auf beiden Seiten stehen geblieben waren, hatte also, wie der Frischer sagte, "die Luppe Beine bekommen", so musste er entweder den Frischklumpen umkehren oder ihn zerstossen. Den Fortgang des Garens beurteilte der Frischer an der Farbe der Flamme und an den Schalen, die sich an den Spiess anlegten und die ihm anzeigten, ob er Heisslech, d. h. Schlacke vom ersten Einschmelzen, oder Stocklech, d. h. garende Schlacke zu- setzen musste. Ging die Arbeit zu frisch, d. h. wollte das Eisen vor der Zeit garen, so setzte er Heisslech zu, um den Prozess zu verlang- samen und trockene Hitze zu verhindern; umgekehrt machte der Arbeiter bei zu heissem Gang von dem Stocklech Gebrauch, um das Garen zu beschleunigen. Im allgemeinen zog man ein saftiges Feuer vor. War der Frischklumpen ganz eingeschmolzen und etwaige zer- streute Klümpchen damit vereinigt, so räumte der Frischer die Kohlen weg und brach die Luppe mit dem Spiess los. Seine beiden Mit- arbeiter traten dann auf ein gegebenes Zeichen hinzu und halfen ihm die Luppe mit Haken herauszuziehen und unter den Hammer zu wälzen, wo sie, nach Beklopfen mit einem Vorhammer, unter dem Wasserhammer in fünf bis sechs Stücke zersetzt wurde. Diese wurden dann beim folgenden Schmelzen ausgeheizt, wobei sie öfter weisswarm im Schweisssand herumgedreht wurden, ehe man sie unter den Ham- mer brachte. Der Abgang des Roheisens beim Kaltfrischen betrug 25 Prozent, die Arbeit dauerte fünf bis sechs Stunden, so dass man meist in 48 Stunden neun Luppen machte. Auf den Centner Stab- eisen verbrannte man 21/2 bis 3 Stützen Holzkohlen.
Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
kohlenstoffreichere Eisen weniger starken Wind, indem es besser war, das Einschmelzen der Luppe etwas langsam zu betreiben, damit jeder Eisentropfen, der von dem Frischklumpen absaigerte, ganz von dem Winde getroffen wurde. Es kam öfter vor, daſs der Frisch- klumpen namentlich gegen Ende des Einschmelzens zu rasch nieder- schmolz. In diesem Falle hob man ihn aus dem Feuer, begoſs ihn mit Wasser und setzte ihn dann wieder ein. Von Zeit zu Zeit lüftete man den Frischklumpen in die Höhe, hielt ihn aber immer mit Kohlen bedeckt. Es war besonders wichtig, daſs der Wind gehörig unter dem Klumpen durchstrich, um ein gleichmäſsig gares Eisen zu erzielen und daſs sich nicht das Eisen zu früh vor der Form aufsetzte und dem Wind den Durchgang versperrte. Geschah dies, so muſste der Frischer stärker blasen. Umgekehrt muſste er das Hohlblasen des Windes vermeiden, dadurch, daſs er das Feuer immer gut geschlossen hielt. War dies dennoch geschehen, so daſs die Mitte weggeschmolzen und ungeschmolzene Teile auf beiden Seiten stehen geblieben waren, hatte also, wie der Frischer sagte, „die Luppe Beine bekommen“, so muſste er entweder den Frischklumpen umkehren oder ihn zerstoſsen. Den Fortgang des Garens beurteilte der Frischer an der Farbe der Flamme und an den Schalen, die sich an den Spieſs anlegten und die ihm anzeigten, ob er Heiſslech, d. h. Schlacke vom ersten Einschmelzen, oder Stocklech, d. h. garende Schlacke zu- setzen muſste. Ging die Arbeit zu frisch, d. h. wollte das Eisen vor der Zeit garen, so setzte er Heiſslech zu, um den Prozeſs zu verlang- samen und trockene Hitze zu verhindern; umgekehrt machte der Arbeiter bei zu heiſsem Gang von dem Stocklech Gebrauch, um das Garen zu beschleunigen. Im allgemeinen zog man ein saftiges Feuer vor. War der Frischklumpen ganz eingeschmolzen und etwaige zer- streute Klümpchen damit vereinigt, so räumte der Frischer die Kohlen weg und brach die Luppe mit dem Spieſs los. Seine beiden Mit- arbeiter traten dann auf ein gegebenes Zeichen hinzu und halfen ihm die Luppe mit Haken herauszuziehen und unter den Hammer zu wälzen, wo sie, nach Beklopfen mit einem Vorhammer, unter dem Wasserhammer in fünf bis sechs Stücke zersetzt wurde. Diese wurden dann beim folgenden Schmelzen ausgeheizt, wobei sie öfter weiſswarm im Schweiſssand herumgedreht wurden, ehe man sie unter den Ham- mer brachte. Der Abgang des Roheisens beim Kaltfrischen betrug 25 Prozent, die Arbeit dauerte fünf bis sechs Stunden, so daſs man meist in 48 Stunden neun Luppen machte. Auf den Centner Stab- eisen verbrannte man 2½ bis 3 Stützen Holzkohlen.
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Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
kohlenstoffreichere Eisen weniger starken Wind, indem es besser
war, das Einschmelzen der Luppe etwas langsam zu betreiben, damit
jeder Eisentropfen, der von dem Frischklumpen absaigerte, ganz
von dem Winde getroffen wurde. Es kam öfter vor, daſs der Frisch-
klumpen namentlich gegen Ende des Einschmelzens zu rasch nieder-
schmolz. In diesem Falle hob man ihn aus dem Feuer, begoſs ihn
mit Wasser und setzte ihn dann wieder ein. Von Zeit zu Zeit lüftete
man den Frischklumpen in die Höhe, hielt ihn aber immer mit Kohlen
bedeckt. Es war besonders wichtig, daſs der Wind gehörig unter dem
Klumpen durchstrich, um ein gleichmäſsig gares Eisen zu erzielen
und daſs sich nicht das Eisen zu früh vor der Form aufsetzte und
dem Wind den Durchgang versperrte. Geschah dies, so muſste
der Frischer stärker blasen. Umgekehrt muſste er das Hohlblasen
des Windes vermeiden, dadurch, daſs er das Feuer immer gut
geschlossen hielt. War dies dennoch geschehen, so daſs die Mitte
weggeschmolzen und ungeschmolzene Teile auf beiden Seiten stehen
geblieben waren, hatte also, wie der Frischer sagte, „die Luppe Beine
bekommen“, so muſste er entweder den Frischklumpen umkehren oder
ihn zerstoſsen. Den Fortgang des Garens beurteilte der Frischer
an der Farbe der Flamme und an den Schalen, die sich an den
Spieſs anlegten und die ihm anzeigten, ob er Heiſslech, d. h. Schlacke
vom ersten Einschmelzen, oder Stocklech, d. h. garende Schlacke zu-
setzen muſste. Ging die Arbeit zu frisch, d. h. wollte das Eisen vor
der Zeit garen, so setzte er Heiſslech zu, um den Prozeſs zu verlang-
samen und trockene Hitze zu verhindern; umgekehrt machte der
Arbeiter bei zu heiſsem Gang von dem Stocklech Gebrauch, um das
Garen zu beschleunigen. Im allgemeinen zog man ein saftiges Feuer
vor. War der Frischklumpen ganz eingeschmolzen und etwaige zer-
streute Klümpchen damit vereinigt, so räumte der Frischer die Kohlen
weg und brach die Luppe mit dem Spieſs los. Seine beiden Mit-
arbeiter traten dann auf ein gegebenes Zeichen hinzu und halfen ihm
die Luppe mit Haken herauszuziehen und unter den Hammer zu
wälzen, wo sie, nach Beklopfen mit einem Vorhammer, unter dem
Wasserhammer in fünf bis sechs Stücke zersetzt wurde. Diese wurden
dann beim folgenden Schmelzen ausgeheizt, wobei sie öfter weiſswarm
im Schweiſssand herumgedreht wurden, ehe man sie unter den Ham-
mer brachte. Der Abgang des Roheisens beim Kaltfrischen betrug
25 Prozent, die Arbeit dauerte fünf bis sechs Stunden, so daſs man
meist in 48 Stunden neun Luppen machte. Auf den Centner Stab-
eisen verbrannte man 2½ bis 3 Stützen Holzkohlen.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/418>, abgerufen am 22.11.2024.
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