Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
und glaubt nicht daran. Wohl aber geschah das Ausheizen zu Carron mit Steinkohlen. Das Eisen, welches man verfrischte, war Koksroh- eisen, vermischt mit Holzkohlenroheisen aus Russland und Amerika. Das auf der Hütte erblasene Koksroheisen war für sich nicht zu ge- brauchen. Das Frischen und Ausheizen geschah in verschiedenen Herden, entsprechend der Wallonschmiede, und zwar wurden die Kolben in einem Ausheizherd mit Steinkohlen gewärmt.
Rinman giebt allgemeine Regeln über den Feuerbau bei den Frischherden. Versuche, die viereckigen Herde durch ovale und achteckige zu ersetzen, haben keinen solchen Erfolg gehabt, dass sie die hergebrachte, bequeme Form hätten verdrängen können, ausser- dem war der eigentliche Schmelzraum, der aus Gestübbe und Schlacken hergestellt wurde, so wie so rund.
Der Grund unter dem Herd wird so eingerichtet, dass man, wenn es nötig ist, Wasser unter den Frischboden leiten kann. Dies ge- schieht, wenn sich der Boden bei rohem Gang oder durch dünnflüssiges, gares Eisen zu sehr erhitzt hat. -- Durch die Neigung, welche man dem Boden giebt, kann man auf den Gang des Frischens einwirken. Neigt sich der Boden vom Wind ab nach der Ecke des Gicht- und Aschenzackens hin, so geht das Feuer härter und dünnflüssiger. Diese Lage des Bodens wählt man bei den deutschen Frischfeuern, wenn man sehr grelles und leichtfrischendes Eisen zu verarbeiten hat. Ist der Boden ausgehöhlt, so bleibt der Gang dünn, rein und roh.
Am wichtigsten ist die Beschaffenheit und Lage der Form, denn die Windführung hat auf den Gang im Herd den grössten Einfluss. Weite Formen fördern mehr, verbrennen aber auch mehr Kohlen. Man kann sie nur anwenden bei guten Kohlen, gutem Roheisen und gutem Gebläse; fehlt es an einem dieser, so muss man die Form ver- engern. Ist die obere Kante der Formöffnung länger, so hat die Form ein Obermaul und blässt mehr nach unten. Der Kohlenverbrauch ist dann geringer und das Eisen gart besser, erleidet aber auch mehr Abbrand. Steht umgekehrt die untere Kante vor, so hat die Form ein Untermaul, bläst dann mehr nach oben, wobei der Prozess langsamer geht, weniger Eisen verbrennt, das Eisen aber langsam gart und schlechter wird, wobei mehr Kohlen verbrennen. Ganz ähnlich verhält es sich mit der mehr oder weniger geneigten Lage der Form. Wenn sich die Form ebenso wie die Formzacken in den Herd hinein neigt, so hat man meistens einen reinen, nicht zu rohen und nicht zu garen Gang. Man lässt die Form mehr oder weniger (von 21/2 bis 5 Zoll) in den Herd hineinragen, je nachdem das Eisen
Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
und glaubt nicht daran. Wohl aber geschah das Ausheizen zu Carron mit Steinkohlen. Das Eisen, welches man verfrischte, war Koksroh- eisen, vermischt mit Holzkohlenroheisen aus Ruſsland und Amerika. Das auf der Hütte erblasene Koksroheisen war für sich nicht zu ge- brauchen. Das Frischen und Ausheizen geschah in verschiedenen Herden, entsprechend der Wallonschmiede, und zwar wurden die Kolben in einem Ausheizherd mit Steinkohlen gewärmt.
Rinman giebt allgemeine Regeln über den Feuerbau bei den Frischherden. Versuche, die viereckigen Herde durch ovale und achteckige zu ersetzen, haben keinen solchen Erfolg gehabt, daſs sie die hergebrachte, bequeme Form hätten verdrängen können, auſser- dem war der eigentliche Schmelzraum, der aus Gestübbe und Schlacken hergestellt wurde, so wie so rund.
Der Grund unter dem Herd wird so eingerichtet, daſs man, wenn es nötig ist, Wasser unter den Frischboden leiten kann. Dies ge- schieht, wenn sich der Boden bei rohem Gang oder durch dünnflüssiges, gares Eisen zu sehr erhitzt hat. — Durch die Neigung, welche man dem Boden giebt, kann man auf den Gang des Frischens einwirken. Neigt sich der Boden vom Wind ab nach der Ecke des Gicht- und Aschenzackens hin, so geht das Feuer härter und dünnflüssiger. Diese Lage des Bodens wählt man bei den deutschen Frischfeuern, wenn man sehr grelles und leichtfrischendes Eisen zu verarbeiten hat. Ist der Boden ausgehöhlt, so bleibt der Gang dünn, rein und roh.
Am wichtigsten ist die Beschaffenheit und Lage der Form, denn die Windführung hat auf den Gang im Herd den gröſsten Einfluſs. Weite Formen fördern mehr, verbrennen aber auch mehr Kohlen. Man kann sie nur anwenden bei guten Kohlen, gutem Roheisen und gutem Gebläse; fehlt es an einem dieser, so muſs man die Form ver- engern. Ist die obere Kante der Formöffnung länger, so hat die Form ein Obermaul und bläſst mehr nach unten. Der Kohlenverbrauch ist dann geringer und das Eisen gart besser, erleidet aber auch mehr Abbrand. Steht umgekehrt die untere Kante vor, so hat die Form ein Untermaul, bläst dann mehr nach oben, wobei der Prozeſs langsamer geht, weniger Eisen verbrennt, das Eisen aber langsam gart und schlechter wird, wobei mehr Kohlen verbrennen. Ganz ähnlich verhält es sich mit der mehr oder weniger geneigten Lage der Form. Wenn sich die Form ebenso wie die Formzacken in den Herd hinein neigt, so hat man meistens einen reinen, nicht zu rohen und nicht zu garen Gang. Man läſst die Form mehr oder weniger (von 2½ bis 5 Zoll) in den Herd hineinragen, je nachdem das Eisen
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Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
und glaubt nicht daran. Wohl aber geschah das Ausheizen zu Carron
mit Steinkohlen. Das Eisen, welches man verfrischte, war Koksroh-
eisen, vermischt mit Holzkohlenroheisen aus Ruſsland und Amerika.
Das auf der Hütte erblasene Koksroheisen war für sich nicht zu ge-
brauchen. Das Frischen und Ausheizen geschah in verschiedenen
Herden, entsprechend der Wallonschmiede, und zwar wurden die
Kolben in einem Ausheizherd mit Steinkohlen gewärmt.
Rinman giebt allgemeine Regeln über den Feuerbau bei den
Frischherden. Versuche, die viereckigen Herde durch ovale und
achteckige zu ersetzen, haben keinen solchen Erfolg gehabt, daſs
sie die hergebrachte, bequeme Form hätten verdrängen können, auſser-
dem war der eigentliche Schmelzraum, der aus Gestübbe und Schlacken
hergestellt wurde, so wie so rund.
Der Grund unter dem Herd wird so eingerichtet, daſs man, wenn
es nötig ist, Wasser unter den Frischboden leiten kann. Dies ge-
schieht, wenn sich der Boden bei rohem Gang oder durch dünnflüssiges,
gares Eisen zu sehr erhitzt hat. — Durch die Neigung, welche man
dem Boden giebt, kann man auf den Gang des Frischens einwirken.
Neigt sich der Boden vom Wind ab nach der Ecke des Gicht- und
Aschenzackens hin, so geht das Feuer härter und dünnflüssiger. Diese
Lage des Bodens wählt man bei den deutschen Frischfeuern, wenn
man sehr grelles und leichtfrischendes Eisen zu verarbeiten hat. Ist
der Boden ausgehöhlt, so bleibt der Gang dünn, rein und roh.
Am wichtigsten ist die Beschaffenheit und Lage der Form, denn
die Windführung hat auf den Gang im Herd den gröſsten Einfluſs.
Weite Formen fördern mehr, verbrennen aber auch mehr Kohlen.
Man kann sie nur anwenden bei guten Kohlen, gutem Roheisen und
gutem Gebläse; fehlt es an einem dieser, so muſs man die Form ver-
engern. Ist die obere Kante der Formöffnung länger, so hat die Form
ein Obermaul und bläſst mehr nach unten. Der Kohlenverbrauch
ist dann geringer und das Eisen gart besser, erleidet aber auch
mehr Abbrand. Steht umgekehrt die untere Kante vor, so hat die
Form ein Untermaul, bläst dann mehr nach oben, wobei der Prozeſs
langsamer geht, weniger Eisen verbrennt, das Eisen aber langsam
gart und schlechter wird, wobei mehr Kohlen verbrennen. Ganz
ähnlich verhält es sich mit der mehr oder weniger geneigten Lage
der Form. Wenn sich die Form ebenso wie die Formzacken in den
Herd hinein neigt, so hat man meistens einen reinen, nicht zu rohen
und nicht zu garen Gang. Man läſst die Form mehr oder weniger
(von 2½ bis 5 Zoll) in den Herd hineinragen, je nachdem das Eisen
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/422>, abgerufen am 22.11.2024.
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