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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
gegenüber eingelegt. Man legt den Herd mit nasser Stübbe zu, bedeckt
alles mit Kohlen und giebt Garschlacke auf. Während dem Ein-
schmelzen werden die Kolben ausgeschmiedet. Alle Viertelstunde wird
die flüssige Schlacke laufen gelassen, während man wieder weiche
Garschlacke aufgiebt. Nach zwei Stunden sind alle Kolben aus-
geschmiedet. Man legt ein zweites Pack Floss mehr in der Mitte vor.
Nach 31/2 Stunden ist dieses geschmolzen. Man schützt das Gebläse
ab, damit die Luppe fest wird, legt sie frei und bricht sie nach
41/2 Stunden aus. Die 150 Pfund schwere Luppe wird unter dem
Hammer in vier Schirbel zerteilt, welche ausgeheizt, zu Stäben ge-
schmiedet und sortiert werden. Dieses Verfahren hatte seinen Haupt-
sitz in St. Gallen, war aber im ganzen Obersteyer und auch in Tirol
in Anwendung.

Zu Pillersee wechselte man ganz regelmässig mit Schmiedeeisen
und Stahlfrischen oder mit Weich- und Hartzerennen, wie man es
nannte, in demselben Herd ab. Die Form lag nur 8 Zoll über dem
Boden und hatte ganz wenig Neigung. Die Umfassungswände der Herd-
grube waren 12 bis 14 Zoll höher als die Form, um die Kohlen
zusammen zu halten. Am besten eigneten sich blumige Flossen; die-
selben wurden nacheinander in drei Zangen eingelegt und nieder-
geschmolzen. Der Einsatz betrug 80 kg. Jede Charge dauerte vier
Stunden und man machte drei im Tage, in der Woche etwa 1200 kg
Rohstahl. Der Eisenverlust war nicht grösser als beim Weichzerennen,
etwa 10 Prozent, und man brauchte für 1 Ctr. Rohstahl 30 bis 32 Kubik-
fuss Kohlen aus weichem Holz. Die ausgeschmiedeten Stäbe wurden
in Wasser geworfen, zerschlagen und sortiert. Man erhielt nicht nur
Rohstahl, sondern auch mehr oder weniger stahlartiges Eisen.
Gewöhnlich rechnete man auf 100 Teile: 60 Tle. Roh- oder Edelstahl,
20 Tle. Mock oder Mittelkür, welcher zu rohen Schneidwaren, besonders
zu Sensen, Sicheln, Äxten u. s. w. verarbeitet wurde und nur roh in
den Handel kam, 10 Tle. Hammer- oder Zwittereisen, das für Radreife
verwendet wurde, und 10 Tle. Verlust.

Der Rohstahl wurde vor dem Gärben nochmals sortiert in: 1. Zwick-
schmiedestahl, der weichste, aber besser wie Mock; 2. Mittelzeug;
3. Scharsachstahl und 4. Meisselstahl, der härteste und festeste, der
nur zuweilen fiel und zu Münzstahl benutzt wurde 1).

Die kärntnerische Rohstahlarbeit ist sowohl von der

1) Siehe Karsten, a. a. O., Bd. IV, S. 458. Jars unterscheidet Friemen-,
Kern-, Scharsach- und Münzstahl.

Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
gegenüber eingelegt. Man legt den Herd mit nasser Stübbe zu, bedeckt
alles mit Kohlen und giebt Garschlacke auf. Während dem Ein-
schmelzen werden die Kolben ausgeschmiedet. Alle Viertelstunde wird
die flüssige Schlacke laufen gelassen, während man wieder weiche
Garschlacke aufgiebt. Nach zwei Stunden sind alle Kolben aus-
geschmiedet. Man legt ein zweites Pack Floſs mehr in der Mitte vor.
Nach 3½ Stunden ist dieses geschmolzen. Man schützt das Gebläse
ab, damit die Luppe fest wird, legt sie frei und bricht sie nach
4½ Stunden aus. Die 150 Pfund schwere Luppe wird unter dem
Hammer in vier Schirbel zerteilt, welche ausgeheizt, zu Stäben ge-
schmiedet und sortiert werden. Dieses Verfahren hatte seinen Haupt-
sitz in St. Gallen, war aber im ganzen Obersteyer und auch in Tirol
in Anwendung.

Zu Pillersee wechselte man ganz regelmäſsig mit Schmiedeeisen
und Stahlfrischen oder mit Weich- und Hartzerennen, wie man es
nannte, in demselben Herd ab. Die Form lag nur 8 Zoll über dem
Boden und hatte ganz wenig Neigung. Die Umfassungswände der Herd-
grube waren 12 bis 14 Zoll höher als die Form, um die Kohlen
zusammen zu halten. Am besten eigneten sich blumige Flossen; die-
selben wurden nacheinander in drei Zangen eingelegt und nieder-
geschmolzen. Der Einsatz betrug 80 kg. Jede Charge dauerte vier
Stunden und man machte drei im Tage, in der Woche etwa 1200 kg
Rohstahl. Der Eisenverlust war nicht gröſser als beim Weichzerennen,
etwa 10 Prozent, und man brauchte für 1 Ctr. Rohstahl 30 bis 32 Kubik-
fuſs Kohlen aus weichem Holz. Die ausgeschmiedeten Stäbe wurden
in Wasser geworfen, zerschlagen und sortiert. Man erhielt nicht nur
Rohstahl, sondern auch mehr oder weniger stahlartiges Eisen.
Gewöhnlich rechnete man auf 100 Teile: 60 Tle. Roh- oder Edelstahl,
20 Tle. Mock oder Mittelkür, welcher zu rohen Schneidwaren, besonders
zu Sensen, Sicheln, Äxten u. s. w. verarbeitet wurde und nur roh in
den Handel kam, 10 Tle. Hammer- oder Zwittereisen, das für Radreife
verwendet wurde, und 10 Tle. Verlust.

Der Rohstahl wurde vor dem Gärben nochmals sortiert in: 1. Zwick-
schmiedestahl, der weichste, aber besser wie Mock; 2. Mittelzeug;
3. Scharsachstahl und 4. Meiſselstahl, der härteste und festeste, der
nur zuweilen fiel und zu Münzstahl benutzt wurde 1).

Die kärntnerische Rohstahlarbeit ist sowohl von der

1) Siehe Karsten, a. a. O., Bd. IV, S. 458. Jars unterscheidet Friemen-,
Kern-, Scharsach- und Münzstahl.
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[411/0425] Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. gegenüber eingelegt. Man legt den Herd mit nasser Stübbe zu, bedeckt alles mit Kohlen und giebt Garschlacke auf. Während dem Ein- schmelzen werden die Kolben ausgeschmiedet. Alle Viertelstunde wird die flüssige Schlacke laufen gelassen, während man wieder weiche Garschlacke aufgiebt. Nach zwei Stunden sind alle Kolben aus- geschmiedet. Man legt ein zweites Pack Floſs mehr in der Mitte vor. Nach 3½ Stunden ist dieses geschmolzen. Man schützt das Gebläse ab, damit die Luppe fest wird, legt sie frei und bricht sie nach 4½ Stunden aus. Die 150 Pfund schwere Luppe wird unter dem Hammer in vier Schirbel zerteilt, welche ausgeheizt, zu Stäben ge- schmiedet und sortiert werden. Dieses Verfahren hatte seinen Haupt- sitz in St. Gallen, war aber im ganzen Obersteyer und auch in Tirol in Anwendung. Zu Pillersee wechselte man ganz regelmäſsig mit Schmiedeeisen und Stahlfrischen oder mit Weich- und Hartzerennen, wie man es nannte, in demselben Herd ab. Die Form lag nur 8 Zoll über dem Boden und hatte ganz wenig Neigung. Die Umfassungswände der Herd- grube waren 12 bis 14 Zoll höher als die Form, um die Kohlen zusammen zu halten. Am besten eigneten sich blumige Flossen; die- selben wurden nacheinander in drei Zangen eingelegt und nieder- geschmolzen. Der Einsatz betrug 80 kg. Jede Charge dauerte vier Stunden und man machte drei im Tage, in der Woche etwa 1200 kg Rohstahl. Der Eisenverlust war nicht gröſser als beim Weichzerennen, etwa 10 Prozent, und man brauchte für 1 Ctr. Rohstahl 30 bis 32 Kubik- fuſs Kohlen aus weichem Holz. Die ausgeschmiedeten Stäbe wurden in Wasser geworfen, zerschlagen und sortiert. Man erhielt nicht nur Rohstahl, sondern auch mehr oder weniger stahlartiges Eisen. Gewöhnlich rechnete man auf 100 Teile: 60 Tle. Roh- oder Edelstahl, 20 Tle. Mock oder Mittelkür, welcher zu rohen Schneidwaren, besonders zu Sensen, Sicheln, Äxten u. s. w. verarbeitet wurde und nur roh in den Handel kam, 10 Tle. Hammer- oder Zwittereisen, das für Radreife verwendet wurde, und 10 Tle. Verlust. Der Rohstahl wurde vor dem Gärben nochmals sortiert in: 1. Zwick- schmiedestahl, der weichste, aber besser wie Mock; 2. Mittelzeug; 3. Scharsachstahl und 4. Meiſselstahl, der härteste und festeste, der nur zuweilen fiel und zu Münzstahl benutzt wurde 1). Die kärntnerische Rohstahlarbeit ist sowohl von der 1) Siehe Karsten, a. a. O., Bd. IV, S. 458. Jars unterscheidet Friemen-, Kern-, Scharsach- und Münzstahl.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/425>, abgerufen am 22.11.2024.