das einzuschmelzende Roheisen auflag, war 21/2 bis 5 Zoll höher als die Formlage; je höher das Roheisen einschmolz, je garer war der Gang. Die Form hatte eine kreisförmige Mündung von 16 bis 17 Linien Durchmesser, 31/2 bis 41/2 Zoll Überliegen und 10 bis 16 Grad Stechen. Man blies gewöhnlich mit 15 bis 16 Wasserzoll Pressung. Der Herd war aus einem Boden von Stein und aus vier eisernen Zacken, Steine genannt, zusammengesetzt. Jars giebt an, dass das Hartzerennen in einem besonderen Herd geschehe, dies war aber durchaus nicht die Regel, auf den meisten Werken wurde dies vielmehr in dem Stahlfeuer selbst vorgenommen, und zwar gewöhnlich
[Abbildung]
Fig. 114.
am Schluss der Schicht. Das Roheisen bestand also aus Hartzerenn- böden und aus weissen, frischen Hochofenblatteln, ein durch Ab- schrecken gebildetes kleinspiegliges Eisen. Der Prozess zerfiel 1. in die Sauerbildung und das Deulputzen, 2. die Bildung des Frischbodens und das Deulumschlagen und 3. die Cottabildung mit dem weiteren Ausheizprozess. Die Arbeit begann mit der Einschmelzung von unvor- bereitetem Roheisen, um daraus eine dickflüssige Eisenmasse, den "Sauer", zu bekommen, welcher die Unterlage für die Cotta oder die Luppe bildete. Dies war eben das Charakteristische des Verfahrens, welches ihm mit der Brescianschmiede gemein war. Gleichzeitig er- folgte das Abschweissen oder Putzen der zwei Hälften der vorigen Cotta, Deule genannt, und das Ausschmieden derselben auf dem einen
Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
das einzuschmelzende Roheisen auflag, war 2½ bis 5 Zoll höher als die Formlage; je höher das Roheisen einschmolz, je garer war der Gang. Die Form hatte eine kreisförmige Mündung von 16 bis 17 Linien Durchmesser, 3½ bis 4½ Zoll Überliegen und 10 bis 16 Grad Stechen. Man blies gewöhnlich mit 15 bis 16 Wasserzoll Pressung. Der Herd war aus einem Boden von Stein und aus vier eisernen Zacken, Steine genannt, zusammengesetzt. Jars giebt an, daſs das Hartzerennen in einem besonderen Herd geschehe, dies war aber durchaus nicht die Regel, auf den meisten Werken wurde dies vielmehr in dem Stahlfeuer selbst vorgenommen, und zwar gewöhnlich
[Abbildung]
Fig. 114.
am Schluſs der Schicht. Das Roheisen bestand also aus Hartzerenn- böden und aus weiſsen, frischen Hochofenblatteln, ein durch Ab- schrecken gebildetes kleinspiegliges Eisen. Der Prozeſs zerfiel 1. in die Sauerbildung und das Deulputzen, 2. die Bildung des Frischbodens und das Deulumschlagen und 3. die Cottabildung mit dem weiteren Ausheizprozeſs. Die Arbeit begann mit der Einschmelzung von unvor- bereitetem Roheisen, um daraus eine dickflüssige Eisenmasse, den „Sauer“, zu bekommen, welcher die Unterlage für die Cotta oder die Luppe bildete. Dies war eben das Charakteristische des Verfahrens, welches ihm mit der Brescianschmiede gemein war. Gleichzeitig er- folgte das Abschweiſsen oder Putzen der zwei Hälften der vorigen Cotta, Deule genannt, und das Ausschmieden derselben auf dem einen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0428"n="414"/><fwplace="top"type="header">Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.</fw><lb/>
das einzuschmelzende Roheisen auflag, war 2½ bis 5 Zoll höher als<lb/>
die Formlage; je höher das Roheisen einschmolz, je garer war der<lb/>
Gang. Die Form hatte eine kreisförmige Mündung von 16 bis<lb/>
17 Linien Durchmesser, 3½ bis 4½ Zoll Überliegen und 10 bis<lb/>
16 Grad Stechen. Man blies gewöhnlich mit 15 bis 16 Wasserzoll<lb/>
Pressung. Der Herd war aus einem Boden von Stein und aus vier<lb/>
eisernen Zacken, Steine genannt, zusammengesetzt. <hirendition="#g">Jars</hi> giebt an,<lb/>
daſs das Hartzerennen in einem besonderen Herd geschehe, dies war<lb/>
aber durchaus nicht die Regel, auf den meisten Werken wurde dies<lb/>
vielmehr in dem Stahlfeuer selbst vorgenommen, und zwar gewöhnlich<lb/><figure><head>Fig. 114.</head></figure><lb/>
am Schluſs der Schicht. Das Roheisen bestand also aus Hartzerenn-<lb/>
böden und aus weiſsen, frischen Hochofenblatteln, ein durch Ab-<lb/>
schrecken gebildetes kleinspiegliges Eisen. Der Prozeſs zerfiel 1. in<lb/>
die Sauerbildung und das Deulputzen, 2. die Bildung des Frischbodens<lb/>
und das Deulumschlagen und 3. die Cottabildung mit dem weiteren<lb/>
Ausheizprozeſs. Die Arbeit begann mit der Einschmelzung von unvor-<lb/>
bereitetem Roheisen, um daraus eine dickflüssige Eisenmasse, den<lb/>„Sauer“, zu bekommen, welcher die Unterlage für die Cotta oder die<lb/>
Luppe bildete. Dies war eben das Charakteristische des Verfahrens,<lb/>
welches ihm mit der Brescianschmiede gemein war. Gleichzeitig er-<lb/>
folgte das Abschweiſsen oder Putzen der zwei Hälften der vorigen<lb/>
Cotta, Deule genannt, und das Ausschmieden derselben auf dem einen<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[414/0428]
Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
das einzuschmelzende Roheisen auflag, war 2½ bis 5 Zoll höher als
die Formlage; je höher das Roheisen einschmolz, je garer war der
Gang. Die Form hatte eine kreisförmige Mündung von 16 bis
17 Linien Durchmesser, 3½ bis 4½ Zoll Überliegen und 10 bis
16 Grad Stechen. Man blies gewöhnlich mit 15 bis 16 Wasserzoll
Pressung. Der Herd war aus einem Boden von Stein und aus vier
eisernen Zacken, Steine genannt, zusammengesetzt. Jars giebt an,
daſs das Hartzerennen in einem besonderen Herd geschehe, dies war
aber durchaus nicht die Regel, auf den meisten Werken wurde dies
vielmehr in dem Stahlfeuer selbst vorgenommen, und zwar gewöhnlich
[Abbildung Fig. 114.]
am Schluſs der Schicht. Das Roheisen bestand also aus Hartzerenn-
böden und aus weiſsen, frischen Hochofenblatteln, ein durch Ab-
schrecken gebildetes kleinspiegliges Eisen. Der Prozeſs zerfiel 1. in
die Sauerbildung und das Deulputzen, 2. die Bildung des Frischbodens
und das Deulumschlagen und 3. die Cottabildung mit dem weiteren
Ausheizprozeſs. Die Arbeit begann mit der Einschmelzung von unvor-
bereitetem Roheisen, um daraus eine dickflüssige Eisenmasse, den
„Sauer“, zu bekommen, welcher die Unterlage für die Cotta oder die
Luppe bildete. Dies war eben das Charakteristische des Verfahrens,
welches ihm mit der Brescianschmiede gemein war. Gleichzeitig er-
folgte das Abschweiſsen oder Putzen der zwei Hälften der vorigen
Cotta, Deule genannt, und das Ausschmieden derselben auf dem einen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/428>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.