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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Eisen- und Stahlveredlung.
Kneiphämmer (Knipphamare) genannt, meist Schwanzhämmer.
Dieselben waren nicht über 15 Liespfund (etwa 120 kg) schwer und
verschieden in der Konstruktion des Hammergerüstes. Fester Bau
und rascher Gang waren Haupterfordernisse. Letzterer wurde durch
den Umlauf des Wasserrades und die Zahl der Hebedaumen bedingt.
Die Daumen waren nicht in die Welle eingezapft, sondern auf einem
zweiteiligen gusseisernen Kranz, welcher mit viereckigen Löchern zum
Einsetzen der Stahlzähne versehen war, mit hölzernen Keilen auf-
gekeilt. Die Zähne gleich an den Kranz anzugiessen, hatte sich
deshalb nicht bewährt, weil man die Zähne nicht auswechseln konnte;
wenn also einer fehlerhaft geworden war, gleich der ganze Ring
unbrauchbar wurde. Jeder Zainhammer, der schwerer als 7 Liespfund
(56 kg) war, musste seine eigene Radwelle und sein eigenes Gestell
haben, während man von leichteren Hämmern wohl zwei mit einer
Welle treiben konnte, wobei man die beiden Hammergerüste zu einem
verbinden konnte. Das Rad eines gewöhnlichen Hammers lief 15 mal
in der Minute um, und da der Zahnkranz zwölf Zähne hatte, so
machte der Hammer 180 Schläge in der Minute.

Es war allgemeine Regel, dass man durch den schnellen starken
Gang des leichteren Hammers dieselbe Wirkung hervorzubringen
suchte, der sonst mit einem schwereren Hammer bei langsamem
Umtrieb hervorgebracht werden konnte1). Durch häufige und leichte
Hammerschläge wird das Eisen oder Stahl immer dichter und fester
und die Schmiedearbeit reiner und schöner, als unter einem schweren
Hammer, dessen Schlag häufig Undichtigkeiten und Risse hervor-
bringt. Es ist deshalb sehr wichtig, dass die Schwere des Hammers
der auszuführenden Arbeit angemessen sei. Doch lassen sich darüber
nur ganz allgemeine Regeln geben. Für gemeines Bolzen- und
Gebundeisen, Brennstahl von 1/2 Zoll Quadrat waren Hämmer von
13 bis 15 Liespfund (104 bis 120 kg) am besten, für Gärbstahl durfte
er nicht schwerer als 10 Liespfund (80 kg) sein, weil der Stahl bei
schweren, langsamen Schlägen nicht so gut geschweisst werden kann,
als bei schnellerem und leichterem Hammergange. Zum Schmieden
von Sicheln, Sägeblättern, Klingen und ähnlicher Ware sollte der
Hammer nicht schwerer als 7 bis 8 Liespfund (etwa 60 kg) sein, wenn
er nur ein starkes Getriebe hatte.

Ausser dem Bau des Hammers war eine weitere Hauptsache, dass
die Hammerbahn gut verstählt und glatt geschliffen war, wodurch die

1) Siehe Rinman, l. c. S. 139.

Eisen- und Stahlveredlung.
Kneiphämmer (Knipphamare) genannt, meist Schwanzhämmer.
Dieselben waren nicht über 15 Liespfund (etwa 120 kg) schwer und
verschieden in der Konstruktion des Hammergerüstes. Fester Bau
und rascher Gang waren Haupterfordernisse. Letzterer wurde durch
den Umlauf des Wasserrades und die Zahl der Hebedaumen bedingt.
Die Daumen waren nicht in die Welle eingezapft, sondern auf einem
zweiteiligen guſseisernen Kranz, welcher mit viereckigen Löchern zum
Einsetzen der Stahlzähne versehen war, mit hölzernen Keilen auf-
gekeilt. Die Zähne gleich an den Kranz anzugieſsen, hatte sich
deshalb nicht bewährt, weil man die Zähne nicht auswechseln konnte;
wenn also einer fehlerhaft geworden war, gleich der ganze Ring
unbrauchbar wurde. Jeder Zainhammer, der schwerer als 7 Liespfund
(56 kg) war, muſste seine eigene Radwelle und sein eigenes Gestell
haben, während man von leichteren Hämmern wohl zwei mit einer
Welle treiben konnte, wobei man die beiden Hammergerüste zu einem
verbinden konnte. Das Rad eines gewöhnlichen Hammers lief 15 mal
in der Minute um, und da der Zahnkranz zwölf Zähne hatte, so
machte der Hammer 180 Schläge in der Minute.

Es war allgemeine Regel, daſs man durch den schnellen starken
Gang des leichteren Hammers dieselbe Wirkung hervorzubringen
suchte, der sonst mit einem schwereren Hammer bei langsamem
Umtrieb hervorgebracht werden konnte1). Durch häufige und leichte
Hammerschläge wird das Eisen oder Stahl immer dichter und fester
und die Schmiedearbeit reiner und schöner, als unter einem schweren
Hammer, dessen Schlag häufig Undichtigkeiten und Risse hervor-
bringt. Es ist deshalb sehr wichtig, daſs die Schwere des Hammers
der auszuführenden Arbeit angemessen sei. Doch lassen sich darüber
nur ganz allgemeine Regeln geben. Für gemeines Bolzen- und
Gebundeisen, Brennstahl von ½ Zoll Quadrat waren Hämmer von
13 bis 15 Liespfund (104 bis 120 kg) am besten, für Gärbstahl durfte
er nicht schwerer als 10 Liespfund (80 kg) sein, weil der Stahl bei
schweren, langsamen Schlägen nicht so gut geschweiſst werden kann,
als bei schnellerem und leichterem Hammergange. Zum Schmieden
von Sicheln, Sägeblättern, Klingen und ähnlicher Ware sollte der
Hammer nicht schwerer als 7 bis 8 Liespfund (etwa 60 kg) sein, wenn
er nur ein starkes Getriebe hatte.

Auſser dem Bau des Hammers war eine weitere Hauptsache, daſs
die Hammerbahn gut verstählt und glatt geschliffen war, wodurch die

1) Siehe Rinman, l. c. S. 139.
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[437/0451] Eisen- und Stahlveredlung. Kneiphämmer (Knipphamare) genannt, meist Schwanzhämmer. Dieselben waren nicht über 15 Liespfund (etwa 120 kg) schwer und verschieden in der Konstruktion des Hammergerüstes. Fester Bau und rascher Gang waren Haupterfordernisse. Letzterer wurde durch den Umlauf des Wasserrades und die Zahl der Hebedaumen bedingt. Die Daumen waren nicht in die Welle eingezapft, sondern auf einem zweiteiligen guſseisernen Kranz, welcher mit viereckigen Löchern zum Einsetzen der Stahlzähne versehen war, mit hölzernen Keilen auf- gekeilt. Die Zähne gleich an den Kranz anzugieſsen, hatte sich deshalb nicht bewährt, weil man die Zähne nicht auswechseln konnte; wenn also einer fehlerhaft geworden war, gleich der ganze Ring unbrauchbar wurde. Jeder Zainhammer, der schwerer als 7 Liespfund (56 kg) war, muſste seine eigene Radwelle und sein eigenes Gestell haben, während man von leichteren Hämmern wohl zwei mit einer Welle treiben konnte, wobei man die beiden Hammergerüste zu einem verbinden konnte. Das Rad eines gewöhnlichen Hammers lief 15 mal in der Minute um, und da der Zahnkranz zwölf Zähne hatte, so machte der Hammer 180 Schläge in der Minute. Es war allgemeine Regel, daſs man durch den schnellen starken Gang des leichteren Hammers dieselbe Wirkung hervorzubringen suchte, der sonst mit einem schwereren Hammer bei langsamem Umtrieb hervorgebracht werden konnte 1). Durch häufige und leichte Hammerschläge wird das Eisen oder Stahl immer dichter und fester und die Schmiedearbeit reiner und schöner, als unter einem schweren Hammer, dessen Schlag häufig Undichtigkeiten und Risse hervor- bringt. Es ist deshalb sehr wichtig, daſs die Schwere des Hammers der auszuführenden Arbeit angemessen sei. Doch lassen sich darüber nur ganz allgemeine Regeln geben. Für gemeines Bolzen- und Gebundeisen, Brennstahl von ½ Zoll Quadrat waren Hämmer von 13 bis 15 Liespfund (104 bis 120 kg) am besten, für Gärbstahl durfte er nicht schwerer als 10 Liespfund (80 kg) sein, weil der Stahl bei schweren, langsamen Schlägen nicht so gut geschweiſst werden kann, als bei schnellerem und leichterem Hammergange. Zum Schmieden von Sicheln, Sägeblättern, Klingen und ähnlicher Ware sollte der Hammer nicht schwerer als 7 bis 8 Liespfund (etwa 60 kg) sein, wenn er nur ein starkes Getriebe hatte. Auſser dem Bau des Hammers war eine weitere Hauptsache, daſs die Hammerbahn gut verstählt und glatt geschliffen war, wodurch die 1) Siehe Rinman, l. c. S. 139.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/451>, abgerufen am 22.11.2024.