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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Eisen- und Stahlveredlung.
und wurde diese Art Bandeisen vorzugsweise in Holland und Deutsch-
land gesucht, weil es zäher und fester war als das gewalzte Bandeisen.
Sorten waren:

1. Lagerbänder, 51/2 bis 6 Ellen lang, 11/2 Zoll breit, 8 Skal-
pfund jedes Stück.
2. Halbe Lagerbänder, 31/2 bis 33/4 Ellen lang, 1 1/8 Zoll breit,
5 Skalpfund jedes Stück.
3. Kistenbänder, 4 bis 43/4 Ellen lang, 7/8 Zoll breit, 2 Skal-
pfund jedes Stück.
4. Mundpfeifen, 5 bis 51/2 Ellen lang, 7/8 Zoll breit, 21/2 Skal-
pfund jedes Stück.
5. Spanische Mundpfeifen, 4 bis 41/2 Ellen lang, 1 Zoll breit,
31/2 Skalpfund jedes Stück.

Ferner wurden unter den Zain- oder Gebundhämmern viele Sorten
Materialeisen und Stahl vorgeschmiedet, besonders für Drahtziehereien,
Sägeblätter, Sicheln, Sensen, Klingen, Hespen, Hufeisen, Äxte, Schaufeln,
Spaten, allerhand Ackergerät u. s. w., welches dann teils mit der Hand,
teils mit Maschinen weiter verarbeitet wurde. Dies besorgte in der
Regel der betreffende Schmied selbst. Rinman empfiehlt aber dieses
Verschmieden des Materialeisens zu einer selbständigen Arbeit zu
machen, wie dies bei den besseren Einrichtungen im Auslande geschehe.
Hierfür ist nötig: 1. dass die eisernen Modelle tadellos sind und
muss das Gewicht derselben bis auf das Lot bemerkt werden; 2. dass
an Material nicht mehr Eisen genommen wird als nach dem vor-
bestimmten Gewicht und Mass erforderlich ist, welches Augenmass
und Übung des Meisters beurteilen muss; 3. dass die Arbeit unter
dem Zainhammer so sauber und so weit fertig wie möglich geschmiedet
wird, und dass dafür 4. Hammer und Amboss in Form und Schwere
genau dem Artikel angemessen sein müssen; 5. dass alle erforderlichen
Hilfswerkzeuge vorhanden sind.

Ehe wir auf die feinere Formgebung eingehen, wollen wir kurz
die Rohstahl-, Gärbstahl- und Brennstahlschmieden betrachten, in
welchen man dieselbe Art von Zainhämmern verwendete.

Der Rohstahl, wie er vom Stahlfeuer kam, war für die meisten
Zwecke noch nicht zu gebrauchen, und musste erst durch Umschmieden
oder durch Gärben in ein brauchbares Material verwandelt werden.

Das Umschmieden des Rohstahls erfolgte in Westdeutschland
besonders in der Grafschaft Mark und dem Herzogtum Berg in den
Reckhämmern. Man unterschied: 1. die Bördenstahlhämmer, welche
den sogenannten Bördenstahl machten, woraus zu Altena der Stahl-

Eisen- und Stahlveredlung.
und wurde diese Art Bandeisen vorzugsweise in Holland und Deutsch-
land gesucht, weil es zäher und fester war als das gewalzte Bandeisen.
Sorten waren:

1. Lagerbänder, 5½ bis 6 Ellen lang, 1½ Zoll breit, 8 Skål-
pfund jedes Stück.
2. Halbe Lagerbänder, 3½ bis 3¾ Ellen lang, 1⅛ Zoll breit,
5 Skålpfund jedes Stück.
3. Kistenbänder, 4 bis 4¾ Ellen lang, ⅞ Zoll breit, 2 Skål-
pfund jedes Stück.
4. Mundpfeifen, 5 bis 5½ Ellen lang, ⅞ Zoll breit, 2½ Skål-
pfund jedes Stück.
5. Spanische Mundpfeifen, 4 bis 4½ Ellen lang, 1 Zoll breit,
3½ Skålpfund jedes Stück.

Ferner wurden unter den Zain- oder Gebundhämmern viele Sorten
Materialeisen und Stahl vorgeschmiedet, besonders für Drahtziehereien,
Sägeblätter, Sicheln, Sensen, Klingen, Hespen, Hufeisen, Äxte, Schaufeln,
Spaten, allerhand Ackergerät u. s. w., welches dann teils mit der Hand,
teils mit Maschinen weiter verarbeitet wurde. Dies besorgte in der
Regel der betreffende Schmied selbst. Rinman empfiehlt aber dieses
Verschmieden des Materialeisens zu einer selbständigen Arbeit zu
machen, wie dies bei den besseren Einrichtungen im Auslande geschehe.
Hierfür ist nötig: 1. daſs die eisernen Modelle tadellos sind und
muſs das Gewicht derselben bis auf das Lot bemerkt werden; 2. daſs
an Material nicht mehr Eisen genommen wird als nach dem vor-
bestimmten Gewicht und Maſs erforderlich ist, welches Augenmaſs
und Übung des Meisters beurteilen muſs; 3. daſs die Arbeit unter
dem Zainhammer so sauber und so weit fertig wie möglich geschmiedet
wird, und daſs dafür 4. Hammer und Amboſs in Form und Schwere
genau dem Artikel angemessen sein müssen; 5. daſs alle erforderlichen
Hilfswerkzeuge vorhanden sind.

Ehe wir auf die feinere Formgebung eingehen, wollen wir kurz
die Rohstahl-, Gärbstahl- und Brennstahlschmieden betrachten, in
welchen man dieselbe Art von Zainhämmern verwendete.

Der Rohstahl, wie er vom Stahlfeuer kam, war für die meisten
Zwecke noch nicht zu gebrauchen, und muſste erst durch Umschmieden
oder durch Gärben in ein brauchbares Material verwandelt werden.

Das Umschmieden des Rohstahls erfolgte in Westdeutschland
besonders in der Grafschaft Mark und dem Herzogtum Berg in den
Reckhämmern. Man unterschied: 1. die Bördenstahlhämmer, welche
den sogenannten Bördenstahl machten, woraus zu Altena der Stahl-

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[440/0454] Eisen- und Stahlveredlung. und wurde diese Art Bandeisen vorzugsweise in Holland und Deutsch- land gesucht, weil es zäher und fester war als das gewalzte Bandeisen. Sorten waren: 1. Lagerbänder, 5½ bis 6 Ellen lang, 1½ Zoll breit, 8 Skål- pfund jedes Stück. 2. Halbe Lagerbänder, 3½ bis 3¾ Ellen lang, 1⅛ Zoll breit, 5 Skålpfund jedes Stück. 3. Kistenbänder, 4 bis 4¾ Ellen lang, ⅞ Zoll breit, 2 Skål- pfund jedes Stück. 4. Mundpfeifen, 5 bis 5½ Ellen lang, ⅞ Zoll breit, 2½ Skål- pfund jedes Stück. 5. Spanische Mundpfeifen, 4 bis 4½ Ellen lang, 1 Zoll breit, 3½ Skålpfund jedes Stück. Ferner wurden unter den Zain- oder Gebundhämmern viele Sorten Materialeisen und Stahl vorgeschmiedet, besonders für Drahtziehereien, Sägeblätter, Sicheln, Sensen, Klingen, Hespen, Hufeisen, Äxte, Schaufeln, Spaten, allerhand Ackergerät u. s. w., welches dann teils mit der Hand, teils mit Maschinen weiter verarbeitet wurde. Dies besorgte in der Regel der betreffende Schmied selbst. Rinman empfiehlt aber dieses Verschmieden des Materialeisens zu einer selbständigen Arbeit zu machen, wie dies bei den besseren Einrichtungen im Auslande geschehe. Hierfür ist nötig: 1. daſs die eisernen Modelle tadellos sind und muſs das Gewicht derselben bis auf das Lot bemerkt werden; 2. daſs an Material nicht mehr Eisen genommen wird als nach dem vor- bestimmten Gewicht und Maſs erforderlich ist, welches Augenmaſs und Übung des Meisters beurteilen muſs; 3. daſs die Arbeit unter dem Zainhammer so sauber und so weit fertig wie möglich geschmiedet wird, und daſs dafür 4. Hammer und Amboſs in Form und Schwere genau dem Artikel angemessen sein müssen; 5. daſs alle erforderlichen Hilfswerkzeuge vorhanden sind. Ehe wir auf die feinere Formgebung eingehen, wollen wir kurz die Rohstahl-, Gärbstahl- und Brennstahlschmieden betrachten, in welchen man dieselbe Art von Zainhämmern verwendete. Der Rohstahl, wie er vom Stahlfeuer kam, war für die meisten Zwecke noch nicht zu gebrauchen, und muſste erst durch Umschmieden oder durch Gärben in ein brauchbares Material verwandelt werden. Das Umschmieden des Rohstahls erfolgte in Westdeutschland besonders in der Grafschaft Mark und dem Herzogtum Berg in den Reckhämmern. Man unterschied: 1. die Bördenstahlhämmer, welche den sogenannten Bördenstahl machten, woraus zu Altena der Stahl-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/454>, abgerufen am 22.11.2024.