Rotbrüchiges Eisen war aber dafür unbrauchbar. Um das Nagel- eisen herzustellen, wurde es entweder auf Zainhämmern ausgereckt, was am teuersten war, oder aus Flachstäben mit der Polhemschen Schere dreimal der Länge nach geschnitten, oder in einem Eisen- schneidewerk, wo es gewalzt und zwischen Scheibenmessern zerteilt wurde, angefertigt. Wo die Anlage einer solchen Eisenspalterei zu teuer erschien, genügte es, bloss Schneidewalzen anzulegen und vor- geschmiedete Flachstäbe darin zu spalten.
Die Menge der im Handel vorkommenden Nagelsorten war sehr gross.
Die wichtigsten schwedischen Sorten waren: 1. Eichnägel (Ekspik), quadratisch, dick. 2. Brettnägel (Furnspik), dreieckig, platt. 3. Boot- nägel (Batspik), viereckig, noch platter. Diese Sorten wurden nach Längen in Zollen bestellt. Die folgenden Sorten hatten gebräuchliche Längen: 4. Einbrett, waren Brettnägel von 31/4 Zoll Länge. 5. Zwei- brett, von 41/2 Zoll Länge. 6. Einfache Lattennägel, waren Bootnägel von 3 Zoll Länge. 7. Doppelte Lattennägel, von 4 Zoll Länge und 8. Herrennägel, von 5 Zoll Länge. Diese Nägel wurden auch nach Norwegen und Deutschland ausgeführt. Ein Übelstand der schwedischen Nägel war das schwankende Gewicht, deshalb wurde durch eine königliche Verordnung von 1683 für die Nagelschmiede die Gewichte der 1- bis 12zölligen Nägel von 1000 Stück vorgeschrieben. Die Bestimmungen dieser Verordnung wurden aber zu Rinmans Zeit nur noch wenig befolgt, weshalb er selbst neue Gewichtstabellen in Vorschlag brachte.
In den übrigen Ländern wurden die Nägel meistens mit der Hand aus Schmiedeeisen geschmiedet. Ausser Schweden und Norwegen lieferten Russland, Holland, England und Deutschland, besonders Steiermark, Kärnten und Krain die meisten Nägel. Krain allein sandte jährlich an 10000 Ctr. Nägel in alle Gegenden der österreichischen Monarchie, sowie auch über Graz nach Kroatien, Italien, Türkei u. s. w. Kärnten lieferte verschiedene Sorten in grosser Menge, welche über Triest nach Italien, Spanien, Portugal, sogar nach Indien gingen. In St. Veith war die Hauptniederlage von Kärntner Nägeln, welche nach Italien ausgeführt wurden, von wo aus sie weiter verführt wurden. Für diejenigen Sorten, welche nach Böhmen, Mähren und Österreich gehen sollten, befand sich zu Wien eine Hauptniederlage und in verschiedenen Städten der Monarchie Nebenniederlagen.
In Frankreich blüte die Nagelindustrie besonders zu Charleville, in der Champagne, welche nach allen Gegenden Frankreichs Nägel
Eisen- und Stahlveredlung.
Rotbrüchiges Eisen war aber dafür unbrauchbar. Um das Nagel- eisen herzustellen, wurde es entweder auf Zainhämmern ausgereckt, was am teuersten war, oder aus Flachstäben mit der Polhemschen Schere dreimal der Länge nach geschnitten, oder in einem Eisen- schneidewerk, wo es gewalzt und zwischen Scheibenmessern zerteilt wurde, angefertigt. Wo die Anlage einer solchen Eisenspalterei zu teuer erschien, genügte es, bloſs Schneidewalzen anzulegen und vor- geschmiedete Flachstäbe darin zu spalten.
Die Menge der im Handel vorkommenden Nagelsorten war sehr groſs.
Die wichtigsten schwedischen Sorten waren: 1. Eichnägel (Ekspik), quadratisch, dick. 2. Brettnägel (Furnspik), dreieckig, platt. 3. Boot- nägel (Båtspik), viereckig, noch platter. Diese Sorten wurden nach Längen in Zollen bestellt. Die folgenden Sorten hatten gebräuchliche Längen: 4. Einbrett, waren Brettnägel von 3¼ Zoll Länge. 5. Zwei- brett, von 4½ Zoll Länge. 6. Einfache Lattennägel, waren Bootnägel von 3 Zoll Länge. 7. Doppelte Lattennägel, von 4 Zoll Länge und 8. Herrennägel, von 5 Zoll Länge. Diese Nägel wurden auch nach Norwegen und Deutschland ausgeführt. Ein Übelstand der schwedischen Nägel war das schwankende Gewicht, deshalb wurde durch eine königliche Verordnung von 1683 für die Nagelschmiede die Gewichte der 1- bis 12zölligen Nägel von 1000 Stück vorgeschrieben. Die Bestimmungen dieser Verordnung wurden aber zu Rinmans Zeit nur noch wenig befolgt, weshalb er selbst neue Gewichtstabellen in Vorschlag brachte.
In den übrigen Ländern wurden die Nägel meistens mit der Hand aus Schmiedeeisen geschmiedet. Auſser Schweden und Norwegen lieferten Ruſsland, Holland, England und Deutschland, besonders Steiermark, Kärnten und Krain die meisten Nägel. Krain allein sandte jährlich an 10000 Ctr. Nägel in alle Gegenden der österreichischen Monarchie, sowie auch über Graz nach Kroatien, Italien, Türkei u. s. w. Kärnten lieferte verschiedene Sorten in groſser Menge, welche über Triest nach Italien, Spanien, Portugal, sogar nach Indien gingen. In St. Veith war die Hauptniederlage von Kärntner Nägeln, welche nach Italien ausgeführt wurden, von wo aus sie weiter verführt wurden. Für diejenigen Sorten, welche nach Böhmen, Mähren und Österreich gehen sollten, befand sich zu Wien eine Hauptniederlage und in verschiedenen Städten der Monarchie Nebenniederlagen.
In Frankreich blüte die Nagelindustrie besonders zu Charleville, in der Champagne, welche nach allen Gegenden Frankreichs Nägel
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[443/0457]
Eisen- und Stahlveredlung.
Rotbrüchiges Eisen war aber dafür unbrauchbar. Um das Nagel-
eisen herzustellen, wurde es entweder auf Zainhämmern ausgereckt,
was am teuersten war, oder aus Flachstäben mit der Polhemschen
Schere dreimal der Länge nach geschnitten, oder in einem Eisen-
schneidewerk, wo es gewalzt und zwischen Scheibenmessern zerteilt
wurde, angefertigt. Wo die Anlage einer solchen Eisenspalterei zu
teuer erschien, genügte es, bloſs Schneidewalzen anzulegen und vor-
geschmiedete Flachstäbe darin zu spalten.
Die Menge der im Handel vorkommenden Nagelsorten war sehr
groſs.
Die wichtigsten schwedischen Sorten waren: 1. Eichnägel (Ekspik),
quadratisch, dick. 2. Brettnägel (Furnspik), dreieckig, platt. 3. Boot-
nägel (Båtspik), viereckig, noch platter. Diese Sorten wurden nach
Längen in Zollen bestellt. Die folgenden Sorten hatten gebräuchliche
Längen: 4. Einbrett, waren Brettnägel von 3¼ Zoll Länge. 5. Zwei-
brett, von 4½ Zoll Länge. 6. Einfache Lattennägel, waren Bootnägel
von 3 Zoll Länge. 7. Doppelte Lattennägel, von 4 Zoll Länge und
8. Herrennägel, von 5 Zoll Länge. Diese Nägel wurden auch nach
Norwegen und Deutschland ausgeführt. Ein Übelstand der schwedischen
Nägel war das schwankende Gewicht, deshalb wurde durch eine
königliche Verordnung von 1683 für die Nagelschmiede die Gewichte
der 1- bis 12zölligen Nägel von 1000 Stück vorgeschrieben. Die
Bestimmungen dieser Verordnung wurden aber zu Rinmans Zeit nur
noch wenig befolgt, weshalb er selbst neue Gewichtstabellen in
Vorschlag brachte.
In den übrigen Ländern wurden die Nägel meistens mit der Hand
aus Schmiedeeisen geschmiedet. Auſser Schweden und Norwegen lieferten
Ruſsland, Holland, England und Deutschland, besonders Steiermark,
Kärnten und Krain die meisten Nägel. Krain allein sandte jährlich
an 10000 Ctr. Nägel in alle Gegenden der österreichischen Monarchie,
sowie auch über Graz nach Kroatien, Italien, Türkei u. s. w. Kärnten
lieferte verschiedene Sorten in groſser Menge, welche über Triest nach
Italien, Spanien, Portugal, sogar nach Indien gingen. In St. Veith
war die Hauptniederlage von Kärntner Nägeln, welche nach Italien
ausgeführt wurden, von wo aus sie weiter verführt wurden. Für
diejenigen Sorten, welche nach Böhmen, Mähren und Österreich gehen
sollten, befand sich zu Wien eine Hauptniederlage und in verschiedenen
Städten der Monarchie Nebenniederlagen.
In Frankreich blüte die Nagelindustrie besonders zu Charleville,
in der Champagne, welche nach allen Gegenden Frankreichs Nägel
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/457>, abgerufen am 26.11.2024.
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