vielseitiger Gelehrter, am berühmtesten wohl als Botaniker und Agronom, aber auch seine Arbeiten auf dem Gebiete des Eisenhütten- wesens sind von hervorragendem Werte. Er bekleidete die Stellung eines Generalinspektors der Marine, war Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Paris, der Royal Society von London und vieler anderer auswärtiger gelehrten Gesellschaften. Nach Reaumurs Tode wurde er die Seele des grossen Unternehmens der "Descriptions des arts et metiers" und schrieb mehrere der ersterschienenen Ab- handlungen; so namentlich im Jahre 1760 den schönen Aufsatz über die Holzverkohlung, "L'art du charbonnier", diesem folgte "Fabrique des ancres", die Fabrikation der Anker von Reaumur mit Zusätzen und Anmerkungen von Duhamel, und L'art de l'epinglier", die Nadel- fabrikation, ebenfalls von Reaumur mit Zusätzen von ihm, beide zu Paris im Jahre 1761. Hierauf erschien 1763 "L'art de faire les en- clumes", die Ambossfabrikation, 1767 die umfangreiche Abhandlung über die Schlosserkunst, "L'art du serrurier", und 1769 über die Drahtfabrikation, "L'art de reduir le fer en fil". Ausser diesen ver- fasste er noch viele andere Artikel für die Descriptions.
Duhamel du Monceau ist nicht zu verwechseln mit dem jüngeren Jean Pierre Francois Guillot Duhamel, welcher sich ebenfalls im vorigen Jahrhundert grosse Verdienste um das Eisen- hüttenwesen in Frankreich erworben hat und der erste Professor der Metallurgie an der Ecole des Mines wurde.
Um die Zeit, als Reaumur starb, und die Akademie die Heraus- gabe der "Descriptions des arts et metiers" mit Nachdruck in die Hand nahm, suchte auch die königliche Regierung das Berg- und Hütten- wesen in Frankreich nach Kräften zu fördern. Um das Jahr 1750 hatte der vortreffliche Minister Trudaine die erste technische Hoch- schule für Ingenieurwesen, L'ecole des Ponts et Chaussees, gegründet und trug sich mit dem weiteren Plan, eine besondere Hochschule für Berg- und Hüttenwesen ins Leben zu rufen. Da aber hierzu in Frankreich geeignete Lehrkräfte gänzlich fehlten, so suchte er die talentvollsten Schüler der Ecole des Ponts et Chaussees hierfür heran- zubilden, indem er dieselben auf Staatskosten das Ausland bereisen liess. Zwei der so Bevorzugten waren der oben genannte jüngere Duhamel und Gabriel Jars. Beide haben ihrem Vaterlande durch ihre Leistungen den Betrag, welchen die Regierung ihnen als Reise- unterstützung zur Ausbildung gewährte, tausendfältig zurückbezahlt.
Die Reiseberichte von Gabriel Jars, die sein Bruder nach seinem allzufrühen Tode veröffentlicht hat, gehören zu den grund-
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Litteratur im 18. Jahrhundert.
vielseitiger Gelehrter, am berühmtesten wohl als Botaniker und Agronom, aber auch seine Arbeiten auf dem Gebiete des Eisenhütten- wesens sind von hervorragendem Werte. Er bekleidete die Stellung eines Generalinspektors der Marine, war Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Paris, der Royal Society von London und vieler anderer auswärtiger gelehrten Gesellschaften. Nach Reaumurs Tode wurde er die Seele des groſsen Unternehmens der „Descriptions des arts et métiers“ und schrieb mehrere der ersterschienenen Ab- handlungen; so namentlich im Jahre 1760 den schönen Aufsatz über die Holzverkohlung, „L’art du charbonnier“, diesem folgte „Fabrique des ancres“, die Fabrikation der Anker von Reaumur mit Zusätzen und Anmerkungen von Duhamel, und L’art de l’epinglier“, die Nadel- fabrikation, ebenfalls von Reaumur mit Zusätzen von ihm, beide zu Paris im Jahre 1761. Hierauf erschien 1763 „L’art de faire les en- clumes“, die Amboſsfabrikation, 1767 die umfangreiche Abhandlung über die Schlosserkunst, „L’art du serrurier“, und 1769 über die Drahtfabrikation, „L’art de reduir le fer en fil“. Auſser diesen ver- fasste er noch viele andere Artikel für die Descriptions.
Duhamel du Monceau ist nicht zu verwechseln mit dem jüngeren Jean Pierre François Guillot Duhamel, welcher sich ebenfalls im vorigen Jahrhundert grosse Verdienste um das Eisen- hüttenwesen in Frankreich erworben hat und der erste Professor der Metallurgie an der Ecole des Mines wurde.
Um die Zeit, als Reaumur starb, und die Akademie die Heraus- gabe der „Descriptions des arts et métiers“ mit Nachdruck in die Hand nahm, suchte auch die königliche Regierung das Berg- und Hütten- wesen in Frankreich nach Kräften zu fördern. Um das Jahr 1750 hatte der vortreffliche Minister Trudaine die erste technische Hoch- schule für Ingenieurwesen, L’école des Ponts et Chaussées, gegründet und trug sich mit dem weiteren Plan, eine besondere Hochschule für Berg- und Hüttenwesen ins Leben zu rufen. Da aber hierzu in Frankreich geeignete Lehrkräfte gänzlich fehlten, so suchte er die talentvollsten Schüler der École des Ponts et Chaussées hierfür heran- zubilden, indem er dieselben auf Staatskosten das Ausland bereisen lieſs. Zwei der so Bevorzugten waren der oben genannte jüngere Duhamel und Gabriel Jars. Beide haben ihrem Vaterlande durch ihre Leistungen den Betrag, welchen die Regierung ihnen als Reise- unterstützung zur Ausbildung gewährte, tausendfältig zurückbezahlt.
Die Reiseberichte von Gabriel Jars, die sein Bruder nach seinem allzufrühen Tode veröffentlicht hat, gehören zu den grund-
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Litteratur im 18. Jahrhundert.
vielseitiger Gelehrter, am berühmtesten wohl als Botaniker und
Agronom, aber auch seine Arbeiten auf dem Gebiete des Eisenhütten-
wesens sind von hervorragendem Werte. Er bekleidete die Stellung
eines Generalinspektors der Marine, war Mitglied der Akademie der
Wissenschaften in Paris, der Royal Society von London und vieler
anderer auswärtiger gelehrten Gesellschaften. Nach Reaumurs
Tode wurde er die Seele des groſsen Unternehmens der „Descriptions
des arts et métiers“ und schrieb mehrere der ersterschienenen Ab-
handlungen; so namentlich im Jahre 1760 den schönen Aufsatz über
die Holzverkohlung, „L’art du charbonnier“, diesem folgte „Fabrique
des ancres“, die Fabrikation der Anker von Reaumur mit Zusätzen
und Anmerkungen von Duhamel, und L’art de l’epinglier“, die Nadel-
fabrikation, ebenfalls von Reaumur mit Zusätzen von ihm, beide zu
Paris im Jahre 1761. Hierauf erschien 1763 „L’art de faire les en-
clumes“, die Amboſsfabrikation, 1767 die umfangreiche Abhandlung
über die Schlosserkunst, „L’art du serrurier“, und 1769 über die
Drahtfabrikation, „L’art de reduir le fer en fil“. Auſser diesen ver-
fasste er noch viele andere Artikel für die Descriptions.
Duhamel du Monceau ist nicht zu verwechseln mit dem
jüngeren Jean Pierre François Guillot Duhamel, welcher sich
ebenfalls im vorigen Jahrhundert grosse Verdienste um das Eisen-
hüttenwesen in Frankreich erworben hat und der erste Professor der
Metallurgie an der Ecole des Mines wurde.
Um die Zeit, als Reaumur starb, und die Akademie die Heraus-
gabe der „Descriptions des arts et métiers“ mit Nachdruck in die Hand
nahm, suchte auch die königliche Regierung das Berg- und Hütten-
wesen in Frankreich nach Kräften zu fördern. Um das Jahr 1750
hatte der vortreffliche Minister Trudaine die erste technische Hoch-
schule für Ingenieurwesen, L’école des Ponts et Chaussées, gegründet
und trug sich mit dem weiteren Plan, eine besondere Hochschule für
Berg- und Hüttenwesen ins Leben zu rufen. Da aber hierzu in
Frankreich geeignete Lehrkräfte gänzlich fehlten, so suchte er die
talentvollsten Schüler der École des Ponts et Chaussées hierfür heran-
zubilden, indem er dieselben auf Staatskosten das Ausland bereisen
lieſs. Zwei der so Bevorzugten waren der oben genannte jüngere
Duhamel und Gabriel Jars. Beide haben ihrem Vaterlande durch
ihre Leistungen den Betrag, welchen die Regierung ihnen als Reise-
unterstützung zur Ausbildung gewährte, tausendfältig zurückbezahlt.
Die Reiseberichte von Gabriel Jars, die sein Bruder nach
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/49>, abgerufen am 03.12.2024.
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