nach den Bergwerken gebracht werden mussten. Hier waren die Kosten der grossen Feuermaschinen so enorm, dass sie fast den ganzen Gewinn verschlangen. Abhülfe that Not. Man suchte sie zunächst in Verbesserungen der Dampfkessel. Schon 1730 hatte Dr. Allen Versuche in dieser Richtung gemacht. 1748 erhielten Thomas Stephen und Moses Hadley ein Patent auf einen verbesserten runden Kessel, bei dem die Feuergase in Zügen durch den Kessel gingen. Viele ähnliche Patente folgten. 1756 erfand Sampson Swain einen Kessel, in dem die Feuergase durch ein Schlangenrohr das Wasser im Kessel erwärmten. Eigenartig war das Patent von John Wright für einen verbesserten Dampfkessel. Derselbe war geteilt, das Speisewasser fiel am heissesten Punkt ein und die über- flüssige Wärme sollte zum Rösten von Eisenerzen u. s. w. verwendet werden.
Verbesserungen an der Maschine selbst erstrebte Brindley. 1758 erbaute er eine Maschine für Newcastle-under-Tyne, welche nur 150 £ kostete, während bis dahin keine Maschine unter 500 £ gekostet hatte. 1759 nahm er ein Patent für verschiedene Ver- besserungen, fand aber so viele Schwierigkeiten, dass er sie nicht ausführen konnte. 1762 baute ein gewisser Hindley in York eine Maschine ohne Balancier. Die Pumpenstange befand sich unter dem Cylinder und war mit der Kolbenstange durch ein Rahmenwerk ver- bunden. In demselben Jahre konstruierte John Oxley zu Leaton Delaval einen Apparat, um Maschinen mit kontinuierlicher Kreis- bewegung direkt von dem Balancier aus zu bewegen. Diese Maschine wurde nach einigen Jahren wieder abgeworfen.
Inzwischen gab man den Feuermaschinen, entsprechend den grösseren Anforderungen, immer grössere Dimensionen. Dies war nur dadurch möglich, dass man, namentlich zu Coalbrookdale in Shropshire, gelernt hatte, so gewaltige Cylinder zu giessen. Der grösste Cylinder seiner Zeit wurde am 26. Februar 1763 für Newcastle gegossen. Er war 61/2 Fuss hoch und 74 Zoll weit, wog ohne Boden und Kolben 61/2 Tons, mit Boden und Kolben 11 Tons. Er war ein Muster von Eisenarbeit und sollte 15 1/3 Tonnen Wasser mit jedem Hub bewältigen. Es ist dies dieselbe Maschine, die Jars 1765 auf der Walker-Grube sah. Sie hatte vier grosse Kessel, von denen drei beständig im Feuer waren. Die Kessel waren, soweit sie vom Feuer bespült wurden, aus Sturzblechtafeln zusammengenietet; der obere Teil des Kessels war rund aus gegossenen Tafeln zusammengesetzt, das Stück unmittelbar unter dem Cylinder war ganz von Kupfer. Jars bemerkt, dass dies
James Watt und die Dampfmaschine.
nach den Bergwerken gebracht werden muſsten. Hier waren die Kosten der groſsen Feuermaschinen so enorm, daſs sie fast den ganzen Gewinn verschlangen. Abhülfe that Not. Man suchte sie zunächst in Verbesserungen der Dampfkessel. Schon 1730 hatte Dr. Allen Versuche in dieser Richtung gemacht. 1748 erhielten Thomas Stephen und Moses Hadley ein Patent auf einen verbesserten runden Kessel, bei dem die Feuergase in Zügen durch den Kessel gingen. Viele ähnliche Patente folgten. 1756 erfand Sampson Swain einen Kessel, in dem die Feuergase durch ein Schlangenrohr das Wasser im Kessel erwärmten. Eigenartig war das Patent von John Wright für einen verbesserten Dampfkessel. Derselbe war geteilt, das Speisewasser fiel am heiſsesten Punkt ein und die über- flüssige Wärme sollte zum Rösten von Eisenerzen u. s. w. verwendet werden.
Verbesserungen an der Maschine selbst erstrebte Brindley. 1758 erbaute er eine Maschine für Newcastle-under-Tyne, welche nur 150 £ kostete, während bis dahin keine Maschine unter 500 £ gekostet hatte. 1759 nahm er ein Patent für verschiedene Ver- besserungen, fand aber so viele Schwierigkeiten, daſs er sie nicht ausführen konnte. 1762 baute ein gewisser Hindley in York eine Maschine ohne Balancier. Die Pumpenstange befand sich unter dem Cylinder und war mit der Kolbenstange durch ein Rahmenwerk ver- bunden. In demselben Jahre konstruierte John Oxley zu Leaton Delaval einen Apparat, um Maschinen mit kontinuierlicher Kreis- bewegung direkt von dem Balancier aus zu bewegen. Diese Maschine wurde nach einigen Jahren wieder abgeworfen.
Inzwischen gab man den Feuermaschinen, entsprechend den gröſseren Anforderungen, immer gröſsere Dimensionen. Dies war nur dadurch möglich, daſs man, namentlich zu Coalbrookdale in Shropshire, gelernt hatte, so gewaltige Cylinder zu gieſsen. Der gröſste Cylinder seiner Zeit wurde am 26. Februar 1763 für Newcastle gegossen. Er war 6½ Fuſs hoch und 74 Zoll weit, wog ohne Boden und Kolben 6½ Tons, mit Boden und Kolben 11 Tons. Er war ein Muster von Eisenarbeit und sollte 15⅓ Tonnen Wasser mit jedem Hub bewältigen. Es ist dies dieselbe Maschine, die Jars 1765 auf der Walker-Grube sah. Sie hatte vier groſse Kessel, von denen drei beständig im Feuer waren. Die Kessel waren, soweit sie vom Feuer bespült wurden, aus Sturzblechtafeln zusammengenietet; der obere Teil des Kessels war rund aus gegossenen Tafeln zusammengesetzt, das Stück unmittelbar unter dem Cylinder war ganz von Kupfer. Jars bemerkt, daſs dies
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[506/0520]
James Watt und die Dampfmaschine.
nach den Bergwerken gebracht werden muſsten. Hier waren die
Kosten der groſsen Feuermaschinen so enorm, daſs sie fast den ganzen
Gewinn verschlangen. Abhülfe that Not. Man suchte sie zunächst
in Verbesserungen der Dampfkessel. Schon 1730 hatte Dr. Allen
Versuche in dieser Richtung gemacht. 1748 erhielten Thomas
Stephen und Moses Hadley ein Patent auf einen verbesserten
runden Kessel, bei dem die Feuergase in Zügen durch den Kessel
gingen. Viele ähnliche Patente folgten. 1756 erfand Sampson
Swain einen Kessel, in dem die Feuergase durch ein Schlangenrohr
das Wasser im Kessel erwärmten. Eigenartig war das Patent von
John Wright für einen verbesserten Dampfkessel. Derselbe war
geteilt, das Speisewasser fiel am heiſsesten Punkt ein und die über-
flüssige Wärme sollte zum Rösten von Eisenerzen u. s. w. verwendet
werden.
Verbesserungen an der Maschine selbst erstrebte Brindley.
1758 erbaute er eine Maschine für Newcastle-under-Tyne, welche nur
150 £ kostete, während bis dahin keine Maschine unter 500 £
gekostet hatte. 1759 nahm er ein Patent für verschiedene Ver-
besserungen, fand aber so viele Schwierigkeiten, daſs er sie nicht
ausführen konnte. 1762 baute ein gewisser Hindley in York eine
Maschine ohne Balancier. Die Pumpenstange befand sich unter dem
Cylinder und war mit der Kolbenstange durch ein Rahmenwerk ver-
bunden. In demselben Jahre konstruierte John Oxley zu Leaton
Delaval einen Apparat, um Maschinen mit kontinuierlicher Kreis-
bewegung direkt von dem Balancier aus zu bewegen. Diese Maschine
wurde nach einigen Jahren wieder abgeworfen.
Inzwischen gab man den Feuermaschinen, entsprechend den
gröſseren Anforderungen, immer gröſsere Dimensionen. Dies war nur
dadurch möglich, daſs man, namentlich zu Coalbrookdale in Shropshire,
gelernt hatte, so gewaltige Cylinder zu gieſsen. Der gröſste Cylinder
seiner Zeit wurde am 26. Februar 1763 für Newcastle gegossen. Er
war 6½ Fuſs hoch und 74 Zoll weit, wog ohne Boden und Kolben
6½ Tons, mit Boden und Kolben 11 Tons. Er war ein Muster von
Eisenarbeit und sollte 15⅓ Tonnen Wasser mit jedem Hub bewältigen.
Es ist dies dieselbe Maschine, die Jars 1765 auf der Walker-Grube
sah. Sie hatte vier groſse Kessel, von denen drei beständig im Feuer
waren. Die Kessel waren, soweit sie vom Feuer bespült wurden, aus
Sturzblechtafeln zusammengenietet; der obere Teil des Kessels war
rund aus gegossenen Tafeln zusammengesetzt, das Stück unmittelbar
unter dem Cylinder war ganz von Kupfer. Jars bemerkt, daſs dies
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/520>, abgerufen am 22.11.2024.
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