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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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James Watt und die Dampfmaschine.
verbinden. Boulton war zurückhaltend, da er namentlich mit Roebuck
in keine nähere Verbindung treten wollte.

Im Winter 1769 bis 1770 korrespondierten Dr. Small und Watt
über die Frage der Dampfschiffe und Watt schlug damals bereits
die Schraube (spiral oar) als das beste Hülfsmittel zur Fortbewegung
eines Schiffes vor. Im Jahre 1770 liess Boulton nach einer Zeichnung
Watts die zu einer Dampfmaschine nötigen Teile giessen und lud
Watt ein, nach Soho zu kommen. Aber Watt hatte damals die
Bauleitung des Monklandkanals übernommen und war gebunden.
1772 war ein grosses Krachjahr in England und dadurch kamen auch
Watts Kanalbauarbeiten zum Stillstand. Er begann wieder seine
Hoffnung auf die Dampfmaschine zu setzen, vollendete ein Modell
einer Hochdruck-Radmaschine und versuchte nochmals Boulton zur
Teilhaberschaft zu bewegen. Da erfolgte Dr. Roebucks Bankrott.
Boulton hatte 1200 £ zu fordern. Er nahm dafür die 2/3 Anteile an
Watts Erfindung mit Zustimmung der übrigen Gläubiger, die froh
waren, Boulton so billig los zu werden, denn sie hielten die Sache
für keinen Pfennig wert. Damit erwarb er auch die vorhandenen
Modelle und die Versuchsmaschine. Und nun trat er mit Watt in
Verbindung. Watt nahm die Kinneilmaschine auseinander und
schickte sie nach Birmingham. Im Mai 1774 folgte er endlich
selbst nach.

Watt hatte jetzt neun Jahre an der Dampfmaschine gearbeitet,
fünf Jahre waren verflossen seit der Erteilung des Patentes, und doch
war sein ganzes Werk nur "ein Schatten im Hinblick auf seine Ver-
wertbarkeit" (a shadow as regarded its practical utility and value),
wie Boulton sagte. Roebuck und Watt hätten schwerlich je mit
der Erfindung ein Geschäft gemacht. Alles hing ab von der Geschäfts-
gewandtheit, der Energie und dem Vermögen Boultons. Aber, wie
Smiles treffend sagt, hätte Watt ganz Europa durchsucht, er hätte
keinen besseren Mann als William Boulton finden können, um seine
Maschine richtig in die Welt einzuführen. Boulton war ein genialer
Geschäftsmann, dabei von hoher Bildung und durch und durch ein
"gentleman". Von Boultons vielseitiger und gründlicher Bildung
zeugt die Mondscheingesellschaft, ein Kreis der vortrefflichsten Männer,
welche sich regelmässig zu anregendem Gedankenaustausch ver-
sammelten, welchen hauptsächlich Boulton zusammengebracht hatte.
Hierzu gehörten Männer wie Edgeworth, der Erfinder des Dampf-
wagens, Keir, der Chemiker, Dr. Small, Josiah Wedgewood, Thomas
Day
, Dr. Darwin, Arzt, Naturforscher und Dichter, der Grossvater

James Watt und die Dampfmaschine.
verbinden. Boulton war zurückhaltend, da er namentlich mit Roebuck
in keine nähere Verbindung treten wollte.

Im Winter 1769 bis 1770 korrespondierten Dr. Small und Watt
über die Frage der Dampfschiffe und Watt schlug damals bereits
die Schraube (spiral oar) als das beste Hülfsmittel zur Fortbewegung
eines Schiffes vor. Im Jahre 1770 lieſs Boulton nach einer Zeichnung
Watts die zu einer Dampfmaschine nötigen Teile gieſsen und lud
Watt ein, nach Soho zu kommen. Aber Watt hatte damals die
Bauleitung des Monklandkanals übernommen und war gebunden.
1772 war ein groſses Krachjahr in England und dadurch kamen auch
Watts Kanalbauarbeiten zum Stillstand. Er begann wieder seine
Hoffnung auf die Dampfmaschine zu setzen, vollendete ein Modell
einer Hochdruck-Radmaschine und versuchte nochmals Boulton zur
Teilhaberschaft zu bewegen. Da erfolgte Dr. Roebucks Bankrott.
Boulton hatte 1200 £ zu fordern. Er nahm dafür die ⅔ Anteile an
Watts Erfindung mit Zustimmung der übrigen Gläubiger, die froh
waren, Boulton so billig los zu werden, denn sie hielten die Sache
für keinen Pfennig wert. Damit erwarb er auch die vorhandenen
Modelle und die Versuchsmaschine. Und nun trat er mit Watt in
Verbindung. Watt nahm die Kinneilmaschine auseinander und
schickte sie nach Birmingham. Im Mai 1774 folgte er endlich
selbst nach.

Watt hatte jetzt neun Jahre an der Dampfmaschine gearbeitet,
fünf Jahre waren verflossen seit der Erteilung des Patentes, und doch
war sein ganzes Werk nur „ein Schatten im Hinblick auf seine Ver-
wertbarkeit“ (a shadow as regarded its practical utility and value),
wie Boulton sagte. Roebuck und Watt hätten schwerlich je mit
der Erfindung ein Geschäft gemacht. Alles hing ab von der Geschäfts-
gewandtheit, der Energie und dem Vermögen Boultons. Aber, wie
Smiles treffend sagt, hätte Watt ganz Europa durchsucht, er hätte
keinen besseren Mann als William Boulton finden können, um seine
Maschine richtig in die Welt einzuführen. Boulton war ein genialer
Geschäftsmann, dabei von hoher Bildung und durch und durch ein
„gentleman“. Von Boultons vielseitiger und gründlicher Bildung
zeugt die Mondscheingesellschaft, ein Kreis der vortrefflichsten Männer,
welche sich regelmäſsig zu anregendem Gedankenaustausch ver-
sammelten, welchen hauptsächlich Boulton zusammengebracht hatte.
Hierzu gehörten Männer wie Edgeworth, der Erfinder des Dampf-
wagens, Keir, der Chemiker, Dr. Small, Josiah Wedgewood, Thomas
Day
, Dr. Darwin, Arzt, Naturforscher und Dichter, der Groſsvater

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[518/0532] James Watt und die Dampfmaschine. verbinden. Boulton war zurückhaltend, da er namentlich mit Roebuck in keine nähere Verbindung treten wollte. Im Winter 1769 bis 1770 korrespondierten Dr. Small und Watt über die Frage der Dampfschiffe und Watt schlug damals bereits die Schraube (spiral oar) als das beste Hülfsmittel zur Fortbewegung eines Schiffes vor. Im Jahre 1770 lieſs Boulton nach einer Zeichnung Watts die zu einer Dampfmaschine nötigen Teile gieſsen und lud Watt ein, nach Soho zu kommen. Aber Watt hatte damals die Bauleitung des Monklandkanals übernommen und war gebunden. 1772 war ein groſses Krachjahr in England und dadurch kamen auch Watts Kanalbauarbeiten zum Stillstand. Er begann wieder seine Hoffnung auf die Dampfmaschine zu setzen, vollendete ein Modell einer Hochdruck-Radmaschine und versuchte nochmals Boulton zur Teilhaberschaft zu bewegen. Da erfolgte Dr. Roebucks Bankrott. Boulton hatte 1200 £ zu fordern. Er nahm dafür die ⅔ Anteile an Watts Erfindung mit Zustimmung der übrigen Gläubiger, die froh waren, Boulton so billig los zu werden, denn sie hielten die Sache für keinen Pfennig wert. Damit erwarb er auch die vorhandenen Modelle und die Versuchsmaschine. Und nun trat er mit Watt in Verbindung. Watt nahm die Kinneilmaschine auseinander und schickte sie nach Birmingham. Im Mai 1774 folgte er endlich selbst nach. Watt hatte jetzt neun Jahre an der Dampfmaschine gearbeitet, fünf Jahre waren verflossen seit der Erteilung des Patentes, und doch war sein ganzes Werk nur „ein Schatten im Hinblick auf seine Ver- wertbarkeit“ (a shadow as regarded its practical utility and value), wie Boulton sagte. Roebuck und Watt hätten schwerlich je mit der Erfindung ein Geschäft gemacht. Alles hing ab von der Geschäfts- gewandtheit, der Energie und dem Vermögen Boultons. Aber, wie Smiles treffend sagt, hätte Watt ganz Europa durchsucht, er hätte keinen besseren Mann als William Boulton finden können, um seine Maschine richtig in die Welt einzuführen. Boulton war ein genialer Geschäftsmann, dabei von hoher Bildung und durch und durch ein „gentleman“. Von Boultons vielseitiger und gründlicher Bildung zeugt die Mondscheingesellschaft, ein Kreis der vortrefflichsten Männer, welche sich regelmäſsig zu anregendem Gedankenaustausch ver- sammelten, welchen hauptsächlich Boulton zusammengebracht hatte. Hierzu gehörten Männer wie Edgeworth, der Erfinder des Dampf- wagens, Keir, der Chemiker, Dr. Small, Josiah Wedgewood, Thomas Day, Dr. Darwin, Arzt, Naturforscher und Dichter, der Groſsvater

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/532>, abgerufen am 22.11.2024.