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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.
zeitig und abwechselnd auf- und niedergehen, um einen andauernden
Windstrom zu erzeugen. Zu Weyerhammer hatte man zwei Cylinder,
zu Ludwigshütte bei Biedenkopf stellte Klipstein drei Cylinder auf, --
jedoch ohne merklichen Vorteil. Baader hat der Beschreibung seines
Gebläses eine Berechnung und Formeln für die Windmenge beigefügt.
Nach den Beobachtungen des Hüttenverwesers Pindl zu Weyerhammer
drückte das dortige Gebläse mit zwei aus genietetem Eisenblech
angefertigten Cylindern von 4 Fuss 10 Zoll lichter Weite bei 71/2 Um-
gängen eines 13 Fuss hohen unterschlächtigen Wasserrades in jeder
Minute 678, bei 81/2 Umdrehungen 760 Kubikfuss Luft durch eine
2 Zoll weite Deute gleichförmig aus. -- Das Gebläse zu Eibelshausen
brachte bei neunmaligem Wechsel der beiden Cylinder 684 Kubikfuss
Wind in den Hochofen. Das Baadersche Gebläse auf der Ludwigs-
hütte hatte, obgleich hier drei Cylinder zusammenwirkten, noch einen
grösseren Windsammelkasten.

Im ganzen arbeiteten die Baaderschen Gebläse nicht günstiger
als die Holzbälge und waren teurer in der Anlage. Nach Blum-
hofs
Angabe 1) kostete ein solches Gebläse mindestens 3600 Mark.
Nimmt man an, dass es in 30 Jahren abgenutzt sei und schlägt die
Abnutzung an Kapital auf 90 Mark, die Zinsen auf 180 Mark und
die jährliche Schmiere und Unterhaltung auf 270 Mark, so betrüge
der jährliche Aufwand 540 Mark. Dies wäre mehr als das zwölffache,
was ein gut konstruierter Balg von entsprechender Leistung an Unter-
haltung koste.

Dasjenige neue Gebläse des vorigen Jahrhunderts, welches sich
siegreich behauptete, war das englische Cylindergebläse.

Ehe wir dasselbe näher betrachten, wollen wir zunächst noch
einiger Versuche mit anderen Wassergebläsen kurz Erwähnung thun.

Wir haben im ersten Bande unseres Werkes erwähnt, dass man
schon in alten Zeiten die Äolipile oder Dampfkugel zum Anblasen
des Feuers benutzte. Dieselbe Idee tauchte im vorigen Jahrhundert
wieder auf und soll ein Mechanikus in Wien um 1790 viel Kosten
angewendet haben, um einen solchen Apparat für Hüttenwerke anwend-
bar zu machen, ohne damit Erfolge zu erzielen. Klipstein machte
ähnliche Versuche, indem er den in einem Kessel von Kupferblech
erzeugten Dampf in einer zweiten Kugel aus dem gleichen Metall über-
hitzte und diesen überhitzten Dampf in einem ganz dünnen Strahl auf
die Kohlen leitete. Damit will er einen hohen Heizeffekt erzielt haben.


1) Siehe Blumhofs Encyklopädie, Bd. II, S. 270.

Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.
zeitig und abwechselnd auf- und niedergehen, um einen andauernden
Windstrom zu erzeugen. Zu Weyerhammer hatte man zwei Cylinder,
zu Ludwigshütte bei Biedenkopf stellte Klipstein drei Cylinder auf, —
jedoch ohne merklichen Vorteil. Baader hat der Beschreibung seines
Gebläses eine Berechnung und Formeln für die Windmenge beigefügt.
Nach den Beobachtungen des Hüttenverwesers Pindl zu Weyerhammer
drückte das dortige Gebläse mit zwei aus genietetem Eisenblech
angefertigten Cylindern von 4 Fuſs 10 Zoll lichter Weite bei 7½ Um-
gängen eines 13 Fuſs hohen unterschlächtigen Wasserrades in jeder
Minute 678, bei 8½ Umdrehungen 760 Kubikfuſs Luft durch eine
2 Zoll weite Deute gleichförmig aus. — Das Gebläse zu Eibelshausen
brachte bei neunmaligem Wechsel der beiden Cylinder 684 Kubikfuſs
Wind in den Hochofen. Das Baadersche Gebläse auf der Ludwigs-
hütte hatte, obgleich hier drei Cylinder zusammenwirkten, noch einen
gröſseren Windsammelkasten.

Im ganzen arbeiteten die Baaderschen Gebläse nicht günstiger
als die Holzbälge und waren teurer in der Anlage. Nach Blum-
hofs
Angabe 1) kostete ein solches Gebläse mindestens 3600 Mark.
Nimmt man an, daſs es in 30 Jahren abgenutzt sei und schlägt die
Abnutzung an Kapital auf 90 Mark, die Zinsen auf 180 Mark und
die jährliche Schmiere und Unterhaltung auf 270 Mark, so betrüge
der jährliche Aufwand 540 Mark. Dies wäre mehr als das zwölffache,
was ein gut konstruierter Balg von entsprechender Leistung an Unter-
haltung koste.

Dasjenige neue Gebläse des vorigen Jahrhunderts, welches sich
siegreich behauptete, war das englische Cylindergebläse.

Ehe wir dasſelbe näher betrachten, wollen wir zunächst noch
einiger Versuche mit anderen Wassergebläsen kurz Erwähnung thun.

Wir haben im ersten Bande unseres Werkes erwähnt, daſs man
schon in alten Zeiten die Äolipile oder Dampfkugel zum Anblasen
des Feuers benutzte. Dieselbe Idee tauchte im vorigen Jahrhundert
wieder auf und soll ein Mechanikus in Wien um 1790 viel Kosten
angewendet haben, um einen solchen Apparat für Hüttenwerke anwend-
bar zu machen, ohne damit Erfolge zu erzielen. Klipstein machte
ähnliche Versuche, indem er den in einem Kessel von Kupferblech
erzeugten Dampf in einer zweiten Kugel aus dem gleichen Metall über-
hitzte und diesen überhitzten Dampf in einem ganz dünnen Strahl auf
die Kohlen leitete. Damit will er einen hohen Heizeffekt erzielt haben.


1) Siehe Blumhofs Encyklopädie, Bd. II, S. 270.
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[558/0572] Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer. zeitig und abwechselnd auf- und niedergehen, um einen andauernden Windstrom zu erzeugen. Zu Weyerhammer hatte man zwei Cylinder, zu Ludwigshütte bei Biedenkopf stellte Klipstein drei Cylinder auf, — jedoch ohne merklichen Vorteil. Baader hat der Beschreibung seines Gebläses eine Berechnung und Formeln für die Windmenge beigefügt. Nach den Beobachtungen des Hüttenverwesers Pindl zu Weyerhammer drückte das dortige Gebläse mit zwei aus genietetem Eisenblech angefertigten Cylindern von 4 Fuſs 10 Zoll lichter Weite bei 7½ Um- gängen eines 13 Fuſs hohen unterschlächtigen Wasserrades in jeder Minute 678, bei 8½ Umdrehungen 760 Kubikfuſs Luft durch eine 2 Zoll weite Deute gleichförmig aus. — Das Gebläse zu Eibelshausen brachte bei neunmaligem Wechsel der beiden Cylinder 684 Kubikfuſs Wind in den Hochofen. Das Baadersche Gebläse auf der Ludwigs- hütte hatte, obgleich hier drei Cylinder zusammenwirkten, noch einen gröſseren Windsammelkasten. Im ganzen arbeiteten die Baaderschen Gebläse nicht günstiger als die Holzbälge und waren teurer in der Anlage. Nach Blum- hofs Angabe 1) kostete ein solches Gebläse mindestens 3600 Mark. Nimmt man an, daſs es in 30 Jahren abgenutzt sei und schlägt die Abnutzung an Kapital auf 90 Mark, die Zinsen auf 180 Mark und die jährliche Schmiere und Unterhaltung auf 270 Mark, so betrüge der jährliche Aufwand 540 Mark. Dies wäre mehr als das zwölffache, was ein gut konstruierter Balg von entsprechender Leistung an Unter- haltung koste. Dasjenige neue Gebläse des vorigen Jahrhunderts, welches sich siegreich behauptete, war das englische Cylindergebläse. Ehe wir dasſelbe näher betrachten, wollen wir zunächst noch einiger Versuche mit anderen Wassergebläsen kurz Erwähnung thun. Wir haben im ersten Bande unseres Werkes erwähnt, daſs man schon in alten Zeiten die Äolipile oder Dampfkugel zum Anblasen des Feuers benutzte. Dieselbe Idee tauchte im vorigen Jahrhundert wieder auf und soll ein Mechanikus in Wien um 1790 viel Kosten angewendet haben, um einen solchen Apparat für Hüttenwerke anwend- bar zu machen, ohne damit Erfolge zu erzielen. Klipstein machte ähnliche Versuche, indem er den in einem Kessel von Kupferblech erzeugten Dampf in einer zweiten Kugel aus dem gleichen Metall über- hitzte und diesen überhitzten Dampf in einem ganz dünnen Strahl auf die Kohlen leitete. Damit will er einen hohen Heizeffekt erzielt haben. 1) Siehe Blumhofs Encyklopädie, Bd. II, S. 270.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/572>, abgerufen am 22.11.2024.