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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.
zu den Wasserregulatoren, bei welchen Wasser den Abschluss
bildete, ähnlich wie bei den Glocken der oben beschriebenen Glocken-
gebläse oder bei unseren Gasometern. Auch die Wasserregulatoren
kamen zuerst in England zur Anwendung und bestanden daselbst
ursprünglich aus einem langen, viereckigen Blechkasten, der in einem
gemauerten Kasten stand (siehe Fig. 146). Der Wind der Gebläse-
maschine trat durch eine Öffnung im Deckel des Kastens an der einen
Seite ein und durch eine ähnliche Öffnung an der anderen Seite
wieder aus. Der gepresste Wind drückte auf die Oberfläche des
Wassers, wodurch dessen Spiegel im inneren Kasten sank, während er
in dem kommunizierenden äusseren Kasten entsprechend stieg. Der
Druck des Wassers erzeugte einen gleichmässigen Windstrom. Diese
Regulatoren bewährten sich in England sehr gut und wurden deshalb
trotz der grösseren Anlagekosten und dem grösseren Raum, den sie
[Abbildung] Fig. 146.
erforderten, den Regulatoren mit schwebendem Kolben vorgezogen,
da man irgend welchen nachteiligen Einfluss der durch die Berührung
mit dem Wasser vom Wind aufgenommenen Feuchtigkeit auf den
Schmelzprocess nicht wahrnehmen konnte.

Die Regulatoren gestatteten, wie erwähnt, mehrere Hochöfen und
noch andere Feuer mit Hülfe einer einzigen starken Gebläsemaschine zu
betreiben, was viel ökonomischer war, als jedes Feuer mit seinem beson-
deren Apparat zu versehen. Hiervon machte man denn auch in Eng-
land gegen Ende des Jahrhunderts bereits ausgiebigen Gebrauch. Zu
Lightmore, unweit Coalbrookdale, wurden z. B. nach Svedenstjerna 1)
drei Hochöfen und mehrere Feineisenfeuer von einer einzigen Dampf-
maschine mit der Kraft von einigen und neunzig Pferden bedient. Das
Cylindergebläse hatte 7 Fuss 4 Zoll inneren Durchmesser und 5 Fuss
Hub. Der Wind wurde aus zwei gleich grossen Regulatoren mit

1) Svedenstjerna, a. a. O., S. 76.

Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.
zu den Wasserregulatoren, bei welchen Wasser den Abschluſs
bildete, ähnlich wie bei den Glocken der oben beschriebenen Glocken-
gebläse oder bei unseren Gasometern. Auch die Wasserregulatoren
kamen zuerst in England zur Anwendung und bestanden daselbst
ursprünglich aus einem langen, viereckigen Blechkasten, der in einem
gemauerten Kasten stand (siehe Fig. 146). Der Wind der Gebläse-
maschine trat durch eine Öffnung im Deckel des Kastens an der einen
Seite ein und durch eine ähnliche Öffnung an der anderen Seite
wieder aus. Der gepreſste Wind drückte auf die Oberfläche des
Wassers, wodurch dessen Spiegel im inneren Kasten sank, während er
in dem kommunizierenden äuſseren Kasten entsprechend stieg. Der
Druck des Wassers erzeugte einen gleichmäſsigen Windstrom. Diese
Regulatoren bewährten sich in England sehr gut und wurden deshalb
trotz der gröſseren Anlagekosten und dem gröſseren Raum, den sie
[Abbildung] Fig. 146.
erforderten, den Regulatoren mit schwebendem Kolben vorgezogen,
da man irgend welchen nachteiligen Einfluſs der durch die Berührung
mit dem Wasser vom Wind aufgenommenen Feuchtigkeit auf den
Schmelzproceſs nicht wahrnehmen konnte.

Die Regulatoren gestatteten, wie erwähnt, mehrere Hochöfen und
noch andere Feuer mit Hülfe einer einzigen starken Gebläsemaschine zu
betreiben, was viel ökonomischer war, als jedes Feuer mit seinem beson-
deren Apparat zu versehen. Hiervon machte man denn auch in Eng-
land gegen Ende des Jahrhunderts bereits ausgiebigen Gebrauch. Zu
Lightmore, unweit Coalbrookdale, wurden z. B. nach Svedenstjerna 1)
drei Hochöfen und mehrere Feineisenfeuer von einer einzigen Dampf-
maschine mit der Kraft von einigen und neunzig Pferden bedient. Das
Cylindergebläse hatte 7 Fuſs 4 Zoll inneren Durchmesser und 5 Fuſs
Hub. Der Wind wurde aus zwei gleich groſsen Regulatoren mit

1) Svedenstjerna, a. a. O., S. 76.
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[568/0582] Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer. zu den Wasserregulatoren, bei welchen Wasser den Abschluſs bildete, ähnlich wie bei den Glocken der oben beschriebenen Glocken- gebläse oder bei unseren Gasometern. Auch die Wasserregulatoren kamen zuerst in England zur Anwendung und bestanden daselbst ursprünglich aus einem langen, viereckigen Blechkasten, der in einem gemauerten Kasten stand (siehe Fig. 146). Der Wind der Gebläse- maschine trat durch eine Öffnung im Deckel des Kastens an der einen Seite ein und durch eine ähnliche Öffnung an der anderen Seite wieder aus. Der gepreſste Wind drückte auf die Oberfläche des Wassers, wodurch dessen Spiegel im inneren Kasten sank, während er in dem kommunizierenden äuſseren Kasten entsprechend stieg. Der Druck des Wassers erzeugte einen gleichmäſsigen Windstrom. Diese Regulatoren bewährten sich in England sehr gut und wurden deshalb trotz der gröſseren Anlagekosten und dem gröſseren Raum, den sie [Abbildung Fig. 146.] erforderten, den Regulatoren mit schwebendem Kolben vorgezogen, da man irgend welchen nachteiligen Einfluſs der durch die Berührung mit dem Wasser vom Wind aufgenommenen Feuchtigkeit auf den Schmelzproceſs nicht wahrnehmen konnte. Die Regulatoren gestatteten, wie erwähnt, mehrere Hochöfen und noch andere Feuer mit Hülfe einer einzigen starken Gebläsemaschine zu betreiben, was viel ökonomischer war, als jedes Feuer mit seinem beson- deren Apparat zu versehen. Hiervon machte man denn auch in Eng- land gegen Ende des Jahrhunderts bereits ausgiebigen Gebrauch. Zu Lightmore, unweit Coalbrookdale, wurden z. B. nach Svedenstjerna 1) drei Hochöfen und mehrere Feineisenfeuer von einer einzigen Dampf- maschine mit der Kraft von einigen und neunzig Pferden bedient. Das Cylindergebläse hatte 7 Fuſs 4 Zoll inneren Durchmesser und 5 Fuſs Hub. Der Wind wurde aus zwei gleich groſsen Regulatoren mit 1) Svedenstjerna, a. a. O., S. 76.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/582>, abgerufen am 22.11.2024.