2000 Kubikfuss Luft pro Minute, während in Deutschland ein paar Bälge von der grössten Art mit vollem Aufschlagwasser höchstens 900 Kubikfuss pro Minute von viel geringerer Geschwindigkeit lieferten. Vergleichen wir damit die Zahl, welche Bouchu für das Wind- quantum eines Hochofens mit zwei Bälgen ermittelt hatte, nämlich 326,48 Kubikfuss pro Minute, so haben wir ein Bild von dem Fort- schritt des Hochofenbetriebes in den 30 Jahren von 1760 bis 1790.
Die Windmesser erlangten dementsprechend beim Hochofen- betriebe zunehmende Wichtigkeit und kamen gegen Ende des Jahr- hunderts in allgemeinen Gebrauch. Ihrem Princip nach waren es kommunizierende Röhren mit Wasser oder Quecksilber gefüllt. Indem man den einen Schenkel mit dem Gebläsewind in Verbindung brachte, drückte dieser die Flüssigkeit in dem anderen Schenkel in die Höhe und konnte man die Windpressung am Stande der Flüssigkeitssäule an einer Skala ablesen.
Die Wasserdruckmesser waren nach Fuss und Zoll, die Quecksilber- druckmesser nach Zoll und Linien geteilt. Die Wassermesser wurden bei Blasebälgen angewendet, für stärkere Gebläse, namentlich bei den Hochöfen, kamen die handlicheren Quecksilberwindmesser in allgemeinen Gebrauch. Die Wassermanometer waren auch weniger genau, da das Wasser zu leicht verdunstete. Die Verhältniszahlen, welche man den Berechnungen zu grunde legte, waren folgende: Quecksilber 13,568 mal so schwer als Wasser und das Wasser 811 mal so schwer als die Luft. Einen Windmesser, welcher in der Praxis Eingang fand und namentlich von Norberg sowohl in Russland als in Schweden angewendet wurde, hatte der Engländer Lewis angegeben, ein anderer rührte von dem schwedischen Chemiker Gahn her, ein dritter vom Oberbergrat Stünkel u. s. w.
Die Pressung des Windes war allerdings von grösster Wichtigkeit für den Schmelzprocess, aber man war gegen Ende des Jahrhunderts geneigt, dieselbe zu überschätzen und einseitig von der Erhöhung des Winddrucks alles zu erwarten, während es doch in erster Linie die Windmenge war, welche die grössere Wirkung hervorbrachte. Diese nahm aber mit der Pressung nur im Verhältnis der Quadratwurzeln zu, während sie durch Vergrösserung der Formöffnung im Verhältnis des Quadrates der Durchmesser wuchs. Dieses Verhältnis hat John Roebuck jun., der Sohn des berühmten Dr. Roebuck, zuerst klar gestellt und durch Versuche bestätigt 1).
1)John Roebucks Mitteilungen über einen von ihm angewendeten Mano- meter, vergl. Annalen der Physik, 1801, Bd. XI, S. 53.
Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.
2000 Kubikfuſs Luft pro Minute, während in Deutschland ein paar Bälge von der gröſsten Art mit vollem Aufschlagwasser höchstens 900 Kubikfuſs pro Minute von viel geringerer Geschwindigkeit lieferten. Vergleichen wir damit die Zahl, welche Bouchu für das Wind- quantum eines Hochofens mit zwei Bälgen ermittelt hatte, nämlich 326,48 Kubikfuſs pro Minute, so haben wir ein Bild von dem Fort- schritt des Hochofenbetriebes in den 30 Jahren von 1760 bis 1790.
Die Windmesser erlangten dementsprechend beim Hochofen- betriebe zunehmende Wichtigkeit und kamen gegen Ende des Jahr- hunderts in allgemeinen Gebrauch. Ihrem Princip nach waren es kommunizierende Röhren mit Wasser oder Quecksilber gefüllt. Indem man den einen Schenkel mit dem Gebläsewind in Verbindung brachte, drückte dieser die Flüssigkeit in dem anderen Schenkel in die Höhe und konnte man die Windpressung am Stande der Flüssigkeitssäule an einer Skala ablesen.
Die Wasserdruckmesser waren nach Fuſs und Zoll, die Quecksilber- druckmesser nach Zoll und Linien geteilt. Die Wassermesser wurden bei Blasebälgen angewendet, für stärkere Gebläse, namentlich bei den Hochöfen, kamen die handlicheren Quecksilberwindmesser in allgemeinen Gebrauch. Die Wassermanometer waren auch weniger genau, da das Wasser zu leicht verdunstete. Die Verhältniszahlen, welche man den Berechnungen zu grunde legte, waren folgende: Quecksilber 13,568 mal so schwer als Wasser und das Wasser 811 mal so schwer als die Luft. Einen Windmesser, welcher in der Praxis Eingang fand und namentlich von Norberg sowohl in Ruſsland als in Schweden angewendet wurde, hatte der Engländer Lewis angegeben, ein anderer rührte von dem schwedischen Chemiker Gahn her, ein dritter vom Oberbergrat Stünkel u. s. w.
Die Pressung des Windes war allerdings von gröſster Wichtigkeit für den Schmelzproceſs, aber man war gegen Ende des Jahrhunderts geneigt, dieselbe zu überschätzen und einseitig von der Erhöhung des Winddrucks alles zu erwarten, während es doch in erster Linie die Windmenge war, welche die gröſsere Wirkung hervorbrachte. Diese nahm aber mit der Pressung nur im Verhältnis der Quadratwurzeln zu, während sie durch Vergröſserung der Formöffnung im Verhältnis des Quadrates der Durchmesser wuchs. Dieses Verhältnis hat John Roebuck jun., der Sohn des berühmten Dr. Roebuck, zuerst klar gestellt und durch Versuche bestätigt 1).
1)John Roebucks Mitteilungen über einen von ihm angewendeten Mano- meter, vergl. Annalen der Physik, 1801, Bd. XI, S. 53.
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Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.
2000 Kubikfuſs Luft pro Minute, während in Deutschland ein paar
Bälge von der gröſsten Art mit vollem Aufschlagwasser höchstens
900 Kubikfuſs pro Minute von viel geringerer Geschwindigkeit lieferten.
Vergleichen wir damit die Zahl, welche Bouchu für das Wind-
quantum eines Hochofens mit zwei Bälgen ermittelt hatte, nämlich
326,48 Kubikfuſs pro Minute, so haben wir ein Bild von dem Fort-
schritt des Hochofenbetriebes in den 30 Jahren von 1760 bis 1790.
Die Windmesser erlangten dementsprechend beim Hochofen-
betriebe zunehmende Wichtigkeit und kamen gegen Ende des Jahr-
hunderts in allgemeinen Gebrauch. Ihrem Princip nach waren es
kommunizierende Röhren mit Wasser oder Quecksilber gefüllt. Indem
man den einen Schenkel mit dem Gebläsewind in Verbindung brachte,
drückte dieser die Flüssigkeit in dem anderen Schenkel in die Höhe
und konnte man die Windpressung am Stande der Flüssigkeitssäule
an einer Skala ablesen.
Die Wasserdruckmesser waren nach Fuſs und Zoll, die Quecksilber-
druckmesser nach Zoll und Linien geteilt. Die Wassermesser wurden
bei Blasebälgen angewendet, für stärkere Gebläse, namentlich bei
den Hochöfen, kamen die handlicheren Quecksilberwindmesser in
allgemeinen Gebrauch. Die Wassermanometer waren auch weniger
genau, da das Wasser zu leicht verdunstete. Die Verhältniszahlen,
welche man den Berechnungen zu grunde legte, waren folgende:
Quecksilber 13,568 mal so schwer als Wasser und das Wasser 811 mal
so schwer als die Luft. Einen Windmesser, welcher in der Praxis
Eingang fand und namentlich von Norberg sowohl in Ruſsland als
in Schweden angewendet wurde, hatte der Engländer Lewis angegeben,
ein anderer rührte von dem schwedischen Chemiker Gahn her, ein
dritter vom Oberbergrat Stünkel u. s. w.
Die Pressung des Windes war allerdings von gröſster Wichtigkeit
für den Schmelzproceſs, aber man war gegen Ende des Jahrhunderts
geneigt, dieselbe zu überschätzen und einseitig von der Erhöhung des
Winddrucks alles zu erwarten, während es doch in erster Linie die
Windmenge war, welche die gröſsere Wirkung hervorbrachte. Diese
nahm aber mit der Pressung nur im Verhältnis der Quadratwurzeln
zu, während sie durch Vergröſserung der Formöffnung im Verhältnis
des Quadrates der Durchmesser wuchs. Dieses Verhältnis hat John
Roebuck jun., der Sohn des berühmten Dr. Roebuck, zuerst klar
gestellt und durch Versuche bestätigt 1).
1) John Roebucks Mitteilungen über einen von ihm angewendeten Mano-
meter, vergl. Annalen der Physik, 1801, Bd. XI, S. 53.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/585>, abgerufen am 22.11.2024.
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