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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Lavoisier und die antiphlogistische Chemie.
3 Braunsteinkalk,
13/4 Phosphorsäure,
11/2 gekohltes Eisen.

In Bezug auf den zweiten Teil der Preisfrage fasst sich Lampadius
sehr kurz. Er schlägt das Vorfrischen in einem grossen Flammofen,
in dem man etwa 50 bis 70 Centner auf einmal verarbeiten soll, vor,
indem er von dem richtigen Grundsatz ausgeht, dass ein Prozess um
so ökonomischer wird, in je grösserem Massstabe man ihn betreibt.
Er schiesst aber mit seinem Vorschlag, der ein ganz theoretischer war,
weit über das Ziel des damals Möglichen hinaus und verrät damit,
dass er von dem Wesen des Puddelprozesses keine richtige Vor-
stellung hatte.

Trotz aller Fortschritte im Puddelbetrieb ist man doch nicht
entfernt jemals zu solchen Einsätzen gekommen, im Gegenteil haben
sich grössere Einsätze, als etwa 5 Centner, nicht als vorteilhaft erwiesen.
Von Interesse ist aber Lampadius' Bericht über Frischversuche in
einem Puddelofen zu Mückenberg, welche wir an anderer Stelle
besprechen werden.

Hermann ist noch vollständig in den Anschauungen der Phlogiston-
theorie befangen und kann sich mit den Ansichten der französischen
Forscher nicht befreunden. Seine theoretischen Erörterungen haben
für uns deshalb kein Interesse; wohl aber der praktische Teil seines
Werkes, indem er die Verbesserungen des Hochofenwesens an den
sibirischen Hütten, bei welchen er selbst thätig war, erläutert. Seine
Vorschläge sind sehr richtig und gut und werden durch lehrreiche
Beilagen erläutert. Als Frischverfahren empfiehlt er die bekannte
Wallonschmiede und die deutsche Frischschmiede und sucht die
ökonomische Verbesserung mehr in dem Umfange und der Zweck-
mässigkeit der Anlage.

Schindlers Arbeit ist die umfangreichste, enthält aber am
wenigsten neues. Sie giebt aber eine sehr gründliche und lehrreiche
Darstellung der damals bekannten Frischmethoden. In Bezug auf die
Frage, ob das Roheisen Sauerstoff enthalte, spricht er sich nicht
bestimmt aus, doch geben seine Versuche eher ein negatives Resultat.
Im allgemeinen neigten die Eisenhüttenleute auf dem Kontinent der
Ansicht, dass das Roheisen Sauerstoff als wesentlichen oder nie
fehlenden Bestandteil enthalte, am Ende des 18. Jahrhunderts zu.
Die Theorie der Konstitution der Eisenarten wurde hinsichtlich des
Kohlenstoffgehaltes durch Versuche, welche französische Chemiker
durch Zusammenschmelzen von möglichst reinem Eisen mit Diamant

Lavoisier und die antiphlogistische Chemie.
3 Braunsteinkalk,
1¾ Phosphorsäure,
1½ gekohltes Eisen.

In Bezug auf den zweiten Teil der Preisfrage faſst sich Lampadius
sehr kurz. Er schlägt das Vorfrischen in einem groſsen Flammofen,
in dem man etwa 50 bis 70 Centner auf einmal verarbeiten soll, vor,
indem er von dem richtigen Grundsatz ausgeht, daſs ein Prozeſs um
so ökonomischer wird, in je gröſserem Maſsstabe man ihn betreibt.
Er schieſst aber mit seinem Vorschlag, der ein ganz theoretischer war,
weit über das Ziel des damals Möglichen hinaus und verrät damit,
daſs er von dem Wesen des Puddelprozesses keine richtige Vor-
stellung hatte.

Trotz aller Fortschritte im Puddelbetrieb ist man doch nicht
entfernt jemals zu solchen Einsätzen gekommen, im Gegenteil haben
sich gröſsere Einsätze, als etwa 5 Centner, nicht als vorteilhaft erwiesen.
Von Interesse ist aber Lampadius’ Bericht über Frischversuche in
einem Puddelofen zu Mückenberg, welche wir an anderer Stelle
besprechen werden.

Hermann ist noch vollständig in den Anschauungen der Phlogiston-
theorie befangen und kann sich mit den Ansichten der französischen
Forscher nicht befreunden. Seine theoretischen Erörterungen haben
für uns deshalb kein Interesse; wohl aber der praktische Teil seines
Werkes, indem er die Verbesserungen des Hochofenwesens an den
sibirischen Hütten, bei welchen er selbst thätig war, erläutert. Seine
Vorschläge sind sehr richtig und gut und werden durch lehrreiche
Beilagen erläutert. Als Frischverfahren empfiehlt er die bekannte
Wallonschmiede und die deutsche Frischschmiede und sucht die
ökonomische Verbesserung mehr in dem Umfange und der Zweck-
mäſsigkeit der Anlage.

Schindlers Arbeit ist die umfangreichste, enthält aber am
wenigsten neues. Sie giebt aber eine sehr gründliche und lehrreiche
Darstellung der damals bekannten Frischmethoden. In Bezug auf die
Frage, ob das Roheisen Sauerstoff enthalte, spricht er sich nicht
bestimmt aus, doch geben seine Versuche eher ein negatives Resultat.
Im allgemeinen neigten die Eisenhüttenleute auf dem Kontinent der
Ansicht, daſs das Roheisen Sauerstoff als wesentlichen oder nie
fehlenden Bestandteil enthalte, am Ende des 18. Jahrhunderts zu.
Die Theorie der Konstitution der Eisenarten wurde hinsichtlich des
Kohlenstoffgehaltes durch Versuche, welche französische Chemiker
durch Zusammenschmelzen von möglichst reinem Eisen mit Diamant

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[645/0659] Lavoisier und die antiphlogistische Chemie. 3 Braunsteinkalk, 1¾ Phosphorsäure, 1½ gekohltes Eisen. In Bezug auf den zweiten Teil der Preisfrage faſst sich Lampadius sehr kurz. Er schlägt das Vorfrischen in einem groſsen Flammofen, in dem man etwa 50 bis 70 Centner auf einmal verarbeiten soll, vor, indem er von dem richtigen Grundsatz ausgeht, daſs ein Prozeſs um so ökonomischer wird, in je gröſserem Maſsstabe man ihn betreibt. Er schieſst aber mit seinem Vorschlag, der ein ganz theoretischer war, weit über das Ziel des damals Möglichen hinaus und verrät damit, daſs er von dem Wesen des Puddelprozesses keine richtige Vor- stellung hatte. Trotz aller Fortschritte im Puddelbetrieb ist man doch nicht entfernt jemals zu solchen Einsätzen gekommen, im Gegenteil haben sich gröſsere Einsätze, als etwa 5 Centner, nicht als vorteilhaft erwiesen. Von Interesse ist aber Lampadius’ Bericht über Frischversuche in einem Puddelofen zu Mückenberg, welche wir an anderer Stelle besprechen werden. Hermann ist noch vollständig in den Anschauungen der Phlogiston- theorie befangen und kann sich mit den Ansichten der französischen Forscher nicht befreunden. Seine theoretischen Erörterungen haben für uns deshalb kein Interesse; wohl aber der praktische Teil seines Werkes, indem er die Verbesserungen des Hochofenwesens an den sibirischen Hütten, bei welchen er selbst thätig war, erläutert. Seine Vorschläge sind sehr richtig und gut und werden durch lehrreiche Beilagen erläutert. Als Frischverfahren empfiehlt er die bekannte Wallonschmiede und die deutsche Frischschmiede und sucht die ökonomische Verbesserung mehr in dem Umfange und der Zweck- mäſsigkeit der Anlage. Schindlers Arbeit ist die umfangreichste, enthält aber am wenigsten neues. Sie giebt aber eine sehr gründliche und lehrreiche Darstellung der damals bekannten Frischmethoden. In Bezug auf die Frage, ob das Roheisen Sauerstoff enthalte, spricht er sich nicht bestimmt aus, doch geben seine Versuche eher ein negatives Resultat. Im allgemeinen neigten die Eisenhüttenleute auf dem Kontinent der Ansicht, daſs das Roheisen Sauerstoff als wesentlichen oder nie fehlenden Bestandteil enthalte, am Ende des 18. Jahrhunderts zu. Die Theorie der Konstitution der Eisenarten wurde hinsichtlich des Kohlenstoffgehaltes durch Versuche, welche französische Chemiker durch Zusammenschmelzen von möglichst reinem Eisen mit Diamant

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/659>, abgerufen am 25.11.2024.