angebracht, welches durch ein Wasserrad getrieben wird. -- Das durch das Luppenfeuer gewonnene Stabeisen ist gemeiniglich sehr gut, aber die ganze Anstalt taugt nichts. Sie ist eine Verschwendung sowohl der Kohlen als des Eisensteins."
Bei dem Schmelzen wird erst das Schmelzloch und das Schlacken- loch vorgewärmt, dann lagenweise Holzkohle und gepochter Eisenstein mit dem nötigen Zuschlag aufgetragen und zu einem förmlichen Hügel 1) über der Öffnung aufgethürmt. Das Ganze schmilzt zu einer Luppe zusammen, von der man, wenn sie fertig ist, die Schlacke absticht, die Kohlen wegräumt und die Luppe aufbricht. Da die Verbrennung beinahe in freier Luft erfolgt, so ist die Verschwendung von Kohlen und Eisenstein eine unmässige.
"Man muss sich in der That verwundern, dass diese Luppenfeuer in Deutschland noch immer beibehalten werden, da man doch heutigen Tages weit bessere und vorzüglichere Anstalten zum Eisenschmelzen hat." Dass dies doch geschehe, liege hauptsächlich in der Kost- spieligkeit der besseren Anlagen, denn einen Hochofen zu erbauen, koste an 3000 Thaler und eine Hochofenhütte mit allen dazu gehörigen Anlagen und Gebäuden 20000 Thaler und mehr. Koste doch ein Blauofen 1200 bis 1500 Thaler zu bauen.
Zur Verbesserung dieser Luppenfeuer schlug deshalb Justi vor, sie mit einem Steinkranz zu überbauen. Dieser Vorschlag, der durchaus unpraktisch war, hatte keinen Erfolg und genügt es, ihn erwähnt zu haben.
Im ganzen war die direkte Eisenbereitung in Deutschland mehr und mehr im Verschwinden begriffen. In Sachsen, wo früher die Luppenfeuer verbreitet gewesen waren, fand Stockenström auf seiner Informationsreise im Jahre 1778 keins mehr vor, in Thüringen nur ein einziges in dem meiningischen Dorfe Steinbach (s. Bd. I, S. 782). Dieses erwähnt auch der Bergamtsassessor Wille noch 1786 2). Ebenso war es am Harz, wo nur in Uslar noch in einem Luppenfeuer Frisch- schlacken zeitweilig verschmolzen wurden. Es geschah dies in einem Zerenn- oder "Centnerherd", eigentlich Zehntnerherd. Seit alter Zeit hatte nämlich die Landesherrschaft am Harz den ihr zukommenden Erzzehnten in eigenen Zehntnerherden verschmolzen und hatten sich diese auch nach Einführung des Hochofenbetriebes an manchen
1) "40 Fuss hoch" steht im Text, zweifellos ein Druckfehler; es muss wohl entweder 4 Fuss oder 40 Zoll heissen.
2) Vergl. Wille, Übersetzung von du Coudray, Eisenmanipulation auf der Insel Corsica. Leipzig 1786. Einleitung S. IX.
Luppenfeuer.
angebracht, welches durch ein Wasserrad getrieben wird. — Das durch das Luppenfeuer gewonnene Stabeisen ist gemeiniglich sehr gut, aber die ganze Anstalt taugt nichts. Sie ist eine Verschwendung sowohl der Kohlen als des Eisensteins.“
Bei dem Schmelzen wird erst das Schmelzloch und das Schlacken- loch vorgewärmt, dann lagenweise Holzkohle und gepochter Eisenstein mit dem nötigen Zuschlag aufgetragen und zu einem förmlichen Hügel 1) über der Öffnung aufgethürmt. Das Ganze schmilzt zu einer Luppe zusammen, von der man, wenn sie fertig ist, die Schlacke absticht, die Kohlen wegräumt und die Luppe aufbricht. Da die Verbrennung beinahe in freier Luft erfolgt, so ist die Verschwendung von Kohlen und Eisenstein eine unmäſsige.
„Man muſs sich in der That verwundern, daſs diese Luppenfeuer in Deutschland noch immer beibehalten werden, da man doch heutigen Tages weit bessere und vorzüglichere Anstalten zum Eisenschmelzen hat.“ Daſs dies doch geschehe, liege hauptsächlich in der Kost- spieligkeit der besseren Anlagen, denn einen Hochofen zu erbauen, koste an 3000 Thaler und eine Hochofenhütte mit allen dazu gehörigen Anlagen und Gebäuden 20000 Thaler und mehr. Koste doch ein Blauofen 1200 bis 1500 Thaler zu bauen.
Zur Verbesserung dieser Luppenfeuer schlug deshalb Justi vor, sie mit einem Steinkranz zu überbauen. Dieser Vorschlag, der durchaus unpraktisch war, hatte keinen Erfolg und genügt es, ihn erwähnt zu haben.
Im ganzen war die direkte Eisenbereitung in Deutschland mehr und mehr im Verschwinden begriffen. In Sachsen, wo früher die Luppenfeuer verbreitet gewesen waren, fand Stockenström auf seiner Informationsreise im Jahre 1778 keins mehr vor, in Thüringen nur ein einziges in dem meiningischen Dorfe Steinbach (s. Bd. I, S. 782). Dieses erwähnt auch der Bergamtsassessor Wille noch 1786 2). Ebenso war es am Harz, wo nur in Uslar noch in einem Luppenfeuer Frisch- schlacken zeitweilig verschmolzen wurden. Es geschah dies in einem Zerenn- oder „Centnerherd“, eigentlich Zehntnerherd. Seit alter Zeit hatte nämlich die Landesherrschaft am Harz den ihr zukommenden Erzzehnten in eigenen Zehntnerherden verschmolzen und hatten sich diese auch nach Einführung des Hochofenbetriebes an manchen
1) „40 Fuſs hoch“ steht im Text, zweifellos ein Druckfehler; es muſs wohl entweder 4 Fuſs oder 40 Zoll heiſsen.
2) Vergl. Wille, Übersetzung von du Coudray, Eisenmanipulation auf der Insel Corsica. Leipzig 1786. Einleitung S. IX.
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Luppenfeuer.
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durch das Luppenfeuer gewonnene Stabeisen ist gemeiniglich sehr
gut, aber die ganze Anstalt taugt nichts. Sie ist eine Verschwendung
sowohl der Kohlen als des Eisensteins.“
Bei dem Schmelzen wird erst das Schmelzloch und das Schlacken-
loch vorgewärmt, dann lagenweise Holzkohle und gepochter Eisenstein
mit dem nötigen Zuschlag aufgetragen und zu einem förmlichen
Hügel 1) über der Öffnung aufgethürmt. Das Ganze schmilzt zu einer
Luppe zusammen, von der man, wenn sie fertig ist, die Schlacke
absticht, die Kohlen wegräumt und die Luppe aufbricht. Da die
Verbrennung beinahe in freier Luft erfolgt, so ist die Verschwendung
von Kohlen und Eisenstein eine unmäſsige.
„Man muſs sich in der That verwundern, daſs diese Luppenfeuer
in Deutschland noch immer beibehalten werden, da man doch heutigen
Tages weit bessere und vorzüglichere Anstalten zum Eisenschmelzen
hat.“ Daſs dies doch geschehe, liege hauptsächlich in der Kost-
spieligkeit der besseren Anlagen, denn einen Hochofen zu erbauen,
koste an 3000 Thaler und eine Hochofenhütte mit allen dazu gehörigen
Anlagen und Gebäuden 20000 Thaler und mehr. Koste doch ein
Blauofen 1200 bis 1500 Thaler zu bauen.
Zur Verbesserung dieser Luppenfeuer schlug deshalb Justi vor,
sie mit einem Steinkranz zu überbauen. Dieser Vorschlag, der
durchaus unpraktisch war, hatte keinen Erfolg und genügt es, ihn
erwähnt zu haben.
Im ganzen war die direkte Eisenbereitung in Deutschland mehr
und mehr im Verschwinden begriffen. In Sachsen, wo früher die
Luppenfeuer verbreitet gewesen waren, fand Stockenström auf seiner
Informationsreise im Jahre 1778 keins mehr vor, in Thüringen nur
ein einziges in dem meiningischen Dorfe Steinbach (s. Bd. I, S. 782).
Dieses erwähnt auch der Bergamtsassessor Wille noch 1786 2). Ebenso
war es am Harz, wo nur in Uslar noch in einem Luppenfeuer Frisch-
schlacken zeitweilig verschmolzen wurden. Es geschah dies in einem
Zerenn- oder „Centnerherd“, eigentlich Zehntnerherd. Seit alter Zeit
hatte nämlich die Landesherrschaft am Harz den ihr zukommenden
Erzzehnten in eigenen Zehntnerherden verschmolzen und hatten sich
diese auch nach Einführung des Hochofenbetriebes an manchen
1) „40 Fuſs hoch“ steht im Text, zweifellos ein Druckfehler; es muſs wohl
entweder 4 Fuſs oder 40 Zoll heiſsen.
2) Vergl. Wille, Übersetzung von du Coudray, Eisenmanipulation auf der
Insel Corsica. Leipzig 1786. Einleitung S. IX.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/663>, abgerufen am 25.11.2024.
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