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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Puddelprozess.
des Eisens und den Hitzegrad besser in der Hand und konnte grössere
Güsse auf einmal machen. Bei diesem Flammofenbetrieb machte
man nebenher mancherlei Erfahrungen, die zu dem späteren Puddel-
prozess hinleiteten. Wenn man die Thüren des Flammofens beim
Einschmelzen des Roheisens nicht sorgfältig verschloss, so veränderte
sich dasselbe durch den Zutritt der Luft. Bei aller Vorsicht gelang
es nicht, die Einwirkung der Luft teils durch die Ritzen, teils durch
den Rost ganz abzuhalten, so dass zuletzt immer sogenannte Schalen
(sculls) übrig blieben, welche fast schmiedbares Eisen waren.

Bei der Flammofengiesserei suchte man dieser Schalenbildung
möglichst entgegenzuarbeiten. Sie gab aber bereits einen Finger-
zeig, dass auf diese Art schmiedbares Eisen erzeugt werden könne.
Ehe aber dieser Weg eingeschlagen wurde, versuchte man Schmiede-
eisen mit Steinkohlenfeuer in Tiegeln zu erzeugen. Dieses Ver-
fahren, bei welchem das Roheisen erst mit Hülfe eines Rades unter
Wasser granuliert wurde, war von John Wood (siehe S. 668) zu
einer gewissen Vollkommenheit gebracht worden und wurde im
grossen angewendet. Durch den starken Verschleiss am Schmelz-
tiegel blieb es aber unvorteilhaft. Dass das Schaleneisen der Giesse-
reien damals schon eine gewisse Rolle spielte, lernen wir aus dem
Patent von John und Charles Wood von 1763 kennen, welches
zum Teil auf die Verwendung dieses Schaleneisens, welches für sich
oder zusammen mit Roheisen dem Tiegelfrischen unterworfen wurde,
begründet war. Es heisst in der Patentbeschreibung: Schaleneisen
ist das Metall, welches ungeschmolzen im Flammofen zurückbleibt,
wenn Gusseisen zum zweitenmal in demselben umgeschmolzen wird.
(Scull or cinder iron i. e. the metal which remains unmelted, when
cast iron is a second time run or fused in an air furnace.)

Der unermüdliche Dr. Roebuck machte, wie viele andere, Ver-
suche, Eisen mit Steinkohlen im Herd zu frischen und nahm am
25. Oktober 1762 hierauf ein Patent (Nr. 780). Er beschreibt sein
Verfahren folgendermassen:

Roh- oder Gusseisen wird in einem Herd, geheizt durch Stein-
kohlen, mit Hülfe von Blasebälgen ("in a hearth heated with pitt coal
by the blast of bellows") niedergeschmolzen und das Metall durch-
gearbeitet, bis es gar ist ("until reduced to nature"), alsdann aus
dem Feuer genommen und in Stücke zerteilt. Das Metall wird hier-
auf der Wirkung eines Glühofenfeuers (of a hollow pit-coal fire) mit
Windzuführung ausgesetzt, bis es in eine Luppe verwandelt ist, welche
zu Stabeisen ausgeschmiedet wird.


Puddelprozeſs.
des Eisens und den Hitzegrad besser in der Hand und konnte gröſsere
Güsse auf einmal machen. Bei diesem Flammofenbetrieb machte
man nebenher mancherlei Erfahrungen, die zu dem späteren Puddel-
prozeſs hinleiteten. Wenn man die Thüren des Flammofens beim
Einschmelzen des Roheisens nicht sorgfältig verschloſs, so veränderte
sich dasſelbe durch den Zutritt der Luft. Bei aller Vorsicht gelang
es nicht, die Einwirkung der Luft teils durch die Ritzen, teils durch
den Rost ganz abzuhalten, so daſs zuletzt immer sogenannte Schalen
(sculls) übrig blieben, welche fast schmiedbares Eisen waren.

Bei der Flammofengieſserei suchte man dieser Schalenbildung
möglichst entgegenzuarbeiten. Sie gab aber bereits einen Finger-
zeig, daſs auf diese Art schmiedbares Eisen erzeugt werden könne.
Ehe aber dieser Weg eingeschlagen wurde, versuchte man Schmiede-
eisen mit Steinkohlenfeuer in Tiegeln zu erzeugen. Dieses Ver-
fahren, bei welchem das Roheisen erst mit Hülfe eines Rades unter
Wasser granuliert wurde, war von John Wood (siehe S. 668) zu
einer gewissen Vollkommenheit gebracht worden und wurde im
groſsen angewendet. Durch den starken Verschleiſs am Schmelz-
tiegel blieb es aber unvorteilhaft. Daſs das Schaleneisen der Gieſse-
reien damals schon eine gewisse Rolle spielte, lernen wir aus dem
Patent von John und Charles Wood von 1763 kennen, welches
zum Teil auf die Verwendung dieses Schaleneisens, welches für sich
oder zusammen mit Roheisen dem Tiegelfrischen unterworfen wurde,
begründet war. Es heiſst in der Patentbeschreibung: Schaleneisen
ist das Metall, welches ungeschmolzen im Flammofen zurückbleibt,
wenn Guſseisen zum zweitenmal in demselben umgeschmolzen wird.
(Scull or cinder iron i. e. the metal which remains unmelted, when
cast iron is a second time run or fused in an air furnace.)

Der unermüdliche Dr. Roebuck machte, wie viele andere, Ver-
suche, Eisen mit Steinkohlen im Herd zu frischen und nahm am
25. Oktober 1762 hierauf ein Patent (Nr. 780). Er beschreibt sein
Verfahren folgendermaſsen:

Roh- oder Guſseisen wird in einem Herd, geheizt durch Stein-
kohlen, mit Hülfe von Blasebälgen („in a hearth heated with pitt coal
by the blast of bellows“) niedergeschmolzen und das Metall durch-
gearbeitet, bis es gar ist („until reduced to nature“), alsdann aus
dem Feuer genommen und in Stücke zerteilt. Das Metall wird hier-
auf der Wirkung eines Glühofenfeuers (of a hollow pit-coal fire) mit
Windzuführung ausgesetzt, bis es in eine Luppe verwandelt ist, welche
zu Stabeisen ausgeschmiedet wird.


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[683/0697] Puddelprozeſs. des Eisens und den Hitzegrad besser in der Hand und konnte gröſsere Güsse auf einmal machen. Bei diesem Flammofenbetrieb machte man nebenher mancherlei Erfahrungen, die zu dem späteren Puddel- prozeſs hinleiteten. Wenn man die Thüren des Flammofens beim Einschmelzen des Roheisens nicht sorgfältig verschloſs, so veränderte sich dasſelbe durch den Zutritt der Luft. Bei aller Vorsicht gelang es nicht, die Einwirkung der Luft teils durch die Ritzen, teils durch den Rost ganz abzuhalten, so daſs zuletzt immer sogenannte Schalen (sculls) übrig blieben, welche fast schmiedbares Eisen waren. Bei der Flammofengieſserei suchte man dieser Schalenbildung möglichst entgegenzuarbeiten. Sie gab aber bereits einen Finger- zeig, daſs auf diese Art schmiedbares Eisen erzeugt werden könne. Ehe aber dieser Weg eingeschlagen wurde, versuchte man Schmiede- eisen mit Steinkohlenfeuer in Tiegeln zu erzeugen. Dieses Ver- fahren, bei welchem das Roheisen erst mit Hülfe eines Rades unter Wasser granuliert wurde, war von John Wood (siehe S. 668) zu einer gewissen Vollkommenheit gebracht worden und wurde im groſsen angewendet. Durch den starken Verschleiſs am Schmelz- tiegel blieb es aber unvorteilhaft. Daſs das Schaleneisen der Gieſse- reien damals schon eine gewisse Rolle spielte, lernen wir aus dem Patent von John und Charles Wood von 1763 kennen, welches zum Teil auf die Verwendung dieses Schaleneisens, welches für sich oder zusammen mit Roheisen dem Tiegelfrischen unterworfen wurde, begründet war. Es heiſst in der Patentbeschreibung: Schaleneisen ist das Metall, welches ungeschmolzen im Flammofen zurückbleibt, wenn Guſseisen zum zweitenmal in demselben umgeschmolzen wird. (Scull or cinder iron i. e. the metal which remains unmelted, when cast iron is a second time run or fused in an air furnace.) Der unermüdliche Dr. Roebuck machte, wie viele andere, Ver- suche, Eisen mit Steinkohlen im Herd zu frischen und nahm am 25. Oktober 1762 hierauf ein Patent (Nr. 780). Er beschreibt sein Verfahren folgendermaſsen: Roh- oder Guſseisen wird in einem Herd, geheizt durch Stein- kohlen, mit Hülfe von Blasebälgen („in a hearth heated with pitt coal by the blast of bellows“) niedergeschmolzen und das Metall durch- gearbeitet, bis es gar ist („until reduced to nature“), alsdann aus dem Feuer genommen und in Stücke zerteilt. Das Metall wird hier- auf der Wirkung eines Glühofenfeuers (of a hollow pit-coal fire) mit Windzuführung ausgesetzt, bis es in eine Luppe verwandelt ist, welche zu Stabeisen ausgeschmiedet wird.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 683. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/697>, abgerufen am 25.11.2024.