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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Puddelprozess und Feineisenfeuer.
Stangen wurden nun in Stücke von 18 Zoll Länge zerteilt, vier der-
selben übereinandergelegt und daraus in Pakete geformt. In einigen
Hütten brachte man die Luppen, wie sie aus dem Ofen kamen, in
diese Glattwalzen, wodurch sie zu dicken Platten gewalzt wurden,
diese brachte man in andere Walzen, welche einige scharfe Rippen
hatten, wodurch Einschnitte in die Platten gemacht wurden, welche
ihr Zerbrechen in gleichförmige Stücke nach dem Erkalten erleich-
[Abbildung] Fig. 185.
terten. Auch von diesen wurden
Pakete gemacht, welche in Flamm-
öfen, die den Puddelöfen ähnlich
waren, erhitzt wurden. Waren sie
weissglühend, so kamen sie unter den
Hammer, um Kolben, wie bei der
vorigen Arbeit, aus ihnen zu verfer-
tigen. Dies Verfahren war mit
grösserem Abbrand und Kohlen-
aufwand verknüpft, gab aber reine-
res, gesunderes, besser geschweisstes
Eisen.

In der Hütte von Bradley in
Staffordshire brachte man die Lup-
pen, sowie sie aus dem Puddelofen
kamen, unmittelbar in gefurchte Wal-
zen von ungefähr 4 Fuss Durchmesser,
welche keine vollständigen Umdre-
hungen machten, sondern hin und
her gingen. Es war dies eine Erfin-
dung John Wilkinsons, welche wir
bereits S. 591 erwähnt haben.

Bonnard hat die Schmelzung des
Roheisens im Hochofen als ersten
Prozess, das Feinen als zweiten, das
Puddeln als dritten Prozess beschrieben
und schildert nun die Behandlung im Schweissofen und das Aus-
recken als vierten Prozess.

Die Manipulation war in allen Hütten dieselbe. Man brachte die
Kolben (lumps) oder Luppen (blooms) in einen Schweissofen (blowing-
furnace, soll aber wohl blooming-furnace heissen), der den Puddelofen
in allen Dimensionen übertraf, gab ihnen Weissglut und brachte sie
in einer Zange nach dem Walzwerk.


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Puddelprozeſs und Feineisenfeuer.
Stangen wurden nun in Stücke von 18 Zoll Länge zerteilt, vier der-
selben übereinandergelegt und daraus in Pakete geformt. In einigen
Hütten brachte man die Luppen, wie sie aus dem Ofen kamen, in
diese Glattwalzen, wodurch sie zu dicken Platten gewalzt wurden,
diese brachte man in andere Walzen, welche einige scharfe Rippen
hatten, wodurch Einschnitte in die Platten gemacht wurden, welche
ihr Zerbrechen in gleichförmige Stücke nach dem Erkalten erleich-
[Abbildung] Fig. 185.
terten. Auch von diesen wurden
Pakete gemacht, welche in Flamm-
öfen, die den Puddelöfen ähnlich
waren, erhitzt wurden. Waren sie
weiſsglühend, so kamen sie unter den
Hammer, um Kolben, wie bei der
vorigen Arbeit, aus ihnen zu verfer-
tigen. Dies Verfahren war mit
gröſserem Abbrand und Kohlen-
aufwand verknüpft, gab aber reine-
res, gesunderes, besser geschweiſstes
Eisen.

In der Hütte von Bradley in
Staffordshire brachte man die Lup-
pen, sowie sie aus dem Puddelofen
kamen, unmittelbar in gefurchte Wal-
zen von ungefähr 4 Fuſs Durchmesser,
welche keine vollständigen Umdre-
hungen machten, sondern hin und
her gingen. Es war dies eine Erfin-
dung John Wilkinsons, welche wir
bereits S. 591 erwähnt haben.

Bonnard hat die Schmelzung des
Roheisens im Hochofen als ersten
Prozeſs, das Feinen als zweiten, das
Puddeln als dritten Prozeſs beschrieben
und schildert nun die Behandlung im Schweiſsofen und das Aus-
recken als vierten Prozeſs.

Die Manipulation war in allen Hütten dieselbe. Man brachte die
Kolben (lumps) oder Luppen (blooms) in einen Schweiſsofen (blowing-
furnace, soll aber wohl blooming-furnace heiſsen), der den Puddelofen
in allen Dimensionen übertraf, gab ihnen Weiſsglut und brachte sie
in einer Zange nach dem Walzwerk.


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[707/0721] Puddelprozeſs und Feineisenfeuer. Stangen wurden nun in Stücke von 18 Zoll Länge zerteilt, vier der- selben übereinandergelegt und daraus in Pakete geformt. In einigen Hütten brachte man die Luppen, wie sie aus dem Ofen kamen, in diese Glattwalzen, wodurch sie zu dicken Platten gewalzt wurden, diese brachte man in andere Walzen, welche einige scharfe Rippen hatten, wodurch Einschnitte in die Platten gemacht wurden, welche ihr Zerbrechen in gleichförmige Stücke nach dem Erkalten erleich- [Abbildung Fig. 185.] terten. Auch von diesen wurden Pakete gemacht, welche in Flamm- öfen, die den Puddelöfen ähnlich waren, erhitzt wurden. Waren sie weiſsglühend, so kamen sie unter den Hammer, um Kolben, wie bei der vorigen Arbeit, aus ihnen zu verfer- tigen. Dies Verfahren war mit gröſserem Abbrand und Kohlen- aufwand verknüpft, gab aber reine- res, gesunderes, besser geschweiſstes Eisen. In der Hütte von Bradley in Staffordshire brachte man die Lup- pen, sowie sie aus dem Puddelofen kamen, unmittelbar in gefurchte Wal- zen von ungefähr 4 Fuſs Durchmesser, welche keine vollständigen Umdre- hungen machten, sondern hin und her gingen. Es war dies eine Erfin- dung John Wilkinsons, welche wir bereits S. 591 erwähnt haben. Bonnard hat die Schmelzung des Roheisens im Hochofen als ersten Prozeſs, das Feinen als zweiten, das Puddeln als dritten Prozeſs beschrieben und schildert nun die Behandlung im Schweiſsofen und das Aus- recken als vierten Prozeſs. Die Manipulation war in allen Hütten dieselbe. Man brachte die Kolben (lumps) oder Luppen (blooms) in einen Schweiſsofen (blowing- furnace, soll aber wohl blooming-furnace heiſsen), der den Puddelofen in allen Dimensionen übertraf, gab ihnen Weiſsglut und brachte sie in einer Zange nach dem Walzwerk. 45*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 707. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/721>, abgerufen am 25.11.2024.