Eisengiesserei und schmiedbarer Guss Ende des 18. Jahrhunderts.
Die Eisengiesserei hat in der zweiten Hälfte des 18. Jahr- hunderts wichtige Fortschritte gemacht. Namentlich war dies in England der Fall. Hier zuerst machte man diesen Industriezweig durch Einführung der Flammöfen (air furnaces, öfter auch englische Cupolöfen genannt) von den Hochöfen unabhängig. Vordem hatte man alle Gusswaren unmittelbar aus dem Hochofen gegossen; durch das Umschmelzen des Roheisens in Flammöfen war dies nicht mehr nötig. Dieses Umschmelzverfahren oder die Herstellung von Guss- waren zweiter Schmelzung war besonders geeignet für grosse Stücke, indem man in mehreren geräumigen Flammöfen grössere Mengen von Roheisen einschmelzen konnte, als der Herd eines Hoch- ofens damals zu fassen vermochte. Allerdings taugte das Flammofen- schmelzen nicht für alle Arten von Gusswaren, weil das Eisen durch die Einwirkung des Sauerstoffs der Luft einen Teil seines Kohlenstoffs verlor, also ein schwaches Frischen erfuhr, welches das Eisen weniger dünnflüssig machte; dagegen war es gerade für Gussstücke, von denen man Härte und Festigkeit verlangte, besonders geeignet. Dies war der Fall bei den Walzen und bei den Kanonen. Der Geschützguss hat mit am meisten zur Förderung der Technik der Eisengiesserei bei- getragen; er gab auch die Veranlassung zur Einführung des Flamm- ofenschmelzens.
Die Kanonen- oder Stückgiesserei war einer der wichtigsten Zweige der Eisengiesserei. In mehreren Ländern, namentlich in Frankreich und Deutschland, waren die Stückgiessereien Staatsanstalten; in England aber, wo dieser Zweig der Technik am meisten vervoll- kommnet wurde, waren es Privatwerke. Die eisernen Kanonen wurden hauptsächlich als Schiffskanonen angewendet, deshalb hatte England für seine grosse Kriegs- und Handelsflotte den grössten Bedarf. Schweden war berühmt durch die Güte seiner eisernen Kanonen und hatte darin einen grossen Export. Hier goss man die Kanonen nur aus dem Hochofen. Um grosse Geschütze giessen zu können, musste man zwei nebeneinander liegende Hochöfen zu gleicher Zeit abstechen und das Eisen zusammenleiten. Dies gab Veranlassung zur Kon- struktion der doppelten Hochöfen, wobei zwei Hochöfen nebeneinander in ein gemeinschaftliches Rauhgemäuer eingebaut waren.
Eisengieſserei Ende des 18. Jahrhunderts.
Eisengieſserei und schmiedbarer Guſs Ende des 18. Jahrhunderts.
Die Eisengieſserei hat in der zweiten Hälfte des 18. Jahr- hunderts wichtige Fortschritte gemacht. Namentlich war dies in England der Fall. Hier zuerst machte man diesen Industriezweig durch Einführung der Flammöfen (air furnaces, öfter auch englische Cupolöfen genannt) von den Hochöfen unabhängig. Vordem hatte man alle Guſswaren unmittelbar aus dem Hochofen gegossen; durch das Umschmelzen des Roheisens in Flammöfen war dies nicht mehr nötig. Dieses Umschmelzverfahren oder die Herstellung von Guſs- waren zweiter Schmelzung war besonders geeignet für groſse Stücke, indem man in mehreren geräumigen Flammöfen gröſsere Mengen von Roheisen einschmelzen konnte, als der Herd eines Hoch- ofens damals zu fassen vermochte. Allerdings taugte das Flammofen- schmelzen nicht für alle Arten von Guſswaren, weil das Eisen durch die Einwirkung des Sauerstoffs der Luft einen Teil seines Kohlenstoffs verlor, also ein schwaches Frischen erfuhr, welches das Eisen weniger dünnflüssig machte; dagegen war es gerade für Guſsstücke, von denen man Härte und Festigkeit verlangte, besonders geeignet. Dies war der Fall bei den Walzen und bei den Kanonen. Der Geschützguſs hat mit am meisten zur Förderung der Technik der Eisengieſserei bei- getragen; er gab auch die Veranlassung zur Einführung des Flamm- ofenschmelzens.
Die Kanonen- oder Stückgieſserei war einer der wichtigsten Zweige der Eisengieſserei. In mehreren Ländern, namentlich in Frankreich und Deutschland, waren die Stückgieſsereien Staatsanstalten; in England aber, wo dieser Zweig der Technik am meisten vervoll- kommnet wurde, waren es Privatwerke. Die eisernen Kanonen wurden hauptsächlich als Schiffskanonen angewendet, deshalb hatte England für seine groſse Kriegs- und Handelsflotte den gröſsten Bedarf. Schweden war berühmt durch die Güte seiner eisernen Kanonen und hatte darin einen groſsen Export. Hier goſs man die Kanonen nur aus dem Hochofen. Um groſse Geschütze gieſsen zu können, muſste man zwei nebeneinander liegende Hochöfen zu gleicher Zeit abstechen und das Eisen zusammenleiten. Dies gab Veranlassung zur Kon- struktion der doppelten Hochöfen, wobei zwei Hochöfen nebeneinander in ein gemeinschaftliches Rauhgemäuer eingebaut waren.
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Eisengieſserei Ende des 18. Jahrhunderts.
Eisengieſserei und schmiedbarer Guſs Ende des
18. Jahrhunderts.
Die Eisengieſserei hat in der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts wichtige Fortschritte gemacht. Namentlich war dies in
England der Fall. Hier zuerst machte man diesen Industriezweig
durch Einführung der Flammöfen (air furnaces, öfter auch englische
Cupolöfen genannt) von den Hochöfen unabhängig. Vordem hatte
man alle Guſswaren unmittelbar aus dem Hochofen gegossen; durch
das Umschmelzen des Roheisens in Flammöfen war dies nicht mehr
nötig. Dieses Umschmelzverfahren oder die Herstellung von Guſs-
waren zweiter Schmelzung war besonders geeignet für groſse
Stücke, indem man in mehreren geräumigen Flammöfen gröſsere
Mengen von Roheisen einschmelzen konnte, als der Herd eines Hoch-
ofens damals zu fassen vermochte. Allerdings taugte das Flammofen-
schmelzen nicht für alle Arten von Guſswaren, weil das Eisen durch
die Einwirkung des Sauerstoffs der Luft einen Teil seines Kohlenstoffs
verlor, also ein schwaches Frischen erfuhr, welches das Eisen weniger
dünnflüssig machte; dagegen war es gerade für Guſsstücke, von denen
man Härte und Festigkeit verlangte, besonders geeignet. Dies war
der Fall bei den Walzen und bei den Kanonen. Der Geschützguſs
hat mit am meisten zur Förderung der Technik der Eisengieſserei bei-
getragen; er gab auch die Veranlassung zur Einführung des Flamm-
ofenschmelzens.
Die Kanonen- oder Stückgieſserei war einer der wichtigsten
Zweige der Eisengieſserei. In mehreren Ländern, namentlich in
Frankreich und Deutschland, waren die Stückgieſsereien Staatsanstalten;
in England aber, wo dieser Zweig der Technik am meisten vervoll-
kommnet wurde, waren es Privatwerke. Die eisernen Kanonen wurden
hauptsächlich als Schiffskanonen angewendet, deshalb hatte England
für seine groſse Kriegs- und Handelsflotte den gröſsten Bedarf.
Schweden war berühmt durch die Güte seiner eisernen Kanonen und
hatte darin einen groſsen Export. Hier goſs man die Kanonen nur
aus dem Hochofen. Um groſse Geschütze gieſsen zu können, muſste
man zwei nebeneinander liegende Hochöfen zu gleicher Zeit abstechen
und das Eisen zusammenleiten. Dies gab Veranlassung zur Kon-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 748. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/762>, abgerufen am 22.11.2024.
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