ältere Methode, die Kanonen über einen Kern zu giessen, aufgab. Das Formen geschah in der schon von Biringuccio beschriebenen Weise, die noch dadurch, dass der Kern wegfiel, vereinfacht wurde, in Lehm. Die Kanone wurde mittels des Drehbrettes oder der Schablone, welche an der Spindel befestigt war, in Lehm auf der Formbank aufgedreht. Auf diese Weise wurde die äussere Gestalt der Kanone, einschliesslich des verlorenen Kopfes, hergestellt. Dieses Lehmmodell war über einer Holzspindel, welche mit Stroh umwickelt war, aufgedreht. Nach dem Trocknen wurde der Boden und die
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Fig. 211.
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Fig. 212.
Hölzer für die Schildzapfen besonders angesetzt. Alsdann wurde der Man- tel, der die eigentliche Form gab, in verschiedenen Lagen aus gut durchgearbeitetem Lehm aufge- tragen. Die Hölzer für die Schild- zapfen blieben so lange darin stecken, bis der Mantel die nötige Dicke erreicht hatte, worauf man sie aus- zog, so dass der hohle Raum für dieselben blieb. Der Mantel, der mindestens 4 Zoll dick war, wurde nun, um ihm genügende Festigkeit für den Transport zu verleihen, mit einem Gitterwerk von eisernen Stä- ben umgeben (s. Fig. 211 u. 212) 1). Alsdann wurde das glatte Rundholz in der Mitte ausgeschlagen, das Strohseil ausgezogen und der Lehm, welcher das Modell bildete, herausgenommen. Die fertige Form wurde dann zum Giessen in eine Dammgrube (s. Fig. 210) senkrecht ein- gegraben und mit Sand ringsum fest eingestampft.
In England ging man zuerst davon ab, die Geschütze in der beschriebenen Weise in Lehm zu formen, weil dies sehr zeitraubend war. Man formte sie in Sand nach einem Modell, welchem ausser dem Schwindmass auch für das Abdrehen etwas an Stärke zugegeben war. Das Einformen war sehr einfach, es erforderte nur starke, gut gearbeitete Formkasten.
Dieser wichtige Fortschritt war eine Erfindung von Isaak
1) Nach Monge, Description etc. a. a. O., Pl. VII, Fig. 1, 2, 3.
Eisengieſserei Ende des 18. Jahrhunderts.
ältere Methode, die Kanonen über einen Kern zu gieſsen, aufgab. Das Formen geschah in der schon von Biringuccio beschriebenen Weise, die noch dadurch, daſs der Kern wegfiel, vereinfacht wurde, in Lehm. Die Kanone wurde mittels des Drehbrettes oder der Schablone, welche an der Spindel befestigt war, in Lehm auf der Formbank aufgedreht. Auf diese Weise wurde die äuſsere Gestalt der Kanone, einschlieſslich des verlorenen Kopfes, hergestellt. Dieses Lehmmodell war über einer Holzspindel, welche mit Stroh umwickelt war, aufgedreht. Nach dem Trocknen wurde der Boden und die
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Fig. 211.
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Fig. 212.
Hölzer für die Schildzapfen besonders angesetzt. Alsdann wurde der Man- tel, der die eigentliche Form gab, in verschiedenen Lagen aus gut durchgearbeitetem Lehm aufge- tragen. Die Hölzer für die Schild- zapfen blieben so lange darin stecken, bis der Mantel die nötige Dicke erreicht hatte, worauf man sie aus- zog, so daſs der hohle Raum für dieselben blieb. Der Mantel, der mindestens 4 Zoll dick war, wurde nun, um ihm genügende Festigkeit für den Transport zu verleihen, mit einem Gitterwerk von eisernen Stä- ben umgeben (s. Fig. 211 u. 212) 1). Alsdann wurde das glatte Rundholz in der Mitte ausgeschlagen, das Strohseil ausgezogen und der Lehm, welcher das Modell bildete, herausgenommen. Die fertige Form wurde dann zum Gieſsen in eine Dammgrube (s. Fig. 210) senkrecht ein- gegraben und mit Sand ringsum fest eingestampft.
In England ging man zuerst davon ab, die Geschütze in der beschriebenen Weise in Lehm zu formen, weil dies sehr zeitraubend war. Man formte sie in Sand nach einem Modell, welchem auſser dem Schwindmaſs auch für das Abdrehen etwas an Stärke zugegeben war. Das Einformen war sehr einfach, es erforderte nur starke, gut gearbeitete Formkasten.
Dieser wichtige Fortschritt war eine Erfindung von Isaak
1) Nach Monge, Description etc. a. a. O., Pl. VII, Fig. 1, 2, 3.
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[751/0765]
Eisengieſserei Ende des 18. Jahrhunderts.
ältere Methode, die Kanonen über einen Kern zu gieſsen, aufgab.
Das Formen geschah in der schon von Biringuccio beschriebenen
Weise, die noch dadurch, daſs der Kern wegfiel, vereinfacht wurde,
in Lehm. Die Kanone wurde mittels des Drehbrettes oder der
Schablone, welche an der Spindel befestigt war, in Lehm auf der
Formbank aufgedreht. Auf diese Weise wurde die äuſsere Gestalt
der Kanone, einschlieſslich des verlorenen Kopfes, hergestellt. Dieses
Lehmmodell war über einer Holzspindel, welche mit Stroh umwickelt
war, aufgedreht. Nach dem Trocknen wurde der Boden und die
[Abbildung Fig. 211.]
[Abbildung Fig. 212.]
Hölzer für die Schildzapfen besonders
angesetzt. Alsdann wurde der Man-
tel, der die eigentliche Form gab,
in verschiedenen Lagen aus gut
durchgearbeitetem Lehm aufge-
tragen. Die Hölzer für die Schild-
zapfen blieben so lange darin stecken,
bis der Mantel die nötige Dicke
erreicht hatte, worauf man sie aus-
zog, so daſs der hohle Raum für
dieselben blieb. Der Mantel, der
mindestens 4 Zoll dick war, wurde
nun, um ihm genügende Festigkeit
für den Transport zu verleihen, mit
einem Gitterwerk von eisernen Stä-
ben umgeben (s. Fig. 211 u. 212) 1).
Alsdann wurde das glatte Rundholz
in der Mitte ausgeschlagen, das
Strohseil ausgezogen und der Lehm,
welcher das Modell bildete, herausgenommen. Die fertige Form wurde
dann zum Gieſsen in eine Dammgrube (s. Fig. 210) senkrecht ein-
gegraben und mit Sand ringsum fest eingestampft.
In England ging man zuerst davon ab, die Geschütze in der
beschriebenen Weise in Lehm zu formen, weil dies sehr zeitraubend
war. Man formte sie in Sand nach einem Modell, welchem auſser
dem Schwindmaſs auch für das Abdrehen etwas an Stärke zugegeben
war. Das Einformen war sehr einfach, es erforderte nur starke, gut
gearbeitete Formkasten.
Dieser wichtige Fortschritt war eine Erfindung von Isaak
1) Nach Monge, Description etc. a. a. O., Pl. VII, Fig. 1, 2, 3.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 751. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/765>, abgerufen am 22.11.2024.
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