an zu wachsen, so wurde ein anderes Essloch zwei Zoll höher ge- brochen. Mit dem Essloch machte man auch die Schlackenlöcher höher und fuhr damit bis unter den Gewölbbogen fort. Der Wolf war inzwischen bis zu dieser Höhe angewachsen. Man brach nun die Brust auf und sah den Wolf "stocken". Eine Schmelzung dauerte 18 bis 20 Stunden, der Erzeinsatz betrug 40 bis 50 Centner. Der Wolf wurde alsdann in einem sogenannten Pfähfeuer eingerannt und zwar die Kotlizhe (Masse) einmal, die Pogazhe (Wascheisen) zweimal. Aus beiden wurden die Massellen oder Tajolen gemacht. Aus jeder Tajol zwei Kolben und aus jedem Kolben vier Stangen Walascheisen zu 50 Pfund Gewicht geschmiedet.
Die Zerennfeuer waren nicht überwölbt, sondern nur mit Eisen- blech überhangen, weil das Mauerwerk durch die Erschütterung des an 13 Centner schweren Walaschhammers einstürzen würde. Man machte in einem Feuer wöchentlich 45 bis 50 Centner Walascheisen und brauchte dazu 55 bis 60 Krippen (zu 31/2 Wiener Metzen) Fichten- kohlen. Der Abbrand betrug nur 3 bis 5 Proz.
Ein krainisches Hammerwerk bestand in der Regel aus einem Stuckofen, einem grossen Wolfshammer, einem Zerennfeuer und Zain- hammer, meist auch einem Nagelschmiedfeuer und Drahtzieherei. Feistritz hatte eine Drahtzange für grobe Sorten, welche mit dem Stuckofen unter einem Dache stand. Nicht weit davon lag eine be- sondere Drahtzieherei mit drei durch Wasser betriebenen Zangen und einer Handzange für feinere Sorten. Ausserdem waren zu Feistritz unter einem Dache 10 Schmiedeherde, wo beständig 25 Paar Nagel- schmiede arbeiteten, die so wie die zu Althammer alle möglichen Gattungen von Nägeln verfertigten, die nach Italien verkauft wurden. Die Nägelschmiede bekamen ihr Eisen zugewogen und mussten ein gewisses Quantum Nägel dafür abliefern; was sie mehr erzielten, war ihnen. Diese Art Geding gab zu vielen Unterschleifen Veranlassung. 1777 machte Althammer 924 Ctr. Nägel, 234 Ctr. Zain- und Schien- eisen und 385 Ctr. Draht; Feistritz 472 Ctr. Nägel, 482 Ctr. Zain- und Schieneisen und 461 Ctr. Draht.
1708 waren beide Werke für 70000 Gulden verkauft worden.
In den 70er Jahren schaffte Sigismund Freiherr von Zois, ein hervorragender Hüttenmann, seine Stucköfen zu Feistritz im Wocheinerthal ab und legte einen Hochofen (Flossofen) an. Derselbe war (1797) 22 Fuss hoch, von kreisförmigem Querschnitt und vier- eckigem Gestell, am Bodenstein 1 Fuss 10 Zoll Quadrat, im Kohlen- sack, der 11 Fuss hoch, also in der Mitte des Ofens lag, 4 Fuss
Österreich.
an zu wachsen, so wurde ein anderes Eſsloch zwei Zoll höher ge- brochen. Mit dem Eſsloch machte man auch die Schlackenlöcher höher und fuhr damit bis unter den Gewölbbogen fort. Der Wolf war inzwischen bis zu dieser Höhe angewachsen. Man brach nun die Brust auf und sah den Wolf „stocken“. Eine Schmelzung dauerte 18 bis 20 Stunden, der Erzeinsatz betrug 40 bis 50 Centner. Der Wolf wurde alsdann in einem sogenannten Pfähfeuer eingerannt und zwar die Kotlizhe (Masse) einmal, die Pogazhe (Wascheisen) zweimal. Aus beiden wurden die Massellen oder Tajolen gemacht. Aus jeder Tajol zwei Kolben und aus jedem Kolben vier Stangen Walascheisen zu 50 Pfund Gewicht geschmiedet.
Die Zerennfeuer waren nicht überwölbt, sondern nur mit Eisen- blech überhangen, weil das Mauerwerk durch die Erschütterung des an 13 Centner schweren Walaschhammers einstürzen würde. Man machte in einem Feuer wöchentlich 45 bis 50 Centner Walascheisen und brauchte dazu 55 bis 60 Krippen (zu 3½ Wiener Metzen) Fichten- kohlen. Der Abbrand betrug nur 3 bis 5 Proz.
Ein krainisches Hammerwerk bestand in der Regel aus einem Stuckofen, einem groſsen Wolfshammer, einem Zerennfeuer und Zain- hammer, meist auch einem Nagelschmiedfeuer und Drahtzieherei. Feistritz hatte eine Drahtzange für grobe Sorten, welche mit dem Stuckofen unter einem Dache stand. Nicht weit davon lag eine be- sondere Drahtzieherei mit drei durch Wasser betriebenen Zangen und einer Handzange für feinere Sorten. Auſserdem waren zu Feistritz unter einem Dache 10 Schmiedeherde, wo beständig 25 Paar Nagel- schmiede arbeiteten, die so wie die zu Althammer alle möglichen Gattungen von Nägeln verfertigten, die nach Italien verkauft wurden. Die Nägelschmiede bekamen ihr Eisen zugewogen und muſsten ein gewisses Quantum Nägel dafür abliefern; was sie mehr erzielten, war ihnen. Diese Art Geding gab zu vielen Unterschleifen Veranlassung. 1777 machte Althammer 924 Ctr. Nägel, 234 Ctr. Zain- und Schien- eisen und 385 Ctr. Draht; Feistritz 472 Ctr. Nägel, 482 Ctr. Zain- und Schieneisen und 461 Ctr. Draht.
1708 waren beide Werke für 70000 Gulden verkauft worden.
In den 70er Jahren schaffte Sigismund Freiherr von Zois, ein hervorragender Hüttenmann, seine Stucköfen zu Feistritz im Wocheinerthal ab und legte einen Hochofen (Floſsofen) an. Derselbe war (1797) 22 Fuſs hoch, von kreisförmigem Querschnitt und vier- eckigem Gestell, am Bodenstein 1 Fuſs 10 Zoll Quadrat, im Kohlen- sack, der 11 Fuſs hoch, also in der Mitte des Ofens lag, 4 Fuſs
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Österreich.
an zu wachsen, so wurde ein anderes Eſsloch zwei Zoll höher ge-
brochen. Mit dem Eſsloch machte man auch die Schlackenlöcher
höher und fuhr damit bis unter den Gewölbbogen fort. Der Wolf
war inzwischen bis zu dieser Höhe angewachsen. Man brach nun
die Brust auf und sah den Wolf „stocken“. Eine Schmelzung dauerte
18 bis 20 Stunden, der Erzeinsatz betrug 40 bis 50 Centner. Der
Wolf wurde alsdann in einem sogenannten Pfähfeuer eingerannt und
zwar die Kotlizhe (Masse) einmal, die Pogazhe (Wascheisen) zweimal.
Aus beiden wurden die Massellen oder Tajolen gemacht. Aus jeder
Tajol zwei Kolben und aus jedem Kolben vier Stangen Walascheisen
zu 50 Pfund Gewicht geschmiedet.
Die Zerennfeuer waren nicht überwölbt, sondern nur mit Eisen-
blech überhangen, weil das Mauerwerk durch die Erschütterung des
an 13 Centner schweren Walaschhammers einstürzen würde. Man
machte in einem Feuer wöchentlich 45 bis 50 Centner Walascheisen
und brauchte dazu 55 bis 60 Krippen (zu 3½ Wiener Metzen) Fichten-
kohlen. Der Abbrand betrug nur 3 bis 5 Proz.
Ein krainisches Hammerwerk bestand in der Regel aus einem
Stuckofen, einem groſsen Wolfshammer, einem Zerennfeuer und Zain-
hammer, meist auch einem Nagelschmiedfeuer und Drahtzieherei.
Feistritz hatte eine Drahtzange für grobe Sorten, welche mit dem
Stuckofen unter einem Dache stand. Nicht weit davon lag eine be-
sondere Drahtzieherei mit drei durch Wasser betriebenen Zangen und
einer Handzange für feinere Sorten. Auſserdem waren zu Feistritz
unter einem Dache 10 Schmiedeherde, wo beständig 25 Paar Nagel-
schmiede arbeiteten, die so wie die zu Althammer alle möglichen
Gattungen von Nägeln verfertigten, die nach Italien verkauft wurden.
Die Nägelschmiede bekamen ihr Eisen zugewogen und muſsten ein
gewisses Quantum Nägel dafür abliefern; was sie mehr erzielten, war
ihnen. Diese Art Geding gab zu vielen Unterschleifen Veranlassung.
1777 machte Althammer 924 Ctr. Nägel, 234 Ctr. Zain- und Schien-
eisen und 385 Ctr. Draht; Feistritz 472 Ctr. Nägel, 482 Ctr. Zain-
und Schieneisen und 461 Ctr. Draht.
1708 waren beide Werke für 70000 Gulden verkauft worden.
In den 70er Jahren schaffte Sigismund Freiherr von Zois,
ein hervorragender Hüttenmann, seine Stucköfen zu Feistritz im
Wocheinerthal ab und legte einen Hochofen (Floſsofen) an. Derselbe
war (1797) 22 Fuſs hoch, von kreisförmigem Querschnitt und vier-
eckigem Gestell, am Bodenstein 1 Fuſs 10 Zoll Quadrat, im Kohlen-
sack, der 11 Fuſs hoch, also in der Mitte des Ofens lag, 4 Fuſs
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 815. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/829>, abgerufen am 22.11.2024.
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