Die Öfen, in welchen das Rohstahleisen erblasen wurde und die nur Erz vom Stahlberg verschmolzen, gehörten den Stahlgewerkschaften.
Die Schmelzgerechtigkeit über der Stadt Schmalkalden gehörte der alten Stahlgewerkschaft, welche auf jede halbe Zahl Stahl- hammer (ein ganzer Stahlhammer hiess eine Zahl) 175 Ctr. Rohstahl- eisen zu schmelzen berechtigt war. Mit den Unreinigkeiten rechnete man aber 385 Ctr. auf eine Zahl. Für diese Schmelzgerechtigkeit bezahlte der Gewerke von jedem zehnten Centner Rohstahleisen 2 Ggr. zur Bergzehntkasse.
Die zweite Stahlgewerkschaft, welche viel jünger als die vorige war, hiess die Steitzische Gewerkschaft, welche 3 Ggr. für den zehnten Centner zahlen musste. Sie hatte ihren eigenen Schmelzofen und zwei Stahlhämmer mit vier Feuern bei dem Dorfe Asbach, eine halbe Stunde von der Stadt. Sie gehörte vielen Be- sitzern, und waren deren Rechte und Pflichten ähnlich wie bei den siegenschen Gewerken. Erst gab es ein gemeinschaftliches Schmelzen, dann schmolz jeder Gewerke seine Zeit mit seinen eigenen Materialien. Die Reihenfolge wurde durch das Los bestimmt. Dass ein solcher Betrieb viele Mängel hatte, ist klar. -- Das regierungsseitig ge- nehmigte Quantum Eisen betrug bei den Rohstahleisenöfen 6200 Ctr. im Jahr, bei den hohen Blauöfen 7000 bis 8000 Ctr. für das Jahr.
Das Verfahren bei dem Stahlfrischen haben wir S. 421 be- schrieben. Der gehärtete Stahl wurde auf einem Sandstein abgerieben oder gescheuert. So wurde er an Zainhämmer, an Ort- und Ahlen- schmiede, Feilenhauer, Messerschmiede, Zweckenschmiede u. s. w. ver- kauft. Die jährliche Ausfuhr betrug 1792 und 1793 3200 Ctr. zu etwa 5 Thlr. Der Stahl wurde als Stangenstahl, oder in Stücken verpackt als Fassstahl ausgeführt. Der beste davon war der Kernstahl, der 6 Thlr. 4 Gr. pro Centner kostete. In 24 Stunden wurden 21/2 bis 3 Ctr. Stahl verfertigt und wurde davon 101/2 Groschen Lohn gezahlt. Der Abgang betrug 30 Proz. Die wöchentliche Erzeugung auf einem Hammer betrug 14 bis 15 Ctr., bei 9 bis 10 Fuder Kohlenaufwand. Es wurden nur Buchenkohlen verwendet, welche aus den sachsen-eisenach- schen Waldungen bezogen wurden. Ende des 18. Jahrhunderts gab es zwölf gangbare Stahlhämmer in Schmalkalden, von denen zehn zur alten, zwei der Steitzschen Gewerkschaft gehörten. Die Stahlhämmer waren entweder Eigentum oder wurden auf Erbzins betrieben. Letzterer betrug 8 Thlr. für einen ganzen Hammer. Ein Stahlhammer kostete 2000 bis 4000 Thlr. Die Lehrzeit des Stahlschmieds dauerte drei bis fünf Jahre, je nach seiner Fähigkeit; dann wurde er Unterknecht,
Hessen und Thüringen.
Die Öfen, in welchen das Rohstahleisen erblasen wurde und die nur Erz vom Stahlberg verschmolzen, gehörten den Stahlgewerkschaften.
Die Schmelzgerechtigkeit über der Stadt Schmalkalden gehörte der alten Stahlgewerkschaft, welche auf jede halbe Zahl Stahl- hammer (ein ganzer Stahlhammer hieſs eine Zahl) 175 Ctr. Rohstahl- eisen zu schmelzen berechtigt war. Mit den Unreinigkeiten rechnete man aber 385 Ctr. auf eine Zahl. Für diese Schmelzgerechtigkeit bezahlte der Gewerke von jedem zehnten Centner Rohstahleisen 2 Ggr. zur Bergzehntkasse.
Die zweite Stahlgewerkschaft, welche viel jünger als die vorige war, hieſs die Steitzische Gewerkschaft, welche 3 Ggr. für den zehnten Centner zahlen muſste. Sie hatte ihren eigenen Schmelzofen und zwei Stahlhämmer mit vier Feuern bei dem Dorfe Asbach, eine halbe Stunde von der Stadt. Sie gehörte vielen Be- sitzern, und waren deren Rechte und Pflichten ähnlich wie bei den siegenschen Gewerken. Erst gab es ein gemeinschaftliches Schmelzen, dann schmolz jeder Gewerke seine Zeit mit seinen eigenen Materialien. Die Reihenfolge wurde durch das Los bestimmt. Daſs ein solcher Betrieb viele Mängel hatte, ist klar. — Das regierungsseitig ge- nehmigte Quantum Eisen betrug bei den Rohstahleisenöfen 6200 Ctr. im Jahr, bei den hohen Blauöfen 7000 bis 8000 Ctr. für das Jahr.
Das Verfahren bei dem Stahlfrischen haben wir S. 421 be- schrieben. Der gehärtete Stahl wurde auf einem Sandstein abgerieben oder gescheuert. So wurde er an Zainhämmer, an Ort- und Ahlen- schmiede, Feilenhauer, Messerschmiede, Zweckenschmiede u. s. w. ver- kauft. Die jährliche Ausfuhr betrug 1792 und 1793 3200 Ctr. zu etwa 5 Thlr. Der Stahl wurde als Stangenstahl, oder in Stücken verpackt als Faſsstahl ausgeführt. Der beste davon war der Kernstahl, der 6 Thlr. 4 Gr. pro Centner kostete. In 24 Stunden wurden 2½ bis 3 Ctr. Stahl verfertigt und wurde davon 10½ Groschen Lohn gezahlt. Der Abgang betrug 30 Proz. Die wöchentliche Erzeugung auf einem Hammer betrug 14 bis 15 Ctr., bei 9 bis 10 Fuder Kohlenaufwand. Es wurden nur Buchenkohlen verwendet, welche aus den sachsen-eisenach- schen Waldungen bezogen wurden. Ende des 18. Jahrhunderts gab es zwölf gangbare Stahlhämmer in Schmalkalden, von denen zehn zur alten, zwei der Steitzschen Gewerkschaft gehörten. Die Stahlhämmer waren entweder Eigentum oder wurden auf Erbzins betrieben. Letzterer betrug 8 Thlr. für einen ganzen Hammer. Ein Stahlhammer kostete 2000 bis 4000 Thlr. Die Lehrzeit des Stahlschmieds dauerte drei bis fünf Jahre, je nach seiner Fähigkeit; dann wurde er Unterknecht,
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Hessen und Thüringen.
Die Öfen, in welchen das Rohstahleisen erblasen wurde und die nur
Erz vom Stahlberg verschmolzen, gehörten den Stahlgewerkschaften.
Die Schmelzgerechtigkeit über der Stadt Schmalkalden gehörte
der alten Stahlgewerkschaft, welche auf jede halbe Zahl Stahl-
hammer (ein ganzer Stahlhammer hieſs eine Zahl) 175 Ctr. Rohstahl-
eisen zu schmelzen berechtigt war. Mit den Unreinigkeiten rechnete
man aber 385 Ctr. auf eine Zahl. Für diese Schmelzgerechtigkeit
bezahlte der Gewerke von jedem zehnten Centner Rohstahleisen 2 Ggr.
zur Bergzehntkasse.
Die zweite Stahlgewerkschaft, welche viel jünger als die
vorige war, hieſs die Steitzische Gewerkschaft, welche 3 Ggr.
für den zehnten Centner zahlen muſste. Sie hatte ihren eigenen
Schmelzofen und zwei Stahlhämmer mit vier Feuern bei dem Dorfe
Asbach, eine halbe Stunde von der Stadt. Sie gehörte vielen Be-
sitzern, und waren deren Rechte und Pflichten ähnlich wie bei den
siegenschen Gewerken. Erst gab es ein gemeinschaftliches Schmelzen,
dann schmolz jeder Gewerke seine Zeit mit seinen eigenen Materialien.
Die Reihenfolge wurde durch das Los bestimmt. Daſs ein solcher
Betrieb viele Mängel hatte, ist klar. — Das regierungsseitig ge-
nehmigte Quantum Eisen betrug bei den Rohstahleisenöfen 6200 Ctr.
im Jahr, bei den hohen Blauöfen 7000 bis 8000 Ctr. für das Jahr.
Das Verfahren bei dem Stahlfrischen haben wir S. 421 be-
schrieben. Der gehärtete Stahl wurde auf einem Sandstein abgerieben
oder gescheuert. So wurde er an Zainhämmer, an Ort- und Ahlen-
schmiede, Feilenhauer, Messerschmiede, Zweckenschmiede u. s. w. ver-
kauft. Die jährliche Ausfuhr betrug 1792 und 1793 3200 Ctr. zu
etwa 5 Thlr. Der Stahl wurde als Stangenstahl, oder in Stücken
verpackt als Faſsstahl ausgeführt. Der beste davon war der Kernstahl,
der 6 Thlr. 4 Gr. pro Centner kostete. In 24 Stunden wurden 2½ bis
3 Ctr. Stahl verfertigt und wurde davon 10½ Groschen Lohn gezahlt.
Der Abgang betrug 30 Proz. Die wöchentliche Erzeugung auf einem
Hammer betrug 14 bis 15 Ctr., bei 9 bis 10 Fuder Kohlenaufwand. Es
wurden nur Buchenkohlen verwendet, welche aus den sachsen-eisenach-
schen Waldungen bezogen wurden. Ende des 18. Jahrhunderts gab es
zwölf gangbare Stahlhämmer in Schmalkalden, von denen zehn zur
alten, zwei der Steitzschen Gewerkschaft gehörten. Die Stahlhämmer
waren entweder Eigentum oder wurden auf Erbzins betrieben. Letzterer
betrug 8 Thlr. für einen ganzen Hammer. Ein Stahlhammer kostete
2000 bis 4000 Thlr. Die Lehrzeit des Stahlschmieds dauerte drei bis
fünf Jahre, je nach seiner Fähigkeit; dann wurde er Unterknecht,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 854. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/868>, abgerufen am 22.11.2024.
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