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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Der Harz.
lieren erzeugt wurde, diente zu Bädern für Kranke und waren diese
Eisenhütten zugleich förmliche Badeanstalten.

Der Hochofen war 30 Fuss hoch, in der Gicht 31/2, im Kohlen-
sack 7 Fuss weit. Das Gestell war 41/2 Fuss hoch, die Rast sehr
flach, 9 bis 11 Zoll hoch, stieg mit einem Winkel von 161/2 bis
20 Grad. Unten war das Gestell 15, oben 24 Zoll weit. Die Form
lag 131/2 bis 14 Zoll über dem Boden und war 23/4 auf 13/4 Zoll weit.

Das Hochofengebläse bestand aus drei kubischen Kasten, deren
jeder 4 Fuss 2 Zoll weit war. Die Kolben hatten 4 Fuss 2 Zoll Hub.
Der Wind der drei Kasten blies in einen Sammelbehälter, aus dem er
durch eine Düse in den Hochofen strömte. Die Bewegung der Kolben
geschah durch 12 Fuss lange Wagebalken. Das oberschlächtige Blas-
rad war 13 Fuss hoch.

Die Königshütte bei Lauterberg am südwestlichen Fuss des
Harzes war neben der Rothenhütte die grösste der Harzer Eisen-
hütten. Sie wurde 1733 an Stelle des Königshofs angelegt, 1765
wurde daselbst ein Blauofen erbaut und 1773 wurde sie mit Granu-
liervorrichtung versehen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts umfasste
die Königshütte 2 Hochöfen, 5 Frischfeuer, 2 Zain- und Platinen-
hämmer, 1 Blechhammer, 1 Drahtwerk mit 7 Zügen, 1 Roh- und
1 Raffinierstahlhammer, 1 Zerrennfeuer zur Gewinnung des Eisens
aus den Frischschlacken, und 1 grosse Giesserei. 1736 hatte man
auch einen Rohrhammer angelegt. Die Erze kamen von Andreasberg,
Elbingerode und vom Knollen. -- Die Königshütte sollte die Städte
Duderstadt, Nordhausen und Heiligenstadt, welche vorher ihr Eisen
von der St. Johannishütte im Stift Walkenried bezogen hatten, mit
Eisen versorgen. Das Werk wurde durch 23 Wasserräder nicht unter
10 Fuss Durchmesser von der Oder betrieben. Von den beiden Hoch-
öfen war gewöhnlich nur einer im Betrieb, namentlich seit der Er-
bauung der Steinernen Hütte 1788/89. Er war 24 Fuss hoch, 3 Fuss
an der Gicht, 7 Fuss im Kohlensack weit; der eine der Öfen hatte vier-
eckigen, der andere runden Schacht. Es wurde zu der Beschickung etwas
Kalk zugeschlagen der Andreasberger Erze wegen, die sehr kieselhaltig
waren. Geröstet wurde der Elbingeroder Eisenstein, namentlich der vom
Knollen, und der Andreasberger nicht. Die Beschickung hatte
24 bis 27 Proz. Eisengehalt; das wöchentliche Ausbringen betrug
180 bis 220 Ctr. Roheisen, wozu 70 bis 90 Karren Holzkohlen,
wovon 1/3 Buchen-, 2/3 Fichtenkohlen, verbraucht wurden. In 24 Stunden
wurde 24- bis 30 mal aufgegeben.

Gute Hochofenschlacke war himmelblau und vollkommen glas-

Der Harz.
lieren erzeugt wurde, diente zu Bädern für Kranke und waren diese
Eisenhütten zugleich förmliche Badeanstalten.

Der Hochofen war 30 Fuſs hoch, in der Gicht 3½, im Kohlen-
sack 7 Fuſs weit. Das Gestell war 4½ Fuſs hoch, die Rast sehr
flach, 9 bis 11 Zoll hoch, stieg mit einem Winkel von 16½ bis
20 Grad. Unten war das Gestell 15, oben 24 Zoll weit. Die Form
lag 13½ bis 14 Zoll über dem Boden und war 2¾ auf 1¾ Zoll weit.

Das Hochofengebläse bestand aus drei kubischen Kasten, deren
jeder 4 Fuſs 2 Zoll weit war. Die Kolben hatten 4 Fuſs 2 Zoll Hub.
Der Wind der drei Kasten blies in einen Sammelbehälter, aus dem er
durch eine Düse in den Hochofen strömte. Die Bewegung der Kolben
geschah durch 12 Fuſs lange Wagebalken. Das oberschlächtige Blas-
rad war 13 Fuſs hoch.

Die Königshütte bei Lauterberg am südwestlichen Fuſs des
Harzes war neben der Rothenhütte die gröſste der Harzer Eisen-
hütten. Sie wurde 1733 an Stelle des Königshofs angelegt, 1765
wurde daselbst ein Blauofen erbaut und 1773 wurde sie mit Granu-
liervorrichtung versehen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts umfaſste
die Königshütte 2 Hochöfen, 5 Frischfeuer, 2 Zain- und Platinen-
hämmer, 1 Blechhammer, 1 Drahtwerk mit 7 Zügen, 1 Roh- und
1 Raffinierstahlhammer, 1 Zerrennfeuer zur Gewinnung des Eisens
aus den Frischschlacken, und 1 groſse Gieſserei. 1736 hatte man
auch einen Rohrhammer angelegt. Die Erze kamen von Andreasberg,
Elbingerode und vom Knollen. — Die Königshütte sollte die Städte
Duderstadt, Nordhausen und Heiligenstadt, welche vorher ihr Eisen
von der St. Johannishütte im Stift Walkenried bezogen hatten, mit
Eisen versorgen. Das Werk wurde durch 23 Wasserräder nicht unter
10 Fuſs Durchmesser von der Oder betrieben. Von den beiden Hoch-
öfen war gewöhnlich nur einer im Betrieb, namentlich seit der Er-
bauung der Steinernen Hütte 1788/89. Er war 24 Fuſs hoch, 3 Fuſs
an der Gicht, 7 Fuſs im Kohlensack weit; der eine der Öfen hatte vier-
eckigen, der andere runden Schacht. Es wurde zu der Beschickung etwas
Kalk zugeschlagen der Andreasberger Erze wegen, die sehr kieselhaltig
waren. Geröstet wurde der Elbingeroder Eisenstein, namentlich der vom
Knollen, und der Andreasberger nicht. Die Beschickung hatte
24 bis 27 Proz. Eisengehalt; das wöchentliche Ausbringen betrug
180 bis 220 Ctr. Roheisen, wozu 70 bis 90 Karren Holzkohlen,
wovon ⅓ Buchen-, ⅔ Fichtenkohlen, verbraucht wurden. In 24 Stunden
wurde 24- bis 30 mal aufgegeben.

Gute Hochofenschlacke war himmelblau und vollkommen glas-

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[884/0898] Der Harz. lieren erzeugt wurde, diente zu Bädern für Kranke und waren diese Eisenhütten zugleich förmliche Badeanstalten. Der Hochofen war 30 Fuſs hoch, in der Gicht 3½, im Kohlen- sack 7 Fuſs weit. Das Gestell war 4½ Fuſs hoch, die Rast sehr flach, 9 bis 11 Zoll hoch, stieg mit einem Winkel von 16½ bis 20 Grad. Unten war das Gestell 15, oben 24 Zoll weit. Die Form lag 13½ bis 14 Zoll über dem Boden und war 2¾ auf 1¾ Zoll weit. Das Hochofengebläse bestand aus drei kubischen Kasten, deren jeder 4 Fuſs 2 Zoll weit war. Die Kolben hatten 4 Fuſs 2 Zoll Hub. Der Wind der drei Kasten blies in einen Sammelbehälter, aus dem er durch eine Düse in den Hochofen strömte. Die Bewegung der Kolben geschah durch 12 Fuſs lange Wagebalken. Das oberschlächtige Blas- rad war 13 Fuſs hoch. Die Königshütte bei Lauterberg am südwestlichen Fuſs des Harzes war neben der Rothenhütte die gröſste der Harzer Eisen- hütten. Sie wurde 1733 an Stelle des Königshofs angelegt, 1765 wurde daselbst ein Blauofen erbaut und 1773 wurde sie mit Granu- liervorrichtung versehen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts umfaſste die Königshütte 2 Hochöfen, 5 Frischfeuer, 2 Zain- und Platinen- hämmer, 1 Blechhammer, 1 Drahtwerk mit 7 Zügen, 1 Roh- und 1 Raffinierstahlhammer, 1 Zerrennfeuer zur Gewinnung des Eisens aus den Frischschlacken, und 1 groſse Gieſserei. 1736 hatte man auch einen Rohrhammer angelegt. Die Erze kamen von Andreasberg, Elbingerode und vom Knollen. — Die Königshütte sollte die Städte Duderstadt, Nordhausen und Heiligenstadt, welche vorher ihr Eisen von der St. Johannishütte im Stift Walkenried bezogen hatten, mit Eisen versorgen. Das Werk wurde durch 23 Wasserräder nicht unter 10 Fuſs Durchmesser von der Oder betrieben. Von den beiden Hoch- öfen war gewöhnlich nur einer im Betrieb, namentlich seit der Er- bauung der Steinernen Hütte 1788/89. Er war 24 Fuſs hoch, 3 Fuſs an der Gicht, 7 Fuſs im Kohlensack weit; der eine der Öfen hatte vier- eckigen, der andere runden Schacht. Es wurde zu der Beschickung etwas Kalk zugeschlagen der Andreasberger Erze wegen, die sehr kieselhaltig waren. Geröstet wurde der Elbingeroder Eisenstein, namentlich der vom Knollen, und der Andreasberger nicht. Die Beschickung hatte 24 bis 27 Proz. Eisengehalt; das wöchentliche Ausbringen betrug 180 bis 220 Ctr. Roheisen, wozu 70 bis 90 Karren Holzkohlen, wovon ⅓ Buchen-, ⅔ Fichtenkohlen, verbraucht wurden. In 24 Stunden wurde 24- bis 30 mal aufgegeben. Gute Hochofenschlacke war himmelblau und vollkommen glas-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 884. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/898>, abgerufen am 16.07.2024.