Ofen noch längeren Betrieb ausgehalten haben. Auf der Steinrenner Hütte wurden die sämtlichen Erze des Andreasberger Reviers in einem besonderen Windofen probiert 1). Die Steinrenner Hütte wurde von der Königshütte aus administriert.
Die Rothehütte an der Bode am Fusse des Brockens, 1/2 Meile von Elbingerode, arbeitete ursprünglich mit der nahe gelegenen Eisen- hütte zu Lüdershof zusammen. 1786 waren zu Rothehütte 1 und zu Lüdershof 2 Hochöfen. Ende des Jahrhunderts wurde aber der ganze Betrieb nach Rothehütte verlegt und im Jahre 1800 waren hier 3 Hochöfen, 4 Frischfeuer, 1 Zainhammer, Bohrwerk, Blank- schmiede und Giesserei. Es war das Hauptwerk zur Verarbeitung der Elbingeroder Erze, Roteisensteine von kieseliger, kalkiger oder thoniger Beimengung. Die kieseligen Erze herrschten vor, dann kamen der Menge nach die kalkigen, zuletzt die thonigen Erze. Man gattierte die verschiedenen Sorten im Möller. Ein beliebtes Zuschlag- erz war der am Bastkopfe brechende Koriem (Kuhriem), ein gelblicher, thoniger Kalkschiefer mit 5 bis 6 Proz. Eisengehalt, der zwar arm war, aber die Schmelzung und die Qualität beförderte. Seine Zusammensetzung war:
51/2 Tle. Eisen,
21/2 " Kieselsäure,
871/2 " kohlensaurer Kalk,
41/2 " Thonerde,
100.
Die Elbingeroder Eisensteinlager waren ausgedehnt und mächtig. Sie versahen die 5 Hochöfen zu Rothehütte und Elend und lieferten noch 2000 Fuder jährlich an die Königs- und Steinrenner Hütte. Die gesamte Förderung betrug an 18000 Fuder im Jahre. Vor 1791 wurden die drei Hochöfen, die damals kleiner waren, meist zusammen betrieben, seitdem sie mit stärkeren Gebläsen versehen worden waren, gingen immer nur zwei Öfen gleichzeitig. Zwei der Hochöfen waren 30, der dritte 28 Fuss hoch, sie hatten sämtlich viereckige Schächte, oben 4, unten 61/2 Fuss weit. Die Erze wurden in Haufen geröstet. Die richtige Gattierung der verschiedenen Erzsorten war von grosser Wichtigkeit. Man machte hier Blaswerke von 7 und 81/2 Jahren, eins z. B. von 1791 bis 1800 2). Das erblasene Roheisen war dunkelgrau, glänzend, grobkörnig. -- Auf Rothehütte war eine voll- ständige Anstalt zum Abdrehen grosser gegossener Walzen und zum
1) Siehe Stünkel, a. a. O., S. 213.
2) Über die Ursachen der langen Ofencampagnen s. Stünkel, a. a. O. S. 256 etc.
Der Harz.
Ofen noch längeren Betrieb ausgehalten haben. Auf der Steinrenner Hütte wurden die sämtlichen Erze des Andreasberger Reviers in einem besonderen Windofen probiert 1). Die Steinrenner Hütte wurde von der Königshütte aus administriert.
Die Rothehütte an der Bode am Fuſse des Brockens, ½ Meile von Elbingerode, arbeitete ursprünglich mit der nahe gelegenen Eisen- hütte zu Lüdershof zusammen. 1786 waren zu Rothehütte 1 und zu Lüdershof 2 Hochöfen. Ende des Jahrhunderts wurde aber der ganze Betrieb nach Rothehütte verlegt und im Jahre 1800 waren hier 3 Hochöfen, 4 Frischfeuer, 1 Zainhammer, Bohrwerk, Blank- schmiede und Gieſserei. Es war das Hauptwerk zur Verarbeitung der Elbingeroder Erze, Roteisensteine von kieseliger, kalkiger oder thoniger Beimengung. Die kieseligen Erze herrschten vor, dann kamen der Menge nach die kalkigen, zuletzt die thonigen Erze. Man gattierte die verschiedenen Sorten im Möller. Ein beliebtes Zuschlag- erz war der am Bastkopfe brechende Koriem (Kuhriem), ein gelblicher, thoniger Kalkschiefer mit 5 bis 6 Proz. Eisengehalt, der zwar arm war, aber die Schmelzung und die Qualität beförderte. Seine Zusammensetzung war:
5½ Tle. Eisen,
2½ „ Kieselsäure,
87½ „ kohlensaurer Kalk,
4½ „ Thonerde,
100.
Die Elbingeroder Eisensteinlager waren ausgedehnt und mächtig. Sie versahen die 5 Hochöfen zu Rothehütte und Elend und lieferten noch 2000 Fuder jährlich an die Königs- und Steinrenner Hütte. Die gesamte Förderung betrug an 18000 Fuder im Jahre. Vor 1791 wurden die drei Hochöfen, die damals kleiner waren, meist zusammen betrieben, seitdem sie mit stärkeren Gebläsen versehen worden waren, gingen immer nur zwei Öfen gleichzeitig. Zwei der Hochöfen waren 30, der dritte 28 Fuſs hoch, sie hatten sämtlich viereckige Schächte, oben 4, unten 6½ Fuſs weit. Die Erze wurden in Haufen geröstet. Die richtige Gattierung der verschiedenen Erzsorten war von groſser Wichtigkeit. Man machte hier Blaswerke von 7 und 8½ Jahren, eins z. B. von 1791 bis 1800 2). Das erblasene Roheisen war dunkelgrau, glänzend, grobkörnig. — Auf Rothehütte war eine voll- ständige Anstalt zum Abdrehen groſser gegossener Walzen und zum
1) Siehe Stünkel, a. a. O., S. 213.
2) Über die Ursachen der langen Ofencampagnen s. Stünkel, a. a. O. S. 256 etc.
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Der Harz.
Ofen noch längeren Betrieb ausgehalten haben. Auf der Steinrenner
Hütte wurden die sämtlichen Erze des Andreasberger Reviers in einem
besonderen Windofen probiert 1). Die Steinrenner Hütte wurde von
der Königshütte aus administriert.
Die Rothehütte an der Bode am Fuſse des Brockens, ½ Meile
von Elbingerode, arbeitete ursprünglich mit der nahe gelegenen Eisen-
hütte zu Lüdershof zusammen. 1786 waren zu Rothehütte 1 und
zu Lüdershof 2 Hochöfen. Ende des Jahrhunderts wurde aber der
ganze Betrieb nach Rothehütte verlegt und im Jahre 1800 waren
hier 3 Hochöfen, 4 Frischfeuer, 1 Zainhammer, Bohrwerk, Blank-
schmiede und Gieſserei. Es war das Hauptwerk zur Verarbeitung
der Elbingeroder Erze, Roteisensteine von kieseliger, kalkiger oder
thoniger Beimengung. Die kieseligen Erze herrschten vor, dann
kamen der Menge nach die kalkigen, zuletzt die thonigen Erze. Man
gattierte die verschiedenen Sorten im Möller. Ein beliebtes Zuschlag-
erz war der am Bastkopfe brechende Koriem (Kuhriem), ein gelblicher,
thoniger Kalkschiefer mit 5 bis 6 Proz. Eisengehalt, der zwar arm
war, aber die Schmelzung und die Qualität beförderte. Seine
Zusammensetzung war:
5½ Tle. Eisen,
2½ „ Kieselsäure,
87½ „ kohlensaurer Kalk,
4½ „ Thonerde,
100.
Die Elbingeroder Eisensteinlager waren ausgedehnt und mächtig.
Sie versahen die 5 Hochöfen zu Rothehütte und Elend und lieferten
noch 2000 Fuder jährlich an die Königs- und Steinrenner Hütte.
Die gesamte Förderung betrug an 18000 Fuder im Jahre. Vor 1791
wurden die drei Hochöfen, die damals kleiner waren, meist zusammen
betrieben, seitdem sie mit stärkeren Gebläsen versehen worden waren,
gingen immer nur zwei Öfen gleichzeitig. Zwei der Hochöfen
waren 30, der dritte 28 Fuſs hoch, sie hatten sämtlich viereckige
Schächte, oben 4, unten 6½ Fuſs weit. Die Erze wurden in Haufen
geröstet. Die richtige Gattierung der verschiedenen Erzsorten war
von groſser Wichtigkeit. Man machte hier Blaswerke von 7 und
8½ Jahren, eins z. B. von 1791 bis 1800 2). Das erblasene Roheisen war
dunkelgrau, glänzend, grobkörnig. — Auf Rothehütte war eine voll-
ständige Anstalt zum Abdrehen groſser gegossener Walzen und zum
1) Siehe Stünkel, a. a. O., S. 213.
2) Über die Ursachen der langen
Ofencampagnen s. Stünkel, a. a. O. S. 256 etc.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 887. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/901>, abgerufen am 22.11.2024.
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