mit schwäbischen Bauleuten angelegt; diese hatten ein sehr kunst- volles Wehr errichtet, welches aber 1740 gänzlich zerstört wurde. 1733 wurde bei der Ludwigshütte eine Gewehrfabrik eingerichtet.
Herzog Ludwig Rudolf von Braunschweig-Lüneburg nahm grosses Interesse an der Eisenindustrie. Er war der hochherzige Freund und Gönner Swedenborgs, der diesem die sämtlichen Kosten seiner zum Studium des Hüttenwesens Europas in den Jahren 1721 und 1722 unternommenen 15 monatlichen Reise bezahlte. Um dieselbe Zeit, 1722, korrespondierte er mit dem württembergischen Oberfaktor Hepplin zu Königsbronn wegen Verbesserung seiner Harzer Eisen- werke 1) und beschloss, einen Eisenhochofen nach württembergischer Art zu errichten. Er bat den Herzog Eberhardt Ludwig von Württem- berg deshalb um seine Unterstützung, dass Hepplins Schwiegersohn, der Oberfaktor Böcklen zu Prenzthal, nach Blankenburg geschickt werde, um das Unternehmen auszuführen und zugleich eine Revision der blankenburgischen Hütten, auf denen ein grosser Schlendrian ein- gerissen war, vorzunehmen. Dies geschah, und auf den erstatteten Bericht hin entwarf der Geheimrat v. Münchhausen einen strengen Pachtvertrag, zu dessen Begründung er schreibt: Sie (die Pächter) wissen nichts von Misswachs, von Honigtau, von Hagel, von Hitze oder Dürre, von Würmern, Schnecken, Mäusen, noch von anderem Unglück, welches dem Landmann widerfährt. Ihre Ware ist keinem Verderb unterworffen und so angenehm, dass sie mehrenteils ent- boten wird und sie noch gute Worte dazu bekommen; gebrauchten sie nicht nur noch eine Art von Praecaution, so dass sie nur ein wenig Acht zu geben haben, wem sie creditiren, so hätten sie den ersten Grad der Glückseligkeit des Lebens, welches in einigen Büchern von Utopia beschrieben wird. Denn wenn sie einen guten Hütten- schreiber und Maschenbläser haben, so können sie ihre Zeit mit ziemlicher Kommodität passieren. Solchen glückseligen Leuten aber wird man einen allzu geringen Gewinst wohl nicht dürfen anmuten. ...
Die Erze waren Roteisensteine, die meist bis Hüttenrode und am Stahlberg gewonnen wurden. Die übliche Beschickung hielt 35 bis 40 Proz. Eisen. Als Zuschlag verwendete man marmorartigen Kalk- stein, hauptsächlich aber "Koriem", der bei Hüttenrode und an anderen Plätzen gewonnen wurde. Er kam gelb, braun und dunkelgrau vor; der gelblich-weisse war am beliebtesten. Viel Zu-
1) Siehe Acta der Untersuchungen deren in dem Fürstentum Blankenburg befindlichen Eisenhüttenwerken zu Braunlage, Rübeland, Altenbrack und Neuen- werk betr. etc. 1724 und 1725. Stahl und Eisen 1891, S. 222.
Der Harz.
mit schwäbischen Bauleuten angelegt; diese hatten ein sehr kunst- volles Wehr errichtet, welches aber 1740 gänzlich zerstört wurde. 1733 wurde bei der Ludwigshütte eine Gewehrfabrik eingerichtet.
Herzog Ludwig Rudolf von Braunschweig-Lüneburg nahm groſses Interesse an der Eisenindustrie. Er war der hochherzige Freund und Gönner Swedenborgs, der diesem die sämtlichen Kosten seiner zum Studium des Hüttenwesens Europas in den Jahren 1721 und 1722 unternommenen 15 monatlichen Reise bezahlte. Um dieselbe Zeit, 1722, korrespondierte er mit dem württembergischen Oberfaktor Hepplin zu Königsbronn wegen Verbesserung seiner Harzer Eisen- werke 1) und beschloſs, einen Eisenhochofen nach württembergischer Art zu errichten. Er bat den Herzog Eberhardt Ludwig von Württem- berg deshalb um seine Unterstützung, dass Hepplins Schwiegersohn, der Oberfaktor Böcklen zu Prenzthal, nach Blankenburg geschickt werde, um das Unternehmen auszuführen und zugleich eine Revision der blankenburgischen Hütten, auf denen ein groſser Schlendrian ein- gerissen war, vorzunehmen. Dies geschah, und auf den erstatteten Bericht hin entwarf der Geheimrat v. Münchhausen einen strengen Pachtvertrag, zu dessen Begründung er schreibt: Sie (die Pächter) wissen nichts von Miſswachs, von Honigtau, von Hagel, von Hitze oder Dürre, von Würmern, Schnecken, Mäusen, noch von anderem Unglück, welches dem Landmann widerfährt. Ihre Ware ist keinem Verderb unterworffen und so angenehm, daſs sie mehrenteils ent- boten wird und sie noch gute Worte dazu bekommen; gebrauchten sie nicht nur noch eine Art von Praecaution, so daſs sie nur ein wenig Acht zu geben haben, wem sie creditiren, so hätten sie den ersten Grad der Glückseligkeit des Lebens, welches in einigen Büchern von Utopia beschrieben wird. Denn wenn sie einen guten Hütten- schreiber und Maschenbläser haben, so können sie ihre Zeit mit ziemlicher Kommodität passieren. Solchen glückseligen Leuten aber wird man einen allzu geringen Gewinst wohl nicht dürfen anmuten. …
Die Erze waren Roteisensteine, die meist bis Hüttenrode und am Stahlberg gewonnen wurden. Die übliche Beschickung hielt 35 bis 40 Proz. Eisen. Als Zuschlag verwendete man marmorartigen Kalk- stein, hauptsächlich aber „Koriem“, der bei Hüttenrode und an anderen Plätzen gewonnen wurde. Er kam gelb, braun und dunkelgrau vor; der gelblich-weiſse war am beliebtesten. Viel Zu-
1) Siehe Acta der Untersuchungen deren in dem Fürstentum Blankenburg befindlichen Eisenhüttenwerken zu Braunlage, Rübeland, Altenbrack und Neuen- werk betr. etc. 1724 und 1725. Stahl und Eisen 1891, S. 222.
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1733 wurde bei der Ludwigshütte eine Gewehrfabrik eingerichtet.
Herzog Ludwig Rudolf von Braunschweig-Lüneburg nahm groſses
Interesse an der Eisenindustrie. Er war der hochherzige Freund und
Gönner Swedenborgs, der diesem die sämtlichen Kosten seiner zum
Studium des Hüttenwesens Europas in den Jahren 1721 und 1722
unternommenen 15 monatlichen Reise bezahlte. Um dieselbe Zeit,
1722, korrespondierte er mit dem württembergischen Oberfaktor
Hepplin zu Königsbronn wegen Verbesserung seiner Harzer Eisen-
werke 1) und beschloſs, einen Eisenhochofen nach württembergischer
Art zu errichten. Er bat den Herzog Eberhardt Ludwig von Württem-
berg deshalb um seine Unterstützung, dass Hepplins Schwiegersohn,
der Oberfaktor Böcklen zu Prenzthal, nach Blankenburg geschickt
werde, um das Unternehmen auszuführen und zugleich eine Revision
der blankenburgischen Hütten, auf denen ein groſser Schlendrian ein-
gerissen war, vorzunehmen. Dies geschah, und auf den erstatteten
Bericht hin entwarf der Geheimrat v. Münchhausen einen strengen
Pachtvertrag, zu dessen Begründung er schreibt: Sie (die Pächter)
wissen nichts von Miſswachs, von Honigtau, von Hagel, von Hitze
oder Dürre, von Würmern, Schnecken, Mäusen, noch von anderem
Unglück, welches dem Landmann widerfährt. Ihre Ware ist keinem
Verderb unterworffen und so angenehm, daſs sie mehrenteils ent-
boten wird und sie noch gute Worte dazu bekommen; gebrauchten
sie nicht nur noch eine Art von Praecaution, so daſs sie nur ein
wenig Acht zu geben haben, wem sie creditiren, so hätten sie den
ersten Grad der Glückseligkeit des Lebens, welches in einigen Büchern
von Utopia beschrieben wird. Denn wenn sie einen guten Hütten-
schreiber und Maschenbläser haben, so können sie ihre Zeit mit
ziemlicher Kommodität passieren. Solchen glückseligen Leuten aber wird
man einen allzu geringen Gewinst wohl nicht dürfen anmuten. …
Die Erze waren Roteisensteine, die meist bis Hüttenrode und am
Stahlberg gewonnen wurden. Die übliche Beschickung hielt 35 bis
40 Proz. Eisen. Als Zuschlag verwendete man marmorartigen Kalk-
stein, hauptsächlich aber „Koriem“, der bei Hüttenrode und an
anderen Plätzen gewonnen wurde. Er kam gelb, braun und
dunkelgrau vor; der gelblich-weiſse war am beliebtesten. Viel Zu-
1) Siehe Acta der Untersuchungen deren in dem Fürstentum Blankenburg
befindlichen Eisenhüttenwerken zu Braunlage, Rübeland, Altenbrack und Neuen-
werk betr. etc. 1724 und 1725. Stahl und Eisen 1891, S. 222.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 890. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/904>, abgerufen am 25.11.2024.
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