Die Eisenhütte bei Holzminden war herzoglich braunschweigisch. Hier waren 2 Frischfeuer, 1 Zainhammer, 1 Stahlfeuer, 1 Walz- und Schneidwerk und 1 Blankschmiede. Letztere, welche Äxte, Beile u. s. w. lieferte, war verpachtet. Der Hochofen war seit Anfang der 70er Jahre wegen Mangel an Erzen ausser Betrieb. Das Roh- eisen kam teils aus dem Waldeckischen, teils von den braun- schweigischen Hütten Wilhelms- und Karlshütte. -- Die Stabeisen- produktion belief sich auf 1700 Ctr. im Jahre. Das Walz- und Schneidwerk lieferte Nageleisen, aber nur 600 bis 900 Ctr., da nicht mehr abgesetzt wurde. Dieses Quantum liess sich in wenigen Wochen schneiden. -- Das Stahlfeuer erhielt sein Roheisen von der Gittelder Eisenhütte. Man setzte beim Stahlfrischen altes Schmiedeeisen zu. Die herzoglich braunschweigische Karlshütte bei Delligsen bestand aus 1 Hochofen, 1 kleinem Blauofen, 2 Frischhämmern und 1 Zainhammer. -- Der Blauofen, den man nur wegen des Mangels an Wasser statt eines grösseren Ofens beibehielt, ging nur zeitweise. Das Erz war Roteisenstein von Fuhregge mit 30 bis 38 Proz. Eisengehalt. Es bedurfte viel Zuschlag. Man produzierte 140 bis 170 Ctr. Roheisen und 50 Ctr. Stabeisen die Woche. Das gewonnene Wasch- eisen wurde, wie auch zu Sollingen, mit verfrischt.
Die Wilhelmshütte bei Bockenem lag 2 Meilen von Gittelde und hatte 1 Hochofen, 1 Frischfeuer und 1 Zainhammer. Die Erze kamen teils von der Fuhregge, teils vom westlichen Harz, die Kohlen von den herzoglichen Forsten bei Seesen. Der Hochofen gab wöchent- lich 140 bis 170 Ctr. Roheisen, welches meist vergossen wurde. Un- gefähr 1400 Ctr. Roheisen wurden jährlich von Gittelde bezogen, woraus ein sehr hartes Stabeisen gefrischt wurde.
Die Einrichtung der Gebläse war gegen Ende des 18. Jahr- hunderts bei den meisten Harzer Hütten dahin abgeändert worden, dass man sie dadurch verstärkt hatte, dass man drei Bälge anwendete, welche in einen Sammelkasten bliesen, aus dem der Wind durch eine Düse in den Ofen geleitet wurde. Unter 10 Hochöfen im Oberharz hatten 5 diese Einrichtung; bei 3 Öfen hatte man Kastengebläse eingeführt.
Durch die besseren Gebläse gaben die Hochöfen 250 bis 300 Ctr. Roheisen wöchentlich, gegen 150 bis 200 Ctr. vordem; dabei zeichneten sich die Harzer Hochöfen durch sehr lange Campagnen aus.
Der Harz.
Die Eisenhütte bei Holzminden war herzoglich braunschweigisch. Hier waren 2 Frischfeuer, 1 Zainhammer, 1 Stahlfeuer, 1 Walz- und Schneidwerk und 1 Blankschmiede. Letztere, welche Äxte, Beile u. s. w. lieferte, war verpachtet. Der Hochofen war seit Anfang der 70er Jahre wegen Mangel an Erzen auſser Betrieb. Das Roh- eisen kam teils aus dem Waldeckischen, teils von den braun- schweigischen Hütten Wilhelms- und Karlshütte. — Die Stabeisen- produktion belief sich auf 1700 Ctr. im Jahre. Das Walz- und Schneidwerk lieferte Nageleisen, aber nur 600 bis 900 Ctr., da nicht mehr abgesetzt wurde. Dieses Quantum lieſs sich in wenigen Wochen schneiden. — Das Stahlfeuer erhielt sein Roheisen von der Gittelder Eisenhütte. Man setzte beim Stahlfrischen altes Schmiedeeisen zu. Die herzoglich braunschweigische Karlshütte bei Delligsen bestand aus 1 Hochofen, 1 kleinem Blauofen, 2 Frischhämmern und 1 Zainhammer. — Der Blauofen, den man nur wegen des Mangels an Wasser statt eines gröſseren Ofens beibehielt, ging nur zeitweise. Das Erz war Roteisenstein von Fuhregge mit 30 bis 38 Proz. Eisengehalt. Es bedurfte viel Zuschlag. Man produzierte 140 bis 170 Ctr. Roheisen und 50 Ctr. Stabeisen die Woche. Das gewonnene Wasch- eisen wurde, wie auch zu Sollingen, mit verfrischt.
Die Wilhelmshütte bei Bockenem lag 2 Meilen von Gittelde und hatte 1 Hochofen, 1 Frischfeuer und 1 Zainhammer. Die Erze kamen teils von der Fuhregge, teils vom westlichen Harz, die Kohlen von den herzoglichen Forsten bei Seesen. Der Hochofen gab wöchent- lich 140 bis 170 Ctr. Roheisen, welches meist vergossen wurde. Un- gefähr 1400 Ctr. Roheisen wurden jährlich von Gittelde bezogen, woraus ein sehr hartes Stabeisen gefrischt wurde.
Die Einrichtung der Gebläse war gegen Ende des 18. Jahr- hunderts bei den meisten Harzer Hütten dahin abgeändert worden, daſs man sie dadurch verstärkt hatte, daſs man drei Bälge anwendete, welche in einen Sammelkasten bliesen, aus dem der Wind durch eine Düse in den Ofen geleitet wurde. Unter 10 Hochöfen im Oberharz hatten 5 diese Einrichtung; bei 3 Öfen hatte man Kastengebläse eingeführt.
Durch die besseren Gebläse gaben die Hochöfen 250 bis 300 Ctr. Roheisen wöchentlich, gegen 150 bis 200 Ctr. vordem; dabei zeichneten sich die Harzer Hochöfen durch sehr lange Campagnen aus.
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Der Harz.
Die Eisenhütte bei Holzminden war herzoglich braunschweigisch.
Hier waren 2 Frischfeuer, 1 Zainhammer, 1 Stahlfeuer, 1 Walz-
und Schneidwerk und 1 Blankschmiede. Letztere, welche Äxte,
Beile u. s. w. lieferte, war verpachtet. Der Hochofen war seit Anfang
der 70er Jahre wegen Mangel an Erzen auſser Betrieb. Das Roh-
eisen kam teils aus dem Waldeckischen, teils von den braun-
schweigischen Hütten Wilhelms- und Karlshütte. — Die Stabeisen-
produktion belief sich auf 1700 Ctr. im Jahre. Das Walz- und
Schneidwerk lieferte Nageleisen, aber nur 600 bis 900 Ctr., da nicht
mehr abgesetzt wurde. Dieses Quantum lieſs sich in wenigen Wochen
schneiden. — Das Stahlfeuer erhielt sein Roheisen von der Gittelder
Eisenhütte. Man setzte beim Stahlfrischen altes Schmiedeeisen
zu. Die herzoglich braunschweigische Karlshütte bei Delligsen
bestand aus 1 Hochofen, 1 kleinem Blauofen, 2 Frischhämmern und
1 Zainhammer. — Der Blauofen, den man nur wegen des Mangels
an Wasser statt eines gröſseren Ofens beibehielt, ging nur zeitweise.
Das Erz war Roteisenstein von Fuhregge mit 30 bis 38 Proz.
Eisengehalt. Es bedurfte viel Zuschlag. Man produzierte 140 bis 170 Ctr.
Roheisen und 50 Ctr. Stabeisen die Woche. Das gewonnene Wasch-
eisen wurde, wie auch zu Sollingen, mit verfrischt.
Die Wilhelmshütte bei Bockenem lag 2 Meilen von Gittelde
und hatte 1 Hochofen, 1 Frischfeuer und 1 Zainhammer. Die Erze
kamen teils von der Fuhregge, teils vom westlichen Harz, die Kohlen
von den herzoglichen Forsten bei Seesen. Der Hochofen gab wöchent-
lich 140 bis 170 Ctr. Roheisen, welches meist vergossen wurde. Un-
gefähr 1400 Ctr. Roheisen wurden jährlich von Gittelde bezogen,
woraus ein sehr hartes Stabeisen gefrischt wurde.
Die Einrichtung der Gebläse war gegen Ende des 18. Jahr-
hunderts bei den meisten Harzer Hütten dahin abgeändert worden,
daſs man sie dadurch verstärkt hatte, daſs man drei Bälge anwendete,
welche in einen Sammelkasten bliesen, aus dem der Wind durch eine
Düse in den Ofen geleitet wurde. Unter 10 Hochöfen im Oberharz
hatten 5 diese Einrichtung; bei 3 Öfen hatte man Kastengebläse
eingeführt.
Durch die besseren Gebläse gaben die Hochöfen 250 bis 300 Ctr.
Roheisen wöchentlich, gegen 150 bis 200 Ctr. vordem; dabei zeichneten
sich die Harzer Hochöfen durch sehr lange Campagnen aus.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 896. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/910>, abgerufen am 22.11.2024.
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