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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Westfalen und die Rheinlande.
gleichzeitig wurde ein Reckstahlhammer daselbst errichtet. Die Hütte
bezog vortrefflichen Eisenstein von der goldenen Haard im Amte
Freudenberg. Aus dem guten Stahleisen wurde ein geschätzter Stahl
gemacht. Der Hochofen war 20 Fuss hoch, mit ledernem Gebläse.
Es wurde durch den Stein geblasen.

Die Elber Eisenhütte lag 3/4 Stunden oberhalb Olpe. Sie
machte ebenfalls aus Spateisen Stahleisen, das nach den Hämmern
an der Lenne ging. Eine dritte Hütte an der Bigge lag nahe bei
Wenden. Sie war 1780 erbaut worden und gehörte dem Kloster
zu Drolshagen. Das Erz kam aus der Nachbarschaft von Valbert.

Die Olper Eisenhütte, auch im Dohm genannt, gehörte
dem Grafen von Brabeck und der Familie Weber in Olpe. Es
wurden Spateisensteine mit Glaskopf auf Stahleisen verschmolzen,
und lieferte der 20 Fuss hohe Ofen mit viereckigem Schacht und stark
geneigter Rast 15000 bis 16000 kg Eisen die Woche.

An der Stelle, wo später der Meggener Hammer stand, war früher
die Keller Eisenhütte. In den 80er Jahren wurde eine Eisenhütte
in der Rüspe bei Albaum an der berlenburgischen Grenze erbaut.
Sie gehörte dem Richter Höing und Konsorten zu Valbach. An der
Wenne, nicht weit von Arnsberg, lag die Eisenhütte zu Alt-Hellfeld,
deren Hochofen hintersässig war und die "lange Ecke" hatte 1). Man
verschmolz daselbst Magneteisenstein mit mulmigem Brauneisenstein.
An demselben Flüsschen lag die Hütte zu Berge. 100 kg Gusswaren
kosteten hier um 1800 10 Thlr., 100 kg Roheisen 5 Thlr.

Zu Entrop an der Ruhr lag eine Eisenhütte und eine andere
zu Langenholthausen an der Sorpe. 1/4 Stunde von Balve lag die
Hütte zu Wocklum, dem Herrn von Landsberg gehörig; zu Gar-
beck
an der Hünne lag eine Hütte, eine andere zu Warstein,
welche Roteisenstein verschmolz und in 24 Stunden 1200 kg geringes
Eisen schmolz, das nach Bielefeld und Lippstadt ging. Zu Lenn-
hausen
legte 1792 Graf Plettenberg mit mehreren Gewerken eine
Eisenhütte an, die aber nur wenige Jahre betrieben wurde.

Recht bedeutend war die Rohstahlfabrikation im Lenne-
thal, wo Ende des Jahrhunderts über 50 Feuer im Betriebe waren,
welche ihr Rohstahleisen teils von den Hütten bei Olpe, meist aber
aus dem Saynischen und dem Freien Grund, sowie auch von der
Hütte bei Hamm bezogen. Das Frischen geschah wie in der Graf-
schaft Mark. Der meiste Stahl ging als Rohstahl nach der Mark

1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 343.

Westfalen und die Rheinlande.
gleichzeitig wurde ein Reckstahlhammer daselbst errichtet. Die Hütte
bezog vortrefflichen Eisenstein von der goldenen Haard im Amte
Freudenberg. Aus dem guten Stahleisen wurde ein geschätzter Stahl
gemacht. Der Hochofen war 20 Fuſs hoch, mit ledernem Gebläse.
Es wurde durch den Stein geblasen.

Die Elber Eisenhütte lag ¾ Stunden oberhalb Olpe. Sie
machte ebenfalls aus Spateisen Stahleisen, das nach den Hämmern
an der Lenne ging. Eine dritte Hütte an der Bigge lag nahe bei
Wenden. Sie war 1780 erbaut worden und gehörte dem Kloster
zu Drolshagen. Das Erz kam aus der Nachbarschaft von Valbert.

Die Olper Eisenhütte, auch im Dohm genannt, gehörte
dem Grafen von Brabeck und der Familie Weber in Olpe. Es
wurden Spateisensteine mit Glaskopf auf Stahleisen verschmolzen,
und lieferte der 20 Fuſs hohe Ofen mit viereckigem Schacht und stark
geneigter Rast 15000 bis 16000 kg Eisen die Woche.

An der Stelle, wo später der Meggener Hammer stand, war früher
die Keller Eisenhütte. In den 80er Jahren wurde eine Eisenhütte
in der Rüspe bei Albaum an der berlenburgischen Grenze erbaut.
Sie gehörte dem Richter Höing und Konsorten zu Valbach. An der
Wenne, nicht weit von Arnsberg, lag die Eisenhütte zu Alt-Hellfeld,
deren Hochofen hintersässig war und die „lange Ecke“ hatte 1). Man
verschmolz daselbst Magneteisenstein mit mulmigem Brauneisenstein.
An demselben Flüſschen lag die Hütte zu Berge. 100 kg Guſswaren
kosteten hier um 1800 10 Thlr., 100 kg Roheisen 5 Thlr.

Zu Entrop an der Ruhr lag eine Eisenhütte und eine andere
zu Langenholthausen an der Sorpe. ¼ Stunde von Balve lag die
Hütte zu Wocklum, dem Herrn von Landsberg gehörig; zu Gar-
beck
an der Hünne lag eine Hütte, eine andere zu Warstein,
welche Roteisenstein verschmolz und in 24 Stunden 1200 kg geringes
Eisen schmolz, das nach Bielefeld und Lippstadt ging. Zu Lenn-
hausen
legte 1792 Graf Plettenberg mit mehreren Gewerken eine
Eisenhütte an, die aber nur wenige Jahre betrieben wurde.

Recht bedeutend war die Rohstahlfabrikation im Lenne-
thal, wo Ende des Jahrhunderts über 50 Feuer im Betriebe waren,
welche ihr Rohstahleisen teils von den Hütten bei Olpe, meist aber
aus dem Saynischen und dem Freien Grund, sowie auch von der
Hütte bei Hamm bezogen. Das Frischen geschah wie in der Graf-
schaft Mark. Der meiste Stahl ging als Rohstahl nach der Mark

1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 343.
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[942/0956] Westfalen und die Rheinlande. gleichzeitig wurde ein Reckstahlhammer daselbst errichtet. Die Hütte bezog vortrefflichen Eisenstein von der goldenen Haard im Amte Freudenberg. Aus dem guten Stahleisen wurde ein geschätzter Stahl gemacht. Der Hochofen war 20 Fuſs hoch, mit ledernem Gebläse. Es wurde durch den Stein geblasen. Die Elber Eisenhütte lag ¾ Stunden oberhalb Olpe. Sie machte ebenfalls aus Spateisen Stahleisen, das nach den Hämmern an der Lenne ging. Eine dritte Hütte an der Bigge lag nahe bei Wenden. Sie war 1780 erbaut worden und gehörte dem Kloster zu Drolshagen. Das Erz kam aus der Nachbarschaft von Valbert. Die Olper Eisenhütte, auch im Dohm genannt, gehörte dem Grafen von Brabeck und der Familie Weber in Olpe. Es wurden Spateisensteine mit Glaskopf auf Stahleisen verschmolzen, und lieferte der 20 Fuſs hohe Ofen mit viereckigem Schacht und stark geneigter Rast 15000 bis 16000 kg Eisen die Woche. An der Stelle, wo später der Meggener Hammer stand, war früher die Keller Eisenhütte. In den 80er Jahren wurde eine Eisenhütte in der Rüspe bei Albaum an der berlenburgischen Grenze erbaut. Sie gehörte dem Richter Höing und Konsorten zu Valbach. An der Wenne, nicht weit von Arnsberg, lag die Eisenhütte zu Alt-Hellfeld, deren Hochofen hintersässig war und die „lange Ecke“ hatte 1). Man verschmolz daselbst Magneteisenstein mit mulmigem Brauneisenstein. An demselben Flüſschen lag die Hütte zu Berge. 100 kg Guſswaren kosteten hier um 1800 10 Thlr., 100 kg Roheisen 5 Thlr. Zu Entrop an der Ruhr lag eine Eisenhütte und eine andere zu Langenholthausen an der Sorpe. ¼ Stunde von Balve lag die Hütte zu Wocklum, dem Herrn von Landsberg gehörig; zu Gar- beck an der Hünne lag eine Hütte, eine andere zu Warstein, welche Roteisenstein verschmolz und in 24 Stunden 1200 kg geringes Eisen schmolz, das nach Bielefeld und Lippstadt ging. Zu Lenn- hausen legte 1792 Graf Plettenberg mit mehreren Gewerken eine Eisenhütte an, die aber nur wenige Jahre betrieben wurde. Recht bedeutend war die Rohstahlfabrikation im Lenne- thal, wo Ende des Jahrhunderts über 50 Feuer im Betriebe waren, welche ihr Rohstahleisen teils von den Hütten bei Olpe, meist aber aus dem Saynischen und dem Freien Grund, sowie auch von der Hütte bei Hamm bezogen. Das Frischen geschah wie in der Graf- schaft Mark. Der meiste Stahl ging als Rohstahl nach der Mark 1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 343.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 942. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/956>, abgerufen am 22.11.2024.