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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Westfalen und die Rheinlande.
100 Sackfeilen erhalten müsste. Doch wurde diese Vereinbarung auf
die Klage der Kaufleute hin von der kurfürstlichen Regierung für
nichtig erklärt.

Im Herzogtum Cleve westwärts der Lippe, wurde 1794 die
Eisenhütte bei Ysselburg an der Altenyssel angelegt, auf Grund aus-
gedehnter Raseneisensteinvorkommen in unmittelbarer Nähe. Auch
war der Kohlenbezug günstig und die Abfuhr zu Wasser nach dem
Rhein leicht. Man hatte hier Versuche gemacht, rohe Steinkohlen
in geringer Menge dem Möller zuzusetzen, und sollen dieselben gut
ausgefallen sein 1).

Schon auf holländischem Gebiete lag die Eisengiesserei zu
Deutchen, die nur deshalb Erwähnung verdient, weil man dort in
einem Flammofen altes Gusseisen mit Holz oder mit Steinkohlen aus
der Mark schmolz; 1804 lag sie bereits still. Eine Stunde davon lag
bei Ülft an der Ah ein doppelter Hochofen, der auf Raseneisenstein
ging. Das Werk hiess die Kepplerhütte.

Wenden wir uns nun zu der linksrheinischen Eisenindustrie.

Zwischen Aachen und Montjoie lag eine Eisenhütte, der Schmidt-
hoff
, welche Gusswaren machte, die zwar schön und dünn, aber zer-
brechlich waren. 1/4 Stunde unterhalb der Hütte hatte eine Aachener
Gewerkschaft 1792 einen neuen Hammer gebaut, zu dem das Wasser
in eisernen Röhren geleitet wurde und dessen Flutkasten auch von
Eisen war. 2 Cylindergebläse bedienten die 2 Feuer. Oberhalb an
dem nämlichen Wasser lag die Maria-Theresiahütte. Nach
Stollberg zu befand sich eine Eisenhütte an der Vicht. Zwischen
Eschweiler und Montjoie lag die Schevenhütte.

Die Familie Cramer besass 11/2 Stunden oberhalb Düren eine
Eisenspalterei an der Roer. Weiter abwärts an demselben Fluss stand
noch eine Eisenspalterei zu Schneidhausen, um 1800 Eberhard
Hösch
gehörig. Unterhalb Düren bei Berkersdorf war ein drittes
derartiges Werk. Diese Schneidwerke, sowie das unterhalb Gemünden,
erhielten ihr Eisen von den Eifeler Reidwerken in 60 Pfd. schweren,
21/2 bis 3 Zoll breiten, 1/2 bis 3/4 Zoll dicken Stangen. Das beste
davon wurde für Draht ausgesucht und kam auf die Dürener Draht-
fabrik, das übrige wurde zu Nageleisen verarbeitet.

Das Wärmen der zugeschnittenen Eisenstangen, wovon 1000 bis
1100 kg auf einmal in den Glühofen eingesetzt wurden, geschah mit
Steinkohlen in der Weise, dass man die Kohlen auf den Rost warf,

1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 420.
Beck, Geschichte des Eisens. 62

Westfalen und die Rheinlande.
100 Sackfeilen erhalten müſste. Doch wurde diese Vereinbarung auf
die Klage der Kaufleute hin von der kurfürstlichen Regierung für
nichtig erklärt.

Im Herzogtum Cleve westwärts der Lippe, wurde 1794 die
Eisenhütte bei Ysselburg an der Altenyssel angelegt, auf Grund aus-
gedehnter Raseneisensteinvorkommen in unmittelbarer Nähe. Auch
war der Kohlenbezug günstig und die Abfuhr zu Wasser nach dem
Rhein leicht. Man hatte hier Versuche gemacht, rohe Steinkohlen
in geringer Menge dem Möller zuzusetzen, und sollen dieselben gut
ausgefallen sein 1).

Schon auf holländischem Gebiete lag die Eisengieſserei zu
Deutchen, die nur deshalb Erwähnung verdient, weil man dort in
einem Flammofen altes Guſseisen mit Holz oder mit Steinkohlen aus
der Mark schmolz; 1804 lag sie bereits still. Eine Stunde davon lag
bei Ülft an der Ah ein doppelter Hochofen, der auf Raseneisenstein
ging. Das Werk hieſs die Kepplerhütte.

Wenden wir uns nun zu der linksrheinischen Eisenindustrie.

Zwischen Aachen und Montjoie lag eine Eisenhütte, der Schmidt-
hoff
, welche Guſswaren machte, die zwar schön und dünn, aber zer-
brechlich waren. ¼ Stunde unterhalb der Hütte hatte eine Aachener
Gewerkschaft 1792 einen neuen Hammer gebaut, zu dem das Wasser
in eisernen Röhren geleitet wurde und dessen Flutkasten auch von
Eisen war. 2 Cylindergebläse bedienten die 2 Feuer. Oberhalb an
dem nämlichen Wasser lag die Maria-Theresiahütte. Nach
Stollberg zu befand sich eine Eisenhütte an der Vicht. Zwischen
Eschweiler und Montjoie lag die Schevenhütte.

Die Familie Cramer besaſs 1½ Stunden oberhalb Düren eine
Eisenspalterei an der Roer. Weiter abwärts an demselben Fluſs stand
noch eine Eisenspalterei zu Schneidhausen, um 1800 Eberhard
Hösch
gehörig. Unterhalb Düren bei Berkersdorf war ein drittes
derartiges Werk. Diese Schneidwerke, sowie das unterhalb Gemünden,
erhielten ihr Eisen von den Eifeler Reidwerken in 60 Pfd. schweren,
2½ bis 3 Zoll breiten, ½ bis ¾ Zoll dicken Stangen. Das beste
davon wurde für Draht ausgesucht und kam auf die Dürener Draht-
fabrik, das übrige wurde zu Nageleisen verarbeitet.

Das Wärmen der zugeschnittenen Eisenstangen, wovon 1000 bis
1100 kg auf einmal in den Glühofen eingesetzt wurden, geschah mit
Steinkohlen in der Weise, daſs man die Kohlen auf den Rost warf,

1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 420.
Beck, Geschichte des Eisens. 62
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[977/0991] Westfalen und die Rheinlande. 100 Sackfeilen erhalten müſste. Doch wurde diese Vereinbarung auf die Klage der Kaufleute hin von der kurfürstlichen Regierung für nichtig erklärt. Im Herzogtum Cleve westwärts der Lippe, wurde 1794 die Eisenhütte bei Ysselburg an der Altenyssel angelegt, auf Grund aus- gedehnter Raseneisensteinvorkommen in unmittelbarer Nähe. Auch war der Kohlenbezug günstig und die Abfuhr zu Wasser nach dem Rhein leicht. Man hatte hier Versuche gemacht, rohe Steinkohlen in geringer Menge dem Möller zuzusetzen, und sollen dieselben gut ausgefallen sein 1). Schon auf holländischem Gebiete lag die Eisengieſserei zu Deutchen, die nur deshalb Erwähnung verdient, weil man dort in einem Flammofen altes Guſseisen mit Holz oder mit Steinkohlen aus der Mark schmolz; 1804 lag sie bereits still. Eine Stunde davon lag bei Ülft an der Ah ein doppelter Hochofen, der auf Raseneisenstein ging. Das Werk hieſs die Kepplerhütte. Wenden wir uns nun zu der linksrheinischen Eisenindustrie. Zwischen Aachen und Montjoie lag eine Eisenhütte, der Schmidt- hoff, welche Guſswaren machte, die zwar schön und dünn, aber zer- brechlich waren. ¼ Stunde unterhalb der Hütte hatte eine Aachener Gewerkschaft 1792 einen neuen Hammer gebaut, zu dem das Wasser in eisernen Röhren geleitet wurde und dessen Flutkasten auch von Eisen war. 2 Cylindergebläse bedienten die 2 Feuer. Oberhalb an dem nämlichen Wasser lag die Maria-Theresiahütte. Nach Stollberg zu befand sich eine Eisenhütte an der Vicht. Zwischen Eschweiler und Montjoie lag die Schevenhütte. Die Familie Cramer besaſs 1½ Stunden oberhalb Düren eine Eisenspalterei an der Roer. Weiter abwärts an demselben Fluſs stand noch eine Eisenspalterei zu Schneidhausen, um 1800 Eberhard Hösch gehörig. Unterhalb Düren bei Berkersdorf war ein drittes derartiges Werk. Diese Schneidwerke, sowie das unterhalb Gemünden, erhielten ihr Eisen von den Eifeler Reidwerken in 60 Pfd. schweren, 2½ bis 3 Zoll breiten, ½ bis ¾ Zoll dicken Stangen. Das beste davon wurde für Draht ausgesucht und kam auf die Dürener Draht- fabrik, das übrige wurde zu Nageleisen verarbeitet. Das Wärmen der zugeschnittenen Eisenstangen, wovon 1000 bis 1100 kg auf einmal in den Glühofen eingesetzt wurden, geschah mit Steinkohlen in der Weise, daſs man die Kohlen auf den Rost warf, 1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 420. Beck, Geschichte des Eisens. 62

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 977. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/991>, abgerufen am 22.11.2024.