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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Preussen 1851 bis 1860.
rheinischen 167203 Ctr. Neue Werke entstanden und die alten wurden
vergrössert. Phönix II. bei Ruhrort setzte den vierten Hochofen in
Betrieb, Kupferdreh den zweiten, Henrichshütte bei Hattingen blies
im Juli den ersten an. Die grösste Produktion hatte der Hochofen
zu Hochdahl mit 153426 Ctr. im Jahre oder 46238 Pfd. in 24 Stunden.
Die Puddelstahlfabrikation nahm sehr zu, im Siegerland von 26946 Ctr.
auf 47225 Ctr. Neue Stahlpuddelwerke entstanden zu Burscheid,
Kreis Solingen, welches 5673 Ctr. produzierte, und Bickenbach mit
5909 Ctr. Die Hermannshütte zu Hörde hatte 55 Puddelöfen im
Betriebe und verarbeitete 638800 Ctr. Roheisen. Daraus fabrizierte
sie 238035 Ctr. Eisenbahnschienen, 44718 Ctr. Blech, 51870 Ctr.
Räder und Achsen und 41809 Ctr. Gusswaren. In diesem Jahre wurde
das Puddel- und Walzwerk zu Wetter nach Dortmund verlegt und
als Paulinenhütte mit 20 Puddelöfen in Betrieb gesetzt.

Das Bochumer Gussstahlwerk schmolz mit 72 Öfen täglich 200 bis
240 Ctr. Gussstahl.

Im Kreise Hagen wurden 1855 auf 10 Eisenwerken 1 Hochofen,
30 Puddelöfen, 19 Schweissöfen und 10 Kupolöfen und auf 99 Stahl-
werken 31 Stahlfeuer, 129 Raffinierfeuer, 1 Cementierofen und 28 Guss-
stahlöfen mit 931 Arbeitern betrieben.

Um diese Zeit legte auch Reinhard Mannesmann, der sich
um die Verbesserung der Feilenindustrie in Remscheid grosse Ver-
dienste erworben hatte, in Gemeinschaft mit seinen Brüdern die erste
Gussstahlfabrik in Remscheid an, und machte sich dadurch von dem
englischen Gussstahl unabhängig.

Remscheids Bevölkerung war 1807 auf 5509 Seelen gesunken,
1826 betrug sie 8873 und 1853 13464, hiervon kamen auf die eigent-
liche Stadt Remscheid nur 2240. 1854 zählte man in der Gemeinde
Remscheid 21 Raffinierhämmer mit 43 Feuern und 88 Arbeitern,
mehrere Breit- und Ambosshämmer, 2 Eisengiessereien mit 2 Tiegel-
und 1 Kupolofen, 1 Sensenfabrik und ausser mehreren grösseren
Fabrikanlagen 757 Schmiedewerkstätten. Für Schleiferei gab es, ausser
2 Werken mit Dampfkraft von 8 und 40 Pferdekräften, 19 Schleif-
kotten mit Wasserkraft. In dem benachbarten Lüttringhausen zählte
man 1853 8525 Einwohner, 24 Stahlhämmer mit 54 Raffinierfeuern.
Die Eisen- und Stahlwarenfabrikation beschäftigte 229 Werkstätten
mit 383 Arbeitern, ausserdem noch 6 Schleifkotten mit 8 Arbeitern.
In Stade vorm Wald gab es damals 1 Frisch- und 7 Raffinierfeuer,
284 Schlosser, Eisen- und Stahlwarenarbeiter und 180 Gehülfen.
Ebenso blühte von alters her das Schmiedegewerbe in der Gemeinde

Preuſsen 1851 bis 1860.
rheinischen 167203 Ctr. Neue Werke entstanden und die alten wurden
vergröſsert. Phönix II. bei Ruhrort setzte den vierten Hochofen in
Betrieb, Kupferdreh den zweiten, Henrichshütte bei Hattingen blies
im Juli den ersten an. Die gröſste Produktion hatte der Hochofen
zu Hochdahl mit 153426 Ctr. im Jahre oder 46238 Pfd. in 24 Stunden.
Die Puddelstahlfabrikation nahm sehr zu, im Siegerland von 26946 Ctr.
auf 47225 Ctr. Neue Stahlpuddelwerke entstanden zu Burscheid,
Kreis Solingen, welches 5673 Ctr. produzierte, und Bickenbach mit
5909 Ctr. Die Hermannshütte zu Hörde hatte 55 Puddelöfen im
Betriebe und verarbeitete 638800 Ctr. Roheisen. Daraus fabrizierte
sie 238035 Ctr. Eisenbahnschienen, 44718 Ctr. Blech, 51870 Ctr.
Räder und Achsen und 41809 Ctr. Guſswaren. In diesem Jahre wurde
das Puddel- und Walzwerk zu Wetter nach Dortmund verlegt und
als Paulinenhütte mit 20 Puddelöfen in Betrieb gesetzt.

Das Bochumer Guſsstahlwerk schmolz mit 72 Öfen täglich 200 bis
240 Ctr. Guſsstahl.

Im Kreise Hagen wurden 1855 auf 10 Eisenwerken 1 Hochofen,
30 Puddelöfen, 19 Schweiſsöfen und 10 Kupolöfen und auf 99 Stahl-
werken 31 Stahlfeuer, 129 Raffinierfeuer, 1 Cementierofen und 28 Guſs-
stahlöfen mit 931 Arbeitern betrieben.

Um diese Zeit legte auch Reinhard Mannesmann, der sich
um die Verbesserung der Feilenindustrie in Remscheid groſse Ver-
dienste erworben hatte, in Gemeinschaft mit seinen Brüdern die erste
Guſsstahlfabrik in Remscheid an, und machte sich dadurch von dem
englischen Guſsstahl unabhängig.

Remscheids Bevölkerung war 1807 auf 5509 Seelen gesunken,
1826 betrug sie 8873 und 1853 13464, hiervon kamen auf die eigent-
liche Stadt Remscheid nur 2240. 1854 zählte man in der Gemeinde
Remscheid 21 Raffinierhämmer mit 43 Feuern und 88 Arbeitern,
mehrere Breit- und Amboſshämmer, 2 Eisengieſsereien mit 2 Tiegel-
und 1 Kupolofen, 1 Sensenfabrik und auſser mehreren gröſseren
Fabrikanlagen 757 Schmiedewerkstätten. Für Schleiferei gab es, auſser
2 Werken mit Dampfkraft von 8 und 40 Pferdekräften, 19 Schleif-
kotten mit Wasserkraft. In dem benachbarten Lüttringhausen zählte
man 1853 8525 Einwohner, 24 Stahlhämmer mit 54 Raffinierfeuern.
Die Eisen- und Stahlwarenfabrikation beschäftigte 229 Werkstätten
mit 383 Arbeitern, auſserdem noch 6 Schleifkotten mit 8 Arbeitern.
In Stade vorm Wald gab es damals 1 Frisch- und 7 Raffinierfeuer,
284 Schlosser, Eisen- und Stahlwarenarbeiter und 180 Gehülfen.
Ebenso blühte von alters her das Schmiedegewerbe in der Gemeinde

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[989/1005] Preuſsen 1851 bis 1860. rheinischen 167203 Ctr. Neue Werke entstanden und die alten wurden vergröſsert. Phönix II. bei Ruhrort setzte den vierten Hochofen in Betrieb, Kupferdreh den zweiten, Henrichshütte bei Hattingen blies im Juli den ersten an. Die gröſste Produktion hatte der Hochofen zu Hochdahl mit 153426 Ctr. im Jahre oder 46238 Pfd. in 24 Stunden. Die Puddelstahlfabrikation nahm sehr zu, im Siegerland von 26946 Ctr. auf 47225 Ctr. Neue Stahlpuddelwerke entstanden zu Burscheid, Kreis Solingen, welches 5673 Ctr. produzierte, und Bickenbach mit 5909 Ctr. Die Hermannshütte zu Hörde hatte 55 Puddelöfen im Betriebe und verarbeitete 638800 Ctr. Roheisen. Daraus fabrizierte sie 238035 Ctr. Eisenbahnschienen, 44718 Ctr. Blech, 51870 Ctr. Räder und Achsen und 41809 Ctr. Guſswaren. In diesem Jahre wurde das Puddel- und Walzwerk zu Wetter nach Dortmund verlegt und als Paulinenhütte mit 20 Puddelöfen in Betrieb gesetzt. Das Bochumer Guſsstahlwerk schmolz mit 72 Öfen täglich 200 bis 240 Ctr. Guſsstahl. Im Kreise Hagen wurden 1855 auf 10 Eisenwerken 1 Hochofen, 30 Puddelöfen, 19 Schweiſsöfen und 10 Kupolöfen und auf 99 Stahl- werken 31 Stahlfeuer, 129 Raffinierfeuer, 1 Cementierofen und 28 Guſs- stahlöfen mit 931 Arbeitern betrieben. Um diese Zeit legte auch Reinhard Mannesmann, der sich um die Verbesserung der Feilenindustrie in Remscheid groſse Ver- dienste erworben hatte, in Gemeinschaft mit seinen Brüdern die erste Guſsstahlfabrik in Remscheid an, und machte sich dadurch von dem englischen Guſsstahl unabhängig. Remscheids Bevölkerung war 1807 auf 5509 Seelen gesunken, 1826 betrug sie 8873 und 1853 13464, hiervon kamen auf die eigent- liche Stadt Remscheid nur 2240. 1854 zählte man in der Gemeinde Remscheid 21 Raffinierhämmer mit 43 Feuern und 88 Arbeitern, mehrere Breit- und Amboſshämmer, 2 Eisengieſsereien mit 2 Tiegel- und 1 Kupolofen, 1 Sensenfabrik und auſser mehreren gröſseren Fabrikanlagen 757 Schmiedewerkstätten. Für Schleiferei gab es, auſser 2 Werken mit Dampfkraft von 8 und 40 Pferdekräften, 19 Schleif- kotten mit Wasserkraft. In dem benachbarten Lüttringhausen zählte man 1853 8525 Einwohner, 24 Stahlhämmer mit 54 Raffinierfeuern. Die Eisen- und Stahlwarenfabrikation beschäftigte 229 Werkstätten mit 383 Arbeitern, auſserdem noch 6 Schleifkotten mit 8 Arbeitern. In Stade vorm Wald gab es damals 1 Frisch- und 7 Raffinierfeuer, 284 Schlosser, Eisen- und Stahlwarenarbeiter und 180 Gehülfen. Ebenso blühte von alters her das Schmiedegewerbe in der Gemeinde

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 989. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/1005>, abgerufen am 22.11.2024.