1857 betrug die Produktion Russlands von Roheisen 213930 Tonnen, von Stabeisen 179585 Tonnen, von Stahl 1990 Tonnen. 1/5 hiervon lieferten die Uralgouvernements Perm, Orenburg, Viatka und Wologda. Der grösste Eisenmarkt war die grosse Messe zu Nischnei-Nowgorod, wo jährlich 60000 bis 100000 Tonnen verkauft wurden. Die inlän- dische Produktion genügte nicht für den Bedarf. Es machte sich bereits in vielen Hüttenbezirken Holzmangel fühlbar.
Auch in Russland war man bestrebt, Cementstahl im eigenen Lande zu bereiten, und zwar zu Wotinsk im Ural. Man hatte englische Arbeiter aus Sheffield berufen und die Fabrikation in englischer Weise dort eingerichtet. Der Cementstahl wurde teils für sich, teils zur Fabrikation von Gussstahl verwendet.
Polens Eisenproduktion hatte durch die Verwendung der Stein- kohlen, besonders zu Dombrowa, eine grosse Steigerung erfahren. Es wurde erzeugt:
1857 1859
Roheisen 432269 Pud 1) 553679 Pud
Frischeisen 58912 " 64155 "
Puddeleisen 222098 " 269505 "
Eisenblech 20000 " 29839 "
Gusswaren 68946 " 78303 "
In Finnland bestanden 1858 21 Hochöfen und 20 "Blasewerke", d. h. Bauern- oder Stücköfen für die 16 Osmundschmieden. Die Er- zeugung betrug 300000 Ctr. Roheisen und 84000 Ctr. Stangeneisen, wovon 20000 Ctr. von den Bauernöfen.
Nach einem Bericht von A. Keppen für die Weltausstellung von Chicago betrug die durchschnittliche Produktion des Russischen Reiches in den Jahren
Roheisen Schmiedeeisen Stahl
Pud Pud Pud
1851 bis 1855 14000000 10800000 70000
1856 bis 1860 16600000 11700000 104000
Eisenbahnmaterial wurde aus dem Auslande bezogen. Als im Jahre 1855 mit dem Bau des russischen Hauptbahnnetzes begonnen wurde, forderte die russische Regierung die heimischen Eisenwerke auf, Schienenwalzwerke zu errichten. Vier uralische Hütten versprachen dies, aber nur zwei führten das Versprechen aus und walzten 1856 bis 1860 etwa 53200 Tonnen Schienen. Die Länge der russischen Eisen- bahnen stieg in der Zeit von 1850 bis 1860 von 468 auf 1490 Werst.
1) 1 Pud = 16,381 kg.
Beck, Geschichte des Eisens. 64
Ruſsland 1851 bis 1860.
1857 betrug die Produktion Ruſslands von Roheisen 213930 Tonnen, von Stabeisen 179585 Tonnen, von Stahl 1990 Tonnen. ⅕ hiervon lieferten die Uralgouvernements Perm, Orenburg, Viatka und Wologda. Der gröſste Eisenmarkt war die groſse Messe zu Nischnei-Nowgorod, wo jährlich 60000 bis 100000 Tonnen verkauft wurden. Die inlän- dische Produktion genügte nicht für den Bedarf. Es machte sich bereits in vielen Hüttenbezirken Holzmangel fühlbar.
Auch in Ruſsland war man bestrebt, Cementstahl im eigenen Lande zu bereiten, und zwar zu Wotinsk im Ural. Man hatte englische Arbeiter aus Sheffield berufen und die Fabrikation in englischer Weise dort eingerichtet. Der Cementstahl wurde teils für sich, teils zur Fabrikation von Guſsstahl verwendet.
Polens Eisenproduktion hatte durch die Verwendung der Stein- kohlen, besonders zu Dombrowa, eine groſse Steigerung erfahren. Es wurde erzeugt:
1857 1859
Roheisen 432269 Pud 1) 553679 Pud
Frischeisen 58912 „ 64155 „
Puddeleisen 222098 „ 269505 „
Eisenblech 20000 „ 29839 „
Guſswaren 68946 „ 78303 „
In Finnland bestanden 1858 21 Hochöfen und 20 „Blasewerke“, d. h. Bauern- oder Stücköfen für die 16 Osmundschmieden. Die Er- zeugung betrug 300000 Ctr. Roheisen und 84000 Ctr. Stangeneisen, wovon 20000 Ctr. von den Bauernöfen.
Nach einem Bericht von A. Keppen für die Weltausstellung von Chicago betrug die durchschnittliche Produktion des Russischen Reiches in den Jahren
Roheisen Schmiedeeisen Stahl
Pud Pud Pud
1851 bis 1855 14000000 10800000 70000
1856 bis 1860 16600000 11700000 104000
Eisenbahnmaterial wurde aus dem Auslande bezogen. Als im Jahre 1855 mit dem Bau des russischen Hauptbahnnetzes begonnen wurde, forderte die russische Regierung die heimischen Eisenwerke auf, Schienenwalzwerke zu errichten. Vier uralische Hütten versprachen dies, aber nur zwei führten das Versprechen aus und walzten 1856 bis 1860 etwa 53200 Tonnen Schienen. Die Länge der russischen Eisen- bahnen stieg in der Zeit von 1850 bis 1860 von 468 auf 1490 Werst.
1) 1 Pud = 16,381 kg.
Beck, Geschichte des Eisens. 64
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f1025"n="1009"/><fwplace="top"type="header">Ruſsland 1851 bis 1860.</fw><lb/>
1857 betrug die Produktion Ruſslands von Roheisen 213930 Tonnen,<lb/>
von Stabeisen 179585 Tonnen, von Stahl 1990 Tonnen. ⅕ hiervon<lb/>
lieferten die Uralgouvernements Perm, Orenburg, Viatka und Wologda.<lb/>
Der gröſste Eisenmarkt war die groſse Messe zu Nischnei-Nowgorod,<lb/>
wo jährlich 60000 bis 100000 Tonnen verkauft wurden. Die inlän-<lb/>
dische Produktion genügte nicht für den Bedarf. Es machte sich<lb/>
bereits in vielen Hüttenbezirken Holzmangel fühlbar.</p><lb/><p>Auch in Ruſsland war man bestrebt, Cementstahl im eigenen<lb/>
Lande zu bereiten, und zwar zu Wotinsk im Ural. Man hatte englische<lb/>
Arbeiter aus Sheffield berufen und die Fabrikation in englischer Weise<lb/>
dort eingerichtet. Der Cementstahl wurde teils für sich, teils zur<lb/>
Fabrikation von Guſsstahl verwendet.</p><lb/><p>Polens Eisenproduktion hatte durch die Verwendung der Stein-<lb/>
kohlen, besonders zu Dombrowa, eine groſse Steigerung erfahren. Es<lb/>
wurde erzeugt:</p><lb/><list><item><hirendition="#et">1857 1859</hi></item><lb/><item>Roheisen <spacedim="horizontal"/> 432269 Pud <noteplace="foot"n="1)">1 Pud = 16,381 kg.</note> 553679 Pud</item><lb/><item>Frischeisen <spacedim="horizontal"/> 58912 „ 64155 „</item><lb/><item>Puddeleisen <spacedim="horizontal"/> 222098 „ 269505 „</item><lb/><item>Eisenblech <spacedim="horizontal"/> 20000 „ 29839 „</item><lb/><item>Guſswaren <spacedim="horizontal"/> 68946 „ 78303 „</item></list><lb/><p>In Finnland bestanden 1858 21 Hochöfen und 20 „Blasewerke“,<lb/>
d. h. Bauern- oder Stücköfen für die 16 Osmundschmieden. Die Er-<lb/>
zeugung betrug 300000 Ctr. Roheisen und 84000 Ctr. Stangeneisen,<lb/>
wovon 20000 Ctr. von den Bauernöfen.</p><lb/><p>Nach einem Bericht von A. <hirendition="#g">Keppen</hi> für die Weltausstellung von<lb/>
Chicago betrug die durchschnittliche Produktion des Russischen Reiches<lb/>
in den Jahren</p><lb/><list><item><hirendition="#et">Roheisen Schmiedeeisen Stahl</hi></item><lb/><item><hirendition="#et">Pud Pud Pud</hi></item><lb/><item>1851 bis 1855 14000000 10800000 70000</item><lb/><item>1856 bis 1860 16600000 11700000 104000</item></list><lb/><p>Eisenbahnmaterial wurde aus dem Auslande bezogen. Als im<lb/>
Jahre 1855 mit dem Bau des russischen Hauptbahnnetzes begonnen<lb/>
wurde, forderte die russische Regierung die heimischen Eisenwerke auf,<lb/>
Schienenwalzwerke zu errichten. Vier uralische Hütten versprachen<lb/>
dies, aber nur zwei führten das Versprechen aus und walzten 1856 bis<lb/>
1860 etwa 53200 Tonnen Schienen. Die Länge der russischen Eisen-<lb/>
bahnen stieg in der Zeit von 1850 bis 1860 von 468 auf 1490 Werst.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 64</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[1009/1025]
Ruſsland 1851 bis 1860.
1857 betrug die Produktion Ruſslands von Roheisen 213930 Tonnen,
von Stabeisen 179585 Tonnen, von Stahl 1990 Tonnen. ⅕ hiervon
lieferten die Uralgouvernements Perm, Orenburg, Viatka und Wologda.
Der gröſste Eisenmarkt war die groſse Messe zu Nischnei-Nowgorod,
wo jährlich 60000 bis 100000 Tonnen verkauft wurden. Die inlän-
dische Produktion genügte nicht für den Bedarf. Es machte sich
bereits in vielen Hüttenbezirken Holzmangel fühlbar.
Auch in Ruſsland war man bestrebt, Cementstahl im eigenen
Lande zu bereiten, und zwar zu Wotinsk im Ural. Man hatte englische
Arbeiter aus Sheffield berufen und die Fabrikation in englischer Weise
dort eingerichtet. Der Cementstahl wurde teils für sich, teils zur
Fabrikation von Guſsstahl verwendet.
Polens Eisenproduktion hatte durch die Verwendung der Stein-
kohlen, besonders zu Dombrowa, eine groſse Steigerung erfahren. Es
wurde erzeugt:
1857 1859
Roheisen 432269 Pud 1) 553679 Pud
Frischeisen 58912 „ 64155 „
Puddeleisen 222098 „ 269505 „
Eisenblech 20000 „ 29839 „
Guſswaren 68946 „ 78303 „
In Finnland bestanden 1858 21 Hochöfen und 20 „Blasewerke“,
d. h. Bauern- oder Stücköfen für die 16 Osmundschmieden. Die Er-
zeugung betrug 300000 Ctr. Roheisen und 84000 Ctr. Stangeneisen,
wovon 20000 Ctr. von den Bauernöfen.
Nach einem Bericht von A. Keppen für die Weltausstellung von
Chicago betrug die durchschnittliche Produktion des Russischen Reiches
in den Jahren
Roheisen Schmiedeeisen Stahl
Pud Pud Pud
1851 bis 1855 14000000 10800000 70000
1856 bis 1860 16600000 11700000 104000
Eisenbahnmaterial wurde aus dem Auslande bezogen. Als im
Jahre 1855 mit dem Bau des russischen Hauptbahnnetzes begonnen
wurde, forderte die russische Regierung die heimischen Eisenwerke auf,
Schienenwalzwerke zu errichten. Vier uralische Hütten versprachen
dies, aber nur zwei führten das Versprechen aus und walzten 1856 bis
1860 etwa 53200 Tonnen Schienen. Die Länge der russischen Eisen-
bahnen stieg in der Zeit von 1850 bis 1860 von 468 auf 1490 Werst.
1) 1 Pud = 16,381 kg.
Beck, Geschichte des Eisens. 64
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 1009. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/1025>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.