so aufgestellt wurden, dass sie auf einen Punkt wirkten, was nament- lich zum Einsenken der Formen in die Dammgruben und zum Heraus- ziehen der gegossenen Stücke aus denselben nötig war.
Die Formerei teilt Karsten folgendermassen ein:
I. Magere Sandformerei,
1. Herdformerei: a) offene Herdformerei, b) Herdformerei mit eingesetzten Kernen, c) verdeckte Herdformerei;
2. Kastenformerei: a) mit zwei Kasten, b) mit drei und mehr Kasten.
II. Fette Sandformerei oder Massenformerei.
III. Lehmformerei.
IV. Kunstformerei.
V. Schalenguss.
Bei der Sandformerei bediente man sich in ausgedehntem Masse der Kernkasten zum Pressen der Sandkerne.
Beim Guss hohler Munition wendete man in Russland Sandkerne an, besser waren aber Lehmkerne, welche genau über einer Spindel abgedreht, dann gebrannt und in die hohle Kugelform von Sand ver- mittelst der eisernen Spindel, über welche sie abgedreht waren, hineingehängt wurden. Der Oberkasten war mit Bügeln versehen, in welche die aus dem Mundloch der hohlen Munition hervorragenden Spindeln genau hineinpassten und mit Splinten befestigt waren, so dass die Kerne ganz frei in der Form hingen.
Karsten empfiehlt das Anfeuchten des Formsandes mit einer Auflösung von Kochsalz, namentlich für Kerne, die dann bei einer die Siedehitze wenig übersteigenden Temperatur getrocknet, eine völlig harte Masse geben.
Die Massenformerei, d. h. die Herstellung der Formen in fettem Sand oder Lehm in Kasten mit nachherigem Trocknen in Trocken- kammern wurde damals in ziemlichem Umfang angewendet, nament- lich für eiserne Kanonen, für Stücke mit vielen Kernen, und für kleine Kunstgusswaren (Medaillen und Luxusartikel). Lehmformerei wendete man da an, wo man die Anschaffung eines Modells vermeiden wollte.
Beim Guss von Bildwerken in Eisen 1) verfuhr man wie beim Erzguss, indem man das Modell in Gips und diese Gipsformen in
1) Siehe Martius, Zur Geschichte der Eisengiesserei im allgemeinen und insbesondere der Bildgiesserei in Eisen, in Karstens Archiv für Bergbau und Hüttenwesen, Bd. IX, S. 491.
Eisengieſserei 1801 bis 1815.
so aufgestellt wurden, daſs sie auf einen Punkt wirkten, was nament- lich zum Einsenken der Formen in die Dammgruben und zum Heraus- ziehen der gegossenen Stücke aus denselben nötig war.
Die Formerei teilt Karsten folgendermaſsen ein:
I. Magere Sandformerei,
1. Herdformerei: a) offene Herdformerei, b) Herdformerei mit eingesetzten Kernen, c) verdeckte Herdformerei;
2. Kastenformerei: a) mit zwei Kasten, b) mit drei und mehr Kasten.
II. Fette Sandformerei oder Massenformerei.
III. Lehmformerei.
IV. Kunstformerei.
V. Schalenguſs.
Bei der Sandformerei bediente man sich in ausgedehntem Maſse der Kernkasten zum Pressen der Sandkerne.
Beim Guſs hohler Munition wendete man in Ruſsland Sandkerne an, besser waren aber Lehmkerne, welche genau über einer Spindel abgedreht, dann gebrannt und in die hohle Kugelform von Sand ver- mittelst der eisernen Spindel, über welche sie abgedreht waren, hineingehängt wurden. Der Oberkasten war mit Bügeln versehen, in welche die aus dem Mundloch der hohlen Munition hervorragenden Spindeln genau hineinpaſsten und mit Splinten befestigt waren, so daſs die Kerne ganz frei in der Form hingen.
Karsten empfiehlt das Anfeuchten des Formsandes mit einer Auflösung von Kochsalz, namentlich für Kerne, die dann bei einer die Siedehitze wenig übersteigenden Temperatur getrocknet, eine völlig harte Masse geben.
Die Massenformerei, d. h. die Herstellung der Formen in fettem Sand oder Lehm in Kasten mit nachherigem Trocknen in Trocken- kammern wurde damals in ziemlichem Umfang angewendet, nament- lich für eiserne Kanonen, für Stücke mit vielen Kernen, und für kleine Kunstguſswaren (Medaillen und Luxusartikel). Lehmformerei wendete man da an, wo man die Anschaffung eines Modells vermeiden wollte.
Beim Guſs von Bildwerken in Eisen 1) verfuhr man wie beim Erzguſs, indem man das Modell in Gips und diese Gipsformen in
1) Siehe Martius, Zur Geschichte der Eisengieſserei im allgemeinen und insbesondere der Bildgieſserei in Eisen, in Karstens Archiv für Bergbau und Hüttenwesen, Bd. IX, S. 491.
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Eisengieſserei 1801 bis 1815.
so aufgestellt wurden, daſs sie auf einen Punkt wirkten, was nament-
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ziehen der gegossenen Stücke aus denselben nötig war.
Die Formerei teilt Karsten folgendermaſsen ein:
I. Magere Sandformerei,
1. Herdformerei: a) offene Herdformerei, b) Herdformerei mit
eingesetzten Kernen, c) verdeckte Herdformerei;
2. Kastenformerei: a) mit zwei Kasten, b) mit drei und mehr
Kasten.
II. Fette Sandformerei oder Massenformerei.
III. Lehmformerei.
IV. Kunstformerei.
V. Schalenguſs.
Bei der Sandformerei bediente man sich in ausgedehntem
Maſse der Kernkasten zum Pressen der Sandkerne.
Beim Guſs hohler Munition wendete man in Ruſsland Sandkerne
an, besser waren aber Lehmkerne, welche genau über einer Spindel
abgedreht, dann gebrannt und in die hohle Kugelform von Sand ver-
mittelst der eisernen Spindel, über welche sie abgedreht waren,
hineingehängt wurden. Der Oberkasten war mit Bügeln versehen, in
welche die aus dem Mundloch der hohlen Munition hervorragenden
Spindeln genau hineinpaſsten und mit Splinten befestigt waren, so
daſs die Kerne ganz frei in der Form hingen.
Karsten empfiehlt das Anfeuchten des Formsandes mit einer
Auflösung von Kochsalz, namentlich für Kerne, die dann bei einer die
Siedehitze wenig übersteigenden Temperatur getrocknet, eine völlig
harte Masse geben.
Die Massenformerei, d. h. die Herstellung der Formen in fettem
Sand oder Lehm in Kasten mit nachherigem Trocknen in Trocken-
kammern wurde damals in ziemlichem Umfang angewendet, nament-
lich für eiserne Kanonen, für Stücke mit vielen Kernen, und für
kleine Kunstguſswaren (Medaillen und Luxusartikel). Lehmformerei
wendete man da an, wo man die Anschaffung eines Modells vermeiden
wollte.
Beim Guſs von Bildwerken in Eisen 1) verfuhr man wie beim
Erzguſs, indem man das Modell in Gips und diese Gipsformen in
1) Siehe Martius, Zur Geschichte der Eisengieſserei im allgemeinen und
insbesondere der Bildgieſserei in Eisen, in Karstens Archiv für Bergbau und
Hüttenwesen, Bd. IX, S. 491.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/119>, abgerufen am 27.11.2024.
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