welche durch drei Bänder von Schmiedeeisen zusammengehalten wurden. Der Schacht wurde um ein hölzernes Modell in Masse gestampft. Eine Gicht bestand aus 40 kg Roheisen, 10 bis 12 kg Koks und brauchte 14 Minuten zum Niedergang. Ein zweiter Kupolofen war rund, 2,10 m hoch, unten 0,523, oben 0,366 m im Durchmesser, mit offener Brust oder Vorherd, so dass die Schlacke von selbst ablief. Dieser Ofen wurde mit Kiefernkohlen betrieben. Zu 0,037 m3 Holzkohlen wurden 10 bis 121/2 kg Eisen aufgegeben. Die Kupolöfen wurden anfänglich nur benutzt, wenn der Hochofen kalt stand. Man ging aber mit der Absicht um, später alles Eisen im Kupolofen umzuschmelzen 1). 1818 entstand die fürstlich von Fürstenbergische Eisengiesserei zu Joachim- thal, welche sehr gut ausgestattet wurde und nur eiserne Kasten hatte. Damals galt Böhmen als die hohe Schule für Sandguss. Sehr segens- reich für die Verbesserung der Eisengiesserei wirkte auch das neu- gegründete polytechnische Institut in Prag unter Gerstners Leitung. In Bayern suchte die Regierung die Eisengiesserei zu fördern. Hierzu trugen auch die jährlichen Kunstausstellungen in München bei. Der Staat hatte sich den Hochofenbetrieb mit Giesserei vorbehalten. Berg- rat Fuchs erwarb sich auf dem Hüttenwerk Obereichstädt durch Herstellung vortrefflicher emaillierter Gusswaren besonderes Verdienst.
Die gräflich Einsiedelsche Giesserei zu Lauchhammer bewahrte ihren alten Ruhm. 1804 lieferte sie 10729 Ctr. Gusswaren. 1805 starb Minister von Einsiedel und übernahm sein zweiter Sohn, der Finanzrat Graf Detlev von Einsiedel, das Werk, das er mit grosser Umsicht fortführte. 1807 wurde daselbst ein Temperofen erbaut. In der Sandformerei machte man immer neue Fortschritte und wurde im genannten Jahre das Inventar an eisernen und metallenen Modellen sehr vermehrt, um danach Abgüsse in Sand zu formen und Lehmformen zu ersparen. 1810 gelang es den Giessermeistern Güthling und Waldau, Branntweinblasen bis zu 1600 Liter Inhalt in Sand zu giessen. 1811 wurde das Formhaus mit neuen Kranen und Hebezeug versehen, eine überwölbte Trockenkammer gebaut und die eisernen Formkasten beträchtlich vermehrt. 1812 goss man Schlackenziegel von 0,093 cbm Grösse, auch Keil- und Gewölbsteine. 1813 wurde eine grosse Damm- grube mit eisernen Bodenstücken gebaut; in demselben Jahre wurde ein Flammofen errichtet. 1814 wurde eine Formlehm-Schlagmaschine nach den Angaben des Maschinendirektors Brendel gebaut.
1) Siehe Vollhann, Beiträge zur neueren Geschichte des Eisenhütten- wesens, 1825.
Eisengieſserei 1801 bis 1815.
welche durch drei Bänder von Schmiedeeisen zusammengehalten wurden. Der Schacht wurde um ein hölzernes Modell in Masse gestampft. Eine Gicht bestand aus 40 kg Roheisen, 10 bis 12 kg Koks und brauchte 14 Minuten zum Niedergang. Ein zweiter Kupolofen war rund, 2,10 m hoch, unten 0,523, oben 0,366 m im Durchmesser, mit offener Brust oder Vorherd, so daſs die Schlacke von selbst ablief. Dieser Ofen wurde mit Kiefernkohlen betrieben. Zu 0,037 m3 Holzkohlen wurden 10 bis 12½ kg Eisen aufgegeben. Die Kupolöfen wurden anfänglich nur benutzt, wenn der Hochofen kalt stand. Man ging aber mit der Absicht um, später alles Eisen im Kupolofen umzuschmelzen 1). 1818 entstand die fürstlich von Fürstenbergische Eisengieſserei zu Joachim- thal, welche sehr gut ausgestattet wurde und nur eiserne Kasten hatte. Damals galt Böhmen als die hohe Schule für Sandguſs. Sehr segens- reich für die Verbesserung der Eisengieſserei wirkte auch das neu- gegründete polytechnische Institut in Prag unter Gerstners Leitung. In Bayern suchte die Regierung die Eisengieſserei zu fördern. Hierzu trugen auch die jährlichen Kunstausstellungen in München bei. Der Staat hatte sich den Hochofenbetrieb mit Gieſserei vorbehalten. Berg- rat Fuchs erwarb sich auf dem Hüttenwerk Obereichstädt durch Herstellung vortrefflicher emaillierter Guſswaren besonderes Verdienst.
Die gräflich Einsiedelsche Gieſserei zu Lauchhammer bewahrte ihren alten Ruhm. 1804 lieferte sie 10729 Ctr. Guſswaren. 1805 starb Minister von Einsiedel und übernahm sein zweiter Sohn, der Finanzrat Graf Detlev von Einsiedel, das Werk, das er mit groſser Umsicht fortführte. 1807 wurde daselbst ein Temperofen erbaut. In der Sandformerei machte man immer neue Fortschritte und wurde im genannten Jahre das Inventar an eisernen und metallenen Modellen sehr vermehrt, um danach Abgüsse in Sand zu formen und Lehmformen zu ersparen. 1810 gelang es den Gieſsermeistern Güthling und Waldau, Branntweinblasen bis zu 1600 Liter Inhalt in Sand zu gieſsen. 1811 wurde das Formhaus mit neuen Kranen und Hebezeug versehen, eine überwölbte Trockenkammer gebaut und die eisernen Formkasten beträchtlich vermehrt. 1812 goſs man Schlackenziegel von 0,093 cbm Gröſse, auch Keil- und Gewölbsteine. 1813 wurde eine groſse Damm- grube mit eisernen Bodenstücken gebaut; in demselben Jahre wurde ein Flammofen errichtet. 1814 wurde eine Formlehm-Schlagmaschine nach den Angaben des Maschinendirektors Brendel gebaut.
1) Siehe Vollhann, Beiträge zur neueren Geschichte des Eisenhütten- wesens, 1825.
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Eisengieſserei 1801 bis 1815.
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Der Schacht wurde um ein hölzernes Modell in Masse gestampft.
Eine Gicht bestand aus 40 kg Roheisen, 10 bis 12 kg Koks und brauchte
14 Minuten zum Niedergang. Ein zweiter Kupolofen war rund, 2,10 m
hoch, unten 0,523, oben 0,366 m im Durchmesser, mit offener Brust oder
Vorherd, so daſs die Schlacke von selbst ablief. Dieser Ofen wurde
mit Kiefernkohlen betrieben. Zu 0,037 m3 Holzkohlen wurden 10 bis
12½ kg Eisen aufgegeben. Die Kupolöfen wurden anfänglich nur
benutzt, wenn der Hochofen kalt stand. Man ging aber mit der
Absicht um, später alles Eisen im Kupolofen umzuschmelzen 1). 1818
entstand die fürstlich von Fürstenbergische Eisengieſserei zu Joachim-
thal, welche sehr gut ausgestattet wurde und nur eiserne Kasten hatte.
Damals galt Böhmen als die hohe Schule für Sandguſs. Sehr segens-
reich für die Verbesserung der Eisengieſserei wirkte auch das neu-
gegründete polytechnische Institut in Prag unter Gerstners Leitung.
In Bayern suchte die Regierung die Eisengieſserei zu fördern. Hierzu
trugen auch die jährlichen Kunstausstellungen in München bei. Der
Staat hatte sich den Hochofenbetrieb mit Gieſserei vorbehalten. Berg-
rat Fuchs erwarb sich auf dem Hüttenwerk Obereichstädt durch
Herstellung vortrefflicher emaillierter Guſswaren besonderes Verdienst.
Die gräflich Einsiedelsche Gieſserei zu Lauchhammer bewahrte
ihren alten Ruhm. 1804 lieferte sie 10729 Ctr. Guſswaren. 1805
starb Minister von Einsiedel und übernahm sein zweiter Sohn, der
Finanzrat Graf Detlev von Einsiedel, das Werk, das er mit groſser
Umsicht fortführte. 1807 wurde daselbst ein Temperofen erbaut. In
der Sandformerei machte man immer neue Fortschritte und wurde
im genannten Jahre das Inventar an eisernen und metallenen Modellen
sehr vermehrt, um danach Abgüsse in Sand zu formen und Lehmformen
zu ersparen. 1810 gelang es den Gieſsermeistern Güthling und
Waldau, Branntweinblasen bis zu 1600 Liter Inhalt in Sand zu gieſsen.
1811 wurde das Formhaus mit neuen Kranen und Hebezeug versehen,
eine überwölbte Trockenkammer gebaut und die eisernen Formkasten
beträchtlich vermehrt. 1812 goſs man Schlackenziegel von 0,093 cbm
Gröſse, auch Keil- und Gewölbsteine. 1813 wurde eine groſse Damm-
grube mit eisernen Bodenstücken gebaut; in demselben Jahre wurde
ein Flammofen errichtet. 1814 wurde eine Formlehm-Schlagmaschine
nach den Angaben des Maschinendirektors Brendel gebaut.
1) Siehe Vollhann, Beiträge zur neueren Geschichte des Eisenhütten-
wesens, 1825.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/121>, abgerufen am 27.11.2024.
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