Villefosse) in senkrechtem und ebenem Schnitt. Den trefflichen Bericht von Bonnard über den englischen Puddelprozess zu jener Zeit haben wir im Auszug früher schon mitgeteilt. Karsten hatte zwar, als er die erste Auflage seines Werkes veröffentlichte (1816),
[Abbildung]
Fig. 36.
[Abbildung]
Fig. 37.
noch keine praktische Erfahrung im Puddelbetrieb, trotzdem ist seine Schilderung desselben mit grosser Umsicht abgefasst, weshalb wir das Wichtigste daraus kurz mitteilen wollen.
Das Reinigen des grauen Roheisens durch Umschmelzen in Feineisenfeuern als Vorbereitung für den Puddelprozess war bereits allgemein in Anwendung. Das Einschmelzen geschah in tiefen und weiten Herden mit viel Wind, welcher meist von zwei Formen geliefert wurde; dieselben hatten nur etwa 5 Grad Stechen. Damit die eisernen Formen bei dem schwachen Winde nicht wegschmolzen, wurden sie mit einem hohlen gegossenen Mantel umgeben, durch welchen beständig Wasser floss. Es war dies die erste regelmässige Verwendung von Wasser- formen (Fig. 38). O'Reilly sah solche 1802 zu Bradley 1). Man gab den Feinherden, welche im allgemeinen grösser und tiefer
[Abbildung]
Fig. 38.
waren als die gewöhnlichen Frischherde, verschiedene Form. Die von Vanderbroeck, Hütteninspektor zu Kaiserslautern, abgebildeten (Fig. 38 bis 44, a. f. S.) hatte man aus feuerbeständigen Thonmassen zusammen- gesetzt und denselben die Gestalt eines kleinen Ofens gegeben, indem man das Feuer über der Form zusammenzog und eine Art von Gicht- öffnung bildete, durch welche Koks und Eisen aufgegeben wurden. Hier 2)
1) Annales des arts et manufact. XXIII, 147.
2)Hassenfratz, a. a. O., III, 92, Pl. 42.
Beck, Geschichte des Eisens. 8
Stabeisenbereitung 1801 bis 1815.
Villefosse) in senkrechtem und ebenem Schnitt. Den trefflichen Bericht von Bonnard über den englischen Puddelprozeſs zu jener Zeit haben wir im Auszug früher schon mitgeteilt. Karsten hatte zwar, als er die erste Auflage seines Werkes veröffentlichte (1816),
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Fig. 36.
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Fig. 37.
noch keine praktische Erfahrung im Puddelbetrieb, trotzdem ist seine Schilderung desselben mit groſser Umsicht abgefaſst, weshalb wir das Wichtigste daraus kurz mitteilen wollen.
Das Reinigen des grauen Roheisens durch Umschmelzen in Feineisenfeuern als Vorbereitung für den Puddelprozeſs war bereits allgemein in Anwendung. Das Einschmelzen geschah in tiefen und weiten Herden mit viel Wind, welcher meist von zwei Formen geliefert wurde; dieselben hatten nur etwa 5 Grad Stechen. Damit die eisernen Formen bei dem schwachen Winde nicht wegschmolzen, wurden sie mit einem hohlen gegossenen Mantel umgeben, durch welchen beständig Wasser floſs. Es war dies die erste regelmäſsige Verwendung von Wasser- formen (Fig. 38). O’Reilly sah solche 1802 zu Bradley 1). Man gab den Feinherden, welche im allgemeinen gröſser und tiefer
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Fig. 38.
waren als die gewöhnlichen Frischherde, verschiedene Form. Die von Vanderbroeck, Hütteninspektor zu Kaiserslautern, abgebildeten (Fig. 38 bis 44, a. f. S.) hatte man aus feuerbeständigen Thonmassen zusammen- gesetzt und denselben die Gestalt eines kleinen Ofens gegeben, indem man das Feuer über der Form zusammenzog und eine Art von Gicht- öffnung bildete, durch welche Koks und Eisen aufgegeben wurden. Hier 2)
1) Annales des arts et manufact. XXIII, 147.
2)Hassenfratz, a. a. O., III, 92, Pl. 42.
Beck, Geschichte des Eisens. 8
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Stabeisenbereitung 1801 bis 1815.
Villefosse) in senkrechtem und ebenem Schnitt. Den trefflichen
Bericht von Bonnard über den englischen Puddelprozeſs zu jener
Zeit haben wir im Auszug früher schon mitgeteilt. Karsten hatte
zwar, als er die erste Auflage seines Werkes veröffentlichte (1816),
[Abbildung Fig. 36.]
[Abbildung Fig. 37.]
noch keine praktische Erfahrung im Puddelbetrieb, trotzdem ist seine
Schilderung desselben mit groſser Umsicht abgefaſst, weshalb wir das
Wichtigste daraus kurz mitteilen wollen.
Das Reinigen des grauen Roheisens durch Umschmelzen in
Feineisenfeuern als Vorbereitung für den Puddelprozeſs war bereits
allgemein in Anwendung. Das Einschmelzen geschah in tiefen und
weiten Herden mit viel Wind, welcher meist von zwei Formen geliefert
wurde; dieselben hatten nur etwa 5 Grad Stechen. Damit die eisernen
Formen bei dem schwachen Winde nicht
wegschmolzen, wurden sie mit einem hohlen
gegossenen Mantel umgeben, durch welchen
beständig Wasser floſs. Es war dies die
erste regelmäſsige Verwendung von Wasser-
formen (Fig. 38). O’Reilly sah solche 1802
zu Bradley 1). Man gab den Feinherden,
welche im allgemeinen gröſser und tiefer
[Abbildung Fig. 38.]
waren als die gewöhnlichen Frischherde, verschiedene Form. Die von
Vanderbroeck, Hütteninspektor zu Kaiserslautern, abgebildeten (Fig. 38
bis 44, a. f. S.) hatte man aus feuerbeständigen Thonmassen zusammen-
gesetzt und denselben die Gestalt eines kleinen Ofens gegeben, indem
man das Feuer über der Form zusammenzog und eine Art von Gicht-
öffnung bildete, durch welche Koks und Eisen aufgegeben wurden. Hier
2)
1) Annales des arts et manufact. XXIII, 147.
2) Hassenfratz, a. a. O., III, 92, Pl. 42.
Beck, Geschichte des Eisens. 8
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/129>, abgerufen am 26.11.2024.
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