lich gewechselt. Die Herren Mouchel liessen den Draht meistens von Arbeitern im Hausbetrieb ziehen, ganz ähnlich, wie dies in Altena und Iserlohn üblich war. Daneben hatten sie aber eine Drahtzieherei mit 24 Rollen in einem Raume. Auch zum Richten des Drahtes hatten die Herren Mouchel einen verbesserten Apparat erfunden 1). Sie machten sehr guten Stahldraht, wozu sie den Stahl von La Hutte bei Darney in den Vogesen bezogen. Der Stahldrahtzug war von dem Eisendrahtzug getrennt.
In England nahm William Bell 1815 ein Patent (Nr. 3907) für ein eigentümliches Drahtwalzwerk, welches nach seiner Beschreibung so eingerichtet war, dass aus einem Flachstab gleichzeitig eine Anzahl Drähte gewalzt wurden, welche noch zusammenhingen und nachträg- lich erst durch Schneidwalzen, Scheren oder sonstige Vorrichtungen voneinander getrennt wurden.
Auch bei der Blechfabrikation kamen mehr und mehr die Walzwerke zur Anwendung und, wo dies der Fall war, bediente man sich ebenfalls geschlossener Glühöfen, welche geringeren Kohlen- verbrauch hatten und die Arbeit rascher förderten, da sie viel mehr leisteten als die alte Methode des Glühens der Bleche auf eisernen Stangen über einem offenen Herdfeuer. Meistens hatte man sogar zwei Glühöfen bei einem Walzwerk. In ihrer Konstruktion entsprachen sie den Glühöfen der Schneidwerke, nur dass sie breiter waren. Hohe Feuer- brücke, niedriges Gewölbe, tiefliegender Fuchs waren für einen Blech- glühofen erforderlich. Der Fuchs war zur Regulierung der Hitze mit einem Schieber versehen. In der Regel lag die Arbeitsthür dem Rost gegenüber, so dass beim Öffnen der Thüre die Flamme herausschlug und den Eintritt der äusseren Luft in den Glühraum verhinderte.
Auf den grossen belgischen Blechhütten wendete man keine Flammöfen, sondern Gewölbe mit einem Rost, wie auch bei den Schneidwerken, welche unter einer Esse standen, an. Auch hier sparte man Brennmaterial, hatte aber mehr Verderb an Eisen.
Bei den Schwarzblechwalzen hatte man in der Regel ein Sturzwalzwerk und daneben ein Schlichtwalzwerk. Der Feuermann reichte die gehörig erhitzten Stürze dem Walzarbeiter, der sie durch die Walzen gehen liess; ein zweiter nahm sie auf der anderen Seite in Empfang und gab sie dem ersten zurück, der sie ein zweites, drittes und viertes Mal durchsteckte, wobei jedesmal die Walzen enger geschraubt wurden Hatten die Stürze die gewünschte Länge, so
1) Siehe l. c., Pl. VI.
Stabeisenbereitung 1801 bis 1815.
lich gewechselt. Die Herren Mouchel lieſsen den Draht meistens von Arbeitern im Hausbetrieb ziehen, ganz ähnlich, wie dies in Altena und Iserlohn üblich war. Daneben hatten sie aber eine Drahtzieherei mit 24 Rollen in einem Raume. Auch zum Richten des Drahtes hatten die Herren Mouchel einen verbesserten Apparat erfunden 1). Sie machten sehr guten Stahldraht, wozu sie den Stahl von La Hutte bei Darney in den Vogesen bezogen. Der Stahldrahtzug war von dem Eisendrahtzug getrennt.
In England nahm William Bell 1815 ein Patent (Nr. 3907) für ein eigentümliches Drahtwalzwerk, welches nach seiner Beschreibung so eingerichtet war, daſs aus einem Flachstab gleichzeitig eine Anzahl Drähte gewalzt wurden, welche noch zusammenhingen und nachträg- lich erst durch Schneidwalzen, Scheren oder sonstige Vorrichtungen voneinander getrennt wurden.
Auch bei der Blechfabrikation kamen mehr und mehr die Walzwerke zur Anwendung und, wo dies der Fall war, bediente man sich ebenfalls geschlossener Glühöfen, welche geringeren Kohlen- verbrauch hatten und die Arbeit rascher förderten, da sie viel mehr leisteten als die alte Methode des Glühens der Bleche auf eisernen Stangen über einem offenen Herdfeuer. Meistens hatte man sogar zwei Glühöfen bei einem Walzwerk. In ihrer Konstruktion entsprachen sie den Glühöfen der Schneidwerke, nur daſs sie breiter waren. Hohe Feuer- brücke, niedriges Gewölbe, tiefliegender Fuchs waren für einen Blech- glühofen erforderlich. Der Fuchs war zur Regulierung der Hitze mit einem Schieber versehen. In der Regel lag die Arbeitsthür dem Rost gegenüber, so daſs beim Öffnen der Thüre die Flamme herausschlug und den Eintritt der äuſseren Luft in den Glühraum verhinderte.
Auf den groſsen belgischen Blechhütten wendete man keine Flammöfen, sondern Gewölbe mit einem Rost, wie auch bei den Schneidwerken, welche unter einer Esse standen, an. Auch hier sparte man Brennmaterial, hatte aber mehr Verderb an Eisen.
Bei den Schwarzblechwalzen hatte man in der Regel ein Sturzwalzwerk und daneben ein Schlichtwalzwerk. Der Feuermann reichte die gehörig erhitzten Stürze dem Walzarbeiter, der sie durch die Walzen gehen lieſs; ein zweiter nahm sie auf der anderen Seite in Empfang und gab sie dem ersten zurück, der sie ein zweites, drittes und viertes Mal durchsteckte, wobei jedesmal die Walzen enger geschraubt wurden Hatten die Stürze die gewünschte Länge, so
1) Siehe l. c., Pl. VI.
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Stabeisenbereitung 1801 bis 1815.
lich gewechselt. Die Herren Mouchel lieſsen den Draht meistens
von Arbeitern im Hausbetrieb ziehen, ganz ähnlich, wie dies in Altena
und Iserlohn üblich war. Daneben hatten sie aber eine Drahtzieherei
mit 24 Rollen in einem Raume. Auch zum Richten des Drahtes hatten
die Herren Mouchel einen verbesserten Apparat erfunden 1). Sie
machten sehr guten Stahldraht, wozu sie den Stahl von La Hutte
bei Darney in den Vogesen bezogen. Der Stahldrahtzug war von
dem Eisendrahtzug getrennt.
In England nahm William Bell 1815 ein Patent (Nr. 3907)
für ein eigentümliches Drahtwalzwerk, welches nach seiner Beschreibung
so eingerichtet war, daſs aus einem Flachstab gleichzeitig eine Anzahl
Drähte gewalzt wurden, welche noch zusammenhingen und nachträg-
lich erst durch Schneidwalzen, Scheren oder sonstige Vorrichtungen
voneinander getrennt wurden.
Auch bei der Blechfabrikation kamen mehr und mehr die
Walzwerke zur Anwendung und, wo dies der Fall war, bediente man
sich ebenfalls geschlossener Glühöfen, welche geringeren Kohlen-
verbrauch hatten und die Arbeit rascher förderten, da sie viel mehr
leisteten als die alte Methode des Glühens der Bleche auf eisernen
Stangen über einem offenen Herdfeuer. Meistens hatte man sogar zwei
Glühöfen bei einem Walzwerk. In ihrer Konstruktion entsprachen sie den
Glühöfen der Schneidwerke, nur daſs sie breiter waren. Hohe Feuer-
brücke, niedriges Gewölbe, tiefliegender Fuchs waren für einen Blech-
glühofen erforderlich. Der Fuchs war zur Regulierung der Hitze mit
einem Schieber versehen. In der Regel lag die Arbeitsthür dem Rost
gegenüber, so daſs beim Öffnen der Thüre die Flamme herausschlug
und den Eintritt der äuſseren Luft in den Glühraum verhinderte.
Auf den groſsen belgischen Blechhütten wendete man keine
Flammöfen, sondern Gewölbe mit einem Rost, wie auch bei den
Schneidwerken, welche unter einer Esse standen, an. Auch hier sparte
man Brennmaterial, hatte aber mehr Verderb an Eisen.
Bei den Schwarzblechwalzen hatte man in der Regel ein
Sturzwalzwerk und daneben ein Schlichtwalzwerk. Der Feuermann
reichte die gehörig erhitzten Stürze dem Walzarbeiter, der sie durch
die Walzen gehen lieſs; ein zweiter nahm sie auf der anderen Seite
in Empfang und gab sie dem ersten zurück, der sie ein zweites, drittes
und viertes Mal durchsteckte, wobei jedesmal die Walzen enger
geschraubt wurden Hatten die Stürze die gewünschte Länge, so
1) Siehe l. c., Pl. VI.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/142>, abgerufen am 25.11.2024.
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