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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Stahlbereitung 1801 bis 1815.
einen wesentlichen Bestandteil des Stahls zu erklären. Stünkel jr.
stellte die Behauptung auf, man könne nur aus manganhaltigem Roh-
eisen Stahl machen, da aber nach seiner Annahme das Roheisen
manganhaltiger Erze immer weiss fallen musste, so folgte weiter
hieraus, dass sich nur aus weissen Eisensorten Stahl herstellen liesse.
[Abbildung] Fig. 46.
Das waren Übertreibungen, denen die Thatsachen widersprachen.
Sowohl in Schweden wie in Frankreich machte man ganz guten
Schmelzstahl aus grauem Roheisen. Die Roheisensorten, welche man
in den Stahlwerken von Rives verwendete, von St. Vincent und von
Allvard im Departement von Isere, von St. Hugon, Argentine, St.
Helene im Departement Montblanc, von St. Laurent im Departement
Drome waren alle grau, ebenso die, welche man auf dem Stahlwerk
la Hutte im Elsass zu dem Stahl verarbeitete, aus welchem man die
vorzüglichen Klingenthaler blanken Waffen machte. Allerdings war
es nach Karsten immer besser, graues Eisen durch Scheibenreissen
oder ein oxydierendes Schmelzen (mazeage) erst in weisses zu ver-
wandeln.

Die Cementstahlfabrikation blühte hauptsächlich in England,
wo sie die Grundlage aller Stahlbereitung bildete. Als Rohstoff
diente schwedisches Stangeneisen. Das
Brennen geschah meist in Öfen mit zwei
Kisten mit übermauerter Esse. Fig. 47
stellt einen Cementierofen zu Sheffield
nach Colliers Zeichnung vom Jahre 1796
dar (Bd. III, S. 769). Der rohe Brenn-
stahl (Blister steel) war noch keine
Handelsware. Er wurde es aber durch
einfaches Ausschmieden zu 7 bis 8 Linien
dicken Stäben unter einem Wasser-
hammer. In dieser Form hiess er ge-

[Abbildung] Fig. 47.
meiner Stahl (common steel) oder Stangenstahl (bar steel) und wurde
in grossen Mengen nach den beiden Indien und den englischen Kolo-

Beck, Geschichte des Eisens. 9

Stahlbereitung 1801 bis 1815.
einen wesentlichen Bestandteil des Stahls zu erklären. Stünkel jr.
stellte die Behauptung auf, man könne nur aus manganhaltigem Roh-
eisen Stahl machen, da aber nach seiner Annahme das Roheisen
manganhaltiger Erze immer weiſs fallen muſste, so folgte weiter
hieraus, daſs sich nur aus weiſsen Eisensorten Stahl herstellen lieſse.
[Abbildung] Fig. 46.
Das waren Übertreibungen, denen die Thatsachen widersprachen.
Sowohl in Schweden wie in Frankreich machte man ganz guten
Schmelzstahl aus grauem Roheisen. Die Roheisensorten, welche man
in den Stahlwerken von Rives verwendete, von St. Vincent und von
Allvard im Departement von Isère, von St. Hugon, Argentine, St.
Hélène im Departement Montblanc, von St. Laurent im Departement
Drôme waren alle grau, ebenso die, welche man auf dem Stahlwerk
la Hutte im Elsaſs zu dem Stahl verarbeitete, aus welchem man die
vorzüglichen Klingenthaler blanken Waffen machte. Allerdings war
es nach Karsten immer besser, graues Eisen durch Scheibenreiſsen
oder ein oxydierendes Schmelzen (mazéage) erst in weiſses zu ver-
wandeln.

Die Cementstahlfabrikation blühte hauptsächlich in England,
wo sie die Grundlage aller Stahlbereitung bildete. Als Rohstoff
diente schwedisches Stangeneisen. Das
Brennen geschah meist in Öfen mit zwei
Kisten mit übermauerter Esse. Fig. 47
stellt einen Cementierofen zu Sheffield
nach Colliers Zeichnung vom Jahre 1796
dar (Bd. III, S. 769). Der rohe Brenn-
stahl (Blister steel) war noch keine
Handelsware. Er wurde es aber durch
einfaches Ausschmieden zu 7 bis 8 Linien
dicken Stäben unter einem Wasser-
hammer. In dieser Form hieſs er ge-

[Abbildung] Fig. 47.
meiner Stahl (common steel) oder Stangenstahl (bar steel) und wurde
in groſsen Mengen nach den beiden Indien und den englischen Kolo-

Beck, Geschichte des Eisens. 9
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[129/0145] Stahlbereitung 1801 bis 1815. einen wesentlichen Bestandteil des Stahls zu erklären. Stünkel jr. stellte die Behauptung auf, man könne nur aus manganhaltigem Roh- eisen Stahl machen, da aber nach seiner Annahme das Roheisen manganhaltiger Erze immer weiſs fallen muſste, so folgte weiter hieraus, daſs sich nur aus weiſsen Eisensorten Stahl herstellen lieſse. [Abbildung Fig. 46.] Das waren Übertreibungen, denen die Thatsachen widersprachen. Sowohl in Schweden wie in Frankreich machte man ganz guten Schmelzstahl aus grauem Roheisen. Die Roheisensorten, welche man in den Stahlwerken von Rives verwendete, von St. Vincent und von Allvard im Departement von Isère, von St. Hugon, Argentine, St. Hélène im Departement Montblanc, von St. Laurent im Departement Drôme waren alle grau, ebenso die, welche man auf dem Stahlwerk la Hutte im Elsaſs zu dem Stahl verarbeitete, aus welchem man die vorzüglichen Klingenthaler blanken Waffen machte. Allerdings war es nach Karsten immer besser, graues Eisen durch Scheibenreiſsen oder ein oxydierendes Schmelzen (mazéage) erst in weiſses zu ver- wandeln. Die Cementstahlfabrikation blühte hauptsächlich in England, wo sie die Grundlage aller Stahlbereitung bildete. Als Rohstoff diente schwedisches Stangeneisen. Das Brennen geschah meist in Öfen mit zwei Kisten mit übermauerter Esse. Fig. 47 stellt einen Cementierofen zu Sheffield nach Colliers Zeichnung vom Jahre 1796 dar (Bd. III, S. 769). Der rohe Brenn- stahl (Blister steel) war noch keine Handelsware. Er wurde es aber durch einfaches Ausschmieden zu 7 bis 8 Linien dicken Stäben unter einem Wasser- hammer. In dieser Form hieſs er ge- [Abbildung Fig. 47.] meiner Stahl (common steel) oder Stangenstahl (bar steel) und wurde in groſsen Mengen nach den beiden Indien und den englischen Kolo- Beck, Geschichte des Eisens. 9

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/145>, abgerufen am 24.11.2024.