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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Frankreich 1801 bis 1815.
4 Frcs. der Centner. Ein Schmied hatte 36 Frcs. Lohn die Woche.
Er arbeitete drei Tage, je zwölf Stunden, während er 500 kg Stahl
machte. Der Preis des Stahls betrug 44 Frcs. für den Centner, für
Mock 38 Frcs. und für eisenschüssigen (ferreux) 33 Frcs. Die erste
Sorte, acier fin, diente für Waffen und Messerwaren und wurde nach
St. Etienne, Thiers und die mittleren Departements verkauft. Die
zweite Sorte, acier fendue ou double (Mock), mit Flecken, diente für
Schneidwaren im Departement Isere. Die dritte Sorte, acier ferreux,
diente für Ackergeräte. Durch das Verbot der Einfuhr englischen
Stahls hatte die Stahlindustrie dieser Provinz grossen Aufschwung ge-
nommen.

Auch im Departement de la Nievre machte man Rohstahl, doch
war das Verfahren von dem beschriebenen abweichend. Man schmolz
hier erst das Roheisen in einem besonderen Herde ein und stach es
in dünne Scheiben ab (mazer la fonte = Hartzerennen). Man schmolz
dann Sätze von 50 Pfund von diesem Hartzerenneisen (fonte mazee)
auf einem Löschherd ein, während man die Kolben oder Schrote der
vorhergehenden Schmelzung ausschmiedete und ablöschte, was etwa
11/4 Stunden in Anspruch nahm. Das Garen geschah mit viel
Schlacken in ähnlicher Weise; war aber das Eisen teigig geworden,
so brach man den ganzen Klumpen auf einmal aus, streckte ihn unter
dem Hammer und teilte ihn in mehrere Schrote.

Bei dieser Methode konnte ein Hammermeister mit einem Gesellen
in zwölf Stunden 3 bis 31/2 Ctr. Stahl verfertigen. Zu 1000 Pfd. Stahl
brauchte man 1600 Pfd. Roheisen und 37 Karren Kohlen. Der Ab-
brand war also bei diesem Verfahren grösser.

Die Gussstahlfabrikation hatte nur in Belgien wirklichen Erfolg.
Hier stellten die Gebrüder Poncelet in Lüttich seit 1807 einen guten
Gussstahl dar. Dieselben bewarben sich 1809 um den von der societe
d'encouragement ausgeschriebenen Preis von 4000 Frcs. Sie kon-
kurrierten damals nur mit einer schweizer Firma. Keinen von beiden
wurde der Preis zuerkannt, aber die Gebrüder Poncelet erhielten
eine goldene Medaille im Werte von 400 Frcs. Die Gebrüder Poncelet
brachten ihren Stahl auf den Markt und wetteiferten erfolgreich mit
englischem Gussstahl.

1807 gründete der Schotte John Cockerill mit seinem Vater
eine Maschinenbauanstalt zu Lüttich, welche 1816 nach Seraing ver-
legt wurde, woraus sich später die moderne Eisenindustrie Belgiens
entwickelte.


Frankreich 1801 bis 1815.
4 Frcs. der Centner. Ein Schmied hatte 36 Frcs. Lohn die Woche.
Er arbeitete drei Tage, je zwölf Stunden, während er 500 kg Stahl
machte. Der Preis des Stahls betrug 44 Frcs. für den Centner, für
Mock 38 Frcs. und für eisenschüssigen (ferreux) 33 Frcs. Die erste
Sorte, acier fin, diente für Waffen und Messerwaren und wurde nach
St. Etienne, Thiers und die mittleren Departements verkauft. Die
zweite Sorte, acier fendue ou double (Mock), mit Flecken, diente für
Schneidwaren im Departement Isère. Die dritte Sorte, acier ferreux,
diente für Ackergeräte. Durch das Verbot der Einfuhr englischen
Stahls hatte die Stahlindustrie dieser Provinz groſsen Aufschwung ge-
nommen.

Auch im Departement de la Nièvre machte man Rohstahl, doch
war das Verfahren von dem beschriebenen abweichend. Man schmolz
hier erst das Roheisen in einem besonderen Herde ein und stach es
in dünne Scheiben ab (mazer la fonte = Hartzerennen). Man schmolz
dann Sätze von 50 Pfund von diesem Hartzerenneisen (fonte mazée)
auf einem Löschherd ein, während man die Kolben oder Schrote der
vorhergehenden Schmelzung ausschmiedete und ablöschte, was etwa
1¼ Stunden in Anspruch nahm. Das Garen geschah mit viel
Schlacken in ähnlicher Weise; war aber das Eisen teigig geworden,
so brach man den ganzen Klumpen auf einmal aus, streckte ihn unter
dem Hammer und teilte ihn in mehrere Schrote.

Bei dieser Methode konnte ein Hammermeister mit einem Gesellen
in zwölf Stunden 3 bis 3½ Ctr. Stahl verfertigen. Zu 1000 Pfd. Stahl
brauchte man 1600 Pfd. Roheisen und 37 Karren Kohlen. Der Ab-
brand war also bei diesem Verfahren gröſser.

Die Guſsstahlfabrikation hatte nur in Belgien wirklichen Erfolg.
Hier stellten die Gebrüder Poncelet in Lüttich seit 1807 einen guten
Guſsstahl dar. Dieselben bewarben sich 1809 um den von der societé
d’encouragement ausgeschriebenen Preis von 4000 Frcs. Sie kon-
kurrierten damals nur mit einer schweizer Firma. Keinen von beiden
wurde der Preis zuerkannt, aber die Gebrüder Poncelet erhielten
eine goldene Medaille im Werte von 400 Frcs. Die Gebrüder Poncelet
brachten ihren Stahl auf den Markt und wetteiferten erfolgreich mit
englischem Guſsstahl.

1807 gründete der Schotte John Cockerill mit seinem Vater
eine Maschinenbauanstalt zu Lüttich, welche 1816 nach Seraing ver-
legt wurde, woraus sich später die moderne Eisenindustrie Belgiens
entwickelte.


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[171/0187] Frankreich 1801 bis 1815. 4 Frcs. der Centner. Ein Schmied hatte 36 Frcs. Lohn die Woche. Er arbeitete drei Tage, je zwölf Stunden, während er 500 kg Stahl machte. Der Preis des Stahls betrug 44 Frcs. für den Centner, für Mock 38 Frcs. und für eisenschüssigen (ferreux) 33 Frcs. Die erste Sorte, acier fin, diente für Waffen und Messerwaren und wurde nach St. Etienne, Thiers und die mittleren Departements verkauft. Die zweite Sorte, acier fendue ou double (Mock), mit Flecken, diente für Schneidwaren im Departement Isère. Die dritte Sorte, acier ferreux, diente für Ackergeräte. Durch das Verbot der Einfuhr englischen Stahls hatte die Stahlindustrie dieser Provinz groſsen Aufschwung ge- nommen. Auch im Departement de la Nièvre machte man Rohstahl, doch war das Verfahren von dem beschriebenen abweichend. Man schmolz hier erst das Roheisen in einem besonderen Herde ein und stach es in dünne Scheiben ab (mazer la fonte = Hartzerennen). Man schmolz dann Sätze von 50 Pfund von diesem Hartzerenneisen (fonte mazée) auf einem Löschherd ein, während man die Kolben oder Schrote der vorhergehenden Schmelzung ausschmiedete und ablöschte, was etwa 1¼ Stunden in Anspruch nahm. Das Garen geschah mit viel Schlacken in ähnlicher Weise; war aber das Eisen teigig geworden, so brach man den ganzen Klumpen auf einmal aus, streckte ihn unter dem Hammer und teilte ihn in mehrere Schrote. Bei dieser Methode konnte ein Hammermeister mit einem Gesellen in zwölf Stunden 3 bis 3½ Ctr. Stahl verfertigen. Zu 1000 Pfd. Stahl brauchte man 1600 Pfd. Roheisen und 37 Karren Kohlen. Der Ab- brand war also bei diesem Verfahren gröſser. Die Guſsstahlfabrikation hatte nur in Belgien wirklichen Erfolg. Hier stellten die Gebrüder Poncelet in Lüttich seit 1807 einen guten Guſsstahl dar. Dieselben bewarben sich 1809 um den von der societé d’encouragement ausgeschriebenen Preis von 4000 Frcs. Sie kon- kurrierten damals nur mit einer schweizer Firma. Keinen von beiden wurde der Preis zuerkannt, aber die Gebrüder Poncelet erhielten eine goldene Medaille im Werte von 400 Frcs. Die Gebrüder Poncelet brachten ihren Stahl auf den Markt und wetteiferten erfolgreich mit englischem Guſsstahl. 1807 gründete der Schotte John Cockerill mit seinem Vater eine Maschinenbauanstalt zu Lüttich, welche 1816 nach Seraing ver- legt wurde, woraus sich später die moderne Eisenindustrie Belgiens entwickelte.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/187>, abgerufen am 21.11.2024.