Durch die Benutzung des Eisens als Baumaterial, besonders zum Brückenbau, wurde die Frage, welche Anforderungen man an die Tragkraft des Eisens stellen konnte, eine um so dringendere, als die Frage, ob gusseiserne oder schmiedeeiserne Brücken den Vorzug ver- dienten, aufs engste damit zusammenhing. Deshalb beschäftigten sich schon seit längerer Zeit Theoretiker und Praktiker mit Versuchen über die Festigkeit des Eisens, die besonders in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts in umfassender, systematischer Weise angestellt wurden und deren Resultate die Grundlage der praktischen Grund- sätze über die Festigkeit der Eisensorten wurden.
Namentlich waren es die Engländer, welche die erste Veranlassung hatten, sich mit dieser Sache zu beschäftigen. Maschinenfabrikanten, wie Bramah und Banks, und Brückenbauer, wie Rennie und Tel- ford, stellten Versuche über die Festigkeit des Eisens an. In syste- matischer wissenschaftlicher Weise geschah dies aber erst durch Duleaus Untersuchungen über die Festigkeit des Schmiedeeisens 1) und durch Tredgolds Versuche über die Festigkeit des Gusseisens 2) um das Jahr 1820. Viele Andere beschäftigten sich noch mit dieser Frage, die nur durch zahlreiche Versuche der Lösung nahe gebracht werden konnte. John Banks hatte seine Untersuchungen bereits 1803 bekannt gemacht 3). Rondelet veröffentlichte 4) 1817 zahlreiche ältere Versuche von Soufflot (+ 1781), welche dieser unter Anleitung Buffons angestellt hatte. Der Schwede von Sickingen hatte eben- falls bereits 1782 Resultate mitgeteilt 5). William Reynolds und Josef Bramahs Experimente waren zum Teil ebenfalls schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts angestellt. Eytelwein hatte 1808 Festig- keitsversuche herausgegeben; danach Tredgold zuerst 1810 und Rondelet 1814. Th. Telfords Resultate wurden 1817 von Barlow veröffentlicht, ebenso die von S. Brown6). G. Rennies Versuche wurden 1818 bekannt 7). Seguins Arbeit über Drahtbrücken erschien 1824; Lagerhjelms gründliche Versuche über Dichtigkeit, Gleichartig-
1) Essai theorique et experimental sur la resistance du fer forge par A. Duleau, Paris 1820.
2) Practical Essay on the strength of cast iron and other metals by Thomas Tredgold, 2th ed. 1823.
3) On the power of machines by John Banks, Kindall 1803.
4) Traite theorique et pratique de l'art de batir 1814--1817. Vol. IV, p. 499.
5) v. Sickingen, Versuche über die Platina 1782.
6) An Essay on the strength and stress of timber, by P. Barlow 1817.
7) Account of Experiments made on the strength of materials by G. Rennie, Philos. Transact. 1818, I, 118.
Die Physik des Eisens 1816 bis 1830.
Durch die Benutzung des Eisens als Baumaterial, besonders zum Brückenbau, wurde die Frage, welche Anforderungen man an die Tragkraft des Eisens stellen konnte, eine um so dringendere, als die Frage, ob guſseiserne oder schmiedeeiserne Brücken den Vorzug ver- dienten, aufs engste damit zusammenhing. Deshalb beschäftigten sich schon seit längerer Zeit Theoretiker und Praktiker mit Versuchen über die Festigkeit des Eisens, die besonders in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts in umfassender, systematischer Weise angestellt wurden und deren Resultate die Grundlage der praktischen Grund- sätze über die Festigkeit der Eisensorten wurden.
Namentlich waren es die Engländer, welche die erste Veranlassung hatten, sich mit dieser Sache zu beschäftigen. Maschinenfabrikanten, wie Bramah und Banks, und Brückenbauer, wie Rennie und Tel- ford, stellten Versuche über die Festigkeit des Eisens an. In syste- matischer wissenschaftlicher Weise geschah dies aber erst durch Duleaus Untersuchungen über die Festigkeit des Schmiedeeisens 1) und durch Tredgolds Versuche über die Festigkeit des Guſseisens 2) um das Jahr 1820. Viele Andere beschäftigten sich noch mit dieser Frage, die nur durch zahlreiche Versuche der Lösung nahe gebracht werden konnte. John Banks hatte seine Untersuchungen bereits 1803 bekannt gemacht 3). Rondelet veröffentlichte 4) 1817 zahlreiche ältere Versuche von Soufflot († 1781), welche dieser unter Anleitung Buffons angestellt hatte. Der Schwede von Sickingen hatte eben- falls bereits 1782 Resultate mitgeteilt 5). William Reynolds und Josef Bramahs Experimente waren zum Teil ebenfalls schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts angestellt. Eytelwein hatte 1808 Festig- keitsversuche herausgegeben; danach Tredgold zuerst 1810 und Rondelet 1814. Th. Telfords Resultate wurden 1817 von Barlow veröffentlicht, ebenso die von S. Brown6). G. Rennies Versuche wurden 1818 bekannt 7). Seguins Arbeit über Drahtbrücken erschien 1824; Lagerhjelms gründliche Versuche über Dichtigkeit, Gleichartig-
1) Éssai théorique et experimental sur la resistance du fer forgé par A. Duleau, Paris 1820.
2) Practical Essay on the strength of cast iron and other metals by Thomas Tredgold, 2th ed. 1823.
3) On the power of machines by John Banks, Kindall 1803.
4) Traité théorique et pratique de l’art de batir 1814—1817. Vol. IV, p. 499.
5) v. Sickingen, Versuche über die Platina 1782.
6) An Essay on the strength and stress of timber, by P. Barlow 1817.
7) Account of Experiments made on the strength of materials by G. Rennie, Philos. Transact. 1818, I, 118.
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Die Physik des Eisens 1816 bis 1830.
Durch die Benutzung des Eisens als Baumaterial, besonders zum
Brückenbau, wurde die Frage, welche Anforderungen man an die
Tragkraft des Eisens stellen konnte, eine um so dringendere, als die
Frage, ob guſseiserne oder schmiedeeiserne Brücken den Vorzug ver-
dienten, aufs engste damit zusammenhing. Deshalb beschäftigten sich
schon seit längerer Zeit Theoretiker und Praktiker mit Versuchen
über die Festigkeit des Eisens, die besonders in den zwanziger Jahren
dieses Jahrhunderts in umfassender, systematischer Weise angestellt
wurden und deren Resultate die Grundlage der praktischen Grund-
sätze über die Festigkeit der Eisensorten wurden.
Namentlich waren es die Engländer, welche die erste Veranlassung
hatten, sich mit dieser Sache zu beschäftigen. Maschinenfabrikanten,
wie Bramah und Banks, und Brückenbauer, wie Rennie und Tel-
ford, stellten Versuche über die Festigkeit des Eisens an. In syste-
matischer wissenschaftlicher Weise geschah dies aber erst durch
Duleaus Untersuchungen über die Festigkeit des Schmiedeeisens 1)
und durch Tredgolds Versuche über die Festigkeit des Guſseisens 2)
um das Jahr 1820. Viele Andere beschäftigten sich noch mit dieser
Frage, die nur durch zahlreiche Versuche der Lösung nahe gebracht
werden konnte. John Banks hatte seine Untersuchungen bereits
1803 bekannt gemacht 3). Rondelet veröffentlichte 4) 1817 zahlreiche
ältere Versuche von Soufflot († 1781), welche dieser unter Anleitung
Buffons angestellt hatte. Der Schwede von Sickingen hatte eben-
falls bereits 1782 Resultate mitgeteilt 5). William Reynolds und
Josef Bramahs Experimente waren zum Teil ebenfalls schon gegen
Ende des 18. Jahrhunderts angestellt. Eytelwein hatte 1808 Festig-
keitsversuche herausgegeben; danach Tredgold zuerst 1810 und
Rondelet 1814. Th. Telfords Resultate wurden 1817 von Barlow
veröffentlicht, ebenso die von S. Brown 6). G. Rennies Versuche
wurden 1818 bekannt 7). Seguins Arbeit über Drahtbrücken erschien
1824; Lagerhjelms gründliche Versuche über Dichtigkeit, Gleichartig-
1) Éssai théorique et experimental sur la resistance du fer forgé par
A. Duleau, Paris 1820.
2) Practical Essay on the strength of cast iron and other metals by Thomas
Tredgold, 2th ed. 1823.
3) On the power of machines by John Banks, Kindall 1803.
4) Traité théorique et pratique de l’art de batir 1814—1817. Vol. IV, p. 499.
5) v. Sickingen, Versuche über die Platina 1782.
6) An Essay on the strength and stress of timber, by P. Barlow 1817.
7) Account of Experiments made on the strength of materials by G. Rennie,
Philos. Transact. 1818, I, 118.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/223>, abgerufen am 24.11.2024.
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