Einleitung. -- Die napoleonische Zeit 1801 bis 1815.
Die napoleonische Zeit (1801 bis 1815).
Das Jahrhundert begann unter dem siegreichen Stern Napoleon Bonapartes, damals erster Konsul, nachmals Kaiser der Franzosen. "Geld und Eisen sind notwendig, um den Frieden zu befehlen." Diese Worte rief er in seiner Proklamation vom 8. März 1800 den Franzosen zu. Sie sind in gewisser Hinsicht die Devise des Jahrhunderts geworden.
Napoleon und andere nach ihm wollten mit dem Eisen in der Hand den Frieden befehlen; Ströme von Blut sind geflossen, aber der Völkerfriede ist noch nicht gekommen. Wird ihn das folgende Jahr- hundert bringen?
Napoleon war der echte Sohn der Revolution. Er hatte es selbst mit erlebt, dass es das Eisen war, das die glorreiche Republik Frank- reich gegen die Koalition der europäischen Fürsten verteidigt hatte, das Eisen, welches in Frankreich gegraben, in Frankreich geschmolzen, in Frankreich zu Waffen verarbeitet worden war. Gelehrte waren es gewesen, Mathematiker, Naturforscher, welche dieses ermöglicht und dadurch den Erfolg herbeigeführt hatten. Besonders hatte sich die junge Wissenschaft der Chemie glänzend bewährt. Sie hatte sich als nützlich und als patriotisch erwiesen; dadurch war sie populär geworden. Napoleon erkannte dies, wie alle einsichtigen Franzosen jener Zeit; selbst ein Freund der Mathematik, fühlte er sich zu den Gelehrten dieser Wissenschaft, wie zu den Männern der praktischen Naturwissenschaften hingezogen und räumte ihnen einflussreiche Ehrenstellen ein. Die Mathematiker La Place, Monge, Carnot, die Chemiker Berthollet, Chaptal, Guyton de Morveau wirkten als Minister oder in anderen wichtigen Vertrauensstellungen. Die Mathematik sollte das wichtigste Erziehungsmittel, chemische und physikalische Kenntnisse Gemeingut aller Gebildeten werden. Deshalb berief Napoleon 1801 den Chemiker Fourcroy an die Spitze des öffentlichen Unterrichtswesens, der das Schulwesen in diesem Sinne umgestaltete und organisierte. Auch die Metallurgie sollte populär werden, besonders die Metallurgie des Eisens, deshalb beauftragte der Kaiser Hassenfratz, eine Siderotechnik, ein Lehrbuch der Eisen- hüttenkunde zu schreiben.
Dass Napoleon es sich angelegen sein liess, die Eisenindustrie
Einleitung. — Die napoleonische Zeit 1801 bis 1815.
Die napoleonische Zeit (1801 bis 1815).
Das Jahrhundert begann unter dem siegreichen Stern Napoleon Bonapartes, damals erster Konsul, nachmals Kaiser der Franzosen. „Geld und Eisen sind notwendig, um den Frieden zu befehlen.“ Diese Worte rief er in seiner Proklamation vom 8. März 1800 den Franzosen zu. Sie sind in gewisser Hinsicht die Devise des Jahrhunderts geworden.
Napoleon und andere nach ihm wollten mit dem Eisen in der Hand den Frieden befehlen; Ströme von Blut sind geflossen, aber der Völkerfriede ist noch nicht gekommen. Wird ihn das folgende Jahr- hundert bringen?
Napoleon war der echte Sohn der Revolution. Er hatte es selbst mit erlebt, daſs es das Eisen war, das die glorreiche Republik Frank- reich gegen die Koalition der europäischen Fürsten verteidigt hatte, das Eisen, welches in Frankreich gegraben, in Frankreich geschmolzen, in Frankreich zu Waffen verarbeitet worden war. Gelehrte waren es gewesen, Mathematiker, Naturforscher, welche dieses ermöglicht und dadurch den Erfolg herbeigeführt hatten. Besonders hatte sich die junge Wissenschaft der Chemie glänzend bewährt. Sie hatte sich als nützlich und als patriotisch erwiesen; dadurch war sie populär geworden. Napoleon erkannte dies, wie alle einsichtigen Franzosen jener Zeit; selbst ein Freund der Mathematik, fühlte er sich zu den Gelehrten dieser Wissenschaft, wie zu den Männern der praktischen Naturwissenschaften hingezogen und räumte ihnen einfluſsreiche Ehrenstellen ein. Die Mathematiker La Place, Monge, Carnot, die Chemiker Berthollet, Chaptal, Guyton de Morveau wirkten als Minister oder in anderen wichtigen Vertrauensstellungen. Die Mathematik sollte das wichtigste Erziehungsmittel, chemische und physikalische Kenntnisse Gemeingut aller Gebildeten werden. Deshalb berief Napoleon 1801 den Chemiker Fourcroy an die Spitze des öffentlichen Unterrichtswesens, der das Schulwesen in diesem Sinne umgestaltete und organisierte. Auch die Metallurgie sollte populär werden, besonders die Metallurgie des Eisens, deshalb beauftragte der Kaiser Hassenfratz, eine Siderotechnik, ein Lehrbuch der Eisen- hüttenkunde zu schreiben.
Daſs Napoleon es sich angelegen sein lieſs, die Eisenindustrie
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Einleitung. — Die napoleonische Zeit 1801 bis 1815.
Die napoleonische Zeit
(1801 bis 1815).
Das Jahrhundert begann unter dem siegreichen Stern Napoleon
Bonapartes, damals erster Konsul, nachmals Kaiser der Franzosen.
„Geld und Eisen sind notwendig, um den Frieden zu befehlen.“ Diese
Worte rief er in seiner Proklamation vom 8. März 1800 den Franzosen
zu. Sie sind in gewisser Hinsicht die Devise des Jahrhunderts
geworden.
Napoleon und andere nach ihm wollten mit dem Eisen in der
Hand den Frieden befehlen; Ströme von Blut sind geflossen, aber der
Völkerfriede ist noch nicht gekommen. Wird ihn das folgende Jahr-
hundert bringen?
Napoleon war der echte Sohn der Revolution. Er hatte es selbst
mit erlebt, daſs es das Eisen war, das die glorreiche Republik Frank-
reich gegen die Koalition der europäischen Fürsten verteidigt hatte,
das Eisen, welches in Frankreich gegraben, in Frankreich geschmolzen,
in Frankreich zu Waffen verarbeitet worden war. Gelehrte waren es
gewesen, Mathematiker, Naturforscher, welche dieses ermöglicht und
dadurch den Erfolg herbeigeführt hatten. Besonders hatte sich die
junge Wissenschaft der Chemie glänzend bewährt. Sie hatte sich
als nützlich und als patriotisch erwiesen; dadurch war sie populär
geworden. Napoleon erkannte dies, wie alle einsichtigen Franzosen
jener Zeit; selbst ein Freund der Mathematik, fühlte er sich zu den
Gelehrten dieser Wissenschaft, wie zu den Männern der praktischen
Naturwissenschaften hingezogen und räumte ihnen einfluſsreiche
Ehrenstellen ein. Die Mathematiker La Place, Monge, Carnot,
die Chemiker Berthollet, Chaptal, Guyton de Morveau wirkten
als Minister oder in anderen wichtigen Vertrauensstellungen. Die
Mathematik sollte das wichtigste Erziehungsmittel, chemische und
physikalische Kenntnisse Gemeingut aller Gebildeten werden. Deshalb
berief Napoleon 1801 den Chemiker Fourcroy an die Spitze des
öffentlichen Unterrichtswesens, der das Schulwesen in diesem Sinne
umgestaltete und organisierte. Auch die Metallurgie sollte populär
werden, besonders die Metallurgie des Eisens, deshalb beauftragte
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/23>, abgerufen am 21.11.2024.
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