Luft rotes Eisenoxyd. Von derselben Natur ist der kohlige Rück- stand, den weicher Stahl und Stabeisen hinterlassen. Noch ein anderer Teil der aus dem grauen Roheisen abgeschiedenen Kohle hat eine schwarzbraune Farbe, ist nicht magnetisch, färbt Kalilauge schwarz und verbrennt schon, ehe der Tiegel glühend wird. Von diesen drei Formen des Kohlenstoffes fehlt der Graphit niemals, während gewöhnlich nur die eine oder die andere der letzteren Verbindungen in den Rück- ständen erscheint. Konzentrierte Säuren zersetzen den Graphit nicht, dagegen die anderen Kohlenverbindungen grossenteils. Aus diesen Erscheinungen folgert Karsten, dass reines Kohlenmetall oder Graphit nur im grauen Roheisen und zwar in ungebundenem Zustande in dem Eisen enthalten ist.
Die zweite graphitartige Masse ist nicht reines Kohlenstoffmetall, noch auch oxydierte Kohle, wie der schwarzbraune Rückstand, der zuweilen bei grauem Eisen, immer aber bei weissem Roheisen und hartem Stahl zurückbleibt, sondern eine besondere Verbindung von Eisen mit Kohle von schwer bestimmbarer Zusammensetzung, die aber Karsten als Polycarburet des Eisens bezeichnete. Das Poly- carburet hinterliess 82 bis 94 Proz. Eisen beim Verbrennen. Ein Sechstel-Kohleneisen, Fe6C, welches beim Verbrennen 86,5 Proz. Eisen hinterlassen müsste, käme dem am nächsten. Doch lässt es Karsten un- entschieden, ob dies die richtige Zusammensetzung des Polycarburets sei. Da es ihm nicht gelang, auch nicht mit Chlorsilber, das Polycarburet rein abzuscheiden, und da die abgeschiedene kohlige Masse sich rasch zersetzte, so blieb Karstens Polycarburet eine theoretische Annahme.
Um den Kohlenstoffgehalt des weissen Roheisens mittels Horn- silber zu bestimmen, was direkt nicht gut ausführbar war, schlug Karsten vor, dasselbe durch Umschmelzen erst in graues Roheisen überzuführen. Da die durch das Hornsilber abgeschiedene Kohle noch Eisen und Kieselerde enthielt, so musste sie nach dem Wiegen ver- brannt und das zurückbleibende Eisenoxyd und die Kieselerde bestimmt werden. Um in dem grauen Roheisen den gebundenen und den un- gebundenen Kohlenstoff zu bestimmen, nahm Karsten zwei Proben, von denen die eine mit Hornsilber, die andere mit Salpetersäure be- handelt wurde, von letzterer blieb nur der Graphit im Rückstande zurück, der von dem durch die erstere Probe ermittelten gesamten Kohlenstoff in Abzug gebracht wurde. Auf diese Weise fand Karsten beispielsweise 1)
1) Siehe Karsten, §. 320, wo noch weitere Kohlenstoffbestimmungen mit- geteilt sind.
Die Chemie des Eisens 1816 bis 1830.
Luft rotes Eisenoxyd. Von derselben Natur ist der kohlige Rück- stand, den weicher Stahl und Stabeisen hinterlassen. Noch ein anderer Teil der aus dem grauen Roheisen abgeschiedenen Kohle hat eine schwarzbraune Farbe, ist nicht magnetisch, färbt Kalilauge schwarz und verbrennt schon, ehe der Tiegel glühend wird. Von diesen drei Formen des Kohlenstoffes fehlt der Graphit niemals, während gewöhnlich nur die eine oder die andere der letzteren Verbindungen in den Rück- ständen erscheint. Konzentrierte Säuren zersetzen den Graphit nicht, dagegen die anderen Kohlenverbindungen groſsenteils. Aus diesen Erscheinungen folgert Karsten, daſs reines Kohlenmetall oder Graphit nur im grauen Roheisen und zwar in ungebundenem Zustande in dem Eisen enthalten ist.
Die zweite graphitartige Masse ist nicht reines Kohlenstoffmetall, noch auch oxydierte Kohle, wie der schwarzbraune Rückstand, der zuweilen bei grauem Eisen, immer aber bei weiſsem Roheisen und hartem Stahl zurückbleibt, sondern eine besondere Verbindung von Eisen mit Kohle von schwer bestimmbarer Zusammensetzung, die aber Karsten als Polycarburet des Eisens bezeichnete. Das Poly- carburet hinterlieſs 82 bis 94 Proz. Eisen beim Verbrennen. Ein Sechstel-Kohleneisen, Fe6C, welches beim Verbrennen 86,5 Proz. Eisen hinterlassen müſste, käme dem am nächsten. Doch läſst es Karsten un- entschieden, ob dies die richtige Zusammensetzung des Polycarburets sei. Da es ihm nicht gelang, auch nicht mit Chlorsilber, das Polycarburet rein abzuscheiden, und da die abgeschiedene kohlige Masse sich rasch zersetzte, so blieb Karstens Polycarburet eine theoretische Annahme.
Um den Kohlenstoffgehalt des weiſsen Roheisens mittels Horn- silber zu bestimmen, was direkt nicht gut ausführbar war, schlug Karsten vor, dasselbe durch Umschmelzen erst in graues Roheisen überzuführen. Da die durch das Hornsilber abgeschiedene Kohle noch Eisen und Kieselerde enthielt, so muſste sie nach dem Wiegen ver- brannt und das zurückbleibende Eisenoxyd und die Kieselerde bestimmt werden. Um in dem grauen Roheisen den gebundenen und den un- gebundenen Kohlenstoff zu bestimmen, nahm Karsten zwei Proben, von denen die eine mit Hornsilber, die andere mit Salpetersäure be- handelt wurde, von letzterer blieb nur der Graphit im Rückstande zurück, der von dem durch die erstere Probe ermittelten gesamten Kohlenstoff in Abzug gebracht wurde. Auf diese Weise fand Karsten beispielsweise 1)
1) Siehe Karsten, §. 320, wo noch weitere Kohlenstoffbestimmungen mit- geteilt sind.
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Die Chemie des Eisens 1816 bis 1830.
Luft rotes Eisenoxyd. Von derselben Natur ist der kohlige Rück-
stand, den weicher Stahl und Stabeisen hinterlassen. Noch ein anderer
Teil der aus dem grauen Roheisen abgeschiedenen Kohle hat eine
schwarzbraune Farbe, ist nicht magnetisch, färbt Kalilauge schwarz und
verbrennt schon, ehe der Tiegel glühend wird. Von diesen drei Formen
des Kohlenstoffes fehlt der Graphit niemals, während gewöhnlich nur
die eine oder die andere der letzteren Verbindungen in den Rück-
ständen erscheint. Konzentrierte Säuren zersetzen den Graphit nicht,
dagegen die anderen Kohlenverbindungen groſsenteils. Aus diesen
Erscheinungen folgert Karsten, daſs reines Kohlenmetall oder Graphit
nur im grauen Roheisen und zwar in ungebundenem Zustande in dem
Eisen enthalten ist.
Die zweite graphitartige Masse ist nicht reines Kohlenstoffmetall,
noch auch oxydierte Kohle, wie der schwarzbraune Rückstand, der
zuweilen bei grauem Eisen, immer aber bei weiſsem Roheisen und
hartem Stahl zurückbleibt, sondern eine besondere Verbindung von
Eisen mit Kohle von schwer bestimmbarer Zusammensetzung, die
aber Karsten als Polycarburet des Eisens bezeichnete. Das Poly-
carburet hinterlieſs 82 bis 94 Proz. Eisen beim Verbrennen. Ein
Sechstel-Kohleneisen, Fe6C, welches beim Verbrennen 86,5 Proz. Eisen
hinterlassen müſste, käme dem am nächsten. Doch läſst es Karsten un-
entschieden, ob dies die richtige Zusammensetzung des Polycarburets sei.
Da es ihm nicht gelang, auch nicht mit Chlorsilber, das Polycarburet
rein abzuscheiden, und da die abgeschiedene kohlige Masse sich rasch
zersetzte, so blieb Karstens Polycarburet eine theoretische Annahme.
Um den Kohlenstoffgehalt des weiſsen Roheisens mittels Horn-
silber zu bestimmen, was direkt nicht gut ausführbar war, schlug
Karsten vor, dasselbe durch Umschmelzen erst in graues Roheisen
überzuführen. Da die durch das Hornsilber abgeschiedene Kohle noch
Eisen und Kieselerde enthielt, so muſste sie nach dem Wiegen ver-
brannt und das zurückbleibende Eisenoxyd und die Kieselerde bestimmt
werden. Um in dem grauen Roheisen den gebundenen und den un-
gebundenen Kohlenstoff zu bestimmen, nahm Karsten zwei Proben,
von denen die eine mit Hornsilber, die andere mit Salpetersäure be-
handelt wurde, von letzterer blieb nur der Graphit im Rückstande
zurück, der von dem durch die erstere Probe ermittelten gesamten
Kohlenstoff in Abzug gebracht wurde. Auf diese Weise fand Karsten
beispielsweise 1)
1) Siehe Karsten, §. 320, wo noch weitere Kohlenstoffbestimmungen mit-
geteilt sind.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/236>, abgerufen am 24.11.2024.
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