spat mit einem Zusatz von Natron und Borax an und setzte, um der Glasur die Eigenschaft des besseren Deckens mitzuteilen, etwas Zinn- oxyd zu 1). In England machte man damals sehr leichtes verzinntes Gussgeschirr. Der Formsand, den man dabei anwendete, war mit etwas Steinkohlenpulver vermischt. Die gegossenen Gefässe wurden in einem Ofen, der einem Glasofen ähnlich war, getempert. Die- jenigen, welche unrund aus der Form kamen, wurden in einem Flamm- ofen stärker erhitzt und hierauf eine ringförmige Schablone, welche genau die verlangte Form hatte, mit einigen Hammerschlägen in die- selben getrieben. Die Töpfe wurden dann aussen mit einer Feile, innen mit Meisseln poliert, indem man sie mittels einer Holzbüchse auf eine Drehscheibe spannte. Dann brachte man das Zinn in den Topf, rieb die Wände mit Salmiak, schwenkte um und goss das überflüssige Zinn in einen anderen Topf 2).
Die Herstellung von schmiedbarem Guss war schon in der vorhergehenden Periode ein selbständiger und wichtiger Industrie- zweig geworden. In Frankreich gelang es 1818 Baradelle und Deodor, die Fabrikation des schmiedbaren Gusses einzuführen, wofür sie am 23. Septbr. 1818 den von der Gesellschaft zur Beförderung der nationalen Industrie ausgesetzten Preis von 3000 Franken er- hielten 3). Sie waren die ersten, denen es seit Reaumur gelungen war, diesen Industriezweig im grossen zu betreiben.
In Deutschland hatte dieses Verfahren noch keinen Eingang ge- funden und was man davon wusste, beruhte auf der berühmten Schrift Reaumurs. Karsten behauptete noch, ein Gemenge von Knochen- asche mit Kohlenpulver sei das beste Aduzierungsmittel, dagegen seien Blutsteinpulver oder rotes Eisenoxyd und Kreide zu stark wirkende Mittel. Das beste Gusseisen zum Adouzieren sei das aus alten Stahl- und Stabeisenabgängen mit Kohlen im Tiegel ge- schmolzene weisse Roheisen 4).
Kastner unterzog 1823 den Prozess der Darstellung schmied- baren Gusses einer wissenschaftlichen Untersuchung 5), wobei er zu folgenden Resultaten kam: 1. Schwefel oder schwefelsaure Salze ent- haltendes Eisenoxyd ist als Glühmittel unbrauchbar. 2. Der benutzte
1) Siehe Karsten, a. a. O., §. 1092.
2)Coste et Perdonnet, a. a. O., S. 212.
3) Siehe Bericht von Gillet de Laumont in den Annales des mines 1819, IV, 159.
5) Siehe Neues Kunst- und Gewerbeblatt 1823, 9. Jahrg., S. 124, und Wed- ding, Eisenhüttenkunde III, 461.
Die Eisengieſserei 1816 bis 1830.
spat mit einem Zusatz von Natron und Borax an und setzte, um der Glasur die Eigenschaft des besseren Deckens mitzuteilen, etwas Zinn- oxyd zu 1). In England machte man damals sehr leichtes verzinntes Guſsgeschirr. Der Formsand, den man dabei anwendete, war mit etwas Steinkohlenpulver vermischt. Die gegossenen Gefäſse wurden in einem Ofen, der einem Glasofen ähnlich war, getempert. Die- jenigen, welche unrund aus der Form kamen, wurden in einem Flamm- ofen stärker erhitzt und hierauf eine ringförmige Schablone, welche genau die verlangte Form hatte, mit einigen Hammerschlägen in die- selben getrieben. Die Töpfe wurden dann auſsen mit einer Feile, innen mit Meiſseln poliert, indem man sie mittels einer Holzbüchse auf eine Drehscheibe spannte. Dann brachte man das Zinn in den Topf, rieb die Wände mit Salmiak, schwenkte um und goſs das überflüssige Zinn in einen anderen Topf 2).
Die Herstellung von schmiedbarem Guſs war schon in der vorhergehenden Periode ein selbständiger und wichtiger Industrie- zweig geworden. In Frankreich gelang es 1818 Baradelle und Déodor, die Fabrikation des schmiedbaren Gusses einzuführen, wofür sie am 23. Septbr. 1818 den von der Gesellschaft zur Beförderung der nationalen Industrie ausgesetzten Preis von 3000 Franken er- hielten 3). Sie waren die ersten, denen es seit Reaumur gelungen war, diesen Industriezweig im groſsen zu betreiben.
In Deutschland hatte dieses Verfahren noch keinen Eingang ge- funden und was man davon wuſste, beruhte auf der berühmten Schrift Reaumurs. Karsten behauptete noch, ein Gemenge von Knochen- asche mit Kohlenpulver sei das beste Aduzierungsmittel, dagegen seien Blutsteinpulver oder rotes Eisenoxyd und Kreide zu stark wirkende Mittel. Das beste Guſseisen zum Adouzieren sei das aus alten Stahl- und Stabeisenabgängen mit Kohlen im Tiegel ge- schmolzene weiſse Roheisen 4).
Kastner unterzog 1823 den Prozeſs der Darstellung schmied- baren Gusses einer wissenschaftlichen Untersuchung 5), wobei er zu folgenden Resultaten kam: 1. Schwefel oder schwefelsaure Salze ent- haltendes Eisenoxyd ist als Glühmittel unbrauchbar. 2. Der benutzte
1) Siehe Karsten, a. a. O., §. 1092.
2)Coste et Perdonnet, a. a. O., S. 212.
3) Siehe Bericht von Gillet de Laumont in den Annales des mines 1819, IV, 159.
5) Siehe Neues Kunst- und Gewerbeblatt 1823, 9. Jahrg., S. 124, und Wed- ding, Eisenhüttenkunde III, 461.
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Die Eisengieſserei 1816 bis 1830.
spat mit einem Zusatz von Natron und Borax an und setzte, um der
Glasur die Eigenschaft des besseren Deckens mitzuteilen, etwas Zinn-
oxyd zu 1). In England machte man damals sehr leichtes verzinntes
Guſsgeschirr. Der Formsand, den man dabei anwendete, war mit
etwas Steinkohlenpulver vermischt. Die gegossenen Gefäſse wurden
in einem Ofen, der einem Glasofen ähnlich war, getempert. Die-
jenigen, welche unrund aus der Form kamen, wurden in einem Flamm-
ofen stärker erhitzt und hierauf eine ringförmige Schablone, welche
genau die verlangte Form hatte, mit einigen Hammerschlägen in die-
selben getrieben. Die Töpfe wurden dann auſsen mit einer Feile,
innen mit Meiſseln poliert, indem man sie mittels einer Holzbüchse
auf eine Drehscheibe spannte. Dann brachte man das Zinn in den
Topf, rieb die Wände mit Salmiak, schwenkte um und goſs das
überflüssige Zinn in einen anderen Topf 2).
Die Herstellung von schmiedbarem Guſs war schon in der
vorhergehenden Periode ein selbständiger und wichtiger Industrie-
zweig geworden. In Frankreich gelang es 1818 Baradelle und
Déodor, die Fabrikation des schmiedbaren Gusses einzuführen, wofür
sie am 23. Septbr. 1818 den von der Gesellschaft zur Beförderung
der nationalen Industrie ausgesetzten Preis von 3000 Franken er-
hielten 3). Sie waren die ersten, denen es seit Reaumur gelungen
war, diesen Industriezweig im groſsen zu betreiben.
In Deutschland hatte dieses Verfahren noch keinen Eingang ge-
funden und was man davon wuſste, beruhte auf der berühmten Schrift
Reaumurs. Karsten behauptete noch, ein Gemenge von Knochen-
asche mit Kohlenpulver sei das beste Aduzierungsmittel, dagegen
seien Blutsteinpulver oder rotes Eisenoxyd und Kreide zu stark
wirkende Mittel. Das beste Guſseisen zum Adouzieren sei das aus
alten Stahl- und Stabeisenabgängen mit Kohlen im Tiegel ge-
schmolzene weiſse Roheisen 4).
Kastner unterzog 1823 den Prozeſs der Darstellung schmied-
baren Gusses einer wissenschaftlichen Untersuchung 5), wobei er zu
folgenden Resultaten kam: 1. Schwefel oder schwefelsaure Salze ent-
haltendes Eisenoxyd ist als Glühmittel unbrauchbar. 2. Der benutzte
1) Siehe Karsten, a. a. O., §. 1092.
2) Coste et Perdonnet, a. a. O., S. 212.
3) Siehe Bericht von Gillet de Laumont in den Annales des mines 1819,
IV, 159.
4) Siehe Karsten, Eisenhüttenkunde, 2. Aufl., §. 154.
5) Siehe Neues Kunst- und Gewerbeblatt 1823, 9. Jahrg., S. 124, und Wed-
ding, Eisenhüttenkunde III, 461.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/263>, abgerufen am 25.11.2024.
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