mehr Kieselsäure als ein einfaches Silikat; es nähert sich einem Bisilikat. Erst nach einiger Zeit tritt die Bildung einer normalen Rohschlacke ein, welche in ihrer Zusammensetzung im allgemeinen einem Singulosilikat entspricht. Im weiteren Verlauf nimmt die Schlacke immer mehr Eisenoxydul auf und geht nach und nach in Garschlacke über, deren Kieselsäuregehalt zuletzt so gering wird, dass die Masse nicht mehr verglast, sondern als gesinterte Masse, Schwahl, erscheint. Eine bestimmte Grenze zwischen Roh- und Garschlacke giebt es nicht.
Folgende Analysen 1) geben über die Zusammensetzung von Roh- und Garschlacke Aufschluss:
[Tabelle]
I. ist eine sehr gare und II. eine sehr rohe Schlacke von Skebo; beide Analysen rühren von Sefström her, III. ist eine Rohschlacke von Rybnik vom Anfang des Verfrischens von grauem Roheisen, IV. eine Garschlacke aus einer späteren Periode desselben Frischver- suches; beide Analysen sind von Karsten. Dass reine Rohschlacke ein Singulosilikat sei, ging auch daraus hervor, dass dieselbe bei dieser Zusammensetzung krystallisierte. Mitscherlich untersuchte krystallisierte Frischschlacke und fand dieselbe zusammengesetzt aus 67,24 Eisenoxydul und 31,16 Kieselsäure, mit einer geringen Bei- mischung von 0,65 Bittererde. Berthier, der die Puddelschlacken chemisch untersuchte, hat keine bestimmten Verbindungen von Eisen- oxydul und Kieselsäure nachweisen können, sondern fand nur in jedem Stadium des Prozesses wechselnde Gemenge 2).
Die Frischschlacke und zwar die Garschlacke ist es, welche die Oxydation des Kohlenstoffs im Roheisen, also das Frischen, bewirkt. Nach Karsten's Erklärung (2. Aufl., §. 1145) geschieht dies durch das überschüssige Eisenoxydul derselben, welches die Oxydation des
1) Analysen von Sefström in Jern Kontorets Annaler 1825 und Karstens Archiv XIV, 202; Analysen von Berthier, Annales des mines IX, 795, Karstens Archiv XI, 351; Analysen von Karsten, Archiv XV, 44 und 61.
2) Annales des mines IX, 795.
Das Eisenfrischen 1816 bis 1830.
mehr Kieselsäure als ein einfaches Silikat; es nähert sich einem Bisilikat. Erst nach einiger Zeit tritt die Bildung einer normalen Rohschlacke ein, welche in ihrer Zusammensetzung im allgemeinen einem Singulosilikat entspricht. Im weiteren Verlauf nimmt die Schlacke immer mehr Eisenoxydul auf und geht nach und nach in Garschlacke über, deren Kieselsäuregehalt zuletzt so gering wird, daſs die Masse nicht mehr verglast, sondern als gesinterte Masse, Schwahl, erscheint. Eine bestimmte Grenze zwischen Roh- und Garschlacke giebt es nicht.
Folgende Analysen 1) geben über die Zusammensetzung von Roh- und Garschlacke Aufschluſs:
[Tabelle]
I. ist eine sehr gare und II. eine sehr rohe Schlacke von Skebo; beide Analysen rühren von Sefström her, III. ist eine Rohschlacke von Rybnik vom Anfang des Verfrischens von grauem Roheisen, IV. eine Garschlacke aus einer späteren Periode desselben Frischver- suches; beide Analysen sind von Karsten. Daſs reine Rohschlacke ein Singulosilikat sei, ging auch daraus hervor, daſs dieselbe bei dieser Zusammensetzung krystallisierte. Mitscherlich untersuchte krystallisierte Frischschlacke und fand dieselbe zusammengesetzt aus 67,24 Eisenoxydul und 31,16 Kieselsäure, mit einer geringen Bei- mischung von 0,65 Bittererde. Berthier, der die Puddelschlacken chemisch untersuchte, hat keine bestimmten Verbindungen von Eisen- oxydul und Kieselsäure nachweisen können, sondern fand nur in jedem Stadium des Prozesses wechselnde Gemenge 2).
Die Frischschlacke und zwar die Garschlacke ist es, welche die Oxydation des Kohlenstoffs im Roheisen, also das Frischen, bewirkt. Nach Karsten’s Erklärung (2. Aufl., §. 1145) geschieht dies durch das überschüssige Eisenoxydul derselben, welches die Oxydation des
1) Analysen von Sefström in Jern Kontorets Annaler 1825 und Karstens Archiv XIV, 202; Analysen von Berthier, Annales des mines IX, 795, Karstens Archiv XI, 351; Analysen von Karsten, Archiv XV, 44 und 61.
2) Annales des mines IX, 795.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0266"n="250"/><fwplace="top"type="header">Das Eisenfrischen 1816 bis 1830.</fw><lb/>
mehr Kieselsäure als ein einfaches Silikat; es nähert sich einem<lb/>
Bisilikat. Erst nach einiger Zeit tritt die Bildung einer normalen<lb/>
Rohschlacke ein, welche in ihrer Zusammensetzung im allgemeinen<lb/>
einem Singulosilikat entspricht. Im weiteren Verlauf nimmt die<lb/>
Schlacke immer mehr Eisenoxydul auf und geht nach und nach in<lb/>
Garschlacke über, deren Kieselsäuregehalt zuletzt so gering wird, daſs<lb/>
die Masse nicht mehr verglast, sondern als gesinterte Masse, Schwahl,<lb/>
erscheint. Eine bestimmte Grenze zwischen Roh- und Garschlacke<lb/>
giebt es nicht.</p><lb/><p>Folgende Analysen <noteplace="foot"n="1)">Analysen von <hirendition="#g">Sefström</hi> in Jern Kontorets Annaler 1825 und Karstens<lb/>
Archiv XIV, 202; Analysen von <hirendition="#g">Berthier</hi>, Annales des mines IX, 795, Karstens<lb/>
Archiv XI, 351; Analysen von <hirendition="#g">Karsten</hi>, Archiv XV, 44 und 61.</note> geben über die Zusammensetzung von Roh-<lb/>
und Garschlacke Aufschluſs:</p><lb/><table><row><cell/></row></table><p>I. ist eine sehr gare und II. eine sehr rohe Schlacke von <hirendition="#g">Skebo</hi>;<lb/>
beide Analysen rühren von <hirendition="#g">Sefström</hi> her, III. ist eine Rohschlacke<lb/>
von <hirendition="#g">Rybnik</hi> vom Anfang des Verfrischens von grauem Roheisen,<lb/>
IV. eine Garschlacke aus einer späteren Periode desselben Frischver-<lb/>
suches; beide Analysen sind von <hirendition="#g">Karsten</hi>. Daſs reine Rohschlacke<lb/>
ein Singulosilikat sei, ging auch daraus hervor, daſs dieselbe bei<lb/>
dieser Zusammensetzung krystallisierte. <hirendition="#g">Mitscherlich</hi> untersuchte<lb/>
krystallisierte Frischschlacke und fand dieselbe zusammengesetzt aus<lb/>
67,24 Eisenoxydul und 31,16 Kieselsäure, mit einer geringen Bei-<lb/>
mischung von 0,65 Bittererde. <hirendition="#g">Berthier</hi>, der die Puddelschlacken<lb/>
chemisch untersuchte, hat keine bestimmten Verbindungen von Eisen-<lb/>
oxydul und Kieselsäure nachweisen können, sondern fand nur in jedem<lb/>
Stadium des Prozesses wechselnde Gemenge <noteplace="foot"n="2)">Annales des mines IX, 795.</note>.</p><lb/><p>Die Frischschlacke und zwar die <hirendition="#g">Garschlacke</hi> ist es, welche<lb/>
die Oxydation des Kohlenstoffs im Roheisen, also das Frischen, bewirkt.<lb/>
Nach <hirendition="#g">Karsten’s</hi> Erklärung (2. Aufl., §. 1145) geschieht dies durch das<lb/>
überschüssige Eisenoxydul derselben, welches die Oxydation des<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[250/0266]
Das Eisenfrischen 1816 bis 1830.
mehr Kieselsäure als ein einfaches Silikat; es nähert sich einem
Bisilikat. Erst nach einiger Zeit tritt die Bildung einer normalen
Rohschlacke ein, welche in ihrer Zusammensetzung im allgemeinen
einem Singulosilikat entspricht. Im weiteren Verlauf nimmt die
Schlacke immer mehr Eisenoxydul auf und geht nach und nach in
Garschlacke über, deren Kieselsäuregehalt zuletzt so gering wird, daſs
die Masse nicht mehr verglast, sondern als gesinterte Masse, Schwahl,
erscheint. Eine bestimmte Grenze zwischen Roh- und Garschlacke
giebt es nicht.
Folgende Analysen 1) geben über die Zusammensetzung von Roh-
und Garschlacke Aufschluſs:
I. ist eine sehr gare und II. eine sehr rohe Schlacke von Skebo;
beide Analysen rühren von Sefström her, III. ist eine Rohschlacke
von Rybnik vom Anfang des Verfrischens von grauem Roheisen,
IV. eine Garschlacke aus einer späteren Periode desselben Frischver-
suches; beide Analysen sind von Karsten. Daſs reine Rohschlacke
ein Singulosilikat sei, ging auch daraus hervor, daſs dieselbe bei
dieser Zusammensetzung krystallisierte. Mitscherlich untersuchte
krystallisierte Frischschlacke und fand dieselbe zusammengesetzt aus
67,24 Eisenoxydul und 31,16 Kieselsäure, mit einer geringen Bei-
mischung von 0,65 Bittererde. Berthier, der die Puddelschlacken
chemisch untersuchte, hat keine bestimmten Verbindungen von Eisen-
oxydul und Kieselsäure nachweisen können, sondern fand nur in jedem
Stadium des Prozesses wechselnde Gemenge 2).
Die Frischschlacke und zwar die Garschlacke ist es, welche
die Oxydation des Kohlenstoffs im Roheisen, also das Frischen, bewirkt.
Nach Karsten’s Erklärung (2. Aufl., §. 1145) geschieht dies durch das
überschüssige Eisenoxydul derselben, welches die Oxydation des
1) Analysen von Sefström in Jern Kontorets Annaler 1825 und Karstens
Archiv XIV, 202; Analysen von Berthier, Annales des mines IX, 795, Karstens
Archiv XI, 351; Analysen von Karsten, Archiv XV, 44 und 61.
2) Annales des mines IX, 795.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/266>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.