der napoleonischen Regierung den Auftrag, ein Handbuch der Eisen- hüttenkunde zu verfassen, welches, wie erwähnt, 1812 erschien. 1814 wurde Hassenfratz als eifriger Anhänger Napoleons pensioniert und 1815 wurden ihm sämtliche Pensionen entzogen. Er starb am 26. Februar 1827 zu Paris.
Seine Siderotechnik ist eine umfassende Eisenhüttenkunde (4 Bände in Quart mit zahlreichen Figurentafeln), die zwar ganz besonderen Wert für Frankreich hat, aber in ihrem wissenschaftlichen Teil von allgemeiner Bedeutung ist. Jedenfalls hätte sie eine bessere Über- setzung als die höchst mangelhafte von T. L. Hasse, der den Text zum Teil durch zahlreiche eigene Bemerkungen ersetzt und ver- schlechtert hat, verdient. Diese deutsche Übersetzung erschien unter dem Titel: "Das Wichtigste aus der Eisenhüttenkunde", 1820 und 1821 in 2 Bänden.
Übertroffen wurde das Werk von Hassenfratz an Gründlichkeit noch durch das Handbuch der Eisenhüttenkunde von Dr. C. J. B. Karsten, ein Werk, welches an Bedeutung Rinmans Geschichte des Eisens zur Seite gestellt werden kann und das in seiner zweiten -- und namentlich in seiner dritten Auflage in immer umfassenderer Weise das ganze Gebiet der Eisenhüttenkunde behandelt. Karl Johann Bernhard Karsten wurde am 26. November 1782 zu Bützow als zweiter Sohn des Professors Franz Ch. L. Karsten geboren. Er entstammte einer Familie, welche in kurzer Aufeinanderfolge Preussen und der wissenschaftlichen Welt eine Reihe hervorragender Männer geschenkt hatte. Unseres Karstens Grossvater war der berühmte Mathematiker Wenzeslaus Johann Gustav Karsten, Professor erst auf der damals neu gegründeten mecklenburgischen Universität zu Bützow und dann zu Halle, wo er 1787 starb. Sein Neffe war der ausgezeichnete Mineralog Dietrich Ludwig Gustav Karsten, geboren 1768 zu Bützow, welcher in Freiberg Bergwissenschaften studierte, 1783 von dem Staatsminister von Heinitz unter die Zahl der preussischen Bergeleven aufgenommen und dann von diesem in den preussischen Staatsdienst berufen wurde. Er wurde 1789 Assessor am Oberbergamt zu Berlin, 1792, erst 24 Jahre alt, Bergrat, 1797 Oberbergrat und 1803 Geheimer Oberbergrat und Mitglied des Ministeriums für Bergwerksangelegenheiten. Im Jahre 1810 wurde er Staatsrat und General-Bergbau-Direktor, wodurch ihm die Leitung des ganzen preussischen Bergwesens übertragen wurde. Wenige Wochen, nachdem er dieses Amt angetreten hatte, raffte ihn der Tod hinweg.
Einleitung. — Litteratur 1801 bis 1815.
der napoleonischen Regierung den Auftrag, ein Handbuch der Eisen- hüttenkunde zu verfassen, welches, wie erwähnt, 1812 erschien. 1814 wurde Hassenfratz als eifriger Anhänger Napoleons pensioniert und 1815 wurden ihm sämtliche Pensionen entzogen. Er starb am 26. Februar 1827 zu Paris.
Seine Siderotechnik ist eine umfassende Eisenhüttenkunde (4 Bände in Quart mit zahlreichen Figurentafeln), die zwar ganz besonderen Wert für Frankreich hat, aber in ihrem wissenschaftlichen Teil von allgemeiner Bedeutung ist. Jedenfalls hätte sie eine bessere Über- setzung als die höchst mangelhafte von T. L. Hasse, der den Text zum Teil durch zahlreiche eigene Bemerkungen ersetzt und ver- schlechtert hat, verdient. Diese deutsche Übersetzung erschien unter dem Titel: „Das Wichtigste aus der Eisenhüttenkunde“, 1820 und 1821 in 2 Bänden.
Übertroffen wurde das Werk von Hassenfratz an Gründlichkeit noch durch das Handbuch der Eisenhüttenkunde von Dr. C. J. B. Karsten, ein Werk, welches an Bedeutung Rinmans Geschichte des Eisens zur Seite gestellt werden kann und das in seiner zweiten — und namentlich in seiner dritten Auflage in immer umfassenderer Weise das ganze Gebiet der Eisenhüttenkunde behandelt. Karl Johann Bernhard Karsten wurde am 26. November 1782 zu Bützow als zweiter Sohn des Professors Franz Ch. L. Karsten geboren. Er entstammte einer Familie, welche in kurzer Aufeinanderfolge Preuſsen und der wissenschaftlichen Welt eine Reihe hervorragender Männer geschenkt hatte. Unseres Karstens Groſsvater war der berühmte Mathematiker Wenzeslaus Johann Gustav Karsten, Professor erst auf der damals neu gegründeten mecklenburgischen Universität zu Bützow und dann zu Halle, wo er 1787 starb. Sein Neffe war der ausgezeichnete Mineralog Dietrich Ludwig Gustav Karsten, geboren 1768 zu Bützow, welcher in Freiberg Bergwissenschaften studierte, 1783 von dem Staatsminister von Heinitz unter die Zahl der preuſsischen Bergeleven aufgenommen und dann von diesem in den preuſsischen Staatsdienst berufen wurde. Er wurde 1789 Assessor am Oberbergamt zu Berlin, 1792, erst 24 Jahre alt, Bergrat, 1797 Oberbergrat und 1803 Geheimer Oberbergrat und Mitglied des Ministeriums für Bergwerksangelegenheiten. Im Jahre 1810 wurde er Staatsrat und General-Bergbau-Direktor, wodurch ihm die Leitung des ganzen preuſsischen Bergwesens übertragen wurde. Wenige Wochen, nachdem er dieses Amt angetreten hatte, raffte ihn der Tod hinweg.
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Einleitung. — Litteratur 1801 bis 1815.
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wurde Hassenfratz als eifriger Anhänger Napoleons pensioniert und
1815 wurden ihm sämtliche Pensionen entzogen. Er starb am
26. Februar 1827 zu Paris.
Seine Siderotechnik ist eine umfassende Eisenhüttenkunde (4 Bände
in Quart mit zahlreichen Figurentafeln), die zwar ganz besonderen
Wert für Frankreich hat, aber in ihrem wissenschaftlichen Teil von
allgemeiner Bedeutung ist. Jedenfalls hätte sie eine bessere Über-
setzung als die höchst mangelhafte von T. L. Hasse, der den Text
zum Teil durch zahlreiche eigene Bemerkungen ersetzt und ver-
schlechtert hat, verdient. Diese deutsche Übersetzung erschien unter
dem Titel: „Das Wichtigste aus der Eisenhüttenkunde“, 1820 und 1821
in 2 Bänden.
Übertroffen wurde das Werk von Hassenfratz an Gründlichkeit
noch durch das Handbuch der Eisenhüttenkunde von Dr. C. J. B.
Karsten, ein Werk, welches an Bedeutung Rinmans Geschichte
des Eisens zur Seite gestellt werden kann und das in seiner zweiten —
und namentlich in seiner dritten Auflage in immer umfassenderer
Weise das ganze Gebiet der Eisenhüttenkunde behandelt. Karl
Johann Bernhard Karsten wurde am 26. November 1782 zu Bützow
als zweiter Sohn des Professors Franz Ch. L. Karsten geboren. Er
entstammte einer Familie, welche in kurzer Aufeinanderfolge Preuſsen
und der wissenschaftlichen Welt eine Reihe hervorragender Männer
geschenkt hatte. Unseres Karstens Groſsvater war der berühmte
Mathematiker Wenzeslaus Johann Gustav Karsten, Professor
erst auf der damals neu gegründeten mecklenburgischen Universität
zu Bützow und dann zu Halle, wo er 1787 starb. Sein Neffe war der
ausgezeichnete Mineralog Dietrich Ludwig Gustav Karsten,
geboren 1768 zu Bützow, welcher in Freiberg Bergwissenschaften
studierte, 1783 von dem Staatsminister von Heinitz unter die Zahl
der preuſsischen Bergeleven aufgenommen und dann von diesem in
den preuſsischen Staatsdienst berufen wurde. Er wurde 1789 Assessor
am Oberbergamt zu Berlin, 1792, erst 24 Jahre alt, Bergrat, 1797
Oberbergrat und 1803 Geheimer Oberbergrat und Mitglied des
Ministeriums für Bergwerksangelegenheiten. Im Jahre 1810 wurde
er Staatsrat und General-Bergbau-Direktor, wodurch ihm die Leitung
des ganzen preuſsischen Bergwesens übertragen wurde. Wenige
Wochen, nachdem er dieses Amt angetreten hatte, raffte ihn der
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/28>, abgerufen am 23.11.2024.
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