Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.Eiserne Brücken bis 1830. halb Liverpool, wo die Strombreite 1200 Fuss betrug, zu entwerfen,sah er sich nach anderen Hülfsmitteln um und adoptierte das in Amerika bereits eingebürgerte System der Hängebrücken. In Ver- bindung hiermit begann er 1814 seine ausführlichen Versuche über die Festigkeit des Schmiedeeisens. Er konstruierte eine grossartige Hängebrücke, welche aber, weil die Geldmittel zur Ausführung fehlten, nicht zu stande kam. Dagegen entwarf er 1818 das Projekt für die Hängebrücke über den Menai, an derselben Stelle, wo er früher eine gusseiserne Brücke projektiert hatte. Der Fahrdamm derselben lag 100 Fuss über der höchsten Springflut. Der Abstand zwischen den Hängetürmen war 550 Fuss, die Höhe derselben 53 Fuss über der Fahrbahn. 16 Ketten mit 37 Fuss Einschlag sollten die Brücke tragen. Jede Kette war aus 36 Stangen von 1/2zölligem Quadrateisen zusammengesetzt. Auf jeder Seite befanden sich sechs solcher Ketten [Abbildung]
Fig. 103. von 4 Zoll Dicke. 1819 wurde vom Parlament die Konzession erteilt.Das gesamte Eisenwerk wurde auf dem Upton-Eisenwerk in Shrop- shire gewalzt und geschmiedet. Die Enden der Ketten wurden so fest und sicher im Boden verankert, dass sie sich unmöglich lösen konnten; hier kam also ausschliesslich die absolute Festigkeit des Eisens der Ketten in Betracht. Im April 1825 konnte die erste Tragkette in die Höhe gezogen werden und am 30. Januar des folgenden Jahres wurde das kühne Bauwerk, welches in Fig. 103 dargestellt ist, dem Verkehr übergeben. Das Eisengewicht der Brücke betrug 2187 Tonnen in 33265 Stücken. Die ganze Länge der Brücke betrug 1710 Fuss; die gesamten Kosten beliefen sich auf 120000 £. Telfords schmiede- eiserne Brücke über den Menai ist eins der grossen Denkzeichen in der Geschichte der Baukunst. Auch im Hochbau fand das Schmiedeeisen mehr und mehr Ver- Eiserne Brücken bis 1830. halb Liverpool, wo die Strombreite 1200 Fuſs betrug, zu entwerfen,sah er sich nach anderen Hülfsmitteln um und adoptierte das in Amerika bereits eingebürgerte System der Hängebrücken. In Ver- bindung hiermit begann er 1814 seine ausführlichen Versuche über die Festigkeit des Schmiedeeisens. Er konstruierte eine groſsartige Hängebrücke, welche aber, weil die Geldmittel zur Ausführung fehlten, nicht zu stande kam. Dagegen entwarf er 1818 das Projekt für die Hängebrücke über den Menai, an derselben Stelle, wo er früher eine guſseiserne Brücke projektiert hatte. Der Fahrdamm derselben lag 100 Fuſs über der höchsten Springflut. Der Abstand zwischen den Hängetürmen war 550 Fuſs, die Höhe derselben 53 Fuſs über der Fahrbahn. 16 Ketten mit 37 Fuſs Einschlag sollten die Brücke tragen. Jede Kette war aus 36 Stangen von ½zölligem Quadrateisen zusammengesetzt. Auf jeder Seite befanden sich sechs solcher Ketten [Abbildung]
Fig. 103. von 4 Zoll Dicke. 1819 wurde vom Parlament die Konzession erteilt.Das gesamte Eisenwerk wurde auf dem Upton-Eisenwerk in Shrop- shire gewalzt und geschmiedet. Die Enden der Ketten wurden so fest und sicher im Boden verankert, daſs sie sich unmöglich lösen konnten; hier kam also ausschlieſslich die absolute Festigkeit des Eisens der Ketten in Betracht. Im April 1825 konnte die erste Tragkette in die Höhe gezogen werden und am 30. Januar des folgenden Jahres wurde das kühne Bauwerk, welches in Fig. 103 dargestellt ist, dem Verkehr übergeben. Das Eisengewicht der Brücke betrug 2187 Tonnen in 33265 Stücken. Die ganze Länge der Brücke betrug 1710 Fuſs; die gesamten Kosten beliefen sich auf 120000 £. Telfords schmiede- eiserne Brücke über den Menai ist eins der groſsen Denkzeichen in der Geschichte der Baukunst. Auch im Hochbau fand das Schmiedeeisen mehr und mehr Ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0325" n="309"/><fw place="top" type="header">Eiserne Brücken bis 1830.</fw><lb/> halb Liverpool, wo die Strombreite 1200 Fuſs betrug, zu entwerfen,<lb/> sah er sich nach anderen Hülfsmitteln um und adoptierte das in<lb/> Amerika bereits eingebürgerte System der Hängebrücken. In Ver-<lb/> bindung hiermit begann er 1814 seine ausführlichen Versuche über<lb/> die Festigkeit des Schmiedeeisens. Er konstruierte eine groſsartige<lb/> Hängebrücke, welche aber, weil die Geldmittel zur Ausführung fehlten,<lb/> nicht zu stande kam. Dagegen entwarf er 1818 das Projekt für die<lb/> Hängebrücke über den Menai, an derselben Stelle, wo er früher eine<lb/> guſseiserne Brücke projektiert hatte. Der Fahrdamm derselben lag<lb/> 100 Fuſs über der höchsten Springflut. Der Abstand zwischen den<lb/> Hängetürmen war 550 Fuſs, die Höhe derselben 53 Fuſs über der<lb/> Fahrbahn. 16 Ketten mit 37 Fuſs Einschlag sollten die Brücke<lb/> tragen. Jede Kette war aus 36 Stangen von ½zölligem Quadrateisen<lb/> zusammengesetzt. Auf jeder Seite befanden sich sechs solcher Ketten<lb/><figure><head>Fig. 103.</head></figure><lb/> von 4 Zoll Dicke. 1819 wurde vom Parlament die Konzession erteilt.<lb/> Das gesamte Eisenwerk wurde auf dem Upton-Eisenwerk in Shrop-<lb/> shire gewalzt und geschmiedet. Die Enden der Ketten wurden so fest<lb/> und sicher im Boden verankert, daſs sie sich unmöglich lösen konnten;<lb/> hier kam also ausschlieſslich die absolute Festigkeit des Eisens der<lb/> Ketten in Betracht. Im April 1825 konnte die erste Tragkette in<lb/> die Höhe gezogen werden und am 30. Januar des folgenden Jahres<lb/> wurde das kühne Bauwerk, welches in Fig. 103 dargestellt ist, dem<lb/> Verkehr übergeben. Das Eisengewicht der Brücke betrug 2187 Tonnen<lb/> in 33265 Stücken. Die ganze Länge der Brücke betrug 1710 Fuſs;<lb/> die gesamten Kosten beliefen sich auf 120000 £. <hi rendition="#g">Telfords</hi> schmiede-<lb/> eiserne Brücke über den Menai ist eins der groſsen Denkzeichen in<lb/> der Geschichte der Baukunst.</p><lb/> <p>Auch im Hochbau fand das Schmiedeeisen mehr und mehr Ver-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [309/0325]
Eiserne Brücken bis 1830.
halb Liverpool, wo die Strombreite 1200 Fuſs betrug, zu entwerfen,
sah er sich nach anderen Hülfsmitteln um und adoptierte das in
Amerika bereits eingebürgerte System der Hängebrücken. In Ver-
bindung hiermit begann er 1814 seine ausführlichen Versuche über
die Festigkeit des Schmiedeeisens. Er konstruierte eine groſsartige
Hängebrücke, welche aber, weil die Geldmittel zur Ausführung fehlten,
nicht zu stande kam. Dagegen entwarf er 1818 das Projekt für die
Hängebrücke über den Menai, an derselben Stelle, wo er früher eine
guſseiserne Brücke projektiert hatte. Der Fahrdamm derselben lag
100 Fuſs über der höchsten Springflut. Der Abstand zwischen den
Hängetürmen war 550 Fuſs, die Höhe derselben 53 Fuſs über der
Fahrbahn. 16 Ketten mit 37 Fuſs Einschlag sollten die Brücke
tragen. Jede Kette war aus 36 Stangen von ½zölligem Quadrateisen
zusammengesetzt. Auf jeder Seite befanden sich sechs solcher Ketten
[Abbildung Fig. 103.]
von 4 Zoll Dicke. 1819 wurde vom Parlament die Konzession erteilt.
Das gesamte Eisenwerk wurde auf dem Upton-Eisenwerk in Shrop-
shire gewalzt und geschmiedet. Die Enden der Ketten wurden so fest
und sicher im Boden verankert, daſs sie sich unmöglich lösen konnten;
hier kam also ausschlieſslich die absolute Festigkeit des Eisens der
Ketten in Betracht. Im April 1825 konnte die erste Tragkette in
die Höhe gezogen werden und am 30. Januar des folgenden Jahres
wurde das kühne Bauwerk, welches in Fig. 103 dargestellt ist, dem
Verkehr übergeben. Das Eisengewicht der Brücke betrug 2187 Tonnen
in 33265 Stücken. Die ganze Länge der Brücke betrug 1710 Fuſs;
die gesamten Kosten beliefen sich auf 120000 £. Telfords schmiede-
eiserne Brücke über den Menai ist eins der groſsen Denkzeichen in
der Geschichte der Baukunst.
Auch im Hochbau fand das Schmiedeeisen mehr und mehr Ver-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |