von Dufaud 1817 errichtet. Die neue Gründung zu St. Etienne hatte ebenfalls die Einführung des Puddelprozesses vorgesehen.
Unter den sonstigen Ausstellungsobjekten von 1819 sind hervor- zuheben die Artikel aus schmiedbarem Guss (fonte malleable) von Baradelle, ferner Gussstahl und Stahlwaren. Für schmiedbaren Guss hatten Baradelle und Deodor 1818 den Preis der Societe d'encouragement von 3000 Franken, der schon seit 18 Jahren für neue verkäufliche Kleineisenwaren aus diesem Material ausgesetzt war, erhalten.
Gussstahl, der erste, der fabrikmässig in Frankreich bereitet wurde, hatten die Stahlwerke von Berardiere bei St. Etienne, welche einem Herrn Milleret gehörten, ausgestellt. Das Werk beschäftigte damals bereits 120 Arbeiter und lieferte 2400 m-Ctr. Schweissstahl und 300 m-Ctr. Gussstahl im Jahre. Der Gussstahl wurde mit 260 bis 280 Franken pro Meter-Centner bezahlt und war angeblich dem eng- lischen an Güte gleich. Das grösste Stahlwerk war damals das von Garrigon, Sans & Co. in Toulouse, welches 1818 20000 m-Ctr. Stahl, 50000 Sensen und eine grosse Menge Feilen fabrizierte. Die Stahlpro- duktion Frankreichs, welche 1818 118309 m-Ctr. Rohstahl und 2230 m-Ctr. Cementstahl betragen hatte, nahm damals rasch zu. 1819 fabrizierten die beiden genannten Werke von Garrigon in Toulouse und Milleret in Berardiere allein ein Dritteil dieses Quantums. Der Import von Stahl, der immer noch 6030 m-Ctr. Schweissstahl und 3278 m-Ctr. Gussstahl betragen hatte, ging infolgedessen zurück. Ebenso war die Sensenfabrikation im Aufschwung begriffen. 1816 und 1817 hatte Frankreich noch 300000 kg gleich 1200000 Stück Sensen eingeführt.
Blechwalzwerke waren entstanden zu Audencourt, Departement Doubs, Villemonstauson, Departement Aude, Boutancourt, Ardennen, Pont-Saint-Ours und besonders Imphy im Departement von Nievre. Imphy nennt Villefosse das Dillingen Frankreichs. Es fabrizierte damals 1000 m-Ctr. Schwarzblech und 1500 m-Ctr. Weissblech. 1816 hatte der Import von Weissblech 3000 m-Ctr. betragen, 1817 ging er auf 868 m-Ctr. zurück und 1818 deckte bereits die französische Fabri- kation den Bedarf. Im ganzen betrug die Jahresproduktion von Schwarz- und Weissblech damals 43000 m-Ctr.
Im Departement Jura machte Lemyre Nägel aus Blech, kalt geschnitten, wofür er 1817 ein Patent erhalten hatte. Ferner hatten Mouchel in Aigle Draht, verschiedene Pariser Firmen schön polierte Stahlwaren, Reignier Sicherheitsschlösser, die Waffenfabrik zu Thiers (Puy de Dome) gewöhnliche Messer, die Pariser Messerschmiede feine
Frankreich 1816 bis 1830.
von Dufaud 1817 errichtet. Die neue Gründung zu St. Etienne hatte ebenfalls die Einführung des Puddelprozesses vorgesehen.
Unter den sonstigen Ausstellungsobjekten von 1819 sind hervor- zuheben die Artikel aus schmiedbarem Guſs (fonte malleable) von Baradelle, ferner Guſsstahl und Stahlwaren. Für schmiedbaren Guſs hatten Baradelle und Déodor 1818 den Preis der Societé d’encouragement von 3000 Franken, der schon seit 18 Jahren für neue verkäufliche Kleineisenwaren aus diesem Material ausgesetzt war, erhalten.
Guſsstahl, der erste, der fabrikmäſsig in Frankreich bereitet wurde, hatten die Stahlwerke von Bérardière bei St. Etienne, welche einem Herrn Milleret gehörten, ausgestellt. Das Werk beschäftigte damals bereits 120 Arbeiter und lieferte 2400 m-Ctr. Schweiſsstahl und 300 m-Ctr. Guſsstahl im Jahre. Der Guſsstahl wurde mit 260 bis 280 Franken pro Meter-Centner bezahlt und war angeblich dem eng- lischen an Güte gleich. Das gröſste Stahlwerk war damals das von Garrigon, Sans & Co. in Toulouse, welches 1818 20000 m-Ctr. Stahl, 50000 Sensen und eine groſse Menge Feilen fabrizierte. Die Stahlpro- duktion Frankreichs, welche 1818 118309 m-Ctr. Rohstahl und 2230 m-Ctr. Cementstahl betragen hatte, nahm damals rasch zu. 1819 fabrizierten die beiden genannten Werke von Garrigon in Toulouse und Milleret in Bérardière allein ein Dritteil dieses Quantums. Der Import von Stahl, der immer noch 6030 m-Ctr. Schweiſsstahl und 3278 m-Ctr. Guſsstahl betragen hatte, ging infolgedessen zurück. Ebenso war die Sensenfabrikation im Aufschwung begriffen. 1816 und 1817 hatte Frankreich noch 300000 kg gleich 1200000 Stück Sensen eingeführt.
Blechwalzwerke waren entstanden zu Audencourt, Departement Doubs, Villemonstauson, Departement Aude, Boutancourt, Ardennen, Pont-Saint-Ours und besonders Imphy im Departement von Nièvre. Imphy nennt Villefosse das Dillingen Frankreichs. Es fabrizierte damals 1000 m-Ctr. Schwarzblech und 1500 m-Ctr. Weiſsblech. 1816 hatte der Import von Weiſsblech 3000 m-Ctr. betragen, 1817 ging er auf 868 m-Ctr. zurück und 1818 deckte bereits die französische Fabri- kation den Bedarf. Im ganzen betrug die Jahresproduktion von Schwarz- und Weiſsblech damals 43000 m-Ctr.
Im Departement Jura machte Lemyre Nägel aus Blech, kalt geschnitten, wofür er 1817 ein Patent erhalten hatte. Ferner hatten Mouchel in Aigle Draht, verschiedene Pariser Firmen schön polierte Stahlwaren, Reignier Sicherheitsschlösser, die Waffenfabrik zu Thiers (Puy de Dôme) gewöhnliche Messer, die Pariser Messerschmiede feine
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Frankreich 1816 bis 1830.
von Dufaud 1817 errichtet. Die neue Gründung zu St. Etienne
hatte ebenfalls die Einführung des Puddelprozesses vorgesehen.
Unter den sonstigen Ausstellungsobjekten von 1819 sind hervor-
zuheben die Artikel aus schmiedbarem Guſs (fonte malleable) von
Baradelle, ferner Guſsstahl und Stahlwaren. Für schmiedbaren
Guſs hatten Baradelle und Déodor 1818 den Preis der Societé
d’encouragement von 3000 Franken, der schon seit 18 Jahren für neue
verkäufliche Kleineisenwaren aus diesem Material ausgesetzt war,
erhalten.
Guſsstahl, der erste, der fabrikmäſsig in Frankreich bereitet
wurde, hatten die Stahlwerke von Bérardière bei St. Etienne, welche
einem Herrn Milleret gehörten, ausgestellt. Das Werk beschäftigte
damals bereits 120 Arbeiter und lieferte 2400 m-Ctr. Schweiſsstahl und
300 m-Ctr. Guſsstahl im Jahre. Der Guſsstahl wurde mit 260 bis
280 Franken pro Meter-Centner bezahlt und war angeblich dem eng-
lischen an Güte gleich. Das gröſste Stahlwerk war damals das von
Garrigon, Sans & Co. in Toulouse, welches 1818 20000 m-Ctr. Stahl,
50000 Sensen und eine groſse Menge Feilen fabrizierte. Die Stahlpro-
duktion Frankreichs, welche 1818 118309 m-Ctr. Rohstahl und 2230 m-Ctr.
Cementstahl betragen hatte, nahm damals rasch zu. 1819 fabrizierten
die beiden genannten Werke von Garrigon in Toulouse und Milleret
in Bérardière allein ein Dritteil dieses Quantums. Der Import von
Stahl, der immer noch 6030 m-Ctr. Schweiſsstahl und 3278 m-Ctr.
Guſsstahl betragen hatte, ging infolgedessen zurück. Ebenso war die
Sensenfabrikation im Aufschwung begriffen. 1816 und 1817 hatte
Frankreich noch 300000 kg gleich 1200000 Stück Sensen eingeführt.
Blechwalzwerke waren entstanden zu Audencourt, Departement
Doubs, Villemonstauson, Departement Aude, Boutancourt, Ardennen,
Pont-Saint-Ours und besonders Imphy im Departement von Nièvre.
Imphy nennt Villefosse das Dillingen Frankreichs. Es fabrizierte
damals 1000 m-Ctr. Schwarzblech und 1500 m-Ctr. Weiſsblech. 1816
hatte der Import von Weiſsblech 3000 m-Ctr. betragen, 1817 ging er
auf 868 m-Ctr. zurück und 1818 deckte bereits die französische Fabri-
kation den Bedarf. Im ganzen betrug die Jahresproduktion von
Schwarz- und Weiſsblech damals 43000 m-Ctr.
Im Departement Jura machte Lemyre Nägel aus Blech, kalt
geschnitten, wofür er 1817 ein Patent erhalten hatte. Ferner hatten
Mouchel in Aigle Draht, verschiedene Pariser Firmen schön polierte
Stahlwaren, Reignier Sicherheitsschlösser, die Waffenfabrik zu Thiers
(Puy de Dôme) gewöhnliche Messer, die Pariser Messerschmiede feine
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/347>, abgerufen am 22.11.2024.
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