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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Fachschulen und Vereine 1831 bis 1850.
bald weithin bekannt wurde. Nur wer zu seinen Füssen gesessen,
weiss seine hohe Bedeutung als Lehrer ganz zu würdigen. Schwerlich
hat es je einen gegeben, der die verwickeltsten und trockensten tech-
nischen Vorgänge in so klarer und fesselnder Weise vorzutragen ver-
stand. Seine Bedeutung geht aber weit über seine Lehrthätigkeit hinaus:
er lebte in und mit der Eisenindustrie, griff anregend, fördernd und hel-
fend ein, wo sich Gelegenheit bot, war selbst erfinderisch thätig und hat
an dem Aufschwung des Eisengewerbes in Österreich-Ungarn und auch
in Deutschland durch seine eigenen Ideen und durch seine zahlreichen
Schüler mitgewirkt. Sein Fleiss und seine Bescheidenheit waren gleich
gross. Sein Name ist überall bekannt, wo Eisen bereitet wird, und noch bis
vor kurzem lauschte man dem Rate des hochgeehrten, erfahrenen
Greises. Theorie und Praxis der Eisenhüttenkunde harmonisch zu
pflegen, war der Grundsatz, der ihn leitete und den er mit grösstem Er-
folge verwirklicht hat. Am 4. November 1840 wurde die neue monta-
nistische Lehranstalt zu Vordernberg eröffnet und Tunner feierlich
in sein neues Amt eingeführt. Die Vordernberger Anstalt entwickelte
sich rasch zu gedeihlicher Blüte. Aber die Verhältnisse waren be-
schränkt, und das Bedürfnis, die Anstalt selbständig und unabhängig
zu machen und zu einer selbständigen Akademie für Bergbau und
Hüttenwesen zu erweitern, wurde immer fühlbarer. Der Sturm vom
Jahre 1848 und die Revolution in Ungarn, welche die Thore der
Bergakademie zu Schemnitz für längere Zeit den Ausländern ver-
schloss, gab die unmittelbare Veranlassung hierzu. Der österreichische
Kaiserstaat übernahm die Lehranstalt und verlegte sie 1849 nach
Leoben. Peter Tunner verblieb an der Spitze der neugegründeten
kaiserl. königl. Montanlehranstalt zu Leoben, die 1861 zur Berg-
akademie erhoben wurde.

In Belgien wurde auf Anregung des Königs Leopold durch Be-
schluss vom 27. September 1836 eine besondere Bergschule zu
Lüttich gegründet. Am 1. Oktober 1838 erhielt dieselbe ihre voll-
ständige Organisation.

In Spanien wurde 1836 die Bergschule zu Madrid gegründet,
welche die Ausbildung der Staatsingenieure bezweckte, während die
ältere, bereits 1777 gegründete Bergschule zu Almaden für die Aus-
bildung von Unterbeamten bestimmt war.

Nicht unerwähnt darf die Gründung zahlreicher Gewerbe-
vereine
in Deutschland innerhalb dieses Zeitraumes bleiben, da die-
selben sich grosse Verdienste um die Ausbreitung technischer Kenntnisse
erworben und zur geistigen Hebung des deutschen Gewerbestandes

Fachschulen und Vereine 1831 bis 1850.
bald weithin bekannt wurde. Nur wer zu seinen Füſsen gesessen,
weiſs seine hohe Bedeutung als Lehrer ganz zu würdigen. Schwerlich
hat es je einen gegeben, der die verwickeltsten und trockensten tech-
nischen Vorgänge in so klarer und fesselnder Weise vorzutragen ver-
stand. Seine Bedeutung geht aber weit über seine Lehrthätigkeit hinaus:
er lebte in und mit der Eisenindustrie, griff anregend, fördernd und hel-
fend ein, wo sich Gelegenheit bot, war selbst erfinderisch thätig und hat
an dem Aufschwung des Eisengewerbes in Österreich-Ungarn und auch
in Deutschland durch seine eigenen Ideen und durch seine zahlreichen
Schüler mitgewirkt. Sein Fleiſs und seine Bescheidenheit waren gleich
groſs. Sein Name ist überall bekannt, wo Eisen bereitet wird, und noch bis
vor kurzem lauschte man dem Rate des hochgeehrten, erfahrenen
Greises. Theorie und Praxis der Eisenhüttenkunde harmonisch zu
pflegen, war der Grundsatz, der ihn leitete und den er mit gröſstem Er-
folge verwirklicht hat. Am 4. November 1840 wurde die neue monta-
nistische Lehranstalt zu Vordernberg eröffnet und Tunner feierlich
in sein neues Amt eingeführt. Die Vordernberger Anstalt entwickelte
sich rasch zu gedeihlicher Blüte. Aber die Verhältnisse waren be-
schränkt, und das Bedürfnis, die Anstalt selbständig und unabhängig
zu machen und zu einer selbständigen Akademie für Bergbau und
Hüttenwesen zu erweitern, wurde immer fühlbarer. Der Sturm vom
Jahre 1848 und die Revolution in Ungarn, welche die Thore der
Bergakademie zu Schemnitz für längere Zeit den Ausländern ver-
schloſs, gab die unmittelbare Veranlassung hierzu. Der österreichische
Kaiserstaat übernahm die Lehranstalt und verlegte sie 1849 nach
Leoben. Peter Tunner verblieb an der Spitze der neugegründeten
kaiserl. königl. Montanlehranstalt zu Leoben, die 1861 zur Berg-
akademie erhoben wurde.

In Belgien wurde auf Anregung des Königs Leopold durch Be-
schluſs vom 27. September 1836 eine besondere Bergschule zu
Lüttich gegründet. Am 1. Oktober 1838 erhielt dieselbe ihre voll-
ständige Organisation.

In Spanien wurde 1836 die Bergschule zu Madrid gegründet,
welche die Ausbildung der Staatsingenieure bezweckte, während die
ältere, bereits 1777 gegründete Bergschule zu Almaden für die Aus-
bildung von Unterbeamten bestimmt war.

Nicht unerwähnt darf die Gründung zahlreicher Gewerbe-
vereine
in Deutschland innerhalb dieses Zeitraumes bleiben, da die-
selben sich groſse Verdienste um die Ausbreitung technischer Kenntnisse
erworben und zur geistigen Hebung des deutschen Gewerbestandes

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[391/0407] Fachschulen und Vereine 1831 bis 1850. bald weithin bekannt wurde. Nur wer zu seinen Füſsen gesessen, weiſs seine hohe Bedeutung als Lehrer ganz zu würdigen. Schwerlich hat es je einen gegeben, der die verwickeltsten und trockensten tech- nischen Vorgänge in so klarer und fesselnder Weise vorzutragen ver- stand. Seine Bedeutung geht aber weit über seine Lehrthätigkeit hinaus: er lebte in und mit der Eisenindustrie, griff anregend, fördernd und hel- fend ein, wo sich Gelegenheit bot, war selbst erfinderisch thätig und hat an dem Aufschwung des Eisengewerbes in Österreich-Ungarn und auch in Deutschland durch seine eigenen Ideen und durch seine zahlreichen Schüler mitgewirkt. Sein Fleiſs und seine Bescheidenheit waren gleich groſs. Sein Name ist überall bekannt, wo Eisen bereitet wird, und noch bis vor kurzem lauschte man dem Rate des hochgeehrten, erfahrenen Greises. Theorie und Praxis der Eisenhüttenkunde harmonisch zu pflegen, war der Grundsatz, der ihn leitete und den er mit gröſstem Er- folge verwirklicht hat. Am 4. November 1840 wurde die neue monta- nistische Lehranstalt zu Vordernberg eröffnet und Tunner feierlich in sein neues Amt eingeführt. Die Vordernberger Anstalt entwickelte sich rasch zu gedeihlicher Blüte. Aber die Verhältnisse waren be- schränkt, und das Bedürfnis, die Anstalt selbständig und unabhängig zu machen und zu einer selbständigen Akademie für Bergbau und Hüttenwesen zu erweitern, wurde immer fühlbarer. Der Sturm vom Jahre 1848 und die Revolution in Ungarn, welche die Thore der Bergakademie zu Schemnitz für längere Zeit den Ausländern ver- schloſs, gab die unmittelbare Veranlassung hierzu. Der österreichische Kaiserstaat übernahm die Lehranstalt und verlegte sie 1849 nach Leoben. Peter Tunner verblieb an der Spitze der neugegründeten kaiserl. königl. Montanlehranstalt zu Leoben, die 1861 zur Berg- akademie erhoben wurde. In Belgien wurde auf Anregung des Königs Leopold durch Be- schluſs vom 27. September 1836 eine besondere Bergschule zu Lüttich gegründet. Am 1. Oktober 1838 erhielt dieselbe ihre voll- ständige Organisation. In Spanien wurde 1836 die Bergschule zu Madrid gegründet, welche die Ausbildung der Staatsingenieure bezweckte, während die ältere, bereits 1777 gegründete Bergschule zu Almaden für die Aus- bildung von Unterbeamten bestimmt war. Nicht unerwähnt darf die Gründung zahlreicher Gewerbe- vereine in Deutschland innerhalb dieses Zeitraumes bleiben, da die- selben sich groſse Verdienste um die Ausbreitung technischer Kenntnisse erworben und zur geistigen Hebung des deutschen Gewerbestandes

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/407>, abgerufen am 22.11.2024.